• Ich mach mir Sorgen um meine kleine Schwester (sie ist 9). Ihre Mutter (meine Stiefmutter) behandelt sie wie ein Ding, gibt ihr nie das Gefühl das sie so geliebt wird wie sie ist... die Kleine kommt immer zu mir wenn es ihr nicht gut geht, ich bin auch die einzigste vor der sie weinen kann (das hat sie mir selber gesagt)... sie sieht in mir eine Art Mutterersatz.

    Das Problem an der Sache ist, das ich einfach nicht die Kraft hab mich auch noch um sie zu kümmern, weil ich im Moment wirklich genug mit mir selbst zu tun hab. Aber wenn sie zu mir kommt weils wieder Ärger gab oder so, dann kann ich sie nicht wegschicken, ich hab es einmal gemacht und hab mich danach so mies gefühlt... aber wenn ich sie tröste dann zieht mich das auch runter.
    Meine Thera hat gesagt das ich nicht ihre Mutter sein kann, das ich auch mal an mich denken muss, aber das sagt sich so leicht. Ich kann die Kleine doch nicht zurückweisen, wenn sie heulend bei mir im Zimmer steht! Ich mach mir wirklich Sorgen um sie, weil sie sich immer mehr zurückzieht und manchmal nicht mal mehr zu mir kommt, wenn sie Probleme hat. Es tut so weh zu sehen wie sie unter ihrer Mutter (und auch unter unsrem Vater) leidet.
    Ich weiß wirklich nicht was ich machen soll, wenn ich ihr helfe, dann zieht es mich runter aber wenn ich ihr nicht helfe fühl ich mich noch viel schlechter...

    Heute gabs schon wieder Stress, nur weil sie versehentlich auf ihre Bluse gekleckert hat... sie wurde angeschrieen und fertiggemacht, wie dumm sie doch sei... mir hat das so weh getan, ich saß am Tisch und konnte nichts machen. Die Kleine ist dann raus und jeder am Tisch konnte hören das sie geweint hat. Aber ihre Mutter hat deswegen nicht mal mit der Wimper gezuckt. Wie kann man nur so gefühlskalt sein? Ich hab dann gesagt das ich es unfair finde, das meine Stiefmutter so ausgeflippt ist, nur wegen nem Fleck und wurde dafür dann natürlich sofort angeschnauzt, dass das nicht meine Sache sei. So nach dem Motto „du hast hier überhaupt nichts zu sagen, wie kannst du es nur wagen mich zu kritisieren?“ Aber ich kann da doch nicht einfach zuschauen!? Ich weiß echt nicht mehr was ich machen soll... egal was ich mache, irgendwie ist es jedesmal falsch.

    Musste das grad einfach mal loswerden.

    Liebe Grüße
    dead_virus

  • Hallo dead_virus,

    hmm da bistn du wirklich in einer verzwickten Situation... Ich kann dich sehr gut verstehen, dass du für deine Schwester da sein willst, dass du aber auch auf dich achten musst. Dir geht es selbst nicht gut genug, als dass du auch noch Kraft für sie haben könntest...
    Mit neun Jahren ist sie, denke ich, auch noch nicht so weit, dass du es ihr erklären könntest.

    Was ist denn mit deinem (bzw. ihrem) Vater? Könntest du nicht mal mit ihm reden, dass er sich ein biwsschen mehr um sie kümmert und vielleicht auch ihrer Mutter ein bisschen ins Gewissen redet?

    Liebe Grüße
    rose

  • Hi rose!

    Mit unserem Vater kann man über das Thema leider überhaupt nicht reden. Er denkt das es nicht so schlimm ist, das sich meine Stiefmutter nicht um die Kleine kümmert. Wenn ich ihn mal drauf ansprech, dann heißt es immer "Ja, sie kann halt keine Gefühle zeigen" aber er sieht das nicht als Problem an, sondern als nicht zu ändernde Tatsache. Ich glaube er ist sich garnicht bewusst wie schlimm das für die Kleine ist. Er selber kümmert sich so gut es geht um sie, aber unter der Woche kommt er abends immer erst sehr spät heim und am Wochenende hat er auch kaum Zeit weil er da versucht das Chaos einzudämmen das meine Stiefmutter immer entstehen lässt (sie arbeitet zwar nicht, aber kümmert sich fast garnicht um den Haushalt)
    Mit ihr zu reden ist sehr schwer. Meine Stiefmutter ist ein Mensch der denkt immer recht zu haben und nimmt andere Menschen einfach nicht ernst...

