Ab wann ist ein Leben zu schützen?

  • Zitat von Passenger;132800

    Welch epochale, der Diskussion weiterhelfende Aussage.:16:



    Du wolltest die Diskussion weiter führen? Ich hatte eher den Eindruck, dass du dich mit deinem „Könnt ihr nicht lesen“-Gejeier mehr oder weniger subtil heraus winden wolltest, sobald sich eine Diskussion anbahnte. Was ich an deiner Aussage kritisiere, steht in meinem ersten Posting auf der vorherigen Seite. Da du ja in diesem Thread scheinbar der Einzige bist der lesen kann, wird es dir nicht schwerfallen die Antwort auf deine Frage dort zu finden. Oki? Gut.

  • OT:
    Nicht gut, weil ich kann auch lesen, zwar sicher nicht so gut wie manche studierte Leute, aber jetzt is Schluss mit den ganzen unterschwelligen Beleidigungen - sonst ich machen Thread zu!

    Liebe Grüße aus Bayern!
    Franz

  • Moin Passenger!

    ......noch mal OT

    Was mir bei Deinen Beiträgen grundsätzlich auffällt, Du bist an keinerlei Diskussion interessiert, Du wirfst lediglich mit Pauschalaussagen um Dich.
    Das kann natürlich jeder halten, wie er will............
    Für mich liegen da allerdings eklatante Interaktionsblockaden vor.

    Schade eigentlich, das macht Diskussionen zäh und unergiebig.

    Schönen Sonntag an alle,
    LG,
    Kassi

  • .... Oha, hier ist ja was los.

    Habe mir Eure Berichte und Antworten durchgelesen. ... und auch mir geht da sehr viel durch den Kopf.

    Bin momentan hin- und hergrissen ob ich nun schreiben soll oder nicht, weil gerade bei mir sehr viel Gefühle und Erinnerungen hochkommen .... und bei der Stimmung hier, fällt es besonders schwer.

    Ich denke, daß egal wie alt (ob 1 Tag, ob 2 Wochen, ob 1 Monat, ob 3 Monate ..... ) das ungeborene Leben eine Daseinsberechtigung hat und geschützt werden sollte.
    (mal von dem Extremen 'Kranksein' der Mutter oder des Kindes' abgesehen)

    Ich war in diesem Sommer schwanger...............................

    Dieses Kind war nicht geplant und als ich es feststellte, war ich gerade in einer
    Traumaklinik und habe mich u.a. auch mit dem Thema auseinandergesetzt, trenne ich mich von meinem Lebenspartner (Cannabisabhängiger) oder trenne ich mich nicht.

    Tja, und dann hat sich dieses Seelchen angekündigt .... im ersten Moment konnte ich es einfach nicht glauben ..... es war alles wie im Nebel .... und ich bin dann auch sage und schreibe 1 Woche 'schwanger' gegangen und habe überlegt, was mache ich jetzt?
    Ich bin immer wieder alles durchgegangen (Tag und Nacht) und stand da wirklich erstmal alleine.

    Den Menschen, den ich das erzählte hatte, kamen mit sehr verschiedene Ansichten und Meinungen.
    Eine meiner Freundinnen (hat selbst mal abtreiben lassen) fragte mich gleich, wann ich es abtreiben lasse und ich wäre ja jetzt im Krankenhaus ....
    Es hat mich zutiefst erschrocken und verängstigt.

    Tja, und nach dieser 1 nen Woche stand für mich fest .... egal wie es der Vater und all die Anderen sehen .....
    ICH nehme dieses Kindchen an und es ist Willkommen.

    Es hat sich uns als Eltern ausgesucht (warum auch immer) und es darf bleiben. Gleichzeitig habe ich all die damit verbunden Sorgen und Probleme nach 'oben' (Engel, lieber Gott) abgegeben und habe darum gebeten, daß für uns hier auf Mutter Erde gesorgt wird.

    Tja, wir haben uns alle (einschließlich mein Lebenspartner) gefreut .... Es war eine total schöne Zeit ... zu spüren, wie sich der eigene Körper verändert ....

    Dann wurde ich nach 6 Wochen entlassen und bin mit meinem Lebenspartner nach Hause gefahren ...

    Am selbsen Tag zu Hause mußte ich zum Frauenarzt, der mir dann mitteilte, daß das
    Kind wohl nicht mehr lebt .... 3 Tage später das endgültige aus und 1 Tag später ins Krankenhaus zur Ausscharbung, da das Kind nicht von alleine gehen wollte ....

