krasse Entzugserscheinungen nach Absetzversuch von AD

  • In den vergangenen Tagen hatte ich extreme körperliche und psychische Beschwerden, was ich als massive Nebenwirkungen meiner momentanen Medikation deute.
    Ich hatte ja bereits im Vorfeld schon mehrmals meine Beschwerden geschildert, die ich auf meinen ärztlich verordneten Tablettenkonsum zurückführe und hoffe dieses Mal einmal mehr, dass mir hier im Forum jemand weiter helfen kann, bzw. ähnliche Erfahrungen gemacht hat wie ich, die er mit mir austauschen kann.
    Ich nehme seit etwa ½ Jahr Fluoxetin 40 mg. Meine körperlichen Schmerzen und psychischen Beschwerden gingen immer mehr zurück, nachdem sich ein Spiegel aufgebaut hatte. Monatelang lebte ich fast beschwerdenfrei und fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben wieder völlig normal.
    Vor einer Woche jedoch ist mir etwas sehr beunruhigendes passiert. Ich war mit einem Freund in der Stadt unterwegs, als mich heftige Kreislaufbeschwerden übermannten, ich plötzlich nicht mehr klar denken konnte, heftige Panikattacken bekam und der altvertraute “Tunnelblick” von früher wieder einsetzte, wie ich ihn von meinen üblichen Angstattacken her kenne. Bereits Tage vorher hatte ich schon diese komischen Schwindelanfälle, fühlte mich körperlich unwohl, hatte Gliederschmerzen, Magen- und Darmbeschwerden und war recht wackelig auf den Beinen.
    An diesem einen Nachmittag mit meinem Kumpel eskalierten diese Beschwerden ganz schlagartig und später fühlte ich mich sonderbar aufgeputscht - ähnlich wie auf Speed und konnte kaum mehr still sitzen. Als ich später mit der U-Bahn nachhause fuhr, bekam ich Muskelzuckungen und begann am ganzen Körper zu zittern. Zuhause warf ich einen Blick in den Spiegel und bemerkte, dass meine Pupillen extrem geweitet waren und ich kam plötzlich nicht mehr zur Ruhe.
    Ich googelte ein wenig nach diesen beunruhigenden Symptomen und erfuhr, dass sie denen des Serotoninsyndroms ähnelten.
    In den folgenden Tagen dosierte ich mich mit Fluoxetin auf 10 mg runter und die Symptome wie Schwindel, Magen- und Darmbeschwerden, Übelkeit, Gangunsicherheit verschwanden und eine fast sedierende Ruhe setzte ein.
    Nach drei Tagen bekam ich dann extreme Angstzustände, die fast schon ein psychotisches Ausmaß annahmen, meine Glieder fühlten sich an wie Blei und mein Denken war erschreckend verlangsamt. Es fiel mir schwer zu sprechen und irgendwie lief in meinem Kopf alles viel langsamer ab als normal. Ich brauchte ewig, um meine Gedanken zu sammeln und einen vollständigen Satz zu formulieren.
    Nach einiger Zeit hatte ich ein ständiges Schlafbedürfnis, mein Körper fühlte sich an wie Blei und ich konnte mich zu nichts mehr aufraffen. Es war wie ein Rebound oder als würde ich nach einer langen Phase der Manie wieder runterkommen. Zudem traute ich mich nicht mehr aus dem Haus, weil meine Panikattacken immer schlimmer wurden und in meinem Kopf schien alles durcheinandergewirbelt zu sein - es war nur noch ein einziger Gedankenbrei. Und es setzten unerträgliche Nervenschmerzen ein und ein extrem schmerzhaftes Ziehen in den Beinen, wie ich es von Opiat- und Benzoentzugserscheinungen her kenne. Diese körperlichen Ausnahmezustände brachten mich völlig um den Verstand und ich hatte das Gefühl, mich am Rande eines Nervenzusammenbruchs zu befinden.
    In meiner Panik und weil ich diese Zustände nicht länger ertrug, dosierte ich mich wieder auf 40 mg hoch und schon nach wenigen Stunden klangen die Ängste ab, in meinem Kopf sammelte sich wieder alles, ich wurde klarer und konnte mich wieder auf den Beinen halten.
    Die Schmerzen sind immer noch da und die innere Unruhe ist zurückgekehrt, wie ich sie bei 40 mg gewohnt bin, dazu kommen Derealisationen wie nach dem Herunterkommen von Speed oder Koks oder einem extremen Kater nach einer durchzechten Nacht.
    Ich werde die 40 mg weiter nehmen und hoffen, dass sich alles wieder einpendelt und dennoch macht mir das alles Angst, denn normal ist das nicht.
    Jedesmal wenn ich versuche das Fluoxetin abzusetzen bekomme ich benzoartige Entzugssymptome und werde fast psychotisch dabei. Ist das normal? Kennt das jemand? Vor allem bei Medikamenten mit einer derart langen Halbwertszeit wie Fluoxetin sollte das doch nicht passieren, oder?
    Bitte um Rückmeldungen!
    GLG

  • Hallo stella,

    ich selbst habe noch kein Fluoxetin genommen, kann dir deswegen da keinerlei Erfahrungsberichte geben. Aber ganz ehrlich, was du da auch machst, ist unverantwortlich! Es sind Medikamente und kein Medikament sollte ohne Absprache mit einem Arzt verändert werden. Kein Wunder, dass dein Körper spinnt, bei dem hin und her, abdosieren, hochdosieren.... So etwas muss IMMER in Absprache mit einem Arzt statt finden!!!! Warum warst du mit diesen heftigen Beschwerden nicht beim Arzt? Wir können hier vielleicht Erfahrungen berichten, aber Ärzte sind wir keine. Zumal jedes Medikament auch bei jedem anders wirkt, jeder ist da individuell! Also, mein Rat: Geh morgen sofort zum Arzt, am besten zu dem, der dir das Fluoxetin verschrieben hat, und berichte von deinen Problemen, alles was du hier auch geschrieben hast!!!!

