Beiträge von RunningFree

    Hallo Arlanda, ich kenne zwar keinen solchen Fall, kann aber verstehen, dass es Dir damit nicht gut geht, da es keine Chance mehr gibt, mit ihm darüber zu sprechen. Vielleicht ging es nur um eine Art Freundschaft, aber klären lässt sich das nicht mehr wirklich. Ich kann mir vorstellen, dass das die Trauer erschwert, weil es die Beziehung und auch den Menschen im Nachhinein auf gewisse Weise in einem anderen Licht erscheinen lässt. Warum gehst Du denn von einer Sucht bei ihm aus und warum tut er Dir leid?

    Wichtiger finde ich aber die Frage, wie Du für Dich damit zurechtkommen kannst. Kannst Du Dir Rat und Unterstützung holen, vielleicht bei einem Psychologen oder Trauerbegleiter/in, einer Selbsthilfegruppe?

    LG RF

    Liebe Herbstwind,

    es geht doch hier niemandem drum, Dich oder Dein Verhalten zu bewerten oder Schuldige zu finden. Was neuerweg und andere geraten haben ist: Such Dir erstmal Hilfe für Dich, denn Dir geht's, wie Du selbst mehrfach geschrieben hast, schlecht. Das ist doch eigentlich ganz simpel und richtet sich weder gegen Dich, Deinen Sohn, noch ist es "unfair". Mag ja sein, dass es ein belastendes Problem in der Familie mit Deiner Mutter gab. Aber wichtig ist doch jetzt erstmal: Wie kann es jetzt in den nächsten Wochen und Monaten für DICH weitergehen. Nix anderes habe ich aus den Beiträgen hier herausgelesen.

    "Dein Ziel konsequenter zu werden, finde ich ein sehr gutes Ziel, zumal du auch spürst das er das braucht. Da würde ich dranbleiben und überlegen, wie das aussehen kann."

    Ja, dass überlege ich tatsächlich. Gar nicht so einfach, da ja die Suchtkranken alles über den Haufen werfen und einen überrumpeln mit neuen

    Tatsachen. Ich bleibe dran.

    Danke Dir, liebe neuerweg1.

    Guter Ansatz, muss nur "einsickern" im Kopf:thumbs_up:

    Gefestigter, konsequenter und stärker werden wäre sicher gut, aber dass Du Deine Gefühle "wie bei einem Drogensüchtigen abschneidest" ist doch gar nicht das Ziel! Ein wenig nüchterner vielleicht abwägen, okay, und diese ganzen christlichen und Mutterliebe-Aspekte mal etwas runterfahren, auch wenn es schwerfällt. Aber Dich komplett emotional ausklinken und kaltschnäuzig werden, darum geht es doch hier gar nicht. Keiner hat Dir zudem geraten, Deinen Sohn komplett fallen zu lassen oder den Kontakt abzubrechen oder gar Dein Grab zu schaufeln, wie Du oben geschrieben hattest. Aber erstmal auf Dich achtgeben, Dich mal ernst fragen, was Du für Dich willst, ohne schon im gleichen Atemzug zu überlegen, ob ihm das jetzt hilft oder nicht. Um Dich geht es, Dir geht's gerade schlecht, das liest man aus all Deinen Nachrichten.

    Und wenn Du mit eigener Bestandsaufnahme durch bist, kannst ihm auch mal sagen: Bis hierhin und nicht weiter, das wird mir zu viel! Ich unterstütze Dich - aber unter dieser und jener Bedingung.

    Für mich klingt es so, als hättest Du die Konflikte Deines Sohnes um irgendwelche Drogengeschäfte direkt bei Dir im Haus gehabt? Falls ja, würde ich mir das künftig echt verbitten. Es gibt Regeln, an die er sich zu halten hat, wenn er das nicht tut, kann er woanders wohnen. Das ist kein Fallenlassen! Du hast ein Recht drauf, in Deiner Wohnung sicher zu leben und respektiert zu werden. Da bei weiter fortgesetztem Konsum kein normales Zusammenleben möglich ist, würde ich auch Therapie zur Bedingung machen, das hatte Franz glaube oben schon mal angesprochen. Und am besten im Beisein einer neutralen Person. Warte doch einfach mal ab, wie er darauf reagiert. Vielleicht gibt es ja doch irgendwann eine Überraschung, und er geht es an, wenn Du nicht für alles parat stehst.

