Hallo,
ich (22)habe mich nach einer sechs Jahre dauernden Beziehung von meinem Freund (33) getrennt. Wir sind vor zwei Jahren in das Haus meiner Eltern gezogen, wo wir eine Wohnung unter ihnen lebten. Wir schmiedeten viele Pläne, wie wir die Wohnung ausbauen etc und auch mein Vater war immer sehr begeistert von allem. Meine Mutter war glücklich, weil wir hin und wieder was mit ihnen unternahmen und auch zusammen im Urlaub waren.
Die Trennung traf sie natürlich sehr. Mittlerweile haben sie sich damit abgefunden.
Ich lebe vorerst wieder in der Wohnung meiner Eltern. Das stresst mich sehr, denn ich bin es gewohnt, eigenständig zu leben. Sie leben so ganz anders als ich.
Mein Ex-Freund lebt noch in der Wohnung darunter. Wir verstehen uns noch relativ gut, ich bin natürlich nicht immer so begeistert, ihn zu sehen, weil ich Abstand gewinnen will und die Beziehung ja auch mein Leben geprägt hatte. Ich will ihn aber natürlich auch nicht rausschmeißen.
Meine Eltern waren schon immer eher streng und haben naja, ich sag mal, jeder macht Fehler in seiner Erziehung. Aber sie waren schon immer sehr streng. In der Anfangsphase meiner Beziehung bin ich ein Jahr lang im Nachbarort gewesen (wir wohnen in einer Kleinstadt, ringsum nicht viel los). Das ging gut. Danach sind wir aller voller Hoffnung und Visionen in die Wohung im Haus meiner Eltern gezogen.
Nach der Trennung weiß ich nicht genau, was ich vom Leben will. Ich liebe meine Eltern und komme gut mit ihnen klar. Ich will allerdings so schnell wie möglich wieder allein wohnen. Denn ich bin einfach kein Mensch mehr, der es mit seinen Eltern in EINER Wohnung aushält.
Sie klammern auch sehr.
Es ist schwer.
Der Plan war, dass ich nach dem Auszug meines Exfreundes dessen Wohnung übernehme, also eine Etage tiefer. So sind wir alle zusammen im Haus, meine Eltern lassen mich größtenteils in Ruhe, wir haben kürzlich eine Veranda gebaut und es ist immer jemand da, der sich um die Hunde kümmern kann. Ich selbst habe einen kleinen Mops und meine Eltern besitzen ebenfalls einen Mops-Mix.
Meine Mutter ist psychisch sehr labil und ich glaube, sie hat Depressionen. Sie kam damals von der Großstadt hier her, in der jetzt ihre Mutter lebt- ganz allein. Sie vermisst die Großstadt. Dummerweise sind meine Eltern auch arbeitslos, sie kümmern sich sehr, aber hier in der Umgebung findet man nicht viel. Meine Mutter versauert zu Haus, hat keine Freunde oder Bekannte, geht kaum weg und bereut es sehr, hier hergezogen zu sein. Sie will zurück in die Großstadt zu ihrer Mutter. Die ja ganz allein ist. Aber sie können nicht zurück, meine Großeltern haben hier das Haus, in dem mein Vater arbeitet und das einfach nicht verkauft werden kann. Denn es ist sein Lebenswerk, er hat hier alles angerichtet. Seit vielen Jahren. Er fühlt sich hier wohl.
Mittlerweile ist die Sache eskaliert, meine Mutter weint nur noch, weil sie unglücklich ist. Mein Vater kann nicht viel tun, er sagt, wir finden wieder Arbeit, wir unternehmen was. Aber letztlich kann es meiner Mutter nur in ihrer Heimatstadt oder ganz woanders gut gehen...
Und ich?
Damals mit meinem Partner hatte ich noch gute Aussichten, im Moment, wo ich single bin, stehen mir ja quasi "alle Türen offen", das ist ein interessantes Gefühl. Ich würde gern mal in die Richtung meiner Schule ziehen (sind zwei h mit Fahrtweg und Laufweg von meinem Dorf entfernt), um dort mal ganz allein ein bisschen zu leben. Das ist auch eine größere Stadt. Wäre aufregend. Mein Vater bekommt natürlich schon Panik, will das nicht, hat Angst, dass ich nicht mehr zurückkomme. Weil meine Mutter ja auch schon wegwill.
"Verlasst mich nur alle"
"Wenn ich das gewusst hätte, dann hätten wir das Haus nie gekauft..."
Es ist so furchtbar!!
Dann würde es finanziell für mich sich wahrscheinlich nicht wirklich lohnen, aber es war ein so schöner Gedanke, mal was Neues auszuprobieren: Ich bin ein sehr zurückhaltender, stiller Mensch voller Selbstzweifel und Ängsten. Ich habe große Komplexe. Ich hätte gedacht, dass ein jahr dort mich mal ein bisschen mutiger, offener machen würde.
