Sucht: kann das auch an den Genen liegen ?

  • Hallo SuS´ler

    Gerne wollte ich mal euere Meinung zu Vererbung der Süchte hören.

    Also zu mir : Mein Vater ist seit 35 Jahre ein trockener Alkoholiker.
    Ist bei euren Blutverwandschaft auch eine Sucht bekannt ?

    Freue mich welche hier antworten :smiling_face: liebe Grüße Naskela

  • Jepp.
    Habe da auch mal Ahnenforschung betrieben:
    In der Familie meiner Mutter gab es Säufer, Zocker, Frauenhelden, Depressive - bis hin zum Suizid.
    Einige meiner Anlagen kommen also durchaus von daher.
    Mein Vater trinkt, gemäßigt zwar - aber durchaus im Levelbereich.

    Hat jetzt für mich keine "Alibifunktion" oder so - aber es hat mich zu der zeit, als ich da am forschen war, doch sehr beruhigt.
    Ich denke, dass man den Genen bei mir durchaus ein Drittel "Verantwortlichkeit" anrechnen kann!

    LG.Gane

  • Ich vermute mal, die Prägung vertiefte bei mir, was in den Genen war.
    Die Erziehung, das Umfeld, was man als Kind so erlebt - eben das, was einen prägt - ist bestimmt ein weiteres Drittel.

    (Da habe ich wiederum eher Glück gehabt, auch wenn ich es nicht unbedingt so sehen konnte, damals.
    Fakt ist, ich habe soziale Grundstrukturen, auf die ich später wieder zurückgreifen konnte, als ich Schluß machte, mit der hauptberuflichen Selbstzerstörung).

  • Hi,

    ich hatte diese Diskussion mit einem meiner Dozenten, muss allerdings vorschieben, daß mein Wissen über die Genetik sehr dürftig ist.

    Also, mein Verständnis ist sehr begrenzt und mir fällt es schwer, daß eine Prädisposition in unserem Erbmaterial beinhaltet sein soll nachvollziehen zu können.
    Vielmehr denk ich auch, daß der Sozio-Psychologische Aspekt hier entscheidend ist, denn, in einer Zunft aufwachsend die salopp formuliert Probleme hat, ist wohl die beste Voraussetzung entsprechende Lebensthemen-Problematiken zu entwickeln.

    Wenn mir quasi mit der Muttermilch eingetrichtert wird, daß das Leid nur mit einflösen von Substanzen zu bekämpfen ist, wieso sollte ich dann anders handeln?

    Darin liegt meines erachtens die Verantwortung eines Menschen welcher für sich entschlossen hat, ein unabhängiges Leben führen zu wollen. Welche Erkenntnisse, Maßnahmen und welcher Aufwand damit verbunden ist, ist ein anderes Kapitel.

    Mich würde sehr interessieren, wenn jemand hier bereit wäre sein Wissen über die Genetik preis zu geben.

    Wie auch das Ergebnis eines jeden sei, sprich ob es nun auf belegbare(?) Fakten oder auf Mutmaßungen hinausläuft, denk ich weiter und überlege mir :

    Was würde es für mich bedeuten, wenn es tatsächlich so wäre, daß mein Weg insofern mir vorgeschrieben ist, daß ich in eine Familie von Süchtigen geboren worden bin und inwiefern entbindet mich dieses Faktum von dem inneren, selbstauferlegten Druck, des Selbsthasses?

    Gruß :smiling_face:

  • Verständnis hilft -
    Und, was den Weg angeht: In jeder Sekunde hast DU allein die Freiheit, zu entscheiden, was du machst.

    :j: tjaaa - sagt sich so dahin, aber ey: es stimmt. LG.Gane

  • ja, du hast recht, hab ich durchaus schon intelektuell erfasst :winking_face:

    Siehe in uns, siehe da draußen - den Zwiespalt

  • Ähnliche Diskussionen hatten wir schon:


    Als erstes müsste man wirklich Vererbung definieren, also speziell für diese Anfrage.
    Die Blutsverwandtschaft würde müsste auch insoweit erklärt werden, ob zudem auch Familienleben bestand oder nicht.

    Ne Zeit habe ich mich mal mit dem berühmten "Suchtgen" beschäftigt, doch vertrete ich früher wie heute die gleiche Meinung - das Gen kann es geben, doch wird keiner Süchtig geboren.
    Sollte also ein Suchtgen wirklich existieren, so wie es hier in den Raum gestellt wird, dann kann es eine erste Bedingung für eine spätere 'Sucht festlegen.
    Aber wie auch hier einige schreiben, eine Anerziehung oder erlerntes Verhalten ist viel wahrscheinlicher.

