Die Frage ist aber auch, warum wird jemand vulnerabel für Drogen. Warum entwickelt wer einen Drogenmissbrauch, obwohl man wissen könnte, dass das riskant ist.
Bei mir sehe ich die Faktoren:
- Ambivalenzen, Spannungen, Probleme innerhalb der eigenen Persönlichkeit
- Schlecht ausgetragene Konflikte und Spannungen zwischen den Eltern
- Störungen in der frühkindlichen Entwicklung
- Störungen in der Eltern-Kind-Beziehung
- Spannungen und aggressionen innerhalb des Lehrkörpers
- Strukturelle Gewalt im Kollektiv, wie sinnlose, destruktive Drücke
- Psychische und physische Gewalt unter Gleichaltrigen
- Probleme im Selbsterleben, wie Umgang mit Gefühlen
- Orientierungslosigkeit, Unsicherheit, Überwältigung
- Eigene Fehlentscheidungen aus Inkompetenz, Mutwilligkeit, Unwissenheit, Fehler, etc.
Da gibt es etliche Stressoren die jemanden anfällig machen können. Hättest du doch gemacht was man gesagt hat und die Finger vom Kiffen gelassen greift vielleicht zu kurz. Natürlich greift es auch zu kurz, alles auf einen sich spekulativerweise anbahnenden Wertekonflikt zwischen Eltern und Kind oder Kollektiv und Kind zurückzuführen.
Das wird der Sohn als Erwachsener für sich wohl rauszufinden haben, wie er mit den Lebensproblemen umgeht, was er will, warum er wurde, wie er wurde. Und die Eltern werden auch vermutlich noch viel nachdenken, und später noch zu irgendwelchen Teilerkenntnissen kommen.
Wahrscheinlich ist das Leben für viele einfach so. Die die immer als Mitläufer am Gros der Gemeinschaft mitschwimmen, leben halt reibungsärmer vor sich hin. Was Vorteile oder im Einzelfall gar Nachteile mit sich bringen mag.
Wichtig ist auch, dass Eltern und Kind sich irgendwann als Erwachsene begegnen und verständigen werden. Und falls der Sohn auch Kinder kriegen sollte, dann dürfen die Eltern dereinst vermutlich auch auf spätes Verständnis hoffen.
Wichtig für den Sohn ist, dass er sich bewusst wird. Möglichst vieler Dinge. Aber ich wüsste auch nicht, wie das in jungen Jahren so einfach gehen sollte. Das ist wohl der Prozess des Lebens, der Jahre und Jahrzehnte dauert.
Dazu denke ich auch, dass ein Erfahrener Mediator in Kenntnis möglichst aller Details dieses "Falls" praxisgerechte Maßnahmen und Entscheidungsvorschläge helfen sollte, zu erarbeiten.
Dazu sind die Zusammanhänge zu komplex und hier unsichtbar, damit zumindest mir jetzt einfallen würde: "macht mal dies oder jenes".
Aber ich würde vermuten es ist ratsam, aktuell keine Forderungen oder Urteile an ihn ranzutragen. Abgesehen von für die Eltern gesunden und notwendigen und auch logischen, nachvollziehbaren Abrenzungen und Selbstschutz. Er muss selber in vielleicht aufwändigsten Prozessen dann dazu kommen, welche Forderungen er an sich haben will.
Ich würde auch in Erwägung ziehen, mich mit anderen betroffenen Eltern kurzzuschliessen, auch wenn es widerstrebt, oder man möglicherweise über seinen Schatten springen müsste, oder welche Widerstände auch immer überwinden müsset. Man muss ja nicht zu allem Ja und Amen sagen. Aber in einer Selbsthilfegruppe ist es einfach befreiend, zu sehen wie viele vergleichbarers durchleben. Und auch informativ, den Diskurs und die Erfahrungen zur Kenntnis zu nehmen.