    Hallo Herbstwind,

    Die Angehörigen, welche ich in den Gruppen getroffen habe, hingen sich an den Beratern fest wie an einem Strohhalm und

    setzten auch vieles 1 zu 1 um von dem was ihnen dort gesagt wurde.

    Ich habe von keinen einzigen Fall mit bekommen, dass er dadurch gesund wurde, oder von der Sucht los kam.

    Du als Angehörige gehst ja auch für Dich in so eine Gruppe. Das Loskommen von den Drogen muss schon der Süchtige selbst übernehmen. Aber Du scheinst Dich und Deinen Sohn eh als eine Art Symbiose zu sehen.

    In modernen, fortschrittlichen Beratungsstellen wird dieses Wort "Co- Abhängigkeit" gar nicht mehr erwähnt.

    Das stimmt meines Wissens nur zum Teil. Man verwendet den Begriff zwar nicht mehr so häufig. Aber dass es ungünstiges und suchtförderndes Verhalten von Angehörigen gibt, liegt glaube immer noch auf der Hand. Und sorry, aber wer "seinen" Suchtler nur in Schutz nimmt, zu allem Ja und Amen sagt, hinnimmt, dass er alles verweigert, ihn oder sie in Watte packt, sich finanziell verausgabt und alles mit sich machen lässt, sich zum Spielball macht, wie es Maya113 so treffend schreibt, verhält sich "suchtfördernd", wenn Dir der Ausdruck besser gefällt - und schadet obendrein sich selbst. Schließlich schreibst Du ja selbst, dass Dir schon Angst und bang davor ist, dass der "Wahnsinn" wieder losgeht, wenn Dein Sohn rauskommt. Ich frage mich immer mehr, ob Du selbst für Dich eigentlich was ändern möchtest?

    Liebe ist und tut sicher gut. Aber die Formel, dass nur Liebe heilen kann, find ich zu simpel. Schön wärs! Hand aufs Herz, wie sollte Liebe allein jetzt aktuell alles richten, was im Leben Deines Sohnes passiert ist? Da sind konkretes Handeln seinerseits sowie praktische und psychologische Hilfen von Profis nötig, die er bereit sein müsste, anzunehmen. Für mich wirkt es so, als hängen die Probleme Deines Sohnes und Deine ganz eng zusammen, ja bedingen sich fast gegenseitig. Aber das ist ja der Kern von Co-Abhängigkeiit. Er hat sich in der Sucht eingerichtet und Du bietest ihm den treuesten Beistand dabei und beharrst darauf, nicht anders zu können aus Mutterliebe. Vielleicht hält ihn das ja erst recht fest in seiner Situation - und schadet ihm somit? Ich hab es bewusst etwas provokant formuliert...

    Hallo Herbstwind,

    ich wollte nicht hart sein, aber ehrlich. Es sind einfach persönliche Erfahrungen und wie schon gesagt, aus einer anderen Perspektive als Deiner. Ich kann mir trotzdem ansatzweise vorstellen, wie es Dir geht, und man liest ja, wie verstrickt Du bist, das kann ich nachfühlen, mir gings ja auch so.

    Bei einem Partner oder Elternteil kann man leichter die Reßleine ziehen als bei seinem Fleisch und Blut.

