dem Wahnsinn entgegen

  • Hallo zusammen...

    vielleicht kann mich ja hier jemand verstehen, ich bin verzweifelt.

    Seit drei Wochen habe ich keine Nacht mehr durchgeschlafen. Sobald es Abend wird, geht es los: Ich kriege Panik, Wut. Schreie meinen Freund am Telefon an. Habe angefangen mir Haare auszureißen. Ich ertrage die Einsamkeit nicht. Ich bin ungerecht zu meinem Freund, schreie ihn an, provoziere Streit, fühle mich ungerecht behandelt, vernachlässigt, abgewiesen. Er tut, was er kann, aber in diesen Momenten macht er für mich alles falsch und ich beschimpfe ihn richtig schlimm. Kurze Zeit später komme ich wieder zu mir, bemerke was ich wieder angerichtet habe und es tut mir dann unendlich Leid.

    Manchmal bin ich auch längere Zeit weg getreten. Ich raste aus, fange an mir selbst weh zu tun. Wenn ich Schmerzen spüre, dann spüre ich wenigstens was, oder eben die schlimmen Gefühle gehen vorbei. Ich will nicht schlafen.

    Heute bin ich bei mir in der Stadt in der Institusambulanz/Psychatrie gewesen. Irgendwas bekommen um die kommenden Nächte zu überstehen. Nichts anzustellen.
    Man sagte mir, ich würde übertreiben und "solle den Teufel nicht an die Wand malen". Und ich hätte ja schließlich ein Beratungstermin im Februar. Daraufhin bin ich aufgestanden und gegangen.

    Wenn ich allein bin, hab ich entsetzliche Angst. Ich kann weder sagen, woher das kommt, noch auf was sich meine Angst bezieht.

    Kann mir irgendjemand sagen, wie ich die Nacht überstehen kann?
    Ablenkung funktioniert nicht wirklich, da ich in dieser Zeit mich nicht konzentrieren kann und irgendwie kurz davor stehe wahnsinnig zu werden.

  • Hallo Alessandra,

    so ähnliche Probleme hatte ich vor ein paar Jahren auch. Ich hab damals zu Schlaftabletten gegriffen, etwas, das ich dir nicht unbedingt raten würde. Der Schuss kann nämlich nach hinten los gehen (Stichwort Abhängigkeit).

    Meistens liegen die Ursachen für solche Ängste in der Vergangenheit. Vielleicht bist du als Kind öfters nachts alleine gelassen worden, woran du dich jetzt nicht mehr erinnerst oder so.
    Vielleicht hilft es dir, wenn du mit Vernunft an die ganze Sache ran gehst? Also, wenn du merkst, die Ängste kommen hoch, dass du dich dann hinsetzt, bewusst tief durchatmest und dir immer wieder sagst: Es ist alles gut, es gibt keinen Grund für diese Angst, ich bin nicht alleine, ich habe einen Freund, der mich liebt...

    Ansonsten versuch doch mal ambulant bei einem Arzt einen Termin zu bekommen, bei deinem Hausarzt oder einem Neurologen, weil bis Februar ist es ja wirklich noch ne Weile hin und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du keine Ahnung hast, wie du es bis dahin schaffen kannst.

    Wie sieht es denn mit Entspannungsmethoden wie Autogenes Training oder PMR aus? Oder hast du schon mal pflanzliches probiert wie Baldrian?

    Liebe Grüße
    gelberose

  • Hi gelberose,

    ja... hmmm... die Gründe in der Vergangenheit. Tja, gute Frage. Ich hab in letzter Zeit so "Träume". Fühlen sich an wie Erinnerungen. Bruchstücke von dem, was passiert ist. Allerdings weiß ich nicht, ob mir mein Verstand da einen Streich spielt. Im Großen und Ganzen sind das so Situationen, wo ich allein gelassen wurde.

    Vernunft - ja, damit hab ich es schon oft versucht. Ich denk, es ist wenigstens ein gutes Zeichen, dass ich dann noch in der Lage bin halbwegs klar zu denken. Allerdings ist es dann mit der Vernunft nicht so erfolgreich. Ich steiger mich dann richtig rein. Obwohl ich eigentlich nicht will. Oder doch? Manchmal isses so, als ob ich wollen würde, dass jemand kommt, um mich von meinem Elend zu erlösen. Ist total bescheuert.
    Mein Freund wollte mich schon mehrmals in die Klinik schleifen. Und ein Teil von mir will das auch. Aber der andere Teil kann / will nicht wegen der Arbeit. Das ich nicht ganz richtig bin, darf niemand erfahren. Das ist echt ein Zweispalt. Dabei würd ich so gern mal ein paar Tage Auszeit nehmen. Zur Ruhe kommen.

  • Hi Alessandra

    Du bist ganz "richtig" ! Du hast psychische Probleme, nicht mehr und nicht weniger. Aber du bist in Ordnung so wie du bist.
    Hm, wenn du krank bist, bist du krank. Dein Arbeitgeber erfährt nichts über die Krankheit.
    Ich kenn den Zwiespalt selbst. Hilfe wollen. Oder doch nicht?

