Hi, also ich möchte mich der Frage von Fritz gerne stellen, auch wenn ich mir jetzt fast in die Hose mache vor Angst, daß es wieder falsch ankommt, daß ich jemanden verletze, daß ich etwas falsch sehe usw.
Ich muss sagen, diese Frage habe ich mir noch nie gestellt. Ich bin davon ausgegangen, daß mein Vater gerne trinkt. Als ich noch klein war und ich noch gar nicht wußte, daß er Alkoholiker ist, war ich morgens immer geschockt, weil er so zitterte. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Er trank was und ich war froh, daß er dann zur Arbeit gegangen ist. Eins muss ich ihm aber gutheißen. Er war sehr fleißig und ging jeden Tag zur Arbeit und hat auch an den Wochenenden immer Bereitschaftsdienst gemacht. (Transportarbeiter - hat LKW Lieferungen abgeladen) Ich weiß nicht, wie er das hinbekommen hat. Ich glaube er war nicht gern zuhause. Wir haben zu dritt gelebt, meine Oma (seine Mama) er und ich. Ich glaube, er hatte auch Angst vor seiner Mutter und er mußte als erwachsener Mann immer auf sie hören. Sie hat uns beide geschlagen. Meinen Vater und mich. Ich habe auch bis jetzt immer gedacht, daß er nicht der hellste war bzw. ist, er lebt ja noch. Er hat auf mich so den Eindruck gemacht, ich kann aber gar nicht beantworten, ob er schlau war oder so. Ich hielt ihn für dumm, weil im Rausch hat er auch immer blöde geredet. Also er war arbeiten und danach täglich in der Kneipe und kam sehr spät heim. Dann spielte sich immer dasselbe ab. Prügel zu dritt, ihn ausziehen, ihn waschen, weil er sich voll gemacht hat und dann ins Bett. Ich weiß nicht, was ich damals empfand, nichts. Ich schloss mich dann im Klo ein und spürte nichts mehr. Dann musste ich mich zu meiner Oma ins Ehebett legen, ganz an die Seite, weil ich lAngst hatte, sie prügelt weiter. Ich glaube, mein Vater ging seiner Mutter aus dem Weg und mir damit natürlich auch. Daß er einen Willen hatte hat ja gezeigt, daß er nie seiner Arbeit fern geblieben ist, noch freiwillig Schichten übernommen hat. Er hatte keine Frau. Von meiner Mutter war er geschieden, wo ich denke, daß meine Oma da auch ihre Hände im Spiel hatte, da sie wie ich psyschich krank war. Ich habe ihn einmal weinen gesehen bei der Hochzeitsfeier meiner Tante. Da sagte er, er sei so einsam. Klar, habe ich gedacht, er hat doch mich, er kümmert sich nur nicht. Er hat mich richtig abgelehnt, so habe ich es empfunden. Er war ja nur arbeiten und saufen. Finanziell hat er ja für uns gesorgt. Er musste auch sein ganzes Geld an Oma abgeben. Ich denke, er war ein armes Schwein, der sich nie von seiner Mama abgrenzen konnte. In den Scheidungspapieren habe ich mal gelesen, daß weder mein Vater noch meine Mutter das Sorgerecht für mich bekommen haben, sondern die Oma. da stand meine Eltern seien zu labil. Ich denke, er wußte gar nicht, was er mit einem Kind anfangen sollte, habe ich so empfunden. Wenn meine Oma mit ihm abends schimpfte, weil er wieder betrunken war, dann hat er immer gesagt, daß er es aber nie bezahlen mußte. Er wurde angeblich immer eingeladen. Ich weiß auch, daß er keine schöne Kindheit hatte, er war viel krank, im Krieg geboren und der Vater verschollen. Meine Oma hatte 2 kInder, meinen Vater und eine Tochter. Die Tochter, also meine Tante hat die selben Beschwerden wie ich, ich denke mal, sie hat von Oma auch viel Prügel bekommen, wie ich und mein Vater auch. Der Knackpunkt wäre jetzt meiner Meinung nach die Oma, aber die kann ja auch wieder nichts dafür, weil sie es ja als junge Witwe auch nicht einfach hatte. Sie war eine verbitterte Frau. Und ich bin ja auch süchtig geworden, nach Tabletten, wenn auch in geringen Mengen, aber Mißbrauch würde ich schon sagen. Ich denke er konnte nicht anders und wenn ich das so schreibe, vermisse ich ihn, komisch. Er soll seit dem meine Oma 2000 starb trocken sein und auch endlich eine Frau gefunden haben, aber er will mit mir nichts zu tun haben, was ich nun gar nicht verstehe. Ich wäre ein unartiges Kind gewesen. War ich auch mit 14 - 16 habe ich nämlich immer zurückgeschlagen und Türen geschmissen. Ich kann diese Frage gar nicht richtig beantworten, aber sie macht mich traurig, mit dem Wissen von heute, hätte ich ihm damals bestimmt besser helfen können, aber ich habe das auch als normal hingenommen. Unsere Familie war eben so. Ich habe ihn immer beschützt und er läßt mich so hängen. Ich kann ihn jetzt im Moment auch nicht hassen, aber lieben auch nicht. Ich fühle nichts, wie damals auf dem Klo. Aber auch ich bin selber schuld, daß ich mit den Tabletten angefangen habe und daß ich viele Jahre keine Verantwortung für mich übernommen habe. Da ist mein Vater nicht schuld. Nur an meiner verkorksten Kindheit.
Liebes Team, habe das aus meinem Postfach hierherkopiert, da Carry für die Frage von Fritz ein eigens Thema aufgemacht hat und ich nicht nochmal schreiben will. Hoffe, das ist okey.