Liebe Vereinsmitglieder, liebe Forenmitglieder und Mitleser,
 
wie vor kurzem angekündigt, folgt nun eine Stellungnahme der Vorstandschaft von 'Sucht und Selbsthilfe e.V. hinsichtlich der Debatte „Legalisierung von 'Cannabis in Deutschland".
 
Diese Stellungnahme wurde in der letzten Vorstandssitzung erarbeitet.
 
In den letzten Wochen und Monaten ist eine neue Debatte „Cannabislegalisierung“ entstanden, unter anderem auch durch die   Anhörung des Gesundheitsausschusses, welche die Linken beantragt hatten.
 
Hier eine Videoaufzeichnung der Anhörung:
 
 
 
Im Vorfeld haben Sachverständige Stellungnahmen in Schriftform eingereicht:
 
 
Als Betreiber von Lass das Gras (kurz: LdG)  können wir schon auch paar Worte zu dem Thema verlauten lassen, wir   arbeiten an der Basis und haben tagtäglich mit süchtigen   Cannabiskonsumenten zu tun.
Wenn man den Verlauf unseres Online-Ausstiegs-Programms betrachtet, dann   können wir von einem extremen Anstieg der Nutzung berichten.
Mit 10 Plätzen haben wir im April 2009 unser Programm begonnen. In  dieser Zeit haben wir immer wieder  Personal und Plätze aufgestockt,  seit neuestem bieten wir nun 25 Plätze  (Start KW 11) an.
 
Mancher würde nun annehmen, da muss SuS ja gegen jede Lockerung sein, doch sollte man auch die Begleitumstände einer Cannabissucht aufmerksam durchleuchten.
Wesentlich ist für uns die aktuelle Rechtsanwendungspraxis, welche   Probanden zu ihrer bestehenden 'Sucht noch zusätzlich extreme Probleme   bereitet. Zudem muss man klar kritisieren: Präventions- und   Therapiemöglichkeiten für Cannabissüchtige sind zu wenig vorhanden und   werden von vielen belächelt.
 
Ganz wichtig ist uns aber anzumerken: wir halten 'Cannabis für eine   ernstzunehmende Droge mit zum Teil extremen Auswirkungen für Abhängige.   Es handelt sich keineswegs um eine harmlose Freizeitbeschäftigung, wie   es von so manchen Konsumenten hingestellt wird.
Über LdG erfahren wir, wie ernst die Probleme sind, und wie heftig die Auswirkungen werden können.
 
Daher muss man klar sagen, für Jugendliche, aktive Verkehrsteilnehmer   und  Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen aufgrund von    'Cannabis muss man dessen Konsum ausdrücklich verneinen und mit mehr  Aufklärung entgegenwirken.
 
Auf der anderen Seite gibt es zugegebenermaßen aber auch viele   Konsumenten, die 'Cannabis konsumieren und dabei keine oder kaum Probleme   bekommen, ähnlich wie bei einem moderaten Alkoholkonsum (welchen wir   keinesfalls empfehlen wollen).
 
Fast umfassend können wir uns daher an die Stellungnahme des DHS   (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.) anschließen (nachzulesen bei   den oben genannten Stellungnahmen).
 
Die repressive Drogenpolitik in der heutigen Form kann die Vorgabe der DHS, den Schutz der Konsumenten, nicht umsetzen.
Vielmehr verschlingt sie Unsummen von Geldern, welche Polizei und Justiz   wegen der Verfolgung von Cannabisdelikten erfordern. Hier ist auch  einer  unserer wesentlichen Ansatzpunkte – ein Bruchteil dieser Gelder  könnte  unserer Meinung nach im Bereich Prävention, niederschwelligen  Angeboten  und Therapie viel mehr bewirken.
Des Weiteren denken wir, sollte endlich auch der Konsument vor   Schadstoffen geschützt werden. Doch ein schwarzer Markt ist nicht zu   überprüfen und so konsumieren viele verunreinigtes 'Cannabis und erfahren   dadurch zum Teil erhebliche Gesundheitsschädigungen.
 
Das bedeutet, dass die schädlichen Auswirkungen des Verbots von 'Cannabis   überwiegen und demnach befürwortet 'Sucht und Selbsthilfe e.V. eine   Legalisierung von Cannabisprodukten.
Ein weiterer immens wichtiger Punkt ist die medizinische Nutzung von Hanfprodukten!
Die jetzige Praxis lässt eine derartige Nutzung nur für einen sehr   geringen Teil von Patienten zu, obwohl man bei vielen Krankheiten  (z.B.  Übelkeit und Erbrechen bei Krebs-Chemotherapie, Appetitlosigkeit  und  Abmagerung bei HIV/Aids, bei chronischen, vor allem neuropathischen   Schmerzen sowie Spastiken bei multipler Sklerose und   Querschnittserkrankungen und und und … u.a. auch hier nachzulesen ==>   Beeinflussung des Krebswachstums durch Dronabinol)   einen nachweislichen Nutzen erzielen könnte. Hinsichtlich  Medizinalhanf  wäre eine generelle Legalisierung von 'Cannabis ein  bahnbrechender  Fortschritt.
 
Wie genau das auszusehen hat, ob es durch Cannabis-Clubs oder staatlich   beaufsichtigten Abgabestellen erfolgen sollte, da wollen wir uns nicht   weiter einmischen und eben nur verdeutlichen: jetzt funktioniert es   nicht, also sollte man schnell neue Wege gehen.
 
'Sucht und Selbsthilfe e.V. hat aber genaue Vorstellungen, was mit einer Legalisierung verknüpft sein muss:
 
 
 
- Funktionierender Jugendschutz, kein Konsum unter 18 Jahren.
- Keine Teilnahme am Straßenverkehr unter Cannabiseinfluss.
- Präventionsmaßnahmen ausbauen.
- Therapiemöglichkeiten ausbauen.
- Keine Strafverfolgung bei Konsum und Eigenbedarf.
 
Im Forum von 'Sucht und Selbsthilfe e.V. gibt es bereits ein   Diskussionsthema, welches das Thema behandelt. Grundsatzdiskussionen   sollten also bitte dort geführt werden:
 
 
LG Franz
 Im Namen der Vorstandschaft von 'Sucht und Selbsthilfe e.V.