    Liebe Grüße
    gelberose

  • So intelligent, um meinen Neurologen zu konsultieren war ich schon auch. Nur leider weiß mir der gute Mann ebenso wenig zu helfen wie ich mir selbst. Ich habe das Medikament nicht von 40 auf 0 reduziert, sondern in kleinen 5-10 mg Schritten - also kann man meinen Absetzversuch auch nicht als "unverantwortlich" abtun!
    Es ist klar, dass man in solchen Zweifelsfällen immer einen Arzt zu Rate ziehen sollte, der einem in solchen Fällen auch unterstützend zur Seite stehen sollte - die Realität sieht jedoch anders aus. Die meisten sind eh nur traurige Theoretiker und die eigentlichen Experten sind doch am Ende doch nur wir selbst - die armen Patienten, die auf diese Medikation angewiesen sind und den Wirkungen und Nebenwirkungen hilflos ausgeliefert sind! Erstens stecken sie nicht in unserer Haut und zweitens würden sie niemals zugeben dass Antidepressiva Medikamente sind mit Abhängigkeitspotential - sprich: tritt die depressive Symptomatik nach ausschleichen der Medikation wieder auf, wird es häufig als Wiederauftreten einer neuen depressiven Episode fehlinterpretiert oder es wird einem eingetrichtert, dass die Depression nicht ganz ausgeheilt sei und aufgrund dessen auf die Pillen angewiesen sei.
    Ich schreibe hier, weil ich von dem Zeug loskommen will und ich keine fachliche/ ärztliche Unterstützung finde, die mir hier zur Seite steht. Mein Körper rebelliert gegen die ganze Chemie, die ich mir 10 Jahre schon reinpumpe und solange ich die Medis nehme, bin ich auch stabil - aber wenn ich reduziere ist das der reinste Horror! Jetzt habe ich soviele Entzüge hinter mich gebracht - warum scheitere ich dann bei einem so läppischen versuch ein blödes Antidepressivum abzusetzen!!??

  • Hi stella_83,

    wenn dein Neurologe dir nicht helfen kann, und du keinen zeitnahen Termin bei einem anderen bekommst, dann geh in die Notfallambulanz einer Klinik. Das wär jedenfalls mein Rat.

    Ich glaub nicht, dass du im Internet passende Hilfe findest.

    progressive

  • Hallo stella,

    nun, Depressionen können eben eine chronische Erkrankung sein, wie z.B. Diabetes oder Multiple Sklerose und wenn man da die Medikamente absetzt, kommen eben auch die Symptome wieder. Vielleicht solltest du das AD wechseln?! Es gibt andere ADS, die ähnliche Wirkungen haben, aber dafür halt weniger Nebenwirkungen. Ja, ich weiß, du willst ohne auskommen, aber wenn das deine Krankheit nunmal nicht zulässt?!

    Liebe Grüße
    gelberose

  • Hallo Stella,
    Deine Erfahrungen/Erlebnisse kann ich leider nur unterstreichen. Hab Fluoxetin grad mal eine Woche ca. vertragen.
    Übrigens: Nebenwirkung von fast allen Psychopharmaka sind Depressionen, das weiss ich von mir und auch von anderen (Beipackzettel?!).
    Die entsprechende Industrie hält sich schadlos...
    Die Kunst ist wahrscheinlich, den richtigen Punkt und die notwendige Kraft zum Ausstieg/Entzug (nix anderes ist es -"Absetzphänomen") zu finden. Wird oft ERSCHWERT durch die Psychoärzte. Gibts Ausnahmen? Ich hab sie nicht kennengelernt..........

    Viel Kraft wünsch ich Dir Sabine

  • Heute, nach über einem Jahr und nach vielen weiteren gescheiterten Absetzversuchen, habe ich mich damit arrangiert, dass ich aufgrund meiner Borderline-Persönlichkeitsstörung auf Medikamente angewiesen bin und kann von mir behaupten, dass ich medikamentös so gut eingestellt bin, dass ich mein Leben weitestgehend ohne große Krisen und Katastrophen meistern kann (lassen wir den letzten Rückfall mit Benzos mal außer Betracht - der ist passiert, weil ich mein Suchtpotential wie immer naiv unterschätzt habe).
    Mittlerweile ist es mir egal, dass ich auf Medikamente angewiesen bin - sie geben mir eine Lebensqualität zurück, wie ich sie zuletzt in meiner Kindheit hatte. Ich fühle mich "normal", als hätte sich alles in meinem Hirnstoffwechsel eingependelt, auch der Suchtdruck ist jetzt mäßig und ich habe nicht mehr die Bedrängnis mich mit Drogen oder Betäubungsmitteln selbst zu therapieren. Ich genieße diese Symptomfreiheit, das Leben ohne Angst und Panikattacken, ohne düstere Gedanken und Lebensmüdigkeit. Meine Persönlichkeitsstörung und die Ptbs sind erträglich geworden. Ich kann weiterleben. Ich bin zum ersten Mal fit wenn ich aufstehe, kann mich wieder auf Bücher konzentrieren und habe Spaß an Bewegung. Ich kann die Natur genießen, die sonst immer wie eine düstere skurile Nebellandschaft wirkte.
    Ich bin auf Medikamente angewiesen - na und? Andere, die an Diabetes leiden oder anderweitig körperlich krank sind, müssen es auch!
    Das sind meine Erfahrungen und kein Appell an euch euch auch Tabletten verschreiben zu lassen. Mir tut es gut, aber das trifft nicht auf jeden zu.

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