Auch ich bin von Codein abhängig und habe noch keinen wirklichen Ausweg für mich gefunden.
Ich hoffe du hast es inzwischen "Leben"?
Dein Benutzername klingt übrigens sehr gut,strahlt Hoffnung aus und das du dir wünscht wieder richtig leben zu können.
Wie wir alle,auch ich.
Denn eine Sucht ist kein Leben mehr,sie gaukelt dir was vor,in Wirklichkeit nimmt sie dir jeden Tag ein Stück mehr von deinem,Unserem Leben.
Das weiß wahrscheinlich jeder Süchtige nur zu gut selbst.
Auch ich habe viele negative Erfahrungen was Ärzte betraf machen müssen.
Ich wurde oft geringschätzig gemustert,mit Worten verurteilt und bekam noch zu hören,das ich schwach und wenig motiviert sei.
Ich erzähle mal bissel von meiner Karriere der Sucht.
Aufgrund von Depressionen und einer Persönlichkeitsstörung beging ich 1996 einen Suizid Versuch.
Er schlug fehl,ich lag mit zahlreichen Knochenbrüchen und Schädelhirntrauma ein halbes Jahr im Krankenhaus.
Dann hatte ich trotzdem noch enorme Schmerzen gerade im Bein und oft Migräne.
Ich bekam dann Paracetamol 500mg mit 30 mg Codein verschrieben wo ich anfangs nur 2 am Tag nahm.
Ich merkte schnell,das diese Tabletten nebenbei mir auch noch so ein schönes,warmes,behagliches Gefühl im Körper verschafften.
Ich war nicht nur schmerzfrei,mir ging es seelisch auch sehr viel besser.
Ja und so nahm die Sucht ihren Lauf.
Mit der Zeit war ich auf bis zu 30 Tabletten am Tag.
Bis dann auch die körperlichen Ausfallserscheinigungen zu nahmen.
Ich hatte immer weniger Kraft,war ständig müde und gereizt.
Wurde den Anforderungen im Haushalt und als Mutter nur mit den größten Anstrengungen gerecht.
Ich meldete mich dann zum Entzug stadionär an.
Aber die Erfahrungen in dieser Klinik haben mich negativ so geprägt,das ich mir sagte nie mehr KH.
Ich war eine Weile Clean,dann überwogen die Schmerzen und am Schlimmsten der enorme Suchtdruck.
Ich konnte trotz Ablenkung und Notfalltäschchen an nichts anderes mehr denken.
Ich wurde wieder rückfällig und die Depressionen und Lethargie wurden von Tag zu Tag schlimmer.
Wieder suchte ich eine Suchtberatungsstelle auf,die wollten mich aber nur in eine Geschlossene Klinik einweisen,was ich aber absolut nicht wollte.
Ach ja in der offenen Klinik davor wurde ich mit Neuroleptika und Atosil (Promethazin) substituiert.
Ich versuchte weiter etwas zu finden,ich stieß dann auf eine Ärztin für Suchtmedizin die sich bereit erklärte mich zu substituieren.
Das hieß jeden Tag wollte sie mich sehen,bis zu 3 Stunden Wartezeit und dann war kurzes Gespräch,dann bekam ich eine Neuroleptika.
Die machte mich so müde und schlapp,das ich kaum den Weg nach Hause schaffte.
Dann jeden Tag dort das Geschrei wenn andere Heroinabhängige die sich nicht an die Abmachungen hielten aus dem Methadon Programm flogen. Es war eine Geschreie dort und Geheule,das war so belastend für mich und die lange Warterei verbunden das die Neuroleptika mich so aus scherten,das ich wieder auf gab und nicht mehr hin bin.
Ich verurteilte mich sehr für meine Schwäche und Selbsthass machten alles noch viel schlimmer.
Also ich betäubte mich wieder mit Tabletten,hatte mittlerweile 3 Ärzte damit es nicht so auf fiel,die sie mir verschrieben.
Dann habe ich mich wieder aufgerafft,bin in eine Selbsthilfegruppe für Alkohol und Medikamentenabhängige.