    Ich überleg im Moment ob ich meinem Vater vorschlagen soll, ob meine Schwester nicht eine Therapie machen darf... ich weiß zwar nicht, ob er mich überhaupt ernst nehmen würde, aber ich denk für die Kleine (und auch für mich) wäre das wohl das beste...

    Liebe Grüße
    dead_virus

  • Das ist eine gute Idee! Vielleicht wird deinem Vater durch diesen Vorschlag auch bewusst, wie ernst es ist und wie schlimm es für diene kleine Schwester wirklich ist!
    Du machst das super! Du kannst stolz auf dich sein! Respekt!

    Liebe Grüße
    rose

  • Hab grad mit meinem Vater geredet. Er hat gemeint das die Idee an sich ganz gut ist, und er das dieses Jahr noch in Angriff nehmen will. Bin total erleichtert, hätte nie gedacht das mein Vater die Idee gut findet und auch meine Argumente ernst nimmt und sogar teilweise zugestimmt, dass das Probleme sind!

    Hab auch mit meiner Schwester geredet (wollte das nich hinter ihrem Rücken machen) und sie fand die Idee mal nicht schlecht. Ich hatte das Gefühl, das sie ganz froh wäre wenn sie einen neutralen Ansprechpartner hätte. (Gibt ja auch Dinge, die man nich mit der großen Schwester besprechen will)

    Jetzt hoff ich mal das mein Vater das schnell in Angriff nimmt, je eher ich die Kleine in guten Händen weiß desto schneller kann ich mich wieder ganz auf mich selbst konzentrieren.

    Liebe Grüße
    dead_virus

  • Hey super! Das ist toll! Freu mich total für dich! Und du kannst super stolz auf dich sein! Du hast sehr gut und vor allem sehr verantwortungsvoll reagiert! Die Kleine kann sich echt glücklich schätzen, so ne tolle Schwester zu haben!

    Nun wünsche ich dir ganz fest, dass es dir auch noch gelingt, für dich die beste Lösung zu finden, so dass es dir bald besser geht!

    Liebe Grüße
    rose

  • *thema ausgrab*

    hm.. das neue Jahr hat angefangen und nichts hat sich geändert. Sie behandeln die Kleine weiter wie bisher und ich sitz tatenlos daneben und muss zuschauen (Kritik von meiner Seite ist ja nicht erwünscht, ich soll mich ja nich in Dinge einmischen die mich nichts angehn)
    Heut hab ich mein Vater wieder drauf angesprochen, ob ne Therapie für die Kleine nich sinnvoll wäre und diesmal war seine Antwort "Ach quatsch, die hat das doch garnicht nötig" :frowning_face: Na toll, jetzt steh ich also wieder am Anfang und hab keine Ahnung was ich machen soll. Mir fehlen einfach die Nerven und (dank Abi) auch die Zeit um mich richtig um sie zu kümmern (auch wenn das ja eigentlich nicht meine Aufgabe ist..)

    naja.. vllt. weiß hat ja irgendwer ne Idee was ich noch machen könnte, bin da echt ratlos..

    lg virus

  • Hey,virus
    dieses Thema ist für dich doch immernoch brandaktuell....
    und wenn ich das so höre(lese), glaube ich beinahe, das euch eine Familientherapie am besten helfen würde. Ist deine Schwester "ihre" Tochter, oder hat sie selbst keine Kinder? Stiefmütter haben manchmal einen schweren Stand und fühlen sich, glaube ich, auch schnell mal als Außenseiter.
    Natürlich sehe ich deine Überforderung aber ich kann auch deinen Schmerz um deine Schwester sehr gut nachvollziehen.
    Viele gute Gespräche wünsche ich Euch.

