Kleptomanie

  • Hallo ihr lieben,

    vielleicht kann mir ja jemand von euch weiter helfen?! War jemand von euch schon mal direkt oder indirekt von Kleptomanie (Stehl-Sucht) betroffen, also entweder selbst oder im Familien-/Bekannten-/Freundeskreis? Ich habe nämlich den Verdacht, dass mein Verlobter darunter leidet. Er stiehlt Dinge, die er gar nicht brauchen kann, es gibt ihm irgendwie nen Kick, er weiß aber gar nicht so genau, warum er es tut. Und hat dann hinterher ein unheimlich schlechtes Gewissen und kann es trotzdem nicht lassen, obwohl er weiß, dass er unsere Zukunft damit aufs Spiel setzt, die ihm, soweit ich das beurteilen kann, eigentlich ne Menge bedeutet... Wer hat Erfahrungen mit dem Thema und kann mir paar Infos drüber geben, also z.B. gibt es Therapiemöglichkeiten, wie stehen die Chancen auf "Heilung" und was kann / muss / soll ich tun?

    Vielen Dank für eure Hilfe!

    Liebe Grüße
    rose

  • Hi gelberose,

    erstmal eine Frage: Du hast einen Verdacht oder weißt Du es? Es hört sich mehr so an, als hättet ihr schon über das Problem gesprochen.

    Ich hatte als Jugendlicher so eine Phase, die hat sich bei mir dadurch erledigt, daß ich abhängig wurde. Es ging mir damals auch in erster Linie um den kick, mich zu beweisen, Bestätigung, irgendsoetwas. Ich hätte auch niemals einen vernünftigen Grund nennen können, wie denn auch. Es handelt sich eventuell um eine Form von psychischer Störung, da kann der Betroffene nie einen wirklichen Grund angeben. Die Gefährdung von Familie, Zukunft und ähnlichem ist auch kein Hindernis. Es ist letztendlich wie bei einem Süchtigen. Dem kannst Du tausendmal etwas von Familie und Zukunft erzählen, er wird alles total zerknirscht zugeben und am nächsten Tag doch wieder die gleiche Sch..... machen, weil er eben nicht anders kann. Sieh es unter diesem Gesichtspunkt und handele so, wie es Angehörigen immer wieder empfohlen wird: nicht ins Gewissen reden, das macht es höchstens schlimmer. Nicht logisch dagegen argumentieren, das funktioniert bekannterweise bei psychischen Problemen nicht. Sachlich das Problem ansprechen, mit dem Betroffenen gemeinsam Lösungsmöglichkeiten suchen. Aktiv bei der gewählten Lösung unterstützen. Wenn das längerfristig auch nichts ändert, dann nicht nur das "entweder", sondern auch das "oder" unmißverständlich ansprechen.

    Einen Rat kann ich nicht wirklich geben, aber wenn man bei Google "Kleptomanie therapie" eingibt finden sich erste Ansätze. Suche da mal weiter, Du kennst die Situation am besten. Auch bei diesem Thema kann eine kompetente Suchtberatung bzw-. psychologische Beratungsstelle sicherlich weiterhelfen.

    Grüße

    det

  • Hi gelbe Rose, das tut mir leid, daß Dein Freund darunter leidet. Ich habe da mal einen Bericht gesehen im Fernsehen und es soll wirklich um den Kick gehen. Ist eine anerkannte psyschiche Krankheit, die aber auch heilbar ist, wie andere Süchte auch. In dem Beitrag, den ich gesehen habe, ging es um eine Frau und da kam raus, daß sie Defizite mit Zuwendung in der Kindheit hatte und Streß auf der Arbeit. Sie mußte das machen, es ging ihr dabei nicht mal um bestimmte Dinge zu stehlen, sondern nur um irgendwas zu stehlen. Richtig weiterhelfen kann ich Dir nicht. Vielleicht weiß Franz ja etwas genaueres oder kann sich schlau machen. Ich denke mal eine Suchtberatung hilft da auch. Mensch, das ist ja richtig ärgerlich, daß ihr jetzt noch ein Problem dazubekommen habt. Schick Dir Kraft. Lg. Tine

  • hallo Rose,

    ich habe früher auch viel Dinge in Läden geklaut. Meine schlimmste Zeit war, als ich noch drauf war. Ich habe damals einige Anzeigen kassiert und trotzdem nicht aufhören können/wollen. Bei mir waren es auch sehr oft total unnütze Dinge, aber ein schlechtes Gewissen hatte ich hinter nicht, so wie dein Freund. Im Nachhinein würde ich sagen, dass mich damals das Gleiche zum Klauen gebracht hat, wie auch zum Drogenkonsum. Da ich damals allerdings noch nicht den Zusammenhang zwischen einzelnen Abhängigkeiten sehen konnte, war mir auch nicht klar, dass dies einfach ein weiterer Teil meiner Sucht war. Ich lebte sie auf viele verschiedene Arten aus. Seit ich meine Thera gemacht habe, ist mir überhaupt nicht mehr danach zu klauen.

    Du hast mal erzählt, dass dein Freund auch ein Suchtproblem hat, ich glaube es war Abhängigkeit von irgendwelchen Opiaten, oder? Die Kleptomanie ist nur ein weiteres Symptom seiner Sucht, würde ich deshalb sagen. Wenn er das Mittel nicht mehr nimmt, wird es also Suchtverlagerung sein. Macht er denn derzeit eine Thera?

    LG, alive

  • Danke für euere Antworten.
    Also cprofessionell bestätigt wurde es bisher nicht, aber nach allem was wir besprochen haben und was ich im Internet gelesen habe, habe ich halt den starken Verdacht, dass es so ist und auch er selbst gesteht ein, dass es das sein könnte.

