Medikamentensüchtig und völlig verzweifelt

  • Hallo ganesha
    Danke für die lieben Worte gerade nach einem Tag wie heute tut das richtig gut.
    Es hat mich sehr viel Überwindung gekostet hier so ehrlich zu sagen was Sache ist. Minutenlang habe ich den Text angestarrt und überlegt ob ich ihn wirklich abschicken soll. Immer wieder ging mein Finger zur Maus und dann doch wieder zurück. Als ich ihn dann unwiderruflich abgeschickt hatte, war ich irgendwie erleichtert. Ich hatte zwar schreckliche Angst vor den Reaktionen, aber es hat trotz allem auch gut getan mich endlich mal jemandem mitzuteilen, denn normalerweise versuche ich natürlich mein Problem geheim zu halten. Es gibt nicht viele Menschen die davon wissen.
    Mit was für Süchten hast Du denn zu kämpfen? Und hast Du Entzugserfahrungen?
    Wenn Du möchtest kannst Du Dich ja nochmal melden. ich würde mich freuen.
    Gruß
    Lichtblick

  • Hallo an Euch alle.
    Ich bin erstaunt über so viel Rückmeldung und freue mich riesig über die vielen Tipps, Infos und aufmunternden Worte von Euch.

    Auf der Suche nach einer geeigneten Klinik habe ich heute erst mal einen kleinen Rückschlag erlitten. Die erste Klinik die ich angerufen habe haben keine Zulassung um Entzüge durchzuführen und die zweite kennt sich nur mit Alkoholentzug aus und hat von Medikamentenabhängigen keine Ahnung. Das hat mich erst mal ziemlich runter gezogen. Habe das Gefühl keiner will mir helfen und fühle mich mit meinen Problemen alleine gelassen.

    Aber jetzt geht es mir schon wieder besser und morgen versuche ich es einfach weiter. Die Idee mit der Suchtberatung ist gar nicht schlecht. Glaube da werde ich mich gleich Morgen mal drum kümmern. Brauch man da eigentlich einen Termin oder kann man da einfach so hingehen? Weiß das jemand`? Und was erwartet mich dort? Muss ich dort meine Personalien angeben? Sagen wer mein Arzt ist und wie ich an diese Mengen Medikamente komme?

    Falls jemand Antworten für mich hat würde ich mich sehr freuen.
    Lichtblick

  • Zitat

    Aber jetzt geht es mir schon wieder besser und morgen versuche ich es einfach weiter. Die Idee mit der Suchtberatung ist gar nicht schlecht. Glaube da werde ich mich gleich Morgen mal drum kümmern. Brauch man da eigentlich einen Termin oder kann man da einfach so hingehen? Weiß das jemand`? Und was erwartet mich dort? Muss ich dort meine Personalien angeben? Sagen wer mein Arzt ist und wie ich an diese Mengen Medikamente komme?

    Normalerweise ist es so, dass die da eine offene Sprechstunde haben und dann kann man einfach hingehen. Musst du dich mal erkundigen in deiner Gegend. Die haben meisten eine eigene Homepage, wo es Infos gibt.
    Angst brauchst du nicht haben. Das sind alle Profis da und die wissen wie man mit den Leuten umgehen müssen und Vorwürfe wird dir auch Niemand machen. Natürlich werden dir ein paar Fragen gestellt, wieso du da bist und was du gerne möchtest, was du erwartest und ändern willst.
    Dann werden die dir sagen, was sie für dich tun können. Sowas wie zum Beispiel helfen bei der Suche einer geeigneten Klinik und sowas alles.

  • Morgen,

    Zitat

    Brauch man da eigentlich einen Termin oder kann man da einfach so hingehen? Weiß das jemand`? Und was erwartet mich dort? Muss ich dort meine Personalien angeben? Sagen wer mein Arzt ist und wie ich an diese Mengen Medikamente komme?


    Also die haben dort eine berufliche Schweigepflicht, von daher kannst du da erzählen was du magst. Klar, wenn die dich in eine Klinik vermitteln, brauchen die natürlich schon deine Daten.Die Suchtberatung hat mir damals viel abgenommen zwecks Kostenübernahme und hat mir versch. Kliniken vorgestellt und da mich angemeldet.
    Ich denk du brauchst dich da wirklich nicht zu schämen oder sonst was, da gehen tagtäglich einige Suchtkranke ein und aus. Von daher, wie Soccerlady sagt, die sind Profis :smiling_face:

    Ich persönlich mach ja gern vor Ort Termine aus, dann kann ich immer schonmal einen ersten Eindruck gewinnen. Die werden dir dann sagen wie das alles abläuft.