  • Hallo Virus,

    habe Deinen Beitrag gelesen und es tut mir leid, daß es Dir, aber vor allem Deiner Schwester so schlecht geht.

    Ich denke, Dein Vater hat nichts unternommen, weil er Angst hat.

    Aber vielleicht gibt es doch einen Weg für Dich und auch Deine Schwester. Schau doch einmal die "Gelben Seiten". Dort gibt es viele Notrufe, Beratungstelefone für Kinder, Teenager und junge Frauen, wie z.B. Ma Donna, Beratungstelefon für Mädchen, etc. Dort kann Deine Schwester oder auch Du selber anrufen.

    Man kann sich dort z.T. auch anonym melden.

    Diese Stellen können vielleicht eine Stütze werden, zumindest können sie Euch weiterhelfen, was in Eurem Fall zu tun ist, damit Deine Schwester nicht irgendwann "unter die Räder" kommt, weil sie sich ganz verschließt oder ernsthafte Schäden davonträgt.

    Ich finde es übrigens ganz toll, daß Du Dich so für Deine Schwester einsetzt, es ist aber auch wichtig, daß Du Deine eigene Ruhe und vielleicht auch selber Unterstützung findest.

    Liebe Grüße
    Pauline

  • Hallo Nelke!
    Meine Schwester ist ihre Tochter (also genaugenommen ist sie nur meine Halbschwester), also ist es nicht so, das sich meine Stiefmutter als Aussenseiter fühlen könnte.. der Aussenseiter in meiner Familie bin wohl am ehesten ich.. aber egal, Familientherapie kommt jedenfalls nicht in Frage, da müssten mein Vater und meine Stiefmutter ja einsehen, das etwas schiefläuft und das machen beide nicht.

    Hallo Pauline!
    Ich denke eher, das er wirklich davon überzeugt ist dass es der Kleinen gut geht und dass das alles "normale" Familienprobleme sind

    Hm.. ich weiß nicht ob ich den Mut hab bei nem Beratungstelefon anzurufen.. wenn das irgendwie rauskommen sollte, dann würden die mich sicher vor die Tür setzen, weil ich es gewagt hab mich so drastisch einzumischen =/ und ich glaub auch nicht das meine Schwester sich trauen würde mit einer fremden Person zu telefonieren, sie redet ja selbst mit mir kaum noch über ihre Probleme.. aber ich werd mir das vllt. nochmal überlegen, wenn mir nicht doch noch irgendeine andere Lösung einfällt, weitergehn kanns so auf Dauer jedenfalls nicht.

    Liebe Grüße
    virus

  • Hallo Virus,

    ich verstehe Deine Bedenken bezüglich der Notruf-Hotline sehr gut.

    Du mußt natürlich nicht anrufen, wenn Du Bedenken hast. Es war nur ein Vorschlag von mir.

    Ich möchte Dir nur kurz dazu erzählen, wie es bei mir damals war.

    Meine Geschwister und ich lebten auch in einem Umfeld, wie es für Kinder überhaupt nicht gesund ist, auf. Meine Eltern tranken damals beide viel. Wir bekamen ständig Ärger, auch Schläge, weil wir etwas gemacht hatten (geputzt, den Garten gehackt, Kohlen geholt) oder weil wir eben etwas nicht gemacht hatten (geputzt, den Garten gehackt,,,). Das Mittagessen bei uns war meist nicht genießbar, weil meine Mutter morgens schon betrunken war und es einfach nicht auf die Reihe bekommen hatte. Essen mußten wir es trotzdem. Die anderen Mahlzeiten suchten wir uns selbst zusammen.

    Wir saßen ständig auf einem Pulverfass, hatten keine Sicherheit, fühlten uns wie Eindringlinge in das Leben meiner Eltern.

    Damals wollte ich auch so eine Institution anrufen, hatte die gleichen Bedenken wie Du. Einen Höllenschiß, daß meine Eltern davon erfahren. Aber auch Angst, vor einer Änderung die durch den Anruf möglicherweise anstehen könnte. Angst vor der eigenen Courage.

