PS: Poah, hab ich jetzt eine Textwand gemauert...
Ich fange mit der Frage nach mir an, ich habe guten Kontakt zur Familie. Und zu ein paar Kumpels. Mit dem Kollektiven, persönlicher Interaktion, Gestik, Mimik, sozialen Gepflogenheiten und Verlogenheiten, vor allem mit allen Gruppendynamiken, und mit der normalen Alltagsgewalt/Hinterfotzigkeit habe ich die allergrößten Probleme. Ich bringe auch kein gutes Karma bisher mit. Mich so zu verändern, dass andere mich besser akzeptieren können, dazu habe ich außerdem keine Lust oder bin zu störrisch oder bald zu alt.
Wenn ich im Forum schreibe, dann wegen meinem Bedürfnis nach sozialem Kontakt und Austausch. Hier kann ich das scheinbar viel einfacher. Ich bin eh ein verbaler und auch viel nachdenkender Mensch. So wie du auch.
Hier Beiträge zu schreiben als drogenabstinenter Ex-Druffi ist ein natürlicher und nicht mal ein edler Vorgang für jemanden, der ja selber Zuwendung und Hilfe vom Kollektiv erfahren hat und immer wieder brauchen wird. Genau genommen hab ich mehr genommen als gegeben. Übrigens auch viele Nackenschläge entgegengenommen 
Den Gegenüber als gleichwertigen "Spiegel" seiner Selbst begreifen ist aber ein guter Gedanke, den ich mir irgendwie mehr zu Herzen nehmen sollte.
Das dazu.
Alles an deiner Beschreibung zeigt für mich an, dass Grasrauchen ein Störfaktor für deine seelische Gesundheit ist. Es verwirrt dich, man verliert den Überblick. Du kannst nicht richtig denken, dein Sozialverhalten hört auf zu funktioniern, da du Mimik nicht deuten und keine passenden Signale mehr aussenden kannst. Alltägliche Organisation wird verfehlt. Wie mir früher jemand sagte: "Wenn ich morgens einen rauche, dann habe ich den ganzen Tag Scheiße an den Fingern".
Du berichtest jetzt, dass du besser Empathie fühlst, einfacher mit Menschen umgehen kannst. Du bekommst einfach eine gesunde Selbst- und Fremdwahrnehmung. Das bedeutet im Umkehrschluß, wenn du rauchst, zerfällt das alles. Dann bist du in vielerlei Hinsicht desorientiert und hilflos.
Es geht dir langsam besser, weil du angefangen hast, unter Abstinenz zu gesunden. Deine Alpträume, und deine Unerfahrenheit im alltäglichen Kampf zeigt meiner Auffassung nach an, dass deine Gesundung erst anfängt, und du noch umfangreiche (Selbst-)Pflege benötigst.
Und es ist keineswegs so, dass ein Zug keinen Unterschied macht, das macht - auch moralisch - einen sehr großen Unterschied, egal wie man sich das dann schönreden oder verkaufen lassen will.
Meine Erfahrung: Bei Anfälligkeit für psychosenahes Erleben unter Halluzinogenen (wozu Kiffen im weiteren Sinne gehört)
werden die Entgleisungen im Zeitverlauf stärker. Es besteht sogar die Hoffnung, dass Rückfälle für dich in einem Ausmaß immer schmerzhafter und abschreckender werden. Außerdem brauchst du sowieso Tage und Woche um dich davon zu erholen, und wieder zu beginnen, dich neu zu sammeln.
Sei klug genug, das einzusehen, und nicht abzutauchen, wo man nicht genau wissen kann, wann und wie genau du wieder hochkommst. Dich mies fühlend, wieder drei Termine verbockt, Verträge gebrochen, etc.
Auch Amphetamin löst psychosenahes Erleben und Psychosen aus. Ich schätze es als eine starke Verletzung für dich ein, an einem speed Gelage teilzunehmen. Du beschreibst es auch als mehr als unangenehm.
