• Nach langem Überlegen, und stillem mitlesen schreib ich auch mal etwas über mich und mein erlebtes, damit ihr wisst mit wem ihr es zu tun habt :smiling_face:
    Bei mir geht es um Alk in der Familie und Missbrauch ( worüber ich aber noch nicht schreiben möchte)

    Meine Mutter war mit nem Alki zusammen (etwa 6 Jahre), der aber als Person an sich ganz ok war. Er gab uns immer das gefühl das wir was wert ind, hat für uns gesorgt und auch dafür gesorgt das Essen auf dem Tisch war. Meine Mutter soff fröhlich mit, und es passierte eine Peinlichkeit nach der anderen. Was hab ich mich geschämt, konnte nie jemanden mit nach Hause bringen.
    Und wenn sie im Suff gestritten haben, gings es oft soweit das sie aufeinander einschlugen. Es war für mich als Kind einfach schrecklich. Ich lag oft Nachts im Bett, und immer wenn ein bestimmtes Lied kam wusste ich es eskaliert wieder. Ob es immer so war weiss ich nicht mehr, ich bring es jedenfalls immer mit diesem Lied in Verbindung. Uns Kinder hat er aber nie angefasst, da tat er alles damit es uns gut geht. Was das mit meiner Mutter natürlich nicht entschuldigt.

    Meine Mutter kam irgendwann ins Krankenhaus, wegen magengeschwüre. da lernte sie nen anderen Kerl kennen der dann bei der Entlassung direkt bei uns einzog, und der andere packte seine Sachen und ging.

    Ich glaube, soweit ich mich erinnern kann fing damit der schlimmste teil meines Lebens an. meine Mutter soff ab diesen Tag nichts mehr, aber er war brutal und machte uns das leben zur Hölle. Da wünschte ich mir den Alk zurück, es war eklig, ich schämte mich aber es war mir lieber als das.

    Nach paar Jahren schaffte es meine Mutter sich von ihm zu trennen, und wir mussten Anonym nach Berlin ziehen um Ruhe zu haben, was aber nicht viel brachte. Er fand uns irgendwann und lauerte uns ständig auf.
    Irgendwann war jedenfalls Ruhe....Da war ich 17Jahre.

    Gegenüber von uns entdeckte meine Mutter dann die Kneipe....und die Sauferei ging wieder los.
    Ich fühlte mich schon als Kind verantwortlich für sie, und passte immer auf sie auf. Ich glaube ich bin sogar abhängig von ihr gewesen, und bin es teils heute noch.
    Ich ging jeden Abend mit ihr rüber und verbrachte dort bis früh 6uhr...entweder ging ich von dort aus zur Schule oder hab es eben gelassen. Hab alles mögliche über mich ergehen lassen (wie immer).... Meine Mutter war wichtiger, ich musste ja auf sie aufpassen, und wehe ich stellte mich gegen sie.
    Das zog sich auch wieder Jahre hin.

    Heut ist sie komplett weg vom Umfeld da, und rührt keinen Alk mehr an.
    Ich selber hatte auch Phasen wo ich tief drin hing, mit Alk und Drogen Jonglierte, aber es war eher Missbrauch. Einfach um zu flüchten, nichts spüren zu müssen.

    Die Zeiten sind zum Glück vorbei, und ich ekel mich immer mehr vor dem Alk. Komme nicht mehr ran und will es auch nicht.

    Im moment ist die Zeit bei mir in der Therapie dran, und ich merke immer mehr wie sich Hass und Wut aufbaut. Wut auf meine Mutter, Wut auf ihre Kerle, Wut auf ihre eigene Welt die sie sich zusammen bastelte, wo ihre Kinder aber keinen Platz hatten, wo die Sicherheit keine war. Wut auf mich weil ich so gehandelt habe wie es da steht....Wut auf die ganze Situation.

    Irgendwie verhädder ich mich gerade, und ist ja doch recht viel geworden.
    Ich schicks mal ab.
    Danke fürs Lesen :- )

  • Innerhalb der Familie ist sowas immer schlimm, weil man kann (auch wenn man es will) nicht an den Kindern vorbei fahren.

    Wenn aber Kinder die Fürsorge übernehmen müssen, im Grunde den Part des Erwachsenen übernehmen (müssen), dann sollte eigentlich das Jugendamt tätig werden.
    Da aber jeder wegschaut, weil in der Schule müsst es eigentlich aufgefallen sein, da passiert natürlich nichts - zum kotzen.

    Ich wünsch dir viel Kraft und Durchhaltevermögen, dass du mit der Therapie das weitgehend verarbeiten und endlich dann deinen Weg gehen kannst.

    LG Franz

  • Hallo Jacky,

    erst einmal großen Respekt, dass du so offen über all das Schreiben kannst. All das Schlimme hat dich nicht zerstört und das zeugt von einer großen inneren Stärke! Und es ist gut, dass du Wut empfinden kannst, aber sie sollte da bleiben wo sie hingehört und sich nicht gegen dich richten! Du warst das Kind, ein Kind ist immer unschuldig! Denn Kinder sind tatsächlich von ihren Eltern abhängig. Und wenn es so schlimm ist wie bei dir, schaffen sie es nicht, sich zu lösen, wie es in der Pubertät normal ist. Du konntest nichts dafür! Du bist das Opfer, nicht der Täter!

    Ich wünsch dir auch ganz ganz viel Kraft für die Therapie!!!!

    Liebe Grüße
    rose

  • Zitat von Franz;116613


    Wenn aber Kinder die Fürsorge übernehmen müssen, im Grunde den Part des Erwachsenen übernehmen (müssen), dann sollte eigentlich das Jugendamt tätig werden.
    Da aber jeder wegschaut, weil in der Schule müsst es eigentlich aufgefallen sein, da passiert natürlich nichts - zum kotzen.

    aufgefallen ist es wahrscheinlich schon, wenn ich mir so die beurteilungen meiner ersten zeugnisse anschaue. meine therapeutin meint auch dass so beurteilungen auf dem zeugniss wohl der letzte versuch war an meine mutter ran zu kommen, weil sie zu elternversammlungen und elternsprechstunden nie erschien. hier und da wurde auch immer mal gefragt ob was schief läuft. aber ich be-neinte es immer wieder.

    Zitat von Franz;116613


    Ich wünsch dir viel Kraft und Durchhaltevermögen, dass du mit der Therapie das weitgehend verarbeiten und endlich dann deinen Weg gehen kannst.
    LG Franz

    danke dir

    @gelberose
    dir auch danke für deine worte.
    im kopf ist es alles klar, muss nur noch im bauch ankommen.
    und leider..doch ich bin innerlich zerstört und das muss ich jetzt irgentwie mit hilfe der thera wieder zusammen flicken.

    wird auf jeden fall nen schwerer langer weg und ich merke jetzt schon wie chaotisch es in mir wirklich zugeht.
    ist nicht meine erste thera, aber vorher konnte ich mich nicht wirklich öffnen bzw zulassen was da in mir ist. und eigendlich gings in der thera mehr darum mich irgndwie über wasser zu halten.

    jetzt erst gehts wirklich ans eingemachte, und ich glaube jetzt bin ich auch bereit dafür :smiling_face:

    viele grüße

  • Wenn etwas zerstört ist, lässt es sich nicht mehr zusammen flicken! :winking_face: Es ist was kaputt gegangen, aber nicht zerstört, da besteht für mich ein Unterschied! :smiling_face:
    Ja, der Weg ist lang und schwer, aber er lohnt sich! Das Gefühl braucht immer länger als der Verstand, aber es kommt irgendwann hinterher!

    Liebe Grüße
    rose

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