    Viel Erfolg, und super wenn du das gleich in die Hand nimmst!

  • Hallo Lichtblick

    Die Krankenkassen können Dir ebenfalls bei der Kliniksuche behilflich sein. Die haben Listen, die sie Dir zukommen lassen können. Wenn Du magst, kannst Du dort auch mal anrufen.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Mut auf Deinem Weg.

    Du kannst alles schaffen, wenn Du es wirklich möchtest. :winking_face:

    Alles Liebe,

    Leben

  • Ich schliesse mich da Leben an, und was auch helfen könnte wäre vllt eine Drogenberatungsstelle in deiner Nähe...Hoffe du verstehst was ich dir damit sagen möchte. Klar du nimmst so gesehen keine Drogen aber ein Suchtproblem ist da bei dem die DROBS dir sicher helfen können.

    Viel Kraft und einen Schönen Tag, MistaNice

  • Ok, habe mich heute mal schlau gemacht. Nachdem ich in zwei weiteren Kliniken abgeblitzt bin die keine Entgiftungen durchführen, habe ich nach einer Drogen bzw. Suchtberatungsstelle gesucht. Und siehe da, ich bin tatsächlich fündig geworden. Die haben zwei mal pro Woche offene Sprechstunde, da kann man dann ohne Termin einfach hin gehen. Ist zwar erst wieder nächste Woche(Mo und Mi) aber dann habe ich auch noch ein bisschen Zeit meine Angst zu überwinden.

    Bestimmt habt ihr alle Recht und für die Leute dort ist das nichts besonderes. Die arbeiten Tag Täglich mit Menschen wie mir, aber für mich ist das alles andere als Routine. Ich musste mich erst mal damit abfinden überhaupt Abhängig zu sein und dann eingestehen das ich ein ernsthaftes Problem habe aus dem ich alleine nicht wieder raus komme. Zu der Angst vor dem Entzug und vor dem was danach kommt, kommt ja auch noch die Tatsache das ich mich unglaublich schäme. Und das ist wohl auch der Hauptgrund warum ich mich nicht so einfach jemandem anvertrauen kann.

    Hier im Forum muss ich niemandem in die Augen sehen und die meisten hier haben selber ähnliche Probleme. Aber wie kann denn jemand der noch nie selber mit irgendwelchen Drogen zu kämpfen hatte verstehen was in mir vorgeht und wie ich da hinein geraten bin? Ich fühle mich dann immer so schrecklich Minderwertig.

    Aber da muss ich wohl durch und wie gesagt ich habe ja jetzt noch mal eine Woche Zeit bevor ich zu dieser Beratungsstelle gehe. Vielleicht geht ja auch mein Mann mit mir dorthin.

    Liebe Grüße und einen schönen Abend an alle
    Lichtblick

  • Hallo Lichtblick,
    viel Kraft bis Montag und den Mut nicht verlieren und zur Beratungsstelle gehen!
    Wenn es dir leichter fällt, da deinen Mann dabeizuhaben, lass dich begleiten. Zumal er ja auch betroffen ist.

    Mein Weg hat auch bei einer Beratungsstelle angefangen und ich habe nur gute Erfahrungen gemacht. Da brauchst du dich nicht zu schämen!

    Es kann sein, dass einige Daten abgefragt werden, aber nur für statistische Zwecke und anonymisiert.

    Bis bald, Sven

  • Klasse Lichtblick,

    echt, finde ich richtig stark von Dir was Du bis jetzt in den paar Tagen angefangen hast. Die Scham ist da vollkommen ueberfluessig. Logischerweise benoetigen die irgendwelche Daten, die Konsummenge ist schon interessant um auch eine geeignete Klinik zu finden fuer Dich, die Suchtmittelherkunft ist denen mehr oder weniger egal. Die wissen ja selbst wie einfach es ist an das Suchtmittel zu kommen.