    Oh, was hatte ich für eine Angst ..... ich im Krankenhaus unter Narkose, hilflos den Menschen ausgeliefert und dann noch das Kind ...... ich war fix und fertig ....

    ... und auch da haben die Engel und der liebe Gott es gut mit mir/uns gemeint. Eine Oberärztin, die normalerweise keinen Dienst hatte, hat den Dienst getauscht, da sie um meine Geschichte wußte .... und alle Menschen um mich herum waren total lieb und nett .... im OP wartete eine ganze Frauencrew auf mich, die mir auch alle gleich freudestrahlend erzählten, daß kein Mann anwesend ist .... ich brauchte mich nicht ausziehen und durfte erstmal in Narkose gehen ....

    Tja, und dann das Aufwachen ...... mein Lebenspartner war da ..... und erst jetzt konnte ich richtig losheulen ..... ich habe da dann einen ganzen Tag gelegen und geheult und über so vieles nachgedacht.

    U.a. auch, wie sich das für alle Frauen so anfühlt, die bewußt abtreiben lassen ....
    ich glaube, daß kann sich keiner von Euch vorstellen .... wie sich das anfühlt ....

    Das Kind ist nicht mehr da ..... jedoch dein Körper ist noch ein paar Tage/Wochen weiter schwanger .....

    Ohjemine, jetzt bin ich wieder am heulen ....

    Die Oberärztin hat uns die 'Reste' des Kindes mitgegeben (wir wollten nicht, daß das untersucht wird) und wir haben es dann beerdigt.

    Ich glaube, daß das ungeborene Leben unbedingt geschützt werden sollte und ganz ehrlich finde ich es gut, daß es so viele Beratungsstellen gibt.

    Und ich glaube, daß eine Menge Frauen, die schon einmal abgetrieben haben, daß kein 2. Mal tun würden.
    Soetwas kann frau zwar im Kopf verdrängen, jedoch der Körper erinnert sich.

    Luna

  • Schön, dass du geschrieben hast, Luna :smiling_face:
    Ich kann gut verstehen, dass dir das sehr schwer gefallen ist. Drum find ich es auch echt stark von dir und zum Thema hat´s doch auch super gepasst :winking_face:

    Ich muss ehrlich sagen, Gedanken gemacht habe ich mir schon viele über das Thema, aber ich bin für mich nie zu einem Ergebnis gekommen. Ich frage mich auch, ob man da zu einem grundsätzlichen Ergenbis kommen kann.
    Manche Menschen vielleicht schon, beispielsweise absolute Abtreibungsgenger. Aber auf diese Seite kann ich mich nicht stellen.
    Ich finde auch, dass die Entscheidung einzig und allein bei der schwangeren Frau liegt, sie aber nicht unbedacht und voreilig getroffen werden sollte. Denn vor allem die Mutter muss mit allen Konsequenzen leben, egal wie sie sich entscheidet.

    Meiner Meinung nach sollte so selten wie möglich abgetrieben werden. Aber ich hätte für etliche Einzelfallentscheidungen zur Abtreibung Verständnis.

    Ich habe letzte Woche in einer Vorlesung Embryo-Bilder gesehen und war erstaunt darüber, wie früh (nach wie wenigen Tagen bereits) so ein kleines Würmchen doch schon dem Menschen ähnelt und für mich eindeutig ein Lebewesen ist.


    Als ich in der 9. Klasse auf einer Art Klassenfahrt ("Besinnungstage") war, durften wir uns ein Thema aussuchen über das wir an dem einen Tag reden wollten. Und es kam dazu, dass wir sehr lange und ausführlich mit den Betreuern über Abtreibung geredet haben. Ich glaube das war für alle sehr aufklärend. Viele Aspekte auch, an die man selbst noch gar nicht so gedacht hatte. Ging dann natürlich auch viel um Maßnahmen nach der Geburt, die eventuell auch dazu dienen das Leben des Babys zu schützen, wie Babyklappe und Adoption.
    Ich find es rückblickend wirklich gut, dass mit uns da so früh so intensiv über das Thema gesprochen wurde.


    Ich könnte jetzt nicht definitiv sagen, wie ich mich entscheiden würde, und ich bete, dass ich nie in meinem Leben in die Situation kommen werde, wo ich mir Gedanken darüber machen muss, ob ich abtreibe oder das Kind bekomme.