Ich lerne ja auch nicht leicht Menschen kennen und würde mich dann sowieso nur an die paar Freunde und Bekannten klammern, aber immerhin. Vielleicht schaffe ich es ja doch, mal neue MEnschen kennenzulernen.
Ich neige auch dazu, nicht lange allein bleiben zu können. Die Trennung ist mittlerweile schon wieder drei Monate her und ich weiß, dass es richtig war. Aber ich wünsche mir natürlich irgendwie... eine Beziehung... was auch immer...
Mein Freund war mein erster Freund. Wir waren zwischenzeitlich mal getrennt und in der Zeit hatte ich einige Kontakte, aber es war nichts Ernstes. Jetzt ist es natürlich spannend und aufregend für mich, was sich noch ergeben könnte. Ich versuche, nichts zu überstürzen, sehne mich aber auch nach Dingen, die ich in den vielen Jahren einfach nicht bekommen konnte. Mal wieder intensiv flirten- ob ich das überhaupt kann?? - oder einfach auch einen Mann näher kennenzulernen. Das wäre wundervoll.
Mit meinem Freund habe ich praktisch ja nur nebeneinanderher gelebt und er war auch nie mit mir auf einer Wellenlänge. Ich hatte ganz andere Bedürfnisse als er.
Es ist schwer, wirklich zu sagen: Ich will erst mal nicht mehr hier wohnen.
Ich sagte: Ich hab vor, wieder zurückzukommen. Dabei weiß ich gar nicht, ob ich das wirklich will.
Aber er ist so traurig, er redet mir -unabsichtlich? Keine Ahnung - Schuldgefühle ein. Überhaupt fühle ich mich sehr schuldig für alles.
Und ein Haus ist ja heutzutage eine nicht zu verwerfende Sicherheit. Ist etwas schönes.
Aber ich weiß einfach ncit, ob ich mein Leben lang hier in diesem Dorf bleiben will, in dem Selben, in dem ich meine Kindheit verbracht habe, und das ohne ein Leben außerhalb, so ein paar Jahre weg von hier. Ich weiß einfach nicht. Andererseits hätte ich auch Angst, wenn ich jetzt doch umziehen sollte vorrübergehen, dass ich dann nicht mehr zurücwill.
Aber mein Vater müsste dann das Haus verkaufen (bzw. meine Großeltern) und sein Lebenstraum wäre dahin. Das kann ich ihn nicht antun.
Was ist, wenn ich mal so ende wie meine Mutter? Unglücklich? Einsam? Unerfüllt?
Ohne Job?
Hier sieht es ja nicht so wahnsinnig gut aus mit Jobs. Einen riesen Freundeskreis hab ich ja auch nicht. Ich will nicht vereinsamen in diesem Dorf.
Udn was ist, wenn ich doch mal einen Mann kennenlerne, der eben NICHT hier mit herziehen würde??
Was dann?
"Tut mir leid, wir können nicht zusammenbleiben, ich muss im Haus meiner Eltern wohnen, bis ich sterbe"
???
Mein Gott, das und die Alternative, meine Eltern zu enttäuschen, womöglich ihre Ehe zu zerstören und meinen Vater in Depressionen zu stürzen, macht mich total fertig.
Ich bin jung, mein Leben steht mir offen?
Nein, ich bleibe hier, bis ich grau werde...
Eigentlich gefällt es mir hier. Aber andererseits will ich mein Leben lang nicht die gleichen Straßen sehen und auch mal andere Menschen treffen. Auch, wenn ich eher zurückhaltend bin.
Aber ich möchte was aus meinem Leben machen. Spaß haben. Und nicht in meinen Selbstzweifel und hier im Dorf versinken. Vielleicht tu ich das nicht. ABer vielleicht doch.
Ich weiß nicht, ich bin total durcheinander.
Ich habe mich nun entschieden, auf jeden Fall wegzuziehen, weil mir das auch andere Menschen geraten haben.
Aber trotzdem ist es schwer, meine Eltern enttäuschen zu müssen.
Sie bedeuten mir sehr viel. Mein Vater hat dieses Haus doch nur wegen mir ... gebaut....
Und ich soll ihn nun enttäuschen?
Ich kann es nicht, ich kann es einfach nicht. Das macht mich verrückt. Ich bin nur noch am Grübeln - ist normal bei mir - und weiß nicht weiter. Jeder sagt mir: "Geh, leb dein Eigenes Leben!!" Aber was ist mit meinen Eltern? Ich kann den traum meines Vaters nicht einfach zertreten!! Das geht nicht!!
Liebe Grüße...