    Psychiatrische Klinik hat doch immer auch etwas abschreckendes, fand ich....auch mal.
    Wenn du doch selbst im Gefühl hast das es dir gut täte, dann nimm es doch in Anspruch. Es passiert nichts schlimmes. Außer der Hoffnung das du dann mal zur Ruhe kommen kannst. Dich fallen lassen kannst. Denn dort lebt man sehr geschützt, wie unter ner Käseglocke. Und manchmal tut das wirklich gut! Dazu Therapeutische Gespräche....

    Und nein, es ist nicht bescheuert, dieses Gefühl, das jemand kommt und die Entscheidungen abnimmt. Es zeigt nur das man im Grunde nicht weiter weiß.

    Ich würde an deiner Stelle doch mal über einen Klinkaufenthalt nachdenken!

    Ich wünsch dir ne Gute Nacht mit Schlaf

    lg
    desty

  • destiny sagte es bereits: Du bist ganz richtig, du bist nur krank! Im Prinzip ist es nichts anderes als wenn du ein Bein gebrochen hast, nur dass es kein Körperteil, sondern die Psyche, die Seele ist, die genauso Teil von uns ist, wie unser Körper. Um herauszufinden, ob das was du träumst Erinnerungen sind oder eben "nur" Träume (die dann aber auch irgendwoher kommen), das kann am besten in einer Therapie untersucht werden.

    Ich würde dir auch raten, dich mal in eine Klinik zu begeben. Ich war bisher zweimal in einer Klinik und es hat mir beide Male sehr geholfen. Deine Arbeit erfährt nichts davon, du bist krankgeschrieben und fertig. Ok, halt für etwas länger, ein paar Wochen, aber das ist ja egal. Die Ursache geht von der Arbeit niemanden etwas an.

    Dein Verhalten und deine Probleme sind auf alle Fälle ein Hilfeschrei, dem du folgen solltest!

    Liebe Grüße
    gelberose

  • Es tut so weh.
    Ich spüre nichts mehr, ausser dem Schmerz in der Brust.
    Es zieht sich alles zusammen und drückt.
    Es soll vorbei gehen. Warum tut es das nicht?
    Ich hatte Angst vor der Nacht, die auch nicht ohne war. Und hatte gehofft, wenigstens den Tag zu überstehen.
    Falsch gedacht.
    Ich hab keine Energie mehr.
    Es tut so weh. Ich bin allein. Keiner da. Im Stich gelassen. Ist allen zu viel.
    Ich hab Streit mit Dennis. Jetzt ignoriert er mich wieder. lässt mich wieder im Stich, wenn ich ihn am meisten brauche.
    Ich weiss nicht, was ich tun soll. Es wird nicht besser. Ich bin so erschöft und müde. Aber schlafen kann ich nicht.
    Meine Wohnung ist ein einziger Saustall. Keine Lust zum Aufräumen.
    Warum lässt mich jeder allein??? Keiner hat Zeit. Alle ihr eigenes Leben.
    Ich will doch nur, dass man mich lieb hat. Warum geht das einfach nicht?
    Was bin ich für ein schlechter Mensch, dass mich jeder verlässt? Dass mich einfach keiner lieb haben kann. Noch nichtmal meine Eltern.
    Meine eigenen Eltern wollen mich nicht zu Weihnachten sehen.
    Keiner will mich zu Weihnachten.
    Ich weiss nicht was ich gerade tun soll. Alle guten Vorsätze sind dahin. Keine Chance auf Beruhigung.
    Warum hört mich keiner? Warum will mich keiner?

    Bin allein. Es ist kalt.

  • Hallo Alessandra,

    ich nehm dich virtuell einfach mal fest in den Arm (ich weiß, ist nicht viel, aber vielleicht besser als nichts)! Ich kann dich sehr gut verstehen, mir erging es auch schon so!

    Aber es liegt nicht an dir, auch wenn du das nicht glauben kannst! Es sind die Defizite der anderen. Warum wollen deine Eltern nicht, dass du Weihnachten bei ihnen bist?
    Sprech doch nochmal mit deinem Freund. Rede mit ihm, sag ihm wie es dir geht und dass du ihn brauchst. Wenn du es ihm nicht sagst, wie soll er es da wissen?

    Weihnachten ist der Chat hier abends immer besetzt. Also wenn du wirklich allein sein solltest, dann schau doch mal vorbei. Hier werden Leute sein, mit denen du reden kannst!

    Liebe Grüße
    gelberose

  • Hallo gelberose!

    Danke für die Umarmung, das ist echt lieb von dir. :smiling_face:
    Ich bin die letzten Tage nicht on gewesen, daher schreibe ich jetzt wieder.