    ...kleiner Tipp am Rande: - wenn Du vor Deinem Termin bei dem Schmerztherapeuten in einer Klinik sein solltest dann frage da direkt nach ob da eine begleitende Behandlung moeglich ist...in der Regel geht das...

    Jetzt musst Du nur noch am Ball bleiben, der Antoss ist getan, das Spiel laeuft.

    Viele Gruesse:

    Siegfried

  • So, endlich habe ich mal wieder Zeit hier rein zu schauen. Weiß zwar nicht ob jetzt noch jemand interessiert ist zu erfahren wie es weiter geht, aber ich muss unbedingt darüber reden und erzählen was ich in den letzten Tagen erlebt habe.

    Also am Montag bin ich einfach mal zu einer dieser offenen Sprechstunden in einer Suchtberatungsstelle gegangen. Ich hatte schreckliche Angst vorher und war total angespannt, aber ich hatte meinen Mann dabei der mich immer wieder beruhigt hat. Als ich dann da in diesem Wartezimmer saß fühlte ich mich fürchterlich. Alle Möglichen Gedanken schossen mir in den Kopf:Was war nur passiert? Wie konnte es nur so weit kommen das ich jetzt hier sitze? Es waren noch andere Menschen hier. Ich beobachtete jeden einzelnen und fragte mich was wohl für tragische Geschichten hinter jedem einzelnen stecken mochten. Manchen sah man sofort an das sie schon lange vom Leben gebeutelt wurden, andere wirkten ganz normal und kerngesund. Irgendwie hatte ich das Gefühl das ich hier gar nicht hin gehöre. Es war schrecklich. Am liebsten wollte ich einfach aufstehen und weg laufen. Ganz weit weg. Aber was nutzt es schon. Ich musste da jetzt durch. Ob es mir nun gefällt oder nicht ich bin nun einer von denen die diese Beratung nötig haben und ich kann nichts dagegen tun. Punkt.

    Und dann wurde es ja auch gar nicht soooo schlimm. Der Berater war sehr nett und Verständnisvoll. Blöd war nur das ich dauernd anfangen musste zu weinen und deswegen kaum einen ganzen Satz geradeaus sprechen konnte. Das war furchtbar peinlich. Habe mich gefühlt wie ein Kind das beim Direktor sitzt weil es was angestellt hat.

    Wie auch immer ich sollte dann zwei Tage später nochmal vorbei kommen und dann mit einem der Ärzte sprechen. Gesagt getan.

    Am Mittwoch war ich dann bei diesem Arzt und habe ihm meine Geschichte erzählt. Ich muss sagen dieser Mensch war einfach super super nett. Habe mich wirklich in guten Händen gefühlt. Er war sehr Verständnisvoll, hat mich nicht verurteilt und hat wirklich versucht mir zu helfen. Ich habe ihm gesagt das ich in mehreren Kliniken angefragt habe ob ich einen Medikamentenentzug dort machen kann und das alle abgelehnt haben.

    Jetzt nimmt er das alles in die Hände. Er will mich in einer Schmerzklinik unterbringen die gar nicht so weit von meinem Wohnort entfernt ist und das beste ist das ich den Chefarzt dort schon kenne. Er war vor etwa 10 Jahren als ich in einer anderen Schmerzklinik war dort Assistenzarzt und wir kamen damals eigentlich sehr gut miteinander klar. Er war auch derjenige der mir zum ersten mal dieses Medikament verschrieben hat das ich heute noch nehme.

    Ich hoffe das klappt. Ich hatte zwar auch schon in dieser Klinik angerufen und wurde abgelehnt, aber dieser Arzt meinte das er mich nicht zum Entzug dorthin schickt sondern zu einer Medikamentenumstellung und Schmerzbehandlung. Er meint wenn ich schon mal dort bin würden die mich auch nicht wieder weg schicken. Bin gespannt ob es funktioniert.

    Er sagte auch das es wenig Sinn macht nur einen reinen Entzug zu machen ohne die Ursache für meine Schmerzen zu bekämpfen wegen derer ich ja überhaupt erst angefangen habe diese Schmerzmittel zu nehmen.

