ich habe mich gerade eben entschieden mir mal meinen ganzen Dreck von der Seele zu schreiben. ICH BIN SÜCHTIG. Wie lange schon mindestens 12 Jahre. Wonach Schmerzmittel. Alles fing damit an, dass ich vor vielen vielen jahren einen Weisheitszahn entfernt bekam. na ja und dabei bekam ich diese wunderbaren teuflichen Tropfen die die endorphine in meinem Körper tanzen liesen. Die mein Leben von einer Sekunde auf die andere in die rechte Bahn zu rücken schienen. Die einfach alles gut machten. Hört sich das nicht nach einem phantastischen Wundermittel an. FORGET IT. Die Zahnschmerzen waren schnell weg und die Flasche stand kurze zeit im Schrank und schrie mich an probier mich noch einmal ... "denk dran wie schön es war"... Na ja das Fläschchen hatte gewonnen und eh ich s mich versah, war sie auch schon nach kurzer Zeit leer. ich war damals 22 jung und dumm oder sagen wir sehr naiv (Das war 2002). Die Welt war zwar nicht immer leicht aber ich hatte alles so einigermassen im Griff. Ich war Student hatte Pläne für die Zukunft und trotzdem war ich manchmal ein Bisschen unsicher... Na ja wie gut dass es ja auch noch meine Großtante gab die über 70 war und Ärztin und mir auch mal gerne ein Rezept ausstellte ohne mich zu untersuchen... Und da ich ja häufig mal migräne hatte bekam ich schnell ein Rezept für meine Tramadoltropfen... Glücklich und in Vorfreude auf das gute Gefühl das meinen Körper gleich durchströmen würde ging ich zur Apotheke und löste das Rezept ohne Probleme ein. Diesmal hatte ich eine große Flasche und die Zeiträume die ich das Medikament nahm wurden immer kleiner und kleiner...Die Glückszustände auch... Das Medikament verlor seine Kraft... Bald schon war die 2. die dritte und vierte Falsche aufgebraucht... Es dauert nicht länger als ein paar Monate und es hatte sich alles verselbständigt was vermeindlich positiv bekommen hatte. Depressionen kamen dazu. Denn das Medikament dass ja aktiv in die Endorphinausschüttung eingreift verändert deine ganze Emotionalität wenn du es zu regelmäßig nimmst. Ich entschied mich so kann es nicht weitergehen und setzte mich selbst nach ca einem Jahr auf einen kalten Entzug. Für die die das nicht kennen sage ich mal so viel es ist nicht einfach...Körperlich bedeutet es vor allem dass Du unter ständigen Schweissasbrüchen leidest. Dein Stoffwechsel versagt komplett... Du hast durchfall und alles in dir sagt vorher war es besser. Aber es war nicht besser. Abhängigkeit ist NIEMALS gut . nicht von substanzen nicht von menschen nicht von Handlungen. Unabhängig zu sein bedeutet frei zu sein. Jeden Tag zu sagen ich kann tun was ich will und ich brauche nichts und niemanden dafür. Der Tag eines abhängigen dreht sich in erster Linie um eine Substanz , eine Handlung oder wonach er auch immer abhängig ist. Es geht so viel Energie dabei drauf dass Du irgendwann am Ende bist und nur noch weinen möchtest und dies auch tust. Ich war zu dem Zeitpunkt nicht so weit dass ich mit irgendjemand darüber sprechen konnte. Ich litt leise vor mich hin sagte ich habe eine Grippe und wanderte in der tiefsten Dunkelheit die ich bis dahin erlebt hatte. Nach 5 Tagen konnte ich wieder Licht am Ende des tunnels sehen. Ich machte wieder viel Sport und versuchte alles zu verdrängen... Die Schweissausbrüche wurden weniger und es schien sich alles in eine gute Richtung zu bewegen... Wie lange ging es gut... Etwa ein halbes Jahr diesmal hatte ich eine sehr sehr schmerzhafte Operation am Bein und bekam wieder Tramadol verschrieben. Ich war nicht stark genug zu sagen. Nein ich war schon mal süchtig. Im Gegenteil. Ein Teil in mir freute sich darüber... Ich wusste bald werden meine Endorphine ein Fest feiern... Und so kam es auch. Die Schmerzen waren weg und es tat erstmal phantastisch gut... doch schnell drehte sich die Suchtspirale wieder abwärts ... Die endorphine wurden weniger die Abstände kürzer... Und wieder war es meine Tante die mir ein geliebtes Rezept verschrieb... Wie dumm von mir dies auszunutzen... aber wenn man suchtkrank ist hat man sämntliche kontrolle verloren. Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht... Heute weiß ich es. Ich schütze mich vor mir selbst und gehe den verlockungen aus dem Wege. Meine Geschichte geht noch sehr viel weiter... und wir haben erst die ersten 2 Jahre durch...Aber ich werden weiter schreiben...Denn ich habe gemerkt das schreiben tut mir gut zu verarbeiten... und es ist ein kleines balsam für all die Wunden die auf meiner Seele sind... Wer meinen Text liest und ähnlich fühlt. Ich freue mich über jeden der mir schreibt...