    Das Wochenede halbwegs in einem Stück überstanden, wurde die Woche nur schlimmer. Mir fehlt zu allem die Kraft und Energie. Meine Mutter rief gerade an, um gut Wetter zumachen. Als ob das noch eine Rolle spielt. Gründe für ihr mich-nicht-wollen gibt's wie üblich nicht. Nur viele verletzende Worte. Sie fängt dann immer mit den Drogen an und dass sie alle einfach nicht darüber hinwegkommen können. Mich fragt da natürlich keiner. Ist ja für die alle eine solche Demütigung und Schmerz gewesen.
    Mein Freund hat gestern Abend beschlossen, dass er in die Klinik möchte, um runterzukommen, da es ihm (auch Borderliner wie ich) gar nicht gut geht. Er hat sich Montag nach einem Streit geschnitten. Mich quälen seit dem die Vorstellung, wie er es wohl gemacht hat und die Verantwortung. Dass er das braucht steht für mich ausser Frage, er soll das auch tun - in die Klinik gehen. Nur - es ist kurz vor Weihnachten. Nach allem wollten wir die Tage zusammen verbringen. Ich hab keine Ahnung, wie ich es ohne ihn überstehen soll. Ich schaff ja nochnichtmal ein Wochenende durchzuhalten. Und das ist scheiße-egoistisch. Ihm geht es schlecht und er braucht Hilfe. Und ich sollte mich mal wieder nicht in den Vordergrund stellen. Leider habe ich auch noch den Fehler gemacht und ihm das gesagt, dass ich Angst hab, wenn er nicht da ist, bzw. lange weg ist.
    Es gibt irgendwie nie eine Besserung. Es wird immer nur noch schlimmer. Ich bin so mit mir selbst beschäftigt, dass ich gar nicht sehe, was um mich herum passiert. Bei ihm läuft es so schlimm. Und ich habe es einfach nicht gesehen und nur immer ich ich ich. Dafür hasse ich mich am meisten!
    Ich weiss nicht, was als nächtes passiert, aber ich weiss, der nächste Hammer kommt.

    Und ich stehe immerwieder auf, weiss noch nichtmal wofür, aber ich tu's.

    Liebe Grüße

  • Hallo Alessandra,

    in einer Beziehung, in der beide nicht gesund sind, beide Probleme haben, ist es immer schwer, die Balance zu halten. Die Balance zwischen "auf den anderen achten und auf den anderen eingehen" und "auf sich selbst achten". Beides ist in einer Beziehung sehr wichtig. Es ist wichtig, den anderen zu sehen, auf ihn und seine Bedürfnisse einzugehen. Aber es ist genauso wichtig, sich selbst nicht aus dem Blick zu verlieren, seine eigenen Bedürfnisse zu artikulieren. Wenn es beiden Partnern schlecht geht, ist das natürlich eine Gratwanderung, die eigentlich nur schief gehen kann. Wie willst du für deinen Freund da sein, wenn es dir selbst so schlecht geht, du selbst keine Kraft hast? Um anderen eine Unterstützung sein zu können, braucht man Energie und Kraft und die hast du momentan einfach nicht. Ich glaube, dir geht es nicht wirklich besser als deinem Freund... Und er kann dir im Moment genauso wenig helfen wie du ihm. Das ist schlimm, ich kenn das auch von mir sehr gut. Mein Freund und ich hatten auch solche Phasen. Er ist zwar kein Borderliner (so wie ich), hat aber die Diagnosen Posttraumatische Belastungsstörung und Depressionen (so wie ich auch). Da gab es Phasen, in denen wir uns beide gegenseitig runtergezogen haben. Es ist wichtig, dass dann mindestens einer aus diesem Teufelskreis aussteigt (und z.B. in ne Klinik geht), so wie dein Freund es macht. Dass es dir dabei sehr schlecht geht, eben weil du zu Weihnachten vermutlich alleine sein wirst und du mit dem Alleinsein so schlecht zurecht kommst (etwas, das ich auch SEHR gut kenne :face_with_rolling_eyes: ), ist natürlich klar und da hast du durchaus das Recht, dich selbst zu sehen und auch zu sagen, dass du damit Probleme hast. Meinst du nicht, dass es vielleicht auch für dich gut sein könnte, wenn du zur Stabilisierung in eine Klinik gehen würdest? Dir geht es nicht gut und das ist vollkommen in Ordnung, das darf sein! Du hast genauso wie dein Freund das Recht, dass es dir schlecht geht, denn du bist krank, genau wie er.

    Wie gesagt, an Weihnachten ist jeden Abend der Chat besetzt. Wenn du das Bedürfnis hast zu reden, wenn du alleine bist, schau vorbei!

    Zitat

    Und ich stehe immerwieder auf, weiss noch nichtmal wofür, aber ich tu's.


    Das finde ich toll! Das zeigt, dass du eine Kämpfernatur bist! Irgendwie hab ich das auch immer gemacht, bin immer wieder aufgestanden und oft wusste ich auch nicht wofür. Aber es hat sich gelohnt. Es wurde besser! Du bist eine starke Person, auch wenn du dich im Moment vielleicht ziemlich schwach fühlst! Aber auch du hast das Recht, dir Hilfe und Unterstützung zu holen!

    Liebe Grüße
    gelberose

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