Hallo an alle. Ich habe das Gefühl, ich brauche dringend Hilfe und schäme mich sehr für mich, denn gerade hatte ich mal wieder einen meiner unkontrollierbaren Wutausbrüche, die einfach aus dem Nichts kommen. Er endete damit das ich die Zimmertür meiner Schwester beinahe eingetreten hätte. Noch immer zittere ich vor Wut.
Jetzt, da die Wut abklingt, kommen andere Gefühle hinzu, die ich besonders nach solchen Ausbrüchen verspüre. Natürlich ist da einmal ein schlechtes Gewissen, aber schlimmer ist ein anderes, unbeschreiblich starkes Gefühl, das mich gerade zum Weinen bringt.
Ich habe das Gefühl, ich passe nicht in diese Welt. Nicht in meine Familie, die sich sehr gut um mich kümmert, nicht in meinen kleinen Freundeskreis, im Allgemeinen scheine ich nicht einmal zu der Menschheit an sich zu passen. Es fühlt sich an, als wäre ich besser als Tier geboren oder als wäre ich ein Wesen, das so eigentlich gar nicht existieren dürfte. Mein Körper erscheint mir fremd, genau wie meine Gefühle und meine Umwelt, Dinge die ich jeden Tag sehe, mein Zuhause, sind mir plötzlich so unvertraut, dass ich fast Angst bekomme. Das klingt total verrückt, aber genauso fühlt es sich an.
Ich bin eigentlich ein sehr ruhiger Mensch, nur die Menschen die ich wirklich liebe oder das Gefühl der Einsamkeit, wenn ich in der Schule gemobbt oder ausgeschlossen werde können mich überhaupt dazu bringen so auszurasten. Aber dann bin ich wirklich gefährlich, ich sehe alles wie durch einen orangenen Schleier und egal wie sehr ich mich anstrenge, ich kann mich nicht kontrollieren. In den schlimmsten Fällen kann ich mich nach einem Wutausbruch nicht mehr daran erinnern, was ich getan habe, nicht einmal dann, wenn ich meine beste Freundin geschlagen habe. Ich schäme mich so sehr dafür. Ich habe versucht meiner Therapeutin, die ich jahrelang besucht habe, davon zu berichten, aber ich hatte so viele Probleme, dass dies nie wirklich zur Sprache kam.

Darum habe ich mich nun selbst informiert und feststellen müssen, dass viele dieser Gefühle die ich manchmal spüre zu einer Borderline-Persönlichkeitsstörung passen. Das macht mir wirklich Angst.
Ist hier vielleicht jemand, der Erfahrung mit so etwas hat und mir Tipps geben kann? Vielleicht liege ich mit meiner Einschätzung ja auch total falsch, aber ich habe das Gefühl, ich muss jetzt endlich mit jemandem darüber reden, weil die meisten Leute mich einfach nicht ernst nehmen, wenn ich ihnen von meinen seltsamen Gefühlen erzähle.

Ich hoffe ihr könnt mir helfen.

Hallo Franz,

danke erstmal für deine schnelle Antwort. Ich bin tatsächlich noch sehr jung, erst 17 Jahre alt.

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Wegen was hast du denn die Therapie gemacht? Wurde da eine Borderline Diagnose gestellt?

Die Therapie habe ich wegen Depressionen gemacht, die u.a. dadurch zustande kamen, dass ich durch meine sexuellen Vorlieben von meinem leiblichen Vater sozusagen verstossen wurde und ich in der Schule stark, sowohl von Schülern, als auch von Lehrern, gemobbt wurde u.a. auch mit Schlägen usw. Dann habe ich noch durch blöde Zufälle alle meine Freunde verloren und die Depressionen waren sozusagen schon fast vorprogrammiert.
Ich wohne in einer kleinen Stadt, in der es keine besonders guten Therapiemöglichkeiten gibt. Meine Therapeutin hat mir trotzdem in vielen Punkten geholfen, aber nie eine wirkliche Diagnose gestellt. Das Thema "unkontrollierbare Agressionen" habe ich häufig bei ihr angesprochen, aber es kamen stets andere, "frischere" Probleme hinzu, sodass ich mich nie wirklich mit ihr darüber unterhalten konnte.