    Ein sehr schwieriges, emotionales und individuelles Thema.
    Ich hoffe dennoch, dass wir hier freundlich weiter unsere Meinungen austauschen können. Zu einem Ergebnis kann man dabei gar nicht kommen und das ist auch nicht Sinn der Sache, denn es gibt kein Richtig oder Falsch und auch nicht DIE Lösung eines solch komplexen Themas :winking_face:


    Liebe Grüße und noch einen schönen 3. Advent :smiling_face:
    sunlight

  • Wenn ich mir vorstellen würde, ich wäre jetzt schwanger.. dann würde für mich die nächste Hölle anbrechen.
    Wenn ich mir vorstelle, das ich mein ganzes Leben lang, nicht gelebt habe, von einem eck zum anderen eck gelaufen bin, das ich nur gekämpft habe und nicht gelernt habe mit konflikten umzugehen, das ich nur gelernt habe wie man sich zerstören kann.

    Ich betrachte das realistisch.. was würde ich jetzt mit einem Kind machen ? Jetzt wo ich anfange zu lernen mich zu mögen, wo ich anfange das nachzuholen was ich nie hatte, jetzt wo ich anfange zu leben. Wo ich soviele pläne habe, soviele ziele, die sich mit einem Kind niemals vereinbaren lassen würden. Ich weiß, das ich verantwortungsbewusst wäre, ja das weiß ich und trotzdem wäre ich völlig überfordert. Ein Kind ist keine Puppe und mir persönlich wäre, dass viel zu gefährlich, das mein Kind, dasselbe durchmachen muss, wie ich es 19 jahre lang gemacht habe.

    und ne.. ich hab keine abneigung gegen kinder.. im gegenteil..

    ich verstehe aber keine Menschen die Kinder als Rettung sehen.

    Ich verstehe jede Frau die sich gegen Abtreibung entscheidet und ich verstehe jede dich sich dafür entscheidet.

    Ich wüsste nicht, wie ich mich entscheiden sollte und bin froh nicht in dieser Lage zu sein und weil ich es nie sein möchte, deswegen achte ich und verhüte dementsprechend..

    und was daran so schwer ist, hab ich mich auch oft gefragt. Aber das problem liegt in meinen Augen ganz woanders...

    und das thema adoption und baby klappen das wird auch immer als die tolle lösung hingestellt, es ist die qual der wahl und damit meine ich nicht die eltern...

  • Hi,

    ich glaube Future hat etwas ganz wesentliches angeschnitten. Bei allen Appellen für die Schutzwürdigkeit des Lebens, muß ich mir doch die Frage stellen, ob ich überhaupt in der Lage bin, die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Es ist eben nicht so, daß man ein Kind dann ja einfach abgeben kann. Das finde ich persönlich noch viel verantwortungsloser, ein Kind in die Welt zu setzen mit dem Hintergedanken, in kann es ja zur Adoption freigeben. Wer weiß denn in Voraus, wo das Kind landet? Ob es wirklich eine gute Umgebung bekommt? Das kann niemand wissen. Aber trotzdem kommen moralische Appelle, das Kind müsse auf jeden Fall ausgetragen werden. Das empfinde ich als unmoralisch und ein Drücken vor der Verantwortung, die man in dem Augenblick übernimmt, in dem man sich gegen eine Schwangerschaftsunterbrechung entrscheidet. Es ist die bewußte Entscheidung dafür, ein Leben in die WSelt zu setzen und sich vor den Konsequenzen zu drücken.

    Ich bin zu meinem großen Bedauern Vater geworden. Ich war damals noch nicht wirklich trocken, mein damalige Frau auch nicht und es war unreife Dummheit von uns, uns für das Kind zu entscheiden. Es war und überhaupt nicht bewußt, daß wir eine Verantwortung für die nächsten 20 Jahre übernehmen, und das zu einer Zeit, wo wir kaum in der Lage waren, für uns selbst die Verantwortung zu tragen. Meine damalige Frau wurde prompt während der Schwangerschaft rückfällig und es war einfach nur ein unglaublicher Glücksfall, daß unsere Tochter gesund zur Welt kam. Ich wurde einige Zeit später selbst rückfällig und nachdem ich da wieder heraus war, habe ich die Konsequenzen gezogen. Unabhängig von dem Wunsch, vielleicht doch noch einmal Vater zu werden, weiß ich aber durch die Erfahrungen meiner Sucht, daß ich nicht in der Lage bin, für so lange Zeiträume zu planen, wie es für ein Kind erforderlich ist. Ich möchte all die, die so strikt gegen Abtreibung sind hier fragen, ob sie denn für sich selbst so sicher sind, daß sie die ganzen 20 oder mehr Jahre die Verantwortung tragen können. Dann zu sagen, man könne das Kind immer noch zur Adoption freigeben, ist so etwa, wie etwas aus der Hand zu legen, wenn man es nicht mehr tragen kann. Es handelt sich aber um einen Menschen, nicht um einen Gegenstand. Es handelt sich um einen Menschen, den man in einer bewußten Entscheidung in die Welt gesetzt hat, wohl wissend, daß man selbst instabil ist.