    Ich habe nicht angerufen.

    Heute, viele Jahre später denke ich, ich hätte es machen sollen. Ein großer Teil meiner heutigen Probleme und auch der Probleme meiner Geschwister wären vielleicht gar nicht erst aufgetaucht oder wären nicht so stark geworden.

    Es ist ja nicht so, daß, vor allem die Anonymen Notrufe die Familie auseinaderreißen wollen. Sie wollen in erster Linie den Hilfesuchenden Unterstützung/seelischen Beistand geben, damit man mit der Lage zu Hause besser klarkommt.

    Ich schreibe Dir dieses, damit Du Deine Lage noch einmal aus einem anderen Blickwinkel, nämlich aus der Zukunft überdenken kannst.

    Die Entscheidung, was Du letztendlich machst, liegt natürlich bei Dir.

    Ich drücke Dir aber ganz fest die Daumen, damit Du für Deine Schwester, aber vor allem auch für Dich einen Weg findest.


    Liebe Grüße
    Pauline

  • Hey Virus,

    diese Dinge die du beschreibst sind mir auch bekannt. Meine beste Freundin musste/muss auch in einem solchen Umfeld aufwachsen und leben. Ihr sagt man auch ständig, dass sie nichts kann nichts wert ist dumm ist und sowieso nichts auf die reihe kriegt. Es tut mir weh zu sehen, wie sie mit der zeit immer mehr daran geglaubt hat, dass es wirklich so ist. Sie hat noch einen kleinen Bruder, der ist 10 jahre jünger als sie, also ungefähr so wie du mit deiner kleinen schwester! (ist auch ihr halbbruder). sie ist sehr unsicher und traut sich nichts zu...es ist gruselig, weil sie ein toller mensch ist, und viel drauf hat...na ja..ich wollte eigentlich nur mal zeigen was eine Möglichkeit ist, wie es enden könnte...!
    Es ist schlimm zu sehen, wie es einem menschen den man gern hat so schlecht geht.

    ZU der Therapie fällt mir noch die telefonseelsorge ein. Das kann man immer anrufen - anonym - nachts tags...wann auch immer. Die menschen die da arbeiten sind therapeuten oder berater zum teil auch psychologen...und es ist relativ unwahrscheinlich, dass es rauskommt, allerdings verstehe ich, dass es problematisch ist, für deine schwester da überhaupt anzurufen, mit 9 jahren gehört da noch mehr mut zu als wenn man so 16 ist oder so..! Aber ich glaube schon, dass man es ihr erklären könnte, zumindest dass die menschen ihr dort nichts tun und nett sind und nur helfen wollen, vllt sogar, dass es ihr danach besser gehen könnte...! Die Telefonseelsorge ist ziemlich kompetent, Mutter hat mal da gearbeitet und so hab ich einiges mitbekommen, es gibt regelmäßige weiterbildungen die pflicht sind und man muss eine Prüfung ablegen um dort arbeiten zu dürfen. MAn kann da auch regelmäßig anrufen und immer mit der gleichen Person reden...!

    Ich weiß nicht ob dir das weiterhilft ich versteh deine Bedenken gut, aber vllt sollte man das risiko eingehen...

    Ich wünsch euch viel erfolg und dass es besser wird und ganz viel kraft

    Lg Spinne

  • Hi Pauline, hi Spinne!
    Ihr habt wohl recht, irgendwas muss ich unternehmen und zwar nicht erst in ein paar Jahren.. für mich wärs ja auch ne Entlastung wenn ich wüsste dass es der Kleinen besser geht.

    Ich werd mir mal die nächste Woche über Gedanken machen, welche Möglichkeiten für mich in Betracht kommen könnten.. (wenn ich mal wirklich drüber nachdenke), das mit der Telefonseelsorge wär vllt. doch nicht so ne schlechte Idee wie ich zuerst dachte.. aber erstmal Abi schreiben, danach hab ich für sowas dann auch die Zeit und auch vllt. die Kraft.

    liebe Grüße
    virus

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