Paracetamol Comp. - schaffe ich es alleine?

  • Guten Abend liebes SuS-Forum,

    ich bin ganz neu hier und habe mir schon recht viele Infos angelesen. Verzeiht aber bitte, falls ich irgendwas vergesse.

    Ich stecke gerade mitten im Eigenversuch des Entzuges von Paracetamol Comp. (Codein). Und da einfach niemand davon weiß, muss ich es aufschreiben. Sonst platze ich.

    Aber erst mal zu meiner Geschichte:
    Ich leide seit meiner Kindheit an einer CED. Bin daher schon recht früh mit Schmerzmitteln in Berührung bekommen. Ich kann mich noch sehr gut an Dipidolor erinnern, obwohl das bereits 17 Jahre her ist. So verschrieb man mir irgendwann auch das Paracetamol Comp. Anfangs fand ich die Tabletten viel zu stark. Mir war übel, ich stand richtig neben mir und wollte nur schlafen damit. Daher nahm ich es äußerst selten. Vor ca. 6 Jahren fing es dann an, dass es mir gut ging, wenn ich eine halbe Tablette vormittags nahm. Ich konnte konzentriert und aufmerksam arbeiten (von Müdigkeit danach war nichts mehr zu merken) und so nahm ich immer mal wieder diese 15mg Codein täglich. Im Jahr 2013 schlich es sich so ein, dass ich ca. jeden zweiten Tag eine halbe Tablette nahm. Dann wurde ich schwanger und setzte sofort alles ab - ohne Entzugserscheinungen! In der Schwangerschaft war ich natürlich "clean" und auch in der ersten Baby/Stillzeit nahm ich nichts. Da die Stillzeit aber leider recht schnell vorbei war und ich noch große Schmerzen durch die Geburt hatte, nahm ich ab dann jeden Tag mein Codein. Damit fühlte ich mich dann wenigstens wieder täglich wie ein Mensch, auch wenn ich durch den Babyschlafmangel hundemüde war. Aus einer halben Tablette täglich wurde recht schnell eine ganze und daraus dann auch immer mal wieder zwei.

    Mein Kind ist nun fast 3. Das heißt ich nehme also jetzt seit ca. 2,5 Jahren täglich zwischen 15 und 60mg Codein. Einerseits ist es ein Segen, denn die CED-Schmerzen lassen sich durch kein anderes "normales" Schmerzmittel so gut bekämpfen, außerdem stoppt es die Krämpfe und den Durchfall. Um den Effekt zu erzielen müsste ich sonst Buscopan, Novalgin und Loperamid nehmen. Doch die Krux am Codein ist nunmal das Suchtpotential, das bei mir leider voll zutrifft.

    Wie dem auch sei, ich muss jetzt davon weg. Die Peristaltik in Magen und Darm stimmt nicht mehr und ich mag einfach nicht mehr ständig dran denken zu müssen, ob ich noch genug Schmerzmittel hab usw.

    Also habe ich es jetzt in Angriff genommen den Entzug selbst durchzuführen. Ich hab die vorletzte Woche ohne Probleme auf 15mg Codein am Tag reduziert. Letzten Mittwoch dann gar nichts, Donnerstag wieder 15mg, Freitag nichts, Samstag und Sonntag 15mg und heute nichts. Entzugserscheinungen sind da. Ich schwitze, friere habe eine furchtbare Unruhe und Muskelschmerzen in Armen und Beinen.

    Für den Abend habe ich Doxepin da, das nehme ich aber schon seit einigen Monaten gegen Schlafstörungen.

    Wann werden die Entzugserscheinungen weniger? Ich habe das Gefühl die kommen immer in Wellen. Heute Morgen und heute Nachmittag war es ganz schlimm mit dem Zittern und der Unruhe und jetzt geht's und ich fühl mich eigentlich mehr oder weniger nur müde und kaputt.

    Und wenn die schlimmsten körperlichen Symptome vorbei sind, ab wann fühl ich mich wieder kraftvoll? Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie sich das genau anfühlt, wenn man ohne Medikamente kraftvoll ist. Im Moment habe ich das Gefühl als wenn ich mich nie wieder gut fühlen werde und bin kurz davor aufzugeben. Aber ich bin knapp über 30. Ich will mich fit fühlen.

    Ich bin gespannt, wie die Nacht wird. Die letzte Nacht war gut, die Nacht davor hab ich sehr stark geschwitzt (liegt vielleicht auch an der Erkältung, die ich jetzt zusätzlich habe). Und macht es Sinn zwischendurch immer mal wieder 15mg zu nehmen, um mal für einige Stunden die Symptome zu lindern oder wirft mich das immer wieder zurück?

