Liebe Leidensgenossen/innen und Interessierte Leser,
ich denke ich bin der klassische Overeater. Sobald ich alleine zu Hause oder auf der Arbeit bin, kann ich nicht anders als Essen in mich reinzuschaufeln.
Das kann alles sein, ich werde richtig kreativ wenn der Kühlschrank sogut wie leer ist, dann tut es auch ein Glas Gewürzgurken oder Schokolade die eigentlich zum Kouvertieren ist und so abslout schei**e schmeckt.
Somit habe ich keine bevorzugte Speise, sondern esse einfach "egal was" solange bis ich zum bersten voll bin und beim besten Willen nichts mehr reinpasst.
Ich hasse mich dafür, dass ich nicht damit aufhören kann, aber intervenieren fällt mir ausgeprochen schwer.
Das Gefühl dass der Magen völlig unter Spannung steht ist natürlich furchtbar und dauert ewig bis es weg geht und trotzdem setze ich noch einen oben drauf und esse kurze Zeit später wieder etwas, um wieder randvoll zu sein sobald ich etwas verdaut habe.
Angefangen hat das bereits als ich zwölf wurde. Mein Vater war starker Alkoholiker, oftmals habe ich ihn mittags neben 4-6 leeren Weinflaschen gefunden, eine bis zur Hälfte mit Zigaretten gefüllt. Er war arbeitsloser Sprachwissenschaftler und hat in Deutschland niemals wirklich Anschluss gefunden. (wir sind nach Deutschland gekommen, da bin ich etwa 6 Jahre alt gewesen.)
Meine Mutter hat viel gearbeitet. Es gab Wochen, da habe ich sie kaum zu Gesicht bekommen, was im laufe der Jahre immer weniger wurde, da Sie als ich eta 15 war zurück in unser heimatland gezogen ist um dort einen guten beruf auszuüben.
Mein Vater ist etwa zur gleichen Zeit verschwunden. ich mache keinen vom beiden Vorwürfe, sie wussten es wahrscheinlich nicht besser, aber die Vernachlässigung die ich erfahren habe, hat mich bis ins Erwachsenenalter Depressiv gemacht.
Wofür sie allerdings gesorgt hat, war dass ich ein Dach überm Kopf hatte und einen vollen Kühlschrank.. gekocht wurde sehr selten, ich wusste lange nicht wie das geht oder wofür es wichtig ist. Was für Lebensmittel gut oder schlecht für mich sind schon gar nicht. Ich habe gesehen wie sie sich für mein Aussehen geschämt hat wenn sie mich besuchen kam.
Immer wen die Tür ins Schloss viel und ich wusste ich bin für die nächsten 6 Wochen alleine, bin ich zum Kühlschrank gegangen und habe mich vollgestopft, das ist bis heute geblieben (ich bin jetzt 23).
Zwischendurch bekomme ich es immer wieder in den Griff, mache Sport und versuche mein Gewicht zu halten (das bei 1,73cm Körpergröße zwischen 90 und 95 pendelt, es waren auch schon mal 116, aber auch schon 75) aber es ist ein unfassbarer Kampf mit mir selber, nicht wieder in alte Muster zu verfallen. Und jetzt ist es wiedermal so weit, dass ich mir selbst alles zerstöre was ich geschafft habe und das fressen wieder anfange.
Wie unterdrückt ihr diesen "Suchtdruck" (ich nenne es bewusst so)? Was für Strategien kennt ihr abgesehen von Therapien? Ich denke ich brauche einen neuen Ansatz mit dem ich arbeiten kann, um es einfach sein zu lassen, meinen Körper weiterhin zu maltretieren. Ich bin für jede Antwort dankbar.