    Mag sein, aber schwierig ist es immer, glaub mir. Ich bin auch Mutter und verstehe den unbedingten Willen, das eigene Kind zu unterstützen. Aber wenn Du das ernsthaft möchtest, finde ich wichtig, die Art der Unterstützung ernsthaft zu hinterfragen und zu gucken, was sinnvoll und hilfreich ist, und was eher nicht. Da wirst Du vermutlich die nachvollziehbaren Emotionen auch etwas beiseite schieben müssen und versuchen, rationaler zu denken. Mich hat ein Betroffener in der Selbsthilfegruppe total aufgebaut und mir auch klar gemacht, dass das ein durchaus längerer Prozess sein kann. Ich bin dort nach dem ersten Mal auch erstmal wieder weg und dachte mir, die können mir nicht helfen, die sind so knallhart, die wollen mich ja nur zur Aufgabe meines suchtkranken Partners bewegen. In Wirklichkeit ging es eher darum, sich selbst wieder zu finden, wieder Kraft zu bekommen, klarer zu sehen. Warst Du eigentlich bei dieser Gruppe, mit denen Du neulich Kontakt aufgenommen hattest?

    Hallo Herbstwind,

    ich hatte Dir ja an anderer Stelle schon geschrieben, dass ich finanzielle Unterstützung für ihn einstellen würde, weil ihm das ganz sicher nicht hilft. Zumal er ja offenbar jede Mitarbeit, etwas an der Situation zu ändern, von vornherein ablehnt. Ich verstehe grundsätzlich Dein Dilemma - Du bist in großer Sorge um ihn, aber bedenke, dass auch er das weiß und diese Karte auch durchaus gegen Dich ausspielt, so wie Du die Lage schilderst - um sein Ziel zu erreichen, an Geld zu kommen. Aber das ist angesichts seiner Sucht ein Fass ohne Boden. Stopfst Du heute ein Loch, tut sich morgen das nächste auf, so hab ich es erlebt. Ich verstehe trotzdem, wie schwierig die Situation ist, zumal er Dich ja schon jetzt unter Druck setzt. Kannst Du Dich vielleicht von Bewährungshilfe beraten lassen? Werden nicht vielleicht von der Haft aus Möglichkeiten erarbeitet, wie es für ihn danach weitergehen kann? Ich glaube, ich würde mir eine neutrale Person für Gespräche dazu zu holen wollen und wie schon beschrieben versuchen, klare Grenzen zu Deinem eigenen Wohl zu ziehen, ohne unbedingt den Kontakt zu ihm abzubrechen. So wie Du es beschreibst, vereinnahmt bis terrorisiert er Dich ja regelrecht. Aber dazu gehören immer Zwei...

    LG RF

    Thema Hobby: Keine Ahnung, Herbstwind, überleg doch mal, was Du schon immer gerne mal machen wolltest, vielleicht taugt ja davon was als Hobby.

    Deine Antwort an neuerweg finde ich übrigens, sorry für die offenen Worte, ziemlich abstrus. Na klar wird Dein Sohn auch ohne Dein Geld an Drogen kommen, wie Du ja auch genau weißt. Was für mich umso mehr die Frage aufwirft, warum Du es ihm unbedingt geben willst. Findest Du wirklich realistisch, dass er seine kriminellen Machenschaften automatisch aufgibt und sich denkt, hurra, Mama gibt Geld, das teile ich mir jetzt ein - und gut is?? Was wenn er einfach beides macht - Dein Geld nehmen plus Beschaffung/Dealerei? Einfach, weil er dann noch mehr Geld hat? Wie weit willst Du gehen - bis Du selbst auf der Straße stehst? Ich war anfangs auch sehr gutgläubig. Mein Freund brauchte auch immer Geld für sehr plausible Dinge wie Essen, Strom, Medizin, Fahrkarten. Fast nix davon stimmte. Immer Notsituationen und ich bin eingesprungen, wurde nach Strich und Faden ausgenutzt. Hab mich ausnutzen lassen, sagen wir es so. Ich wollte nicht wahrhaben, dass er immer noch an seinem alten Zeug hängt. Aber das will man doch nicht so, Herbstwind, möchtest Du das wirklich jetzt so weiter machen? Damit er keinen Entzug kriegt von den Drogen, die Du ihm finanzierst? Naja, Du musst es wissen. Dass Dein Sohn Dich schlägt und beschimpft ist natürlich besonders schlimm. Du beschreibst ihn als guten, aufrechten Menschen und schiebst alles auf den "Teufel" Droge. Du hast ihn wirklich von jeglicher Verantwortung für immer freigesprochen, so hört es für mich an. Das ist schon schräg.

