Liebe Mitglieder, liebe Mitleser,
vor längerer Zeit habe ich folgende Anfrage an Frau Dyckman per Mail gestellt:
ZitatAlles anzeigenVon: Franz Altersberger [EMAIL=[/EMAIL][mailto:vorstand@suchtundselbsthilfe.de]
Gesendet: Dienstag, 7. Juni 2011 14:50
An: Drogenbeauftragte BMG
Betreff: Kräutermischungen
Sehr geehrte Frau Dyckman,da immer wieder Fragen zu Kräutermischungen wie "Spice" aufkommen, da will ich als 1. Vorsitzender von Sucht und Selbsthilfe e.V. mal folgende Fragen stellen:
· Wie gedenkt die Bundesregierung weiter gegen diese gefährlichen Rauchmischungen vorzugehen?
· Kann man nicht allgemein gegen solche Mittel mal einen Riegel vorschieben?
· Sie berichten im letzten Drogenbericht über weniger Cannabiskonsumenten, glauben Sie nicht, dass extrem viele zu solchen Mischungen abgewandert sind?
Ich habe heute eine Liste angesehen, dort werden klar legale und illegale Mischungen aufgeführt!
Das kann es doch nicht sein, da verdienen sich diese Hersteller und Vertreiber eine goldene Nase und wir als Suchthilfeeinrichtungen werden überall an dem Mitteln gekürzt (in unserem Fall weniger Spenden) - weil es ja angeblich immer weniger Kiffer gibt.
Hier finden Sie eine solche Liste:
ð [TA=Franz]Link entnommen, ich will ja nicht noch solche Shönfäber_listen unterstützen[/TA]
Schauen Sie sich doch bitte mal diesen aktuellen Foren-Beitrag in unserem Forum an:
ð https://www.suchtundselbsthilfe.de/forum/stoffgeb…mischungen.html
Wir vertreten die Meinung, diese Mischungen sind eventuell sogar gefährlicher als 'Cannabis, keiner weiß was da wirklich beigemengt ist.
Das haben wir ja auch schon vor Jahren vertreten und auch öffentlich kund getan:
ð https://www.suchtundselbsthilfe.de/forum/cannabis…rfahrungen.html
Da ich selbst 2 Kinder habe, die mir auch davon berichten, dass wirklich viele Konsumenten in der Schule bekannt sind, da frage ich mich eben, wie man diesem Problem beikommen will.
Bei unseren Schulpräventionsveranstaltungen werden wir ja direkt darauf angesprochen, in wie weit das ok ist, weil es ja nicht verboten sei ...
Es wäre schön, wenn wir dazu eine Stellungnahme von Ihnen bekommen würden.
Liebe Grüße aus München
Franz Altersberger
- 1. Vorsitzender 'Sucht und Selbsthilfe e.V.Schlierseestraße 64 - 81539 München
https://www.suchtundselbsthilfe.de/ - vorstand@suchtundselbsthilfe.de
Telefon: 089-35857309 - Telefax: 089-35857311
Heute ist nun eine Antwort eingetroffen, die möchte ich natürlich gerne euch allen zeigen:
ZitatAlles anzeigenSehr geehrter Herr Altersberger,
vielen Dank für Ihr Schreiben an die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans. Ich wurde gebeten, Ihnen zu antworten.
Die Bundesregierung verfolgt die zunehmende Verfügbarkeit von synthetischen psychoaktiven Substanzen ebenfalls mit Sorge.
Um Risiken durch neue gesundheitsgefährdende psychoaktive Substanzen rasch und realistisch einschätzen zu können, steht die Bundesregierung in Kontakt zur Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (http://www.ift.de/) und dem bei der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle (http://www.emcdda.europa.eu/) angesiedelten Europäischen Frühwarnsystem EWS (early-warning system), das Meldungen über neue psychoaktive Substanzen aus 27 europäischen Staaten miteinander vernetzt.