    Die Konsequenz daraus bedeutete für mich, daß ich mich habe sterilisieren lassen. Ich weiß, daß ich nie stabil genug sein werde und habe so die Konsequenz aus meiner psychischen Instabilität gezogen. Und ihr glaubt nicht, wie froh ich bin, diese Entscheidung getroffen zu haben. Es war eine riesengroße Befreiung.

    Grüße

    det

  • bei genau dem was fritz angeschnitten hat möchte ich nochmal einsteigen. ich lass mir gerne unterstellen ich bin verbittert und ich nutze jetzt diesen thread wegen meines eigenes leids wegen, trotzdem möchte ich meine gedanken loswerden und ich hoffe das ist ok.

    babyklappen, heime, nein betreute wohngemeinschaften, adoptionen wie es heute heißt, sind absolut unterstützenswert und oft die beste lösung und letzt rettung..aber in der not und das darf man nie vergessen.. das ist von optimal weit entfernt.. aber solange es eine lösung ist, ist es für die gesellschaft ok.. und bis heute hat sich in meinen augen nicht sehr viel verändert.
    ich kann mich erinnern, wie ich damals mit einem plastiksackerl in meine wg gezogen bin. Ja, ich hab mich wirklich gefreut und es war damals in diesem moment meine rettung. Nein es war nicht alles schlecht. Es gab eine Zeit da war ich gerne dort. Man ist nicht mehr dem Psychoterror, der Gewalt oder dem missbrauch, der verwahrlosung, wie es bei jedem Jugendlichen od Kind anders ist ausgesetzt aber deswegen heißt es nicht alles wird gut, diese illusion wird aber vermittelt. Ich bin einsam geblieben und die einsamkeit hab ich mit 15 anderen geteilt.. Und wenn es mal wieder zu ging und nur geschrien wurde haben wir es oft gehört.. wir wissen wir sind nicht eure familie und nicht die optimalste lösung aber ihr habt halt nichts anderes.. es ist schlimm wenn man in den augen eines erwachsenen hilflosigkeit sieht, es ist zerstörend wenn man hoffnungslosigkeit sieht.
    Ich habe in den letzten Jahren festgestellt wie müde viele Menschen in diesem Bereich sind, wie viele frustriert im Jugendamt sitzen, zu wenig bezahlt, zuviel Arbeit und wie aus Kindern und Jugendlichen nur mehr Akten werden die man irgendwann mit abgeschlossen egal ob positiv oder negativ wegschließt.

    Ich bin auch dafür wenn es nicht anders geht Kinder von daheim wegzuholen zu ihrem schutz, sie in pflegefamilien unterzubringen. ich finde es auch mutig von eltern sich dazu zu entscheiden zum wohle des kindes es zur adoption frei zu geben und dieser entscheidung und diesen Eltern gebührt mein größter Respekt und Dank.. Aber damit ist es nicht getan.. damit fängt ein anderer Leidensweg oft erst an.. und dieser wäre vielleicht gar nicht erst entstanden wenn man vorher überlegt hätte ob man fähig ist die Verantwortung für ein Lebewesen übernehmen.

    Ja es gibt auch Erfolgsgeschichten.. ich finde aber die realität schaut anders aus.. und ich kenne kaum wen, der die ganze Heim prodzedur von Kindesbeinen an durchlaufen hat, der es wirklich geschafft hat..
    In dieser Hinsicht gehört einfach noch viel viel mehr gemacht, präventiv gemacht und aktiv gemacht. ja ich weiß das ist ein anders thema.

    man sollte sich immer der verantwortung bewusst sein und wenn man diese nicht selber tragen kann, wie kann man sie dann für wen anderen tragen.. sich dadurch am leben erhalten zu wollen oder sich damit einen sinn zu geben finde ich verwerflich und egoistisch.

    aber an das denkt ein vermeintlicher abtreibungsgegner nicht..