    VG Rennmaus

  • Auch wenn hier nicht viel los ist, schreibe ich mal nieder, wie ich mich die letzten Tage gefühlt habe, weil es einfach gut tut.

    Ich habe jetzt schon 5 Tage kein Codein mehr genommen und mir geht es sehr schwankend. Eigentlich hatte ich erwartet, dass ich mich nach 3 Tagen wieder recht gut fühlen müsste, weil meine Dosis ja sehr niedrig war und es doch nicht lange dauern müsste, bis mein Körper davon los ist. Und im Gegensatz zu Montag (war der schlimmste Tag) fühle ich mich jetzt stundenweise wieder recht gut. Dann kommen aber wieder 2 Stunden, in denen ich mich kaum bewegen mag, weil mir die Muskeln so weh tun und ich das Gefühl habe ich würde nur aus Blei bestehen. Zwei solcher Stunden hatte ich gerade und ich muss gestehen, dass ich dagegen Diclofenac genommen habe. Nun sind die Schmerzen deutlich besser. Vielleicht sind das ja auch gar keine Entzugsschmerzen mehr, denn ich habe vorgestern mit Escitalopram angefangen. Da können gerade am Anfang ja auch Muskelschmerzen und Zittern auftreten.

    Ich bin auf jeden Fall super stolz auf mich, dass ich es alleine so weit geschafft habe. Die letzte Woche war zwar hart, aber letztlich ging es nicht anders. Ich muss schließlich in die Zukunft schauen.

    Dennoch vermisse ich das Gefühl des Codeins, dieses warme und weiche, das es mir gibt. Besonders in Stresssituationen hat es die Spitzen abgeschnitten und diese Spitzen erlebe ich jetzt voll. Gestern war ich kurz davor rückfällig zu werden, weil ich in einer massiven Stresssituation war, aber ich habe es dennoch geschafft standhaft zu bleiben.

    Nun habe ich ja noch ein paar Blister meiner Paracetamol Comp. Was mache ich damit? Wegschmeißen? Würde ich ungern, da ich ja chronisch krank bin. Aber sollte ich z.B. in 4 Wochen oder so mal eine Tablette davon nehmen, bin ich dann gleich wieder drauf? Vielleicht mag mir ja jemand antworten.

  • Hey Rennmaus,

    Ich hoffe es ist ok, wenn ich so zum Verständnis ein paar Fragen stelle :smiling_face:

    Erstmal würde mich interessieren was du vorhast wenn du ganz vom Codein weg bist? Ich meine CED hast du ja immernoch und das musss ja sicherlich auch weiter irgendwie "in Schach" gehalten werden. Hast du dafür dann was anderes was du offiziell - also unter ärtzlicher Aufsicht - nehmen kannst?
    Ich meine nur, vielleicht wäre es sinnvoll, gerade wenn du sagst dass dieses Medikament eigentlich "Perfekt" auf deine Beschwerden passt, einen Arzt deines Vertrauens hinzu zu ziehen. Entweder um dann eine geeignete andere Möglichkeit zu finden, oder einfach um einen guten und wirksamen Mittelweg mit der bestehenden Medikation zu finden. gab es denn einen bestimmten Grund warum du unbedingt davon weg willst, also ausser das Suchtpotenzial?
    Und auf welchem Weg bist du all die zeit an das Codein dran gekommen, wenn keiner davon wusste?
    Und als letzte Frage noch, wieso hast du jetzt mit dem Escitalopram angefangen? Es kann natürlich sein das - wenn man gerade ein Medikament absetzt und gleichzeitig mit einem neuen beginnt - das Nebenwirkungen entstehen die mit den Absetz-Symptomen durcheinander geraten. Deswegen frage ich wieso gerade jetzt mit etwas anderem anfangen :smiling_face:

    Wenn man eine Substanz so lange regelmassig genommen hat, dauert es schon manchmal recht lange bis wirklich der ganze Wirkstoff aus dem Organismus verschwunden ist. Das ist je nach Medikament und auch je nach Person unterschiedlich. Genaue Dauer kann ich dir allerdings auch nicht sagen.