    Mir sind jedenfalls keine Vergleichsstudien bekannt, welche besagen, eine 'Sucht wird genetisch vererbt - kommt also bei den Nachkommen auch sicher zum Ausbruch ...

    Germ, das mit der Muttermilch verstehe ich nicht ganz.
    Wenn Suchtstoffe via stillen übergeben werden, dann ist es natürlich klar, dass der Säugling mit abhängig wird und sich daraus später eher eine Suchterkrankung bilden könnte.
    Das aber die Mutter über die Muttermilch Suchtgene ihrer Vorfahren weitergibt, so dass es zwingend zu immer weiteren Suchterkrankungen bei den Nachkommen kommt - also das bezweifle ich.

    Zudem glaub ich eher an ein "Nicht-Suchtgen" :winking_face:
    Soll heißen, es dürfte Menschen geben, die nicht so anfällig für 'Sucht sind - wobei es ja generell um psychische Suchtauswirkungen geht, gegen körperliche 'Abhängigkeit ist keiner gefeit :grinning_squinting_face:

    LG Franz

  • Hey Franz,

    da hab ich mich unverständlich ausgedrückt.

    Das Bild des muttermilchaufsaugenden Kindes diente als Metapher, daß solches von Geburt an gewissen Prägungen unterliegt welches unweigerlich in sich aufnimmt und sein Leben bestimmten wird.

    Gruß

  • Zitat von ganesha;199101

    Und, was den Weg angeht: In jeder Sekunde hast DU allein die Freiheit, zu entscheiden, was du machst.
    :j: tjaaa - sagt sich so dahin, aber ey: es stimmt. LG.Gane

    So wie es da steht muss ich widersprechen, denn z.B. die Impulskontrolle, die gerade die kurzfristigen, also "sekündlichen" Handlungen bestimmt, werden von rein chemischen Vorgängen im Gehirn mitbestimmt. Sind die gestört hat man die Freiheit über die Entscheidung eben nicht.

    Grundsätzlich denk ich, dass immer zwei Faktoren gleichzeitig mitspielen. Zum einen die Genetik, die festlegen kann ob ein Mensch eher zu einer Suchtentwicklung tendiert oder nicht, indem sie bestimmte chemische Prozesse im Gehirn (vor allem in Bezug auf Dopamin) bei dem einen Menschen günstig und bei dem anderen ungünstig ausfallen lässt. In Bezug auf ADHS z.B. ist anhand vieler Zwillingsstudien belegt, dass die Vorgänge vererbbar und daher genetisch bedingt sind.

    Zum anderen aber natürlich die Sozialisation, durch die der eine Mensch (auch mit einer genetischen Disposition) lernen konnte mit Problemen gut und der andere Mensch nicht so gut umgehen zu können.

    Zitat von Germ

    Was würde es für mich bedeuten, wenn es tatsächlich so wäre, daß mein Weg insofern mir vorgeschrieben ist, daß ich in eine Familie von Süchtigen geboren worden bin und inwiefern entbindet mich dieses Faktum von dem inneren, selbstauferlegten Druck, des Selbsthasses?

    Ich denke nichts im Leben ist vorgeschrieben. Aber es gibt eben schon diese Wahrscheinlichkeiten, die bei Menschen unterschiedlich ausfallen, und die eine Erklärung für manches bieten. Diese Erklärung kann vieles bewirken, auch mehr Verständnis für sich selbst.

    Gruß,
    Marion

  • Da kommt dann aber auch die Erahrung zum Tragen, dass sich beobachtete Prozesse anders verhalten!
    Hat man mal das Bewußtsein entwickelt, wird die Sekunde länger, wird zur "echteren" Wahl...
    Habe das neulich (Zocken)selbst sehr intensiv miterlebt, meine Abläufe bei den letzten Diensten waren schon recht transparent.
    Die Wahlmöglichkeit ist minimal & sie erfordert nen großen Kraftaufwand - aber sie ist da...

    LG.Gane

  • gane, dein Hirnstoffwechsel funktioniert aber eben auch "normal". Ich weiß, das ist kaum nachvollziehbar, und vielleicht geht das auch nur, wenn man selbst in der Situation ist. Ich merk diesen Unterschied gerade was die kurzfristigen Handlungen angeht ja selbst erst dann richtig, wenn ich MPH nehm. Es gibt auch Studien die belegen, dass eine Verhaltenstherapie ohne gleichzeitige Einnahme von MPH nicht so wirksam ist wie eine mit gleichzeitiger Einnahme.