  • Danke Future:)

    Ich finde Deine Beschreibung hier extrem wichtig, denn 'Schutz des ungeborenen Lebens' sagt sich so leicht, was es dann letztendlich heißt, wenn man der Verantwortung dann doch nicht gewachsen ist oder sich von vorneherein entschließt das Kind wegzugeben, wird dabei selten erwähnt und von den Betroffenen m.E. viel zu wenig bedacht.

    Ich war der Verantwortung nicht gewachsen.

    Ich wäre über kurz oder lang alleinerziehend gewesen, was ich nie sein wollte. Die entsprechende psychische Stabilität besaß ich auch nie, deswegen mußte ich nicht wirklich lang überlegen, obwohl mir die Entscheidung nicht leicht gefallen ist und ich lange damit zu kämpfen hatte.

    Die Option das Kind wegzugeben, also zur Adoption freizugeben, ist für mich die brutalste und eine extrem belastende Variante. Niemals wäre das für mich in Frage gekommen.
    Ich stelle mir das schrecklich vor, eine Schwangerschaft durchzuziehen mit dem Bewußtsein, das Kind nach der Geburt wegzugeben. Egal wie die Umstände sind, baut sich da doch eine Bindung auf und dann nicht zu wissen wohin das Baby kommt, mich jahrelang fragen zu müßen, geht es ihm wirklich gut und wenn nicht, trage ich die Verantwortung dafür, finde ich unerträglich.

    Und ich bereue da im nachhinein nix, ich habe mich richtig entschieden und würde es rückblickend wieder genauso machen.
    Ich war und bin der Meinung, dass ich Verantwortung für mein ungeborenes Kind übernommen habe, denn ich hätte ihm nicht bis in die letzte Konsequenz das geben können was es verdient hätte.

    Ich merke wie schwer es mir fällt darüber zu schreiben, obwohl ich nicht mal ins Detail gehe, muß auch grad heulen.

    Und wenn ich dann so Sätze höre wie Abbrüche sollten nicht zur Geburtenkontrolle dienen:58: neee:76:

    Übrigens war ich weder zu jung noch weggeknallt, mitunter versagen auch die zuverlässigsten Verhütungsmittel.

    LG,
    Kassi

    PS
    Den Begriff Abtreibung empfinde ich übrigens völlig unpassend und geht mir seit diesem Ereignis nicht mehr über die Lippen.

  • Naja, ich finde schon, dass man immer auf den Einzelfall schauen muss...

    Es gibt sicher auch Frauen, die nicht abtreiben wollen, und das Kind dann nach der Geburt weggeben, weil sie sich nicht in der Lage fühlen die Verantwortung für das Kind zu tragen, es zu erziehen etc.
    Vielleicht ist für die Ein oder Andere eine Abtreibung noch schlimmer als ein selbst geborenes Kind wegzugeben? Wenigstens in dem Moment, wenn die Entscheidung so getroffen wird.
    Kann ich mir schon vorstellen, dass es auch solche "Fälle" gibt...

  • Zitat

    Naja, ich finde schon, dass man immer auf den Einzelfall schauen muss...



    Gar keine Frage, dass muß jede Frau für sich individuell entscheiden.

    Ich habe hier lediglich für mich gesprochen, für sonst niemanden!!!!!

  • Wäre ich abgetrieben worden, wär mir viel Leid erspart geblieben.
    Leider war es zu dieser Zeit noch nicht möglich - weder Verhütung, noch Abtreibung.
    Damals sind die Frauen noch von Treppen "runtergefallen".
    Das war oft genug auch für die Frau selbst tödlich, oder mit großen Komplikationen verbunden.
    Und für ungeliebte Kinder gab es keine Möglichkeit sich zu wehren.
    War auch keine gute Lösung.
    Leben zu müssen, und nicht erwünscht sein, und sich schuldig zu fühlen, am Leid der Erwachsenen.
    LG Nebula

  • was wäre wenn nebula.. ist es aber nicht.. also ist es an dir, das beste draus zu machen deines lebenswillen.. und das leben kann auch schön sein.