Freut mich, dass du dich mit deiner Ex gut verstehst. Ich finde sowieso Suchtverlagerung in einem gewissen Umfang kann und sollte man sich zu nutze machen. Also jetzt nicht Suchtverlagerung im schlechteset Sinn, wie jetzt jeden Tag zwei Flaschen Doppelkorn.
Aber Sucht hat viel mit Gewöhnung zu tun, eintrainiertem Verhalten. Angewöhnung. Oder Abgewöhnung. Umgewöhnung.
Das kann auch in Richtung Sport gehen. Ich hatte auch eine Phase, als ich schon ein, zwei Jahre abstinent war, da habe ich angefangen jeden Tag ein paar Bier oder ein halbes Glas Likör zu trinken. Das war für mich weit akzeptabler, als einen zu Rauchen oder eine Nase zu ziehen, denn letztere Sachen wären eine Katastrophe gewesen. Ich habe das regelmäßige Trinken aber nach einem Jahr oder so komplett eingestellt, und trinke seit Jahren gar keinen Alkohol. Da ich es nicht vermisse, sondern mich der Gedanke langweilt, bleibe ich so.
Die Frage der sozialen Bezüge, deine alten Homies, das ist eine sehr wichtige Frage.
Du bist noch nah an der Sucht, du hast noch gar nicht angefangen dein Leben auf ganz andere Weise dir gemäß aufzustellen.
Es ist für dich eine Riesengefahr, wenn alle naselang jemand Speed auspackt, oder sich einen Kopf fertigmacht. Das bedeutet aus meiner Sicht, dass es mehr oder weniger natürlich passieren kann, dass du noch ein paar Jahre lang Runden drehst als Konsument.
Was willst du? Nützen dir die Drogen? Bist du bereit den Preis zu zahlen, dass sie dich durchaus sehr schwächen und dein Leben chaotisch bleibt wie zuvor?
Willst du soziale Gemeinschaft, Leute die dich immer verstanden haben oder zukünftig verstehen? Oder bewertest du den Drogenkonsum unter dem Strich als nützlich und willst lieber dabei bleiben?
Das macht einen großen Unterschied für eine richtige Taktik aus.
Du kannst mit deinen Kollegen verhandeln, du kannst klar stellen, was du tun kannst und willst, und was nicht, und auch ob es Sachen gibt, die du dir verbittest oder Punkte, ab denen du kein Teil mehr dieser Gemeinschaft sein kannst. Also als Teilzeit Mitglied der Gang z.B.
Meine und auch die Erfahrung von anderen ist, dass bei Konsumenten die Droge zentral im Alltag steht. Als Anker. Der Anker ist vermutlich mehr die Droge. Auch die Freundschaft. Aber du wirst wahrscheinlich erleben, dass die Kollegen den Stoff rausholen, und Konsum durchführen, egal ob du sagst du machst mit, du gehst, oder es stört dich oder auch nicht.
Verlasse dich mit deinen Zielen auf dich. Erwarte von den Kollegen an dem Punkt keine Hilfe, die sie ziemlich sicher nicht geben können.
Bei mir ist es so, dass ich mit Leuten zusammen sein will, die meine Interessen Teilen. Damals waren es Drogen. Heute sind es andere Sachen. Diese Schallplatte Geld beschaffen, auf Dealer warten, Stoff wegschleppen, konsumieren, abhängen, unruhig werden:
Wenn man abstinent ist, und sein Leben lebt, mit anderen Interessen oder sogar Leidenschaften, dann ist das ungeheuer langweilig. Für Konsumenten sind das alles sehr wichtige Alltagsstationen, und das geht so weiter wie gehabt.
Im Normalfall lernt man mittelfristig (langfristig dann eh) zunehmend andere Leute kennen, mit denen man mehr aktuelle Gemeinsamkeiten hat.