    Hallo Herbstwind,

    ich hab verstanden, dass Dein Sohn eine offenbar sehr massive und langjährige Suchterkrankung mit sich trägt, somit auch hohen Risiken in jeder Hinsicht ausgesetzt ist und es für Dich so ausschaut, als gäbe es keinen Ausweg. Hat er je Konsumpausen gehabt, Therapie in Anspruch genommen? Bei mir geht es um (M) einen Freund, den ich schon seit über 30 Jahren kenne und der ebenfalls mit 12 oder 13 erst exzessiv mit Alkohol und dann auch Schritt für Schritt mit praktisch allen anderen Drogen anfing. Warum und ob ihm Liebe gefehlt hat lasse ich dahingestellt und will ich auch in Eurem Fall nicht hinterfragen. Bei meinem Freund hätte ein unbeschränkter Zugang zu Geld aber keine Besserung gebracht. Darüber haben wir tatsächlich schon geredet. Eher die Gier vergrößert, wie er es ausdrücken würde, das spricht ja auch Soccerlady an. Ich glaube nicht, dass er noch am Leben wäre, wenn er nicht drei oder vier Entgiftungs- und Therapieanläufe gemacht und dort Impulse von Therapeuten bekommen hätte, die er annehmen konnte. Teils war er dort aus Zwang, weil er Haftzeiit verkürzen wollte, teils weil es ihm einfach sehr schlecht ging. Trotz Ruckfällen hat es ihm, nach eigener Aussage, immer etwas gebracht, ist etwas positives hängen geblieben. Zuletzt war er bis Frühjahr 2020 in Therapie, danach ist er direkt rückfällig geworden. Für mich eine schwere Zeit, weil ich relativ kurz vor Therapiebeginn wieder mit ihm zusammen gekommen war (in dem damals irrigen Glauben, er habe sich stabilisiert) und viel Hoffnung da hineingesetzt hab, dass er dauerhaft etwas ändert. Aber als Partnerin hat man das nunmal kein Stück in der Hand.

    Seither gibt es ein Auf und Ab, er kämpft, hat zwischendurch wohl längere cleane Phasen (falls stimmt, was er sagt, aber Du kennst das, man weiß es nie) . Warum? Weil ihm das Jobcenter teils monatelang nichts mehr ausgezahlt hat und schlicht keine Kohle da ist. Das sind dann eigentlich ganz gute Phasen, die Zeit geben, über Veränderungen nachzudenken, Schritte in diese Richtung zu gehen. Ob er das jemals dauerhaft schafft, steht in den Sternen, ich muss zugeben, auch ich glaube nicht mehr daran. Ich habe mich relativ weit rausgezogen, auch emotional. Wir sehen uns noch, aber ich gebe ihm kein Geld, auch wenn es angeblich für Essenseinkäufe ist. Selbst wenn, würde es nur finanzielle Spielräume schaffen. Für mich bleibt er ein wichtiger Mensch, aber eine Beziehung ist es nicht mehr.

    Das ist natürlich anders als bei Euch. Aber es gibt auch Parallelen.

    Mir haben auch viele geraten, den Kontakt vollständig abzubrechen. Alles leicht gesagt, da geb ich Dir recht. Auch dieser Mensch hat niemanden sonst. Und noch wichtiger, ich mag ihn, fühle mich nach den vielen Jahren, die wir uns kennen, verbunden. Aber ich möchte nicht mehr zulassen, dass der enge Kontakt zu ihm mein Leben vollständig ruiniert. Ich hab es geschafft, gewisse Grenzen zu ziehen und mich mehr um mich zu kümmern, nicht mehr ständig Angst um sein Leben zu haben. Ich pflege wieder Freundschaften, hab neue Bekannte gefunden, gehe wieder raus. Vor zwei Jahren hab ich mir einen Hund zugelegt, das war wirklich die beste Entscheidung seit langem.