  • Ich möchte gern meinen Erfahrungsbericht dazu schreiben.
    Ich war 15, als mein späterer Mann mir mitteilte, daß es langsam Zeit wird, miteinander zu schlafen, wir kennen uns ja nun schon 4 Wochen. Und meine Vorgängerin hätte sich nicht so zickig gehabt.
    Ich war weder richtig aufgeklärt, hatte gar nicht die Ahnung, was da auf mich zukommt.
    Habe für diesen Akt sogar an diesemTag die Schule geschwänzt. Klassenkamaradinnen sprachen schon länger davon, daß sies getan hätten. Pille hatte ich nicht, Kondome kannte ich gar nicht. Von Erzählungen von anderen hatte ich auch nichts mitbekommen. Gabs gar nicht.
    Mein Freund sagte, er würde "aufpassen". Gut, dann wird alles gut.
    Das man davon schwanger werden kann, wußte ich schon (8. Klasse Bio) aber er wollte ja aufpassen. Und ich habe scheinbar alles verdrängt.
    Und es ging schief. Eigentlich freute ich mich, war aber viel zu jung. Beratungsstellen gabs glaube ich gar nicht in der ehemaligen DDR, nicht das ich wüßte. Meinen Eltern gebeichtet, seinen Eltern gebeichtet. Seine Mutter gab mir die Schuld. Wenn ein Junge was möchte, müssen die Mädchen die Beine zusammenkneifen und ihn nicht lassen, war ihre Meinung. Ich war also ein Flittchen. Mein Vater wollte, daß ich das Kind bekamt. Er hat sich aber solange belatschern lassen von der Mutter, bis er einlenkte. Ich wurde gar nicht gefragt. Es war eben ein Maleur, was weg mußte. Mein Vater fuhr mit mir ins Krankenhaus und unterschrieb die ganze Sache und dann gings am nächsten Tag los. Ich habe alles ohne irgend etwas zu fühlen über mich ergehen lassen, war sogar nocht stolz, daß ich nun keinen enttäuschte.
    War ich nun schuld, oder einfach zu jung. Ich hätte besser erst zum Frauenarzt gehen sollen, aber er bedrängte mich so.
    Ich habe es bis heute nicht bereut, weil es wäre nicht gegangen. Ich habe zwar den Freund mal geheiratet und 2 Kinder mit ihm bekommen, aber mit 15 wäre das nicht gegangen. Und dann noch in einem Elternhaus, wo der Vater Alkoholiker war und ich sowieso täglich prügel bekam.
    Es war verantwortungslos von mir, nicht zu verhüten, daß weiß ich heute und wenn ich die Gedanken an dieses Kind zulasse, dann werde ich fast verrückt. Dann frag ich mich immer, was wäre wenn...
    Und wenn ich von jetzt ausgehen würde. Verhütungsmittel können versagen. Wenn es mir jetzt passieren würde, auch jetzt würde ich mich dagegen entscheiden, weil ich psyschich nicht dazu in der Lage wäre. Auch wenn ich Euch jetzt schocke, aber ich finde es gut, das es Abbrüche geben kann. Es gibt Situationen, wo man sich dafür entscheiden sollte.
    Mit meinem Wissen von heute, würde ich nicht mehr als junges Mädchen abtreiben, heutzutage würde ich in ein Mutter-Kind-Heim gehen. Aber sowas gabs nicht. Und die Frauenärztin hat damals auch gleich von Abtreibung gesprochen. Alle drängten und ich stand kurz vor meiner Berufsausbildung.
    Ist schon ein schweres Thema. Ein schlechtes Gewissen habe ich diesem Kind gegenüber, aber es war damals die richtige Entscheidung. Vermasselt habe ich das ganz alleine, in dem ich das 1. Mal zu blauäugig war und meinem Freund blind vertraute.

  • Hi,

    zu dem posting von Fibra:

    Zitat von Fibra;132922

    Naja, ich finde schon, dass man immer auf den Einzelfall schauen muss...[...]

    klar, darum schränke ich das auch ein, worüber ich schreibe. Ich kann die Gedanken eine Paares, daß sich zwischen Kind oder Karriere der Frau entscheidet, nicht nachvollziehen. Das ist für mich eine völlig fremde Welt über die ich nichts sagen kann. Ich weiß aber wie es ist, mit einem psychischen Knacks so eine Entscheidung zu fällen. Ich kann es nachfühlen, aus dieser Sichtweise darüber zu reden und darum beschränke ich mich darauf. Alles andere ist für mich reine Spekulation.

    Nun will ich zu diesem Punkt kommen:

    Zitat von Fibra;132922

    [...] Vielleicht ist für die Ein oder Andere eine Abtreibung noch schlimmer als ein selbst geborenes Kind wegzugeben? Wenigstens in dem Moment, wenn die Entscheidung so getroffen wird.
    Kann ich mir schon vorstellen, dass es auch solche "Fälle" gibt...