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was hast in der nächsten Zeit alles vor, also mit der Schule usw.

Ich gehe zurzeit in die 12. Klasse eines Gymnasiums, werde dieses Halbjahr, jedoch wahrscheinlich nicht schaffen, da ich in Mathe 6 stehe. Das ist ärgerlich, weil ich in allen anderen Fächern ziemlich gut bin, aber ich denke, eine Ehrenrunde wird nicht schaden:).
Nach der Schule will ich Biologie studieren.

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Wie läuft es in der Familie, du schreibst, die sind ja normal alle sehr liebevoll, oder?

Das ist etwas kompliziert. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich 6 war. Ich habe zunächst bei meinem Vater gewohnt, der sich bis ich 9 war gut um mich gekümmert hat. Dann hat sich immer mehr herauskristallisiert, dass er ein ziemlicher Tyrann ist. Er hat mir jeden Abend am Tisch erzählt, dass ich in einem Krieg sterben werde, die "Ausländer" mir alles wegnehmen würden und sich bald Leichenberge auf den Straßen türmen würden. Wenn ich ihm sagte, dass ich dies für eine falsche Einschätzung hielt, sagte er mir ich würde in einer Traumwelt leben. Ausserdem meinte er immer, ich würde es nie zu etwas bringen und sollte es erst gar nicht versuchen. Ich sollte keine starken Beziehungen zu Freunden pflegen, da die Familie die einzigen seien, denen ich vertrauen könne und die nicht nur an mein Geld wollen. Als er dann anfing, Geld mir vorzuziehen, bin ich zu meiner Mutter gezogen, wo ich jetzt auch lebe, zusammen mit ihrem neuen Mann (der mir mehr Vater ist als mein Erzeuger es jemals sein könnte) und meiner Schwester (die tatsächlich meine beste Freundin und meine große Liebe ist. Ich habe das letzte Jahr fast auschließlich damit verbracht, sie erst aus ihrer Familie, in der sie misshandelt wurde und dann aus dem Heim in unsere Familie zu bringen). In dieser kleinen Patchwork-Familie fühle ich mich sehr wohl. Die einzigen wirklichen Probleme stammen immer noch von meinem Erzeuger und seiner jetzigen Frau, die mich überall in unserer kleinen Stadt als Monster darstellen oder mich verurteilen, weil ich sie "arm" mache, da er Kindergeld bezahlen muss.

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Mit deiner Schwester, wie läuft es mit euch 2 und wie is da der Altersunterschied?

Sie ist ungefähr ein halbes Jahr jünger als ich und das totale Gegenteil von mir. Trotzdem verstehen wir uns sehr gut, doch manchmal übernehme ich zu sehr die Mutterrolle für sie und sie verlässt sich zu sehr auf mich. Ich weiß das dies meine eigene Schuld ist. Da sie jahrelang stark misshandelt wurde, ist sie in ihrer Psyche ziemlich angeschlagen und ihr rutscht leicht mal die Hand mir gegenüber aus. Obwohl ich versuche es zu unterdrücken, bin ich immer noch verliebt in sie. Ein Leben ohne sie kann ich mir nicht mehr vorstellen, tatsächlich habe ich häufig das Gefühl, dass sie der Sinn meines Lebens ist.

Das sind also alles ziemlich chaotische Verhältnisse bei mir.:)

Hallo dead end,
auch dir danke für die schnelle Antwort. Zur Zeit habe ich keinen wichtigen Menschen verloren, und ich habe nie mit Drogen zu tun gehabt. Ich trinke nichteinmal Alkohol.

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Hast du dieses Gefühl der Unwirklichkeit denn permanent oder phasenweise?

Es ist eher phasenweise, vorallem nach einem Streit oder einem Wutausbruch und geht meist mit Depressionen einher. Manchmal kommt dieses Gefühl aber auch einfach so, wenn niemand zuhause ist und ich allein bin.

Es beruhigt mich sehr, dass auch andere Leute ähnliche Probleme haben, ich dachte schon ich wäre vollkommen durchgedreht;).
Danke dafür, dass du mir das gesagt hast.