    Ihm erlaube ich mittlerweile nicht mehr, nach tagelangem Abtauchen plötzlich wieder unangemeldet aufzukreuzen, hier Unruhe und Gereiztheit zu verbreiten, etc. Du beschreibst, wie sich Dein Sohn verhält und weißt, was ich meine. Ich hatte zeitweise ganz vergessen, dass ich auch da bin, was ich will und was nicht, und Dir geht es vielleicht ähnlich. Das will ich so nicht mehr, und das sage ich ihm auch klar, und es wird respektiert. Ich überlasse ihm auch jegliche Suche nach therapeutischen Hilfen selbst, und es gibt tatsächlich viele Angebote, die auch Dein Sohn in Anspruch nehmen könnte, das weißt Du ja. Wie ist es derzeit in Haft, konsumiert er weiter?

    Du wirst vielleich sagen, es sei für mich leichter, weil es nicht um mein Kind geht und ich mich nicht verantwortlich fühlen muss, und das stimmt natürlich. Aber auch einem "Kind" - da gebe ich neuerweg1 recht - kann man nicht alles abnehmen, sonst verweigert es immer mehr Eigeninitiative. Du beschreibst ja, dass Dein Sohn sich wohl auch erdrückt fühlen muss. Er spürt Deine ständige Sorge und Angst und Bereitschaft zu bedingungsloser Aufopferung. Wie soll er reifen und Eigenverantwortung lernen? Ich kann total nachvollziehen, dass es schwer, kaum erträglich ist. Auch und vor allem, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass die Zeit begrenzt sein könnte. Deshalb wünsche ich Dir, dass Du etwas findest, das Dich stärkt und positive Perspektiven für Dich selbst eröffnet, um Dein Leben wiederzuentdecken und vielleicht den schon oben beschriebenen Mittelweg mit Deinem Sohn.

    Noch zu der Selbsthilfegruppe: ich war in einer, in der Betroffene und Angehörige waren. Das bot gerade im Zusammenspiel gute Denkanstöße.


    Gute Entscheidung mit der Gruppe, hab's erst nach dem Abschicken meiner Nachricht gelesen :top: schon allein, um nicht mehr alles mit Dir selbst auszumachen. Viel Erfolg!

    Liebe Herbstwind,

    ich gebe Dir Recht, dass manche Profis vorgestanzte, wenig empathische Ratschläge geben, vielleicht auch weil sie nie selbst in so einer Lage waren. Verzweiflung, Hilflosigkeit und das Gefühl, einen nahen Menschen unter allen Umständen festhalten und diese Talfahrt stoppen zu wollen, hab ich auch durchlebt und mich zeitweise völlig darin verloren. Für mich kann ich sagen: Das hatte auch mit einer Art eigenen "Bedürftigkeit" zu tun, wie mir erst mit der Zeit klar wurde. Ich habe das Thema zu meinem Lebensmittelpunkt gemacht, was ja ganz typisch für Co-Abhängigkeit ist. Für den Betroffenen war ich aber weniger hilfreich mit meiner Liebe und Sorge, als ich dachte. Im Gegenteil. Das war in gewisser Weise Entmündigung, und das empfinde ich jetzt als falsch. War ein harter Lernprozess. Wie sieht Dein Sohn Deinen Einsatz, ist er offen für dieses Maß an Hilfe, die Du gibst oder planst? Zwischen dieser bedingungslosen Unterstützung samt Finanzierung der Sucht auf der einen Seite und einem Kontaktabbruch, wie es Deine Freundin gemacht hat, gibt es ja noch einige Schattierungen, vielleicht lohnt da doch nochmal ein genauerer Blick drauf. Ins - möglicherweise moderierte - Gespräch miteinander kommen, zeigen, dass Deine Tür offen steht, es dafür aber auch gewisse Bedingungen gibt, sowas in die Richtung. Aber vermutlich hast Du auch das schon ausgiebig erwogen. Natürlich entscheidest Du, wie Du weitermachst, auch was Du Dir zumuten kannst. Vielleicht wäre ein Anfang, in der Zeit bis zur Haftentlassung noch etwas genauer zu überlegen, wie Du für Dich sorgen und Dich stärken und Menschen - wieder? - an Deine Seite holen könntest.