    Gut, ich beschränke mich also auf die Sichtweise, über die ich tatsächlich etwas sagen kann. Handelt ein Mensch, der trotz des Wissens um die eigene psychische Instabilität sich gegen eine Schwangerschaftsunterbrechung entscheidet, wirklich moralisch? Ein Mensch, der/die selbst nicht weiß, ob nicht vielleicht übermorgen der nächste Schub einer Depression ihn/sie über Wochen hinweg quasi handlungsunfähig macht will die Verantwortung für ein Kind übernehmen? Obwohl der/die Betroffene selbst nicht weiß, wie "normales" Leben überhaupt funktioniert, will er/sie die Verantwortung dafür übernehmen, ein Kind auf das Leben vorzubereiten? Natürlich besteht die Option, das Kind wegzugeben, wenn es wirklich nicht funktioniert, aber ist das wirklich Handeln zum Wohl des Kindes? Das sind die Fragen, die ich mir stelle, seit ich trocken bin. Ich merke nämlich, daß es mit "trocken/clean" sein, noch lange nicht getan ist, daß dann die Arbeit an sich selbst erst richtig beginnt. Die Erkenntnis der psychischen Instabilität, daß ich diesen Knacks für den Rest meines Lebens mit mir herumtragen werde, wurde mit jedem Jahr der Trockenheit deutlicher. Darum habe ich mich schon mit 31 auf Dauer gegen ein Kind entschieden, weil ich einen realistischen Blick auf meine eigene Situation bekam.

    Wer sich wegen der eigenen moralischen Bedenken gegen eine Schwangerschaftsunterbrechung entscheidet - trotz des Wissens um die eigene Labilität, obwohl er/sie nicht weiß, ob sie das Kind wirklich zuverlässig versorgen können, der handelt in meinen Augen egoistisch und sonst nichts. Die stellen die eigenen moralischen Vorstellungen höher als das Wohl des Kindes.

    Grüße

    det


    ps. stimmt, ich habe den moralischen Hammer benutzt, das war Absicht. Gerade die krasse Darstellung macht das Problem deutlich

  • Zitat

    Handelt ein Mensch, der trotz des Wissens um die eigene psychische Instabilität sich gegen eine Schwangerschaftsunterbrechung entscheidet, wirklich moralisch?

    @Fritz, das find ich echt 'nen dicken Klopper. Es geht ja wohl in erster Linie um das ungeborene Leben und nicht darum, ob man für oder gegen Abtreibung ist.

    Ich habe mich ganz bewusst für eine Schwangerschaft entschieden. Ich muss sicherlich niemandem Rechenschaft darüber ablegen, warum ich nicht abtreiben will. Diese Frage stellte sich mir erst gar nicht. Wir haben dieses Kind ganz bewusst gemacht, weil wir es beide WOLLEN, es ist nicht einfach so passiert!!!

  • Zitat von alive;132961

    @Fritz, das find ich echt 'nen dicken Klopper. Es geht ja wohl in erster Linie um das ungeborene Leben und nicht darum, ob man für oder gegen Abtreibung ist.

    Ich habe mich ganz bewusst für eine Schwangerschaft entschieden. Ich muss sicherlich niemandem Rechenschaft darüber ablegen, warum ich nicht abtreiben will. Diese Frage stellte sich mir erst gar nicht. Wir haben dieses Kind ganz bewusst gemacht, weil wir es beide WOLLEN, es ist nicht einfach so passiert!!!



    stop stop stop... siehst du dich denn als psychisch instabil ?
    auch da gibts unterschiede..

  • Wenn eine Frau schwanger wird, geht es doch in erster Linie darum, ob sie das Kind will oder nicht und nicht darum, ob sie sich für oder gegen Abtreibung entscheidet. Diese Formulierung regt mich einfach sehr auf. Sie ist so schön kinderfeindlich, finde ich, so typisch für Deutschland.

    Future, ich habe eine psychische Erkrankung, die niemals "heilt", weil Sucht ein Leben lang besteht.

  • Jup, da stimme ich alive zu - mit solchen Äußerungen muss man sehr vorsichtig sein. Es gibt hier einige, die das Thema aufgrund eigener Erfahrungen sehr berührt und da hat sich sicher niemand leicht getan diese Entscheidung zu treffen.
    Dennoch haben sie sich so entschieden, wie sie es getan haben und sie werden alle ihre Gründe gehabt haben. Meiner Meinung nach war es in dem Moment auf jeden Fall für sie das Richtige, denn sonst hätten sie sich nicht so entschieden (außer es gab Druck in eine Richtung von außen).