    Und auch über das kurzfristige hinaus ist es anders. Ein Beispiel: ich hab mir ja die Zähne sanieren lassen, und es gab in den letzten zwei Jahren nur genau vier Abende, in denen ich keine intensive Zahnpflege gemacht hab. Das geht auch nicht anders, denn wenn ich es nicht regelmäßig und konsequent durchzieh, fällt das gesamte Kartenhaus in sich zusammen und ich muss wieder komplett neu anfangen, mir den Ablauf anzugewöhnen. Regelmäßigkeit und Konsequenz ist ohne MPH grundlegend.

    Weiß nicht, ob das verständlich ist oder nicht, und ich will hier auch keine ADHS-Diskussion draus machen. :gj: Aber es ist nunmal Fakt, dass die Gene, die z.B. ADHS verursachen, bei der Entwicklung und dem Verlauf einer Sucht eine große Rolle spielen.

  • Ich verstehe nicht, in gewissen Momenten kann man sich gehen Suchtstoffe nicht wehren können?
    Nun gut, ich bin kein Gen-Wissenschaftler, kann auch nur für mich sprechen, aber wenn ich Drogen genommen habe, dann hat das nicht ein Hirnstoffwechsel verursacht - das war ganz bewusst ich selbst!

    Gene können eine Rolle bei Suchterkrankungen spielen, doch gibt es meines Wissens keinen Beweis, dass es immer so ist.
    Eine Vermischung mit 'ADHS macht nur Sinn, wenn eben auch 'ADHS zusammen mit 'Sucht auftritt ...

    LG Franz

  • Zitat von Franz;199221

    Ich verstehe nicht, in gewissen Momenten kann man sich gehen Suchtstoffe nicht wehren können?

    Ja, Impulskontrollstörung.

    Zitat

    Nun gut, ich bin kein Gen-Wissenschaftler, kann auch nur für mich sprechen, aber wenn ich Drogen genommen habe, dann hat das nicht ein Hirnstoffwechsel verursacht - das war ganz bewusst ich selbst!

    Zu mir selbst gehört mein Hirnstoffwechsel.

    Dieses Bestehen darauf, dass man selbst handelt und daher auch verantwortlich ist, kann ich gut verstehen. ADHS (als Beispiel für eine genetische Disposition) soll auch keine Entschuldigung sein, aber doch eine Erklärung für bestimmte Handlungen. Leider kommen viele Betroffene in die Verlegenheit, dass ihnen vorgeworfen wird für alles eine Entschuldigung zu haben.

    Zitat

    Eine Vermischung mit ADHS macht nur Sinn, wenn eben auch ADHS zusammen mit Sucht auftritt ...

    Na klar. Aber hier geht es um die Frage, ob eine Sucht (oder die Tendenz dazu) vererbbar ist, und im Fall eines süchtigen ADHSlers ist das durchaus möglich.

    Marion

  • Ich verstehe nicht Marion, schreibst du nun von 'ADHS, hinsichtlich Impulskontrollstörung?
    Mir ist das zu einfach, wenn dem so wäre. Wo wäre dann der Behandlungsansatz, wenn man es ja doch nicht selbst steuern könnte?
    Dann verstehe ich den Ansatz so ==> 'Sucht könnte nur medikamentös behandelt werden, weil solche Kontrollstörungen nicht anders anzugehen wären?

    Es ist mir bekannt, dass manche Leute das gerne so sehen würden, auch den kompletten ICD-10 über den Haufen werfen wollen.
    Da will man 'Sucht und auch Neurosen als Diagnose aufgeben, es mit Impulsstörungen ersetzen ...
    Hat sich aber nicht durchgesetzt, ich persönlich bin da auch sehr froh drüber :winking_face:

    Bei nichtstoffgebunden Süchten kommt die Impulskontrollstörung sicherlich immer auf den Tisch, eigentlich dann ja bei allen F 63 nach ICD-10 ==> F60-F69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen

    Geht man noch paar Schritte weiter, dann würde es keine psychische Krankheit geben, wo nicht generell eine Impulskontrollstörung mitmischt?

    Für meinen Teil verneine ich das, weil ich das hinsichtlich meiner früheren Süchte nicht teilen kann:

    Zitat

    Versagen, einem Impuls, einem Trieb oder einer Versuchung zu widerstehen, eine Handlung auszuführen, die schädlich für die Person ist.