    LG RF

    Liebe Herbstwind,

    es ist verständlich, dass Du für Deinen Sohn da sein willst. Aber Du bist komplett auf verlorenem Posten, wenn Du ihn vor Sucht und Kriminalität durch Deine liebevolle Aufopferung und finanzielle Selbstausbeutung retten willst. Du kannst ihn besuchen, ihm zuhören, eine Verbindung aufrecht halten, soweit das für Euch beide möglich ist. Seine Sucht muss er aber selbst angehen, das lässt sich von außen nicht erzwingen. Wie ist da bei ihm der Stand, will er das denn? Du für Dich solltest Wege suchen, Dich zu schützen, Grenzen zu ziehen, mit Hilfe einer Therapie für Dich vielleicht oder einer Selbsthilfegruppe, hast Du sowas schon versucht? Das heißt definitiv nicht, ihn nicht zu lieben. Sieh es mal so: Gehst Du psychisch und emotional vor die Hunde, hilft ihm das kein Stück weiter.

    Man gewinnt den Eindruck, dass Du auf sehr dünnem Eis stehst und verstrickt bist in Grübeleien, Sorgen, Ängste. Ich kenne diese Situation gut, wenn auch aus anderer Perspektive, und kann Dir nur raten, Deinen Blick auf Dich und Dein Wohlergehen zu lenken, anders geht man unter. Wie siehts mit Freunden aus? Kannst Du Dich mit jemandem aussprechen? Ich hab mir eine Angehörigen-Selbsthilfegruppe gesucht, das war erstmal hilfreich. Frag doch mal bei der nächsten Drogenberatung, falls Du Dir das auch für Dich vorstellen kannst.

    LG, RF

    Liebe Elaine,

    da alle Menschen unterschiedlich sind, gibt's vermutlich keine konkreten Muster der Auswirkungen. Bei Deinem Exfreund könnte ich mir vorstellen, dass Du ihm mit liebevollen Nachrichten vor Augen führst, was er verloren hat, das schmerzt natürlich. Dann legt er sich zurecht, dass ein anderer Mann bzw Untreue dahinter stecken muss, auf die Weise kann er sich hinter Aggressionen verstecken und muss seine Probleme nicht angehen. Wäre das eine Erklärung?

    Mein langjährig kokainabhängiger Freund hat sich immer wieder tagelang verkrochen, dann wieder plötzlich Kontakt gesucht, vordergründige Einsicht, Versuche, was geregelt zu kriegen (die oft im Sande verliefen), usw. Depressionen bis hin zu suizidähnlichen Gedanken, Wut auf sich selbst, Interesse- und Empathielosigkeit, Verlust von sozialen Beziehungen, auch der Libido, schnelle Aufgebrachtheit und Aggressionen hab ich als Folgewirkungen erlebt oder er hat mir davon erzählt. Wenn ich so Dinge wie Gefühlskälte benannt habe, hat er das gelegentlich bestätigt. Trotz langjähriger Verbindung. Mal war ich die Frau seines Lebens, dann wieder wurde ich tagelang ignoriert. Zuletzt sagte er mir, in bestimmten Situationen zähle halt nur, dass genug Geld da ist für nächsten Konsum.

    Gut dass Du diese Entscheidung getroffen hast. Mir fällt es noch immer schwer, mich rauszuarbeiten. Ich mag den Menschen. Aber hilft ja nix.