Tablettensucht
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Hallo Sonnenschein
Kurz ein kleines Feedback an dich: mein Mann ist wie Du tablettensüchtig. Ich freue mich, hier den Lebensbericht eines Abhängigen zu lesen. Vielleicht hilft mir das, ein bißchen besser zu verstehen, wie ihr so "tickt".
Danke jedenfalls für deinen Mut, dich mit dir und deiner Geschichte auseinanderzusetzen und hier zu schreiben. Ich hoffe, dass es dir viel Positives bringt und dir weiterhilft!
Liebe Grüße von Lupa
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Hallo Sonnenschein,
Tramal war auch über viele Jahre mein Begleiter. Beschafft am Arbeitsplatz (medizinischer Bereich), in Mengen die kaum jemand für möglich hält!!!???? Auch ich kenne die kalten Entzüge und es hat niemand etwas gemerkt, das war der Hammer !
Bis ich gesundheitlich und moralisch unten angekommen war. Mehr kann ich im Moment gar nicht schreiben, die Erinnerung haut mich doch ganz schön um.Trotzdem vielen Dank für deine Geschichte, obwohl du ähnliche Scheiße erlebt hast wie ich , tröstet es mich.
Danke
Zimmerlinde -
... der traurige Roman meines Lebens geht weiter. Ich habe also 2 jahre mit Tropfen hin und her operiert und schließlich stand eine Familienreise an. Ich war damals 24 oder 25 Jahre alt und wir wollten alle zusammen in die USA reisen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon, dass ich ohne mein Tramadol entzugserscheinungen hatte weil ich ja auch schon einige kalte entzüge hinter mir hatte... Wieder setzte ich es aprupt ab. Schweiss ausbrüche Durchfall. Gedanken der Sinnlosigkeit und trotzdem die Hoffnung dass das Leben irgendwo noch einen Sinn macht liesen mich die harten Tage überstehen. In den USA selbst wir machten eine Reise durch Californien bis nach Las Vegas hatte ich immer wieder die Schweissausbrüche es wurde aber weniger und weniger. Aber das schlimme ist der Kopf. Die Gedanken die dir einreden wollen. Dein Leben ist angenehmer und schöner mit dem Schmerzmittel oder besser gesagt mit der Droge. Leute ich kann nur an Euch appelieren wenn ihr das mal vom Arzt verschrieben bekommt nehmt nicht Tramadol versucht eine nicht psychogene Substanz zu nehmen. Es gibt auch Schmerzmittel die nicht in den Endorphinhaushalt eingreifen. Kaum jemand kann damit umgehen und es so einfach wegstecken....
Ich war gut ein halbes Jahr ohne Tramal und hatte zu hause dann eine ziemlich düstere Zeit wieeder in Deutschland. Mir ging es nicht gut. Ich hatte Depressionen .... Und schließlich ging ich mit meinem Studium ins Ausland nach Paris. Dort hatte ich die Möglichkeit Prontalgine ganz ohne Rezept und ohne nachfragen in der Apotheke zu kaufen. Das ist paracetamol mit Codein. Was eine ähnliche Wirkung wie Tramal hat... Die Folge ist dass Du das medikament häufiger konsumierst und am Ende dein körper stark verändert. Verstopfung und Kopfschmerz sind meist die Folge.... Es kommt zur permanenten Überdosierung und das ist bei paracetamol auch schlecht für die Leber... Aber wenn Du depressiv bist denkst du nicht über die Folgen nach du willst irgendwie überleben... irgendwie aus dem Sumpf aufsteigen in dem du dich befindest. Und so nahm ich das zeug was es dort legal ohne rezept gab immer wieder und wieder...
Nachdem ich zurück in deutschland war googlete ich wie ich an Tramal in Deutschland kommen konnte und fand Internetapotheken im Ausland. Ich bestellte regelmäßig im Ausland und irgendwann bekam ich einen brief vom Zoll....