    Wie sonst sollte man Situationen widerstehen können, wo sonst immer der Rückfall kam?

    LG Franz

  • Zitat

    Versagen, einem Impuls, einem Trieb oder einer Versuchung zu widerstehen, eine Handlung auszuführen, die schädlich für die Person ist.


    Jepp, und da hat man seine Sekunde der Wahl, eigentlich immer!
    Natürlich macht es einem die Sucht verdammt schwer - aber es ist meine Erkenntnis, meine Erfahrung, auch im tiefsten Sumpf:
    Ich habe die Freiheit, jederzeit aufzuhören.

    Ich weiß, dass wir eingebunden sind in Täuschung, Illusionen, Mustern, Zwängen, Konditionierungen etc.
    Früher habe ich zugelassen, dass mich das fertig macht.
    Aber ich weiß auch, dass wir sehr frei & selbstbestimmt sein können.
    Und daran halte ich mich aufrecht, denn mich da, auf diesem Weg, zu verwirklichen, bringt mir sehr viel mehr!

    LG.Gane

  • Franz
    Störung der Impulskontrolle ist eines der Symtome von ADHS - wir hatten das doch schonmal, in einem anderen Zusammenhang, und auch da fiels dir schwer das nachzuvollziehen. Da kann ich aber auch nix gegen tun. Wenn du dieses Symptom nicht anerkennen willst, dann bist du derjenige, der den ICD über den Haufen wirft, denn es steht genauso dort drin. Der Behandlungsansatz ist MPH + Verhaltenstherapie.

    Es ist so müßig darüber zu diskutieren, wenn das Gegenüber Fakten von vornherein verneint und einem die Worte im Mund herumdreht.....

    Zitat

    Geht man noch paar Schritte weiter, dann würde es keine psychische Krankheit geben, wo nicht generell eine Impulskontrollstörung mitmischt?

    Ich hab von ADHS geschrieben, nicht von anderen psychischen Krankheiten.

    Marion

  • Liebe Marion, ich schreib in dem Thema was ich denke, was wo anders steht, das weiß ich nicht.
    Doch ich hab mich an das Thema hier gehalten, hab extra mehrmals gefragt - gehts um ADHS? - weil dann wäre das in einem anderen, neuem, Thema besser aufgehoben.
    Aber das ist ein Symptom nicht anerkenne, das is doch nicht treffend, warum sollte ich sonst auf ICD-10 und speziell F.63.X hinweisen?

    Generell sollte sich das aber nicht weiter und tiefer vermischen, eine weiterführende Diskussion sollte an anderer Stelle fortgeführt werden :smiling_face:
    Doch müßig oder nicht, jeder muss mit anderen Meinungen leben :winking_face:

    Ich habe zumindest ganesha's Beitrag so verstanden, dass er es genau wie ich aufgefasst hat.
    Sonst würde seine Antwort ja nicht so ausfallen:

    Zitat

    ... und da hat man seine Sekunde der Wahl, eigentlich immer!

    Zurück zum Thema!

    19 Besuche, keine weiteren Meinungen?

    LG Franz

  • Zitat

    19 Besuche, keine weiteren Meinungen?

    Genau?!
    Also für mich war das schon n Stück Arbeit, das für mich selbst mal rauszufinden.Defination fällt schwer & so...
    Aber ich finde es lohnt sich, kann einem echt was bringen.
    Was meint ihr denn so dazu?

    LG.Gane

  • Zitat

    19 Besuche, keine weiteren Meinungen?

    Ne Meinung hab ich schon, aber meist zu wenig Zeit zum posten.

    Ich glaube nicht, dass es ein Suchtgen gibt. Für mich ist das nur eine Ausrede, um fröhlich zu konsumieren und bloß nichts dagegen zu unternehmen. Süchtiges Verhalten ist meiner Meinung nach anerzogen. Genau das ist der Grund, weshalb Kinder von Süchtigen auch oft süchtig werden. Selbstverständlich muss es nicht immer das selbe Suchtmittel sein, dass schon die Eltern konsumiert haben. Meist ist doch eher das Gegenteil der Fall. Wenn z. B. ein Elternteil mit Alk die Sucht auslebt, verurteilt dies dann oft der ebenso süchtige Nachwuchs, ist aber selbst bsp. auf Medikamenten oder am zocken...

    LG, alive

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