    Liebe Grüße, RF

    Hallo, kann das so gut nachvollziehen. Man fühlt sich sehr hilflos. Solange er die Probleme nicht sieht, wird sich aber wohl nix ändern. Die Frage ist auch, ob seine Schilderungen und die zeitlichen Abläufe so stimmen. Die miese Kombi aus Kokain und Tilidin gab es bei meinem Partner auch, und auch viele Aussagen, die sich später als gelogen herausstellten. Gut, dass Ihr nicht zusammen lebt! Kannst Du - neben therapeutischem Angebot - mit Freunden darüber sprechen? Und gibt es Dinge, die Du gerne für Dich machst und die Dir helfen können, etwas Abstand zu gewinnen? Vielleicht hilft es ja, wenn er merkt, dass Du Dich distanzierst und so der Druck für ihn wächst, gegenzusteuern. Verlassen kannst Du Dich aber vermutlich nicht darauf...

    Wohnst Du sehr ländlich, weil es da nur diese eine SHG gibt? Frag doch sonst vielleicht mal bei der nächsten Drogenberatung, die müssten ja auch Adressen haben.

    Hallo,

    ich schreib Dir, weil es mir längere Zeit sehr ähnlich ging wie Dir. Hab leider auch keine Positivstory parat, aber Horrorstories braucht man auch nicht, ich weiß. Stell Dir vielleicht mal ernsthaft die Fragen: Was möchte ich, was ist mir wichtig in meiner Partnerschaft? Wie möchte ich mein Leben gestalten? Kann ich das mit meinem Partner, solange er konsumiert? Einfach, um mal den Blick von ihm wegzulenken. In so ner Situationen verliert man sich selbst allzu schnell aus den Augen.

    Ich musste mit der Zeit ganz langsam realisieren: Drogenkonsum auf der einen Seite und Beziehung, füreinander da sein, Vertrauen, Verlässlichkeit, Zukunft aufbauen auf der anderen Seite - das passt einfach nicht zusammen. Gerade Kokain hab ich bei meinem langjährig abhängigen Partner als verheerend erlebt, weil es ihn verändert und geschädigt hat, emotional, psychisch und sozial. Auch Dein Freund müsste vermutlich mit Therapie gegengesteuern, und dafür wiederum bräuchte er Einsicht. Die Realität ist aber: Du hast Dich für Deinen Partner entschieden und richtest Dein Leben nach ihm aus, versuchst ihn zu verstehen und sogar seine Downs auszugleichen. Du hast die Fäden in die Hand genommen und machst die "Beziehungsarbeit". Warum also sollte er was verändern? Läuft ja für ihn. Solange er Koks hat... Tut mir leid, wenn das hart klingt, aber genau so habe ich es erlebt.

    Schwierig finde ich auch, dass Du für Euch beide versuchst, das Thema zu umschiffen und zu verdrängen, indem er Dir nix mehr positives darüber erzählen soll. Das wird wenig bringen, außer dass der Konsum vielleicht verdeckter abläuft. Sinnvoller wäre vielleicht Abstand und wirklich auf Dich schauen. Das ist schwer, ich weiß. Aber auf Dauer der einzige Weg, nicht selbst unter die Räder zu kommen. Du schreibst ja, dass Dir das alles Angst macht, daher ist es an der Zeit, für Dich zu sorgen.

    Lebt Ihr zusammen? Kannst Du Dich Freunden anvertrauen? Ich war in einer Selbsthilfegruppe für Suchtkranke und Angehörige, das war ganz hilfreich.

    Liebe Grüße,

    RF

    Hallo,

    die Zwickmühle verstehe ich schon, und genau die macht es auch schwer, zu einer klaren Position zu kommen in so einer Situation. Indem Du gelegentlich mitkiffst, bestärkst Du ihn vermutlich in seiner Haltung noch. Aus seiner Warte mal gesprochen: Warum sollte er weniger kiffen oder aufhören, wenn Du ja damit zeigst, dass Du es grundsätzlich auch okay findest, denkt er sich vermutlich. Du findest halt seltener kiffen okay, er häufiger, jeder kann das für sich entscheiden, und er will sich da nicht reinreden lassen. Dass er gleich Trennung ins Spiel bringt, sagt viel. Während Du nun in der Zwickmühle bist, hat er die Fronten schon klar abgesteckt und blockt so auch Gespräche darüber ab. Wie hast Du denn darauf reagiert?