Ich sollte ein Busgeld bezahlen und da ich kein rezept hatte war ich in einem illegalen bereich gelandet... Dramatisch für mich ... ich setzte sofort ab und war wieder in einer tieferen depression als je zuvor....
irgendwann konnte ich nicht mehr schlafen dann kamen die Schlaftabletten noch dazu... Wie geht es mir heute...
Ich mache eine Therapie und habe mich einigermaßen unter kontrolle. Allerdings haben die Tabletten mich sehr stark verändert.... Mir geht es nicht gut. Ich habe oft starke probleme bauchschmerzen, verdauungsprobleme, kann nicht schlafen... mein komplettes immunsystem streikt öfters... Außerdem bin ich seelisch labil... bekomme ein Antidepressivum von meinem Arzt und versuche durch tägliches Tagebuchschreiben mich am Leben zu halten. Warum habe ich das jetzt alles aufgeschrieben.... Für mich war es in erster linie ein Schritt der Verarbeitung... ABer ich möchte auch Menschen Mut machen, die denken es geht nicht mehr weiter. Die vielleicht sogar mehr als 600 mg Tramadol am Tag konsumieren. Leute es geht. Macht einen kalten entzug ... wenn euch die kraft fehlt zu sagen ich höre für immer mit dem mist auf. Dann setzt euch ein ziel und lasst es wenigstens für 2, 3 wochen... der körper braucht ein bisschen zeit sich zu regenerieren ... Das zeug ist zerstörerisch und es ist schon gut wenn du ein paar Tage aussetzt mit dem mist.... Ich zähle jetzt nicht auf was es bei mir alles verändert hat... Ich habe schlechtere Haut bekommen, Erektionsprobleme keinen hunger mehr... all das hat sich über jahre entwickelt... aber all das wird auch immer besser umso länger du mit dem Scheiss aufhörst... Ich weiss absolut abstinent zu bleiben ist hart... Aber selbst wenn Du Dir hilfst und Tage oder Wochen in denen du nichts konsumierst einbaust hilfst Du deinem körper ungemein... Such dir hobbies und mache vor allem viel viel Sport... Das hat mir am meisten geholfen... -
Leute,
wenn ihr Fragen habt... Ich habe leider seit über 12 Jahren mit diesen Themen zu kämpfen oft ist es leichter mit jemanden seine Gedanken zu teilen. Schreibt mich an, wenn ich euch helfen kann. Tu ich das.
Euer Sonneschein
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Zitat
Leute es geht. Macht einen kalten entzug
Sorry, ich möchte noch hinzufügen, das es ganz schön gefährlich sein kann. Wenn ein "kalter Entzug" bei Dir gefruchtet hat, so muss es nicht bei allen Menschen gut aus gehen, im Gegenteil. Kalte Entzüge sind nicht ohne und man sollte Entzüge grundsätzlich nicht ohne ärztlichen Beistand machen. Entweder in einer Klinik oder in Begleitung von Ärzten. Eine Verherrlichung von "kalten Entzügen" lehne ICH grundsätzlich ab.LG,
Leben
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Kann da Leben nur zustimmen.
Gefährliche Sache solche Aussagen. Was für einen gilt, muss nicht für die Allgemeinheit gelten und du kannst froh sein, dass nix schlimmerespassiert.
Ihr solltet euch mal klarmachen, was mit dem Körper beim kalten Entzug passiert...
Das kann von Krampfanfällen über hohen Blutdruck bis zu Herzinfarkten gehen... um nur eine gefährliche Nebenwirkungen zu erwähnen. -
Ich kann euch alle sehr gut verstehen. Und sicherlich ist es für den Körper viel besser ihn langsam zu entwöhnen und es ausschleichen zu lassen. Aber es ist einfach auch sehr schwer dann nicht wieder doch die Dosis zu erhöhen. Die Disziplin hierfür fehlte mir. Ich wollte auch nur meine Geschichte teilen und nicht sagen, dass das der richtige Weg ist den alle gehen sollen. Was ich allen raten kann, sich einen guten Arzt und einen Psychologen zu suchen dem sie vertrauen. Mittlerweile habe ich das auch. Es gibt viele Menschen, die niemals eine stationären Aufenthalt in Betracht ziehen würden und dann ist es meiner meinung nach besser, dass so zu machen als einfach immer weiter wie gehabt in der Suchtspirale nach unten zu gehen.
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Tafil ausschleichen.... wie ?
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Was brauchst du? Dein Beitrag hat mit diesem Thema eher weniger zu tun ...
Vielleicht beschreibst du in einem passenden Bereich (vermutlich Medikamente?) um was es genau geht
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