    Ja, er war frühger stark tramal und dann morphiumabhängig, hat vor va. 2-3 Monaten auch noch das rauchen aufgehört, hat also gar nichts mehr, womit er Sucht ausleben könnte, das könnte daher schon kommen.
    Nein, er macht keine Thera, aber bemüht sich jetzt aktiv drum, weil er merkt, dass es so nimmer weiter geht.

  • Hey rose,
    das Problem kenn ich auch zu gut.
    Bei mir fing so eigentlich alles schleichend an. Habe über ein Jahr krankhaft geklaut und fast täglich.
    Wie hier schon geschrieben, es ging mir ebenfalls nicht um die materiellen Dinge, weil ich die meisten danach weggeworfen oder verschenkt habe.
    Es war dieses gewisse Etwas!
    Konnte kaum mehr "einfach so" in ein Geschäft gehen. Und wenn ich dann drin war, war es ein riesiger Gewaltakt, ohne irgendwas rauszugehen.
    Meine Eltern meinten auch, wenn das irgendwer mitbekommt. Kleines Dorf, da merkt man sowas ja schnell. Aber das war mir egal. Es war der Kick, die Bestätigung.

    Irgendwann hab ich ne Thera gemacht, dachte es hat aufgehört, aber es hat sich nur verändert.
    Ich sehe dem ganzen kritisch entgegen, wenn er sagt er schafft das allein.
    Ich will ihm nicht vorwegnehmen, vielleicht packt er es ja mit nem Willen. WEr weiß.
    Aber für mich hört sich dass nach einer "schlichten" Verlagerung an.
    Und du weißt ja selbst, solche Verhaltensweisen sind nur Ausdruck für das innere.

    Hast ihn schonmal gefragt, wieso er keine Thera will?


    Gruß, Zyna

  • Ich kann mich da Fritz nur anschließen:

    Hatte in meiner Jugend auch eine Phase, in der ich und ein Kumpel in Läden gegangen sind und schon fast proffesionell (bin nicht stolz drauf) geklaut haben. Der Adrenalinausstoss, während man einsteckt und wenn mann rausgeht, sowie der Endorphinausstoss wenn man draussen ist und es geklappt hat ist immenz.

    Was ich aber nicht wusste ist, das Kleptomanie als Sucht gilt...Wieder was dazu gelernt.

    Gruss, Mista Nice

  • Zyna: Da hast du was falsch verstanden, er will ja Therapie machen und Sucht sich jetzt ja auch Theras

    @Mista: Die Wissenschaftler sind sich nicht ganz einig, ob es Sucht oder Zwang ist...

    Ich hab mit ihm nochmal geredet, also wirklich schlimm geworden ist es, seit er keine Medis mehr nimmt und nicht mehr raucht, also keine Sucht mehr hat... Also denke ich, dass es ganz klar eine Suchtverlagerung ist... *seufz*

  • Hi,

    ehrlich gesagt, ob es eine Sucht oder ein Zwang ist .... ist es wichtig, welchen Namen das bekommt? Nach meinem persönlichen Verständnis ist Sucht der Extremfall von zwanghaftem Verhalten. Doch nochmal: es ist nur eine Bezeichnung, das ändert nichts am Problem. Entscheidend ist doch, das es therapierbar ist. Und das ist das Thema, hier sollte schnellstens etwas passieren. Wenn es eine Art von Ersatzsucht ist, dann heißt das doch, daß da wesentliche Probleme angegangen werden müssen bevor es möglicherweise noch in einen Rückfall mündet. So sehe ich es jedenfalls.

    Grüße

    det

  • Zitat

    Hmm, also dann wohl wieder zurück zu Medis und Kippen?


    Ich denke nicht, dass das die Lösung sein kann...

    Ja, det, du hast Recht, nur so schnell ne Thera zu bekommen ist schwierig, da er zudem noch im Rollstuhl sitzt und nicht bei jedem Thera rein kommt

  • Endlich hatte ich Zeit und daher verschieb ich das nun, es gehört nach ICD 10 nihct bei 'Sucht eingeordnet.

    Zitat

    F63.2 Pathologisches Stehlen [Kleptomanie]

    Definition Die Störung charakterisiert wiederholtes Versagen Impulsen zu widerstehen, Dinge zu stehlen, die nicht dem persönlichen Gebrauch oder der Bereicherung dienen. Statt dessen werden die Gegenstände weggeworfen, weggegeben oder gehortet. Dieses Verhalten ist meist mit wachsender innerer Spannung vor der Handlung und einem Gefühl von Befriedigung während und sofort nach der Tat verbunden.

    LG Franz

  • ich hab viel gestohlen.. extrem und bin zum glück nie erwischt worden.. auf Benzos hab ich oft blödsinn gestohlen wobei ich da eher für andre gestohlen hab und die sachen eingetauscht habe..
    ansonsten hab ich oft sehr oft aus not gestohlen.. weil ich nichts zum essen hatte oder mein gewand schon so zerissen war, das es gar nicht mehr ging..

    heute muss ich mich manchmal schon bemühen, mir nicht zu denken nö das kauf ich nicht das is ja viel zu billig od zu teuer, das nehm ich mit.. manchmal bekomm ich diesen gedanken noch..

    allerdings hab ich immer nur in großen geschäften gestohlen mit versicherungen.. nie beim alten greis neben an und auch leute habe ich nicht bestohlen.

    ne kleptomanien hatte ich im heim wo ich war..

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