Dort lernte ich eine alkoholkranke Ärztin kennen,mit der ich mich befreundete.
Sie wollte mir helfen.
Sie wollte mir erst mal den Beschaffungsdruck nehmen und dann mit mir ausschleichen,dafür sagte sie müsse ich max. ein halbes Jahr einplanen,da ein Codein Entzug um ein vielfaches härter sei als ein Heroin Entzug.
Ich sollte erstmal meine eigene Dosis finden mit der ich zufrieden bin und das alles in einem Kalender schriftlich festhalten.
Ich war zuerst dann bei 13 Tabletten täglich.
Aber es klappte nicht,ich war einfach nicht fähig mich zu disziplinieren,einmal waren es 13,dann 12,dann wieder mal 14 usw.
Wir hatten keinen Ansatzpunkt wo wir mit dem Ausschleichen beginnen konnten.
Sie machte mir immer Mut und sagte,ich solle Geduld haben.
Ich wurde einfach nicht vernünftig,da ich jetzt die Tabletten ja ohne Beschaffungsmühe zur freien Wahl hatte,nahm ich sie auch nach Lust und Laune.
Dann versuchte sie ein Ausweichopioid für mich zu finden,ich hatte ja trotzdem auch Schmerzen,das möchte ich auch noch erwähnen,eswar nicht nur die Psyche.
Sie verschrieb mir Tramadol und dann Tillidin N.
Dazu bekam ich auch Diazepam und andere Benzos und Schlaftabletten.
Sie schätzte mich so vernünftig ein,das ich meine eigene optimale Dosis für mich selbst finde.
Fand ich aber nicht.
Ich war dann eine Zeit lang auf Tramadol,dann wieder Tillidin N.
Auch Benzos abends zur Beruhigung und zum Schlafen Zopiclon.
Ich schaffte es manchmal vernünftig zu dosieren,dann wieder nicht.
Es war ein Hin und Her.
Ich heulte mich oft bei mir aus.
Sie machte auch Blutbild regelmäßig,da war aber immer alles okay.
Ich sollte nicht aufgeben,wir hätten schon soviel geschafft.
Es kam mir vor wie ein Hohn.
Soviel geschafft???
Was habe ich denn geschafft?
Das ich mir jeden Tag meinen eigenen Medikamentencocktail selber zusammen stellen darf ohne Einschränkungen?
Nein ich möchte auf keinen Fall,das es so aussieht,das ich sie dafür verantwortlich machen will. Niemals.
Ich bin alt genug um selbst für mein Handeln Verantwortung zu übernehmen.
Aber ich hasse es,das ich es nicht schaffe vernünftig mit den Medikamenten abzudosieren,könnt ihr mich verstehen???
Meine Depression wird von Tag zu Zag schlimmer und die Kräfte schwinden.
Meine Ärztin also sie, hat mir jetzt Cymbalta 30mg ein Antidepressivum verschrieben,sie meint das meine Depression behandelt werden müsse und mir gesagt sie verschreibt es mir erstmal,da es aber nicht ihr Fachgebiet sei,soll ich zu einer Neurologin gehen.
Wo ich mich auch angemeldet habe,aber lange Wartezeiten.
Ich will es jetzt in einer Tagesklinik versuchen für Psychosomatik.
Aber auch da muss ich lange Wartezeiten ein planen.
So und nun meine Frage an euch,es ist ja alles nichts Halbes und nichts Ganzes.
Ich habe bei allem was ich tue kein gutes Gefühl,täusche ich mich da, oder soll ich wirklich mehr Geduld aufbringen,wie meine Ärztin immer wieder sagt?
Aber ich fühle mich Tag für Tag immer mehr wie eine Versagerin und habe enorme Schuldgefühle meinen Kindern gegenüber 19 und 8 Jahre.
Ich möchte endlich frei und mal ein bisschen glücklich sein.
[TA=Franz]Beiträge abgetrennt, weil man sonst im alten Thema von Leben nur noch schlecht antworten kann und sich alles vermischt![/TA]