Grundsätzlich kann der Gebrauch neuer psychoaktiver Substanzen durch eine Aufnahme in den Anhang des Betäubungsmittelgesetzes verringert werden. Mit der am 22. Januar 2010 in Kraft getretenen 24. Verordnung zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften vom 18. Dezember 2009 (BGBl I S. 3944) wurden die in Kräutermischungen wie "'Spice" und vergleichbaren Produkten festgestellten synthetischen Cannabinoide "CP-47,497-Homologe" und "JWH-018" dauerhaft dem BtMG unterstellt. Damit ist auch künftig jede Form von Herstellung, Handel und Besitz nach dem BtMG untersagt. Außerdem wurden drei weitere Stoffe wegen ihres Suchtpotentials und der von diesen Stoffen ausgehenden Gesundheitsgefährdung unterstellt: Zwei weitere synthetische Cannabinoide ("JWH-019" und "JWH-073"), die inzwischen als Zusätze in neu auf dem Markt befindlichen Kräutermischungen festgestellt oder bereits in Rauschgiftforen im Internet diskutiert wurden, und Mephedron (4-Methylmethcathinon), das eine ähnliche Wirkung wie 'Ecstasy und 'Kokain aufweist. Darüber hinaus hat sich der Sachverständigenausschuss der Bundesregierung für Betäubungsmittel am 6. Dezember 2010 für die Aufnahme von elf weiteren neuen Stoffen in die Anlage II des BtMG ausgesprochen, in seiner Sitzung vom 2. Mai 2011 für fünfzehn weitere Stoffe. Das Bundesministerium für Gesundheit wird hierzu eine Rechtsverordnung zur Änderung der Anlagen des BtMG vorlegen.
Diese Methode findet jedoch ihre Grenzen, da dem Betäubungsmittelgesetz grundsätzlich einzelne Stoffe unterstellt werden, nicht aber alle für psychoaktive Substanzen geeigneten Stoffgruppen. Die Bundesregierung setzt daher neben der Unterstellung einzelner als riskant eingestufter Substanzen unter das Betäubungsmittelgesetz auch auf Maßnahmen der Nachfragereduzierung, wie Prävention, Aufklärung und Beratung. Gleichzeitig prüft die Bundesregierung die Möglichkeit der Unterstellung von Substanzgruppen in das BtMG.
Darüber, ob ein "Ausweichen" von Cannabiskonsumenten in nennenswertem Umfang von "natürlichen" Cannabisprodukten zu neuen psychoaktiven Substanzen stattgefunden hat, liegen uns derzeit keine wissenschaftlich belastbaren Erkenntnisse vor. Studien verweisen auf eine Lebenszeitprävalenz des Konsums dieser Substanzen bei den 15- bis 24-Jährigen von 3,7%. Nach der Unterstellung von "'Spice" ist die 30-Tage-Prävalenz bei Schülerinnen und Schülern auf 1% zurückgegangen. Wie dies im Zusammenhang mit dem Rückgang des Cannabiskonsums steht, lässt sich damit nicht belegen.
Wegen der Aktualität der Thematik hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung sich dazu entschlossen, ihre diesjährige Jahrestagung unter die Überschrift "Der Stoff aus dem Chemielabor. 'Speed, 'Spice & Co" zu stellen. Auf dieser Tagung möchte die Drogenbeauftragte die aktuelle Situation in Deutschland, auch im internationalen Vergleich, darstellen. Die Veranstaltung thematisiert aktuelle Herausforderungen, die sich vom Aufdecken neuer Trends, über die Kontrolle bis hin zur Prävention, Beratung und Behandlung erstrecken. Darüber hinaus wird eine Diskussion zu neuen bzw. auf die Problematik spezifizierten Ansätzen stattfinden, aus der sich hoffentlich Handlungsoptionen für die Zukunft ableiten lassen. Nähere Informationen zu diese Tagung finden Sie bei Interesse auf der Internetpräsenz http://www.drogenbeauftragte.de/.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Uwe Schäfer
_______________________________
Geschäftsstelle der Bundesbeauftragten
für Drogenfragen
Bundesministerium für Gesundheit
Friedrichstr. 108, D-10117 Berlin
Was sagt ihr nun dazu?
LG Franz