    Einerseits bin ich erleichtert, andererseits habe ich jetzt erst richtig Angst. Der Arzt hat gesagt er ruft mich an sobald er etwas genaues weiß und dann könnte es ganz schnell gehen. Er und auch mein Mann wollten das ich dann sofort oder zumindest in den nächsten Tagen in die Klinik gehe, aber ich möchte wenigstens ein oder zwei Wochen Vorbereitungszeit. Zum einen habe ich furchtbare Angst und muss mich einfach erst mal seelisch und moralisch darauf vorbereiten und zum anderen habe ich ja immerhin noch Kinder in meinem Haushalt leben die zwar schon relativ groß aber doch noch Minderjährig sind und versorgt werden wollen wenn ich nicht da bin.
    Der jüngste ist erst 14 steckt mitten in der Pubertät und leidet außerdem an ADHS. Also auch keine so einfache Situation.

    So genug geredet. Freue mich über Eure Meinungen dazu.
    Ansonsten wünsche ich allen ein schönes Wochenende und schicke ein paar ganz liebe Grüße

    Lichtblick

  • Hey Lichtblick,

    na das hört sich doch vorerst wie ein Lichtblick an. :smiling_face: Prima dass du da hingegangen bist und was ins Rollen gebracht hast. Na da drück ich dir die Daumen, dass das was in der Klinik wird.

    Zitat

    und zum anderen habe ich ja immerhin noch Kinder in meinem Haushalt leben die zwar schon relativ groß aber doch noch Minderjährig sind und versorgt werden wollen wenn ich nicht da bin.

    Da will ich nur gern einhaken. Ich hab auch ADHS, bin bei meiner Großmutter aufgewachsen, war mit ihr seit meinem 13. Lebensjahr allein. Sie müsste sehr oft in Krankenhäuser, und ich mich gänzlich allein versorgen. Das ist überhaupt kein Ding, wenn beide Seiten damit leben können, dass es im Haushalt dann halt etwas chaotisch zugeht. Das sollte dich pardout nicht hindern. Die Generation meiner Großeltern hatte in dem Alter schon beinahe den Gesellenbrief in der Tasche und arbeitete nicht selten unter der Woche schon auswärts, ohne das da jemand hätte den Versorger mimen müssen. :winking_face:

  • Hallo Lichtblick

    WOW, da haste aber echt richtig gut "angepackt".
    Respekt - hast es echt durchgezogen, zur Bera zugehen und dann zu diesem Doc.
    Toll, dass er sich nun drum kümmert ... manchmal ist man einfach auf solche Leute angewiesen.
    Ich hab auch in ner Schmerzklinik entzogen.
    Dort hieß es ebenfalls nicht "Entzug", sondern "Schmerzmittelpause", lach. Irgendwie nennen sie es halt so. OK, war mir ja egal welchen Namen sie dem Kinde geben - ich war froh damals dorthin gehen zu können.

    Mensch ... dann schicke ich Dir ein riesengroßes Kraftpaket. Mut hast Du genug, das haste echt gezeigt, lächel. SUPER :fr:

    Ich hoffe für Dich, dass Du nicht zu lange warten musst auf nen Termin. :winking_face:

    Alles Liebe und Gute für Dich

    Leben

  • hallo lichtblick,

    habe deine geschichte gelesen und kann mir aufgrund meiner eigenen geschichte ETWAS ausmalen wie es dir wohl gehen mag.....
    ich glaube schon, dass man aus "so etwas" wieder rausfinden kann, aber nicht schnell. das braucht seine zeit und die solltest du dir geben. ihr hängt ja auch zu zweit da drin, dein mann als derjenige, der das zeug besorgt, hat ja auch ne art Abhängigkeit. und was sind das für ärzte (scheinen ja viele zu sein....), die ein solch starkes medikament verschreiben OHNE dich zu sehen? KENNEN die dich denn?

    Tja, und ein satz ist mir bei deinem langen posting besonders aufgefallen: "ich muss da raus:"

    Diesen satz kenne ich auch, aber solange ich das "ich muss da raus" im kopf hatte, hat es nicht funktioniert. Ganz langsam bin ich gerade zu einem "ich will/möchte da raus". das mag dir vielleicht komisch vorkommen. wenn du damit etwas anfangen kannst, schreibe ich mehr darüber.

    sei gegrüßt pingala

    habe allerdings nur das erste posting gelesen, den "riesenrest" schaffe ich erst morgen....

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