    Versuche vielleicht erstmal, für Dich Klarheit zu schaffen. Was bedeutet Dir die Beziehung? Warum genau soll er weniger kiffen? Was will oder kann ich mittragen? Wo ist die Grenze und gäbe es Möglichkeiten für einen tragfähigen Kompromiss? Gerade im Zusammenspiel mit einem - vermutlich - Süchtigen finde ich das aber aus Erfahrung schwer. Man kann viel vereinbaren, aber ruckzuck ist man im alten Fahrwasser. Und Dein Freund zeigt ja bisher wenig Problembewusstsein und Kompromissbereitschaft.

    Darf ich trotzdem mal nachfragen, was die Suchtberatung rät?

    LG

    Hallo,

    finde auch gut, dass Du wortwörtlich auf Abstand gehst, zumal Du von erfahrener Gewalt geschrieben hast, und spätestens da ist aus meiner Sicht die rote Linie überschritten. Vor allem, weil Ihr ein Kind habt - aber nicht nur deshalb, es geht ja auch um Dich und dass Du geschützt bist. Falls er ernsthafte Problemeinsicht hat, kann er jederzeit Hilfe bekommen und einen neuen Therapieanlauf machen. Solange er aber nur Dir Vorwürfe macht und sich selbst als Opfer sieht, scheint er nicht so weit zu sein. Er kann das nur selbst angehen. Wie sind denn Deine Perspektiven in der Nähe Deiner Familie? Wäre dort eine Wohnung zu haben?

    Liebe Grüße,

    RF

    Schicke Dir ne Portion Mut und Kraft. Ich kenne diesen Zwiespalt. Es gibt ja auch immer wieder gute Tage oder Phasen, die Hoffnung machen, dass alles besser wird. Und dann wieder totale Enttäuschung und Grübelmodus, warum lügt er, warum verhält er sich so, ausgerechnet zu mir, usw. Man kommt da leider auf keinen grünen Zweig. Was Du beschreibst, finde ich gut - als Eltern funktionieren. Solltest Dich vielleicht noch vorsichtshalber drauf einstellen, dass das zeitweise auch mal bei ihm nicht so gut geht. Hat er die Reha eigentlich "freiwillig" angetreten!? Du schriebst ja von großem Streit vorher mit Polizei usw.

    Nicht so gut, aber das muss ja bei Euch nicht so werden. Wir sehen uns nicht mehr oft. Beziehung kann man das nicht mehr nennen, aber ne klare, ausdrückliche Trennung gab es auch nicht. Wir kennen uns halt ewig und ganz den Kontakt abbrechen möchte ich weiterhin nicht. Er konsumiert noch immer gelegentlich oder auch öfter, keine Ahnung. Ich frage nur noch ganz selten und hab meine ständigen Sorgen aufgegeben. Ändern kann ja nur er was. Ist aber natürlich andere Situation als bei Euch. Wir haben nie zusammen gewohnt, und jetzt hat eben jede/r wieder mehr sein Leben. Ich kann gut verstehen, wenn Du Dir das für Euch anders wünschst. Bin selbst leider an nem Punkt, dass ich nicht mehr denke, dass sich groß was ändert.

    Hey,

    für ein längeres Telefonat findest Du bestimmt mal zwischendurch Zeit. Ich habe mir auch lange keine Zeit dafür genommen. Lief immer auf 180, auch weil mich die Probleme meines Freundes so auf Trab gehalten haben. Hab meine Freunde vernachlässigt, einige ganz aufgegeben, weil mir nicht gepasst hat, wie sie ihn sehen, hab mich total zurückgezogen, keine Hilfe gesucht, weil es nicht ins Leben gepasst hat. Es hat mir nix gebracht. Außer dass ich letztlich mit einem Bein in der Depression hing. Hör Dich mal in Deiner Gegend um. Bestimmt gibt es Beratung, die sich in Dein Leben einfügen lässt, und wenn es nur erstmal ein, zwei Gespräche sind, einfach, um erstmal klarer zu sehen. Ich drück Dir die Daumen!