    Und ich wage an dieser Stelle mal zu bezweifeln, dass es eine gute Methode ist bei diesem sensiblen Thema, was einige emotional extrem berührt, einen "moralischen Hammer" zu benutzen, det. Ich glaube das Problem der Thematik ist jedem klar - auch ohne eine krasse Darstellung. Die führt meiner Meinung nach nur dazu, dass sich Leute (für mich verständlicher Weise) persönlich angegriffen fühlen und das ist wirklich absolut unnötig.


    Dass jemand in deinen Augen egoistisch handelt, wenn er sich für das Kind entscheidet obwohl er instabil ist seh ich nicht ganz so.
    Denn es stellt sich für mich die Frage, kann nur jemand eine gute Mutter sein (oder sein Kind auf das Leben vorbereiten, wie du es sagst), der absolut frei von jeglichen "Problemen" ist?
    Ich denke nein. Denn was ist beispielsweise mit Müttern, die eine körperliche Erkrankung haben? Eine vererbbare Krankheit? Oder Mütter, die selbst in einer Art und Weise krank sind, sodass sie auch nicht 20 Jahre im Vorraus planen können und sagen können, dass sich ihr Zustand in der Zeit nicht vielleicht verschlechtert oder sie zwischendurch ins Krankenhaus muss, was auch immer. Sind das alles gleich Gründe für ein kinderloses Leben und ein Kind abzutreiben, wenn man eben doch schwanger geworden ist?
    Und anders gefragt - kann überhaupt ein Mensch auf diese lange Zeitspanne von 20 Jahren sagen, dass er diese ganze Zeit Verantwortung für ein Kind übernehmen kann? Auch da denke ich - nein. Denn niemand weiß, was in dieser Zeit kommt.


    Ich stell in dem Zusammenhang mal noch eine andere Frage in den Raum - kann ein Kind nicht trotzdem eine gelungene Kindheit haben, auch wenn die Mutter während der Schwangerschaft noch nicht absolut stabil ist?
    Das Kind soll natürlich nicht unter der Krankheit der Mutter leiden, aber können nicht vielleicht auch etwas schwierigere Zeiten Mutter und Kind zusammenschweißen?


    Und was ich mich auch frage ist (wenn man sich gegen das Kind entscheidet) - wer will entscheiden, ob es für das ungeborene Kind besser ist, dass es abgetrieben wird oder ob es beispielsweise in einer Adoptionsfamilie nicht vielleicht ein sehr glückliches Leben führen könnte?
    Da kann meiner Meinung nach die Mutter für sich entscheiden, mit welcher Option sie nachher besser umgehen könnte - aber wer kann in die Zukunft blicken, sodass man im Sinne des Kindes entscheiden könnte?


    Ja, ein sehr schwieriges Thema.

    Und ich möchte mal betonen, dass hier - so hoffe ich doch - die Entscheidung von den Frauen, die mit dem Thema schon Erfahrungen gemacht haben, respektiert wird.


    Liebe Grüße,
    sunlight

  • Hi alive, (und andere)

    ganz einfache Antwort: ich habe Fragen gestellt, keine Aussagen gemacht. Jedenfalls in dem Teil, aus dem Du zitiert hast. Ich habe weiterhin geschrieben "Das sind die Fragen, die ich mir stelle, seit ich trocken bin." Warum ignorierst Du das völlig, daß ich von mir spreche, von den Fragen, die mich beschäftigen?

    Wir haben hier das pro und contra von Schwangerschaftsunterbrechungen diskutiert. Ich gehe davon aus, daß man eine Abtreibung nur in einer Notlage in Erwägung zieht. Kein Mensch sprach von der Situation, daß ein Paar sich bewußt dafür entscheidet, daß sie ein Kind wollen. Wenn Du dich daran störst, daß ich die Fragen beschreibe, die ich mir selbst gestellt habe und noch heute stelle, dann ist das nicht meine Schuld.

    Ich habe keine Ahnung warum Du sauer wirst, wenn ich meine Situation beschreibe.

    Grüße

    det

    ps. es ist nicht das erste Mal, daß Leute sauer reagieren, obwohl ich ausdrücklich nur von mir geschreiben habe. Ist das sorgfältige Lesen irgendwie aus der Mode gekommen? Ich lasse mir keinen Vorwurf draus konstruieren, wenn andere beim Lesen eine selektive Wahrnehmung haben und alles auf sich beziehen. Langsam werde ich aber auch sauer.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!