    Bist du denn in Behandlung so im allgemeinen? Ich halte es schon für nicht so schlecht einen guten Arzt zu finden mit dem man so etwas vertrauensvoll besprechen kann :smiling_face: Leider muss man da oft lange Suchen, aber ich denke das wäre es wert, solltest du nicht schon einen haben :smiling_face:

    Liebe Grüße

  • Hallo PixelDiebin und danke für deine Antwort,

    also letztlich soll die CED mit anderen Medikamenten so behandelt werden, dass ich keine großartigen Schmerzen haben sollte. Das Paracetamol Comp hat mir mal vor einigen Jahren ein Arzt verschrieben als ich ganz schlimme Krämpfe hatte. Das wurde auch wieder besser, ich bin umgezogen, habe den Arzt gewechselt und ihm gesagt, dass ich im Notfall Paracetamol Comp nehme. Er war damit einverstanden und verschrieb es mir auch. Und seitdem muss ich das der Arzthelferin einfach nur sagen und ich bekomm ein neues Rezept. Die rechnet nicht mit, wieviel ich verbrauche. Ich habe den Arzt und zwei andere erst vor kurzem angesprochen, ob er mir was anderes starkes verschreiben könnte, damit ich mal wechseln kann, um die Suchtgefahr zu verringern, aber das wollte keiner machen. Was stärkeres als Novalgin bekomme ich nicht. Dass sich bei mir schon eine Sucht eingestellt hatte, konnte ich einfach nicht zugeben. Es ist mir sehr peinlich und ich habe Angst vor Konsequenzen. Dass es z.B. der Krankenkasse gemeldet wird, dass ich in eine Suchtklinik gesteckt werde oder was auch immer. Einfach weiternehmen geht auch nicht mehr, denn ich hatte letztens schlimme Entzündungen im Magen, weil die Peristaltik gestört war, weil Codein ja so unheimlich stopft. Also MUSSTE ich davon weg.

    Das Escitalopram habe ich gegen eine Angststörung bekommen. Die hab ich schon ewig, die hat noch nie große Probleme gemacht, aber diesen Winter habe ich ziemlich dolle Ängste. Und das Doxepin soll auch gegen Angst helfen, hab ich aber im Sommer gegen Schlafstörungen bekommen. Also in Behandlung bin ich bei einem Psychiater und ich steh auf Wartelisten bei Psychotherapeuten. Dass sich der "Entzug" des Codeins und der Anfang des Escitaloprams gerade überschnitten, ist Zufall. Ich war jetzt krank geschrieben und wollte die Chance des Entzugs unbedingt nutzen und habe demnächst wieder einen Termin beim Psychiater, der mich wieder fragen wird, ob ich das Escitalopram vertrage (hatte vorher Sertralin und dachte darunter ich werde verrückt, so hat es mich aufgewühlt).

    Letztlich bin ich nun 6 Tage codeinfrei und körperlich scheine ich es größtenteils geschafft zu haben.. Ich habe mich heute deutlich besser gefühlt als die letzten Tage, kann wieder besser essen, weil die Peristaltik wieder funktioniert und die Muskelschmerzen waren nur noch leicht vorhanden, so dass ich dagegen nichts anderes nehmen musste. Psychisch ist es nach wie vor so, dass ich es vermisse.

    Frohe Weihnachten!

  • Nun sind schon wieder 10 Tage vergangen und ich bin immer noch codeinfrei. Allerdings brauche ich tatsächlich was gegen meine Bauchschmerzen und nun hat mir meine Schwester zwei Blister Tilidin Retard 50/4 gegeben. Das hilft auch ganz gut. Wie schnell wird man denn davon abhängig?

  • Ich muss zugeben, dass die zwei Blister Tilidin schon weg sind und ich heute auch wieder eine Codein genommen habe. Allerdings fühlt sich das Codein nicht mehr gut an, sondern mir ist schwindelig, übel und meine Ohren piepen. Morgen werde ich es nicht nehmen, mein ganzer Abend war bisher eher unschön durch die Übelkeit. Also mittlerweile ist mir bewusst, dass ich körperlich nicht mehr abhängig bin, aber noch psychisch. Ich muss ständig daran denken, wie ich dieses schöne warme Gefühl im Körper bekommen kann. Wird diese psychische Abhängigkeit je wieder weggehen?

  • Es ist ja schon wieder viel Zeit vergangen und es hat sich einiges getan. Ich habe mir auf legalem Weg von verschiedenen Ärzten Tilidin und Tramal verschreiben lassen. Tilidin hab ich ne ganze Weile genommen, bis ich dachte, dass ich jetzt mal wechseln sollte, damit sich da keine körperliche Abhängigkeit einstellt. Dann habe ich ca. eine Woche Tramal genommen und empfinde es als sehr leichtes Opioid, denn ich kann die Höchstdosis lt. Beipackzettel (400mg) am Tag nehmen ohne irgendwelche Probleme zu haben und ohne irgendwie high zu sein. Nun habe ich gestern und heute jeweils nur 200mg Tilidin genommen, weil das Tramal bei solchen Dosen ja ruckzuck weg ist, aber ich übelste Entzugssymptome. Kann das vom Tramal sein? Also kann ich vom Tramal abhängig sein, obwohl ich es nur eine Woche genommen habe?

    Aber wie dem auch sei, ich MUSS jetzt endlich weg von den Opioiden. Es steht noch in keiner Akte, weil es noch keiner weiß. Codein hab ich jetzt nicht mehr im Haus, ich hab nach dem Entzug und meinem "naschen" im Januar alles weggeschmissen.

    Den Codeinentzug habe ich ja tatsächlich alleine und kalt geschafft. Da waren es aber Minimengen, weil ich nie mehr vertragen hab. Wenn ich jetzt tatsächlich von dem Tramal abhängig sein sollte, hab ich vor dem Entzug echt Schiss, weil ich da ja so viel nehmen kann. Allerdings müsste ich da ja auch schnell wieder von runter sein, wenns nur ne Woche war.

    Ich werde mal ein Tagebuch schreiben, vielleicht mag mir ja jemand antworten. Ansonsten schreib ich hier einfach meine Gefühle runter.

  • Moin Rennmaus,
    ich werde mal deine Frage beantworten. Wenn du erst einmal körperlich von einem Opioid abhängig wurdest (bei dir war es Codein), dann brauchst du später nur noch ein paar Tage ein Opioid nehmen um wieder beim absetzen Entzugserscheinungen zu bekommen. Welches Opioid (Codein, Tramal,Tilidin,Morphin,etc.) ist egal, du kannst keines mehr länger als ca.2 -3 Tage nehmen ohne wieder Entzugserscheinungen beim absetzen zu bekommen. Das wird sich auch nicht mehr ändern, das ist irreversibel. Opioidabhängigkeit ist wie Alkoholabhängigkeit eine Lebensdiagnose. Du kannst nur dauerhaft auf Opioide verzichten oder halt wenn du sie regelmässig gegen Schmerzen brauchst, sie jeden Tag nehmen. Ein ab und zu Konsum ist nicht mehr möglich.

    Und nimm möglichst keine Paracetamol Comp. über einen längeren Zeitraum oder in hoher Dosierung ein. Paracetamol ist sehr stark hepatoxisch (Leberschädigend).

    Wenn du irgendwelche Fragen rund um Opioide hast, oder zum Entzug... poste sie einfach hier in deinen Thread. Ich schaue hier mindestens einmal im Monat rein, dann werde ich sie beantworten.

  • Vielen Dank für deine Antwort Baum. Die Informationen helfen mir sehr, schocken mich aber auch. Das heißt, wenn ich mal eine OP hab oder einen Knochenbruch oder was auch immer und ich bekomme für einige Tage ein Opioid, muss ich danach wieder einen Entzug durchmachen?

    Also für ein Tagebuch reichen meine Zeit und Muße nicht. War ein schöner Gedanke von mir, krieg ich aber nicht hin. Ich hab die letzten Tage beschlossen vom Tramal zu entziehen und war bei 200mg täglich mit schon einigen Entzugserscheinungen. Aber jetzt ist mein Kind krank und ich hab mir vorhin wieder ein Tilidin Rezept besorgt, weil ich nicht ein krankes Kind und mich gleichzeitig versorgen kann, wenns mir auch so schlecht geht. Aber mein Wille ist fest da. Es kann so nicht weitergehen. Ständig hab ich Angst kein Rezept mehr zu bekommen und dann quasi einen Zwangsentzug machen zu müssen. Allerdings hab ich auch bei 200mg Tramal tierische Bauchschmerzen. Ich weiß nicht, ob die vom Entzug kommen oder von meiner Grunderkrankung. Zumindest haben 800mg Ibu dagegen ein bisschen geholfen.

  • So, letzte Einnahme von Tramal war gestern um ca. 07:30 Uhr 200mg. Und heute hat der Entzug voll begonnen, obwohl ich Tilidin genommen habe. Sehr merkwürdig, denn ich kann von Tramal zu Tilidin springen ohne ein Entzugssymptom, aber umgekehrt mach ich den vollen Entzug durch. Eigentlich kann ich das Tilidin auch lassen, aber ich hab Angst, dass es dann noch schlimmer ist. Dann wäre ich aber wenigstens wirklich clean.
    Mein Mann ist toll gerade. Er nimmt mir das Kind voll ab und ich kann schlafen, lesen, leiden. Fühlt sich eigentlich an wie eine Grippe mit einem Magen-Darm Virus gleichzeitig.

  • Hallo Rennmaus, ich bewundere dich wie du das alleine durchhälst. Dafür hast du meinen absoluten Respekt!! Du hast geschrieben, das du Doxepin gegen die Schlafstörungen bekommst?! Doxepin ist doch aber ein Antidepressivum.... Ich bekomme dieses Medikament schon seit Jahren gegen meine Depressionen.

  • Hallo MajaHimbi,

    das Doxepin habe ich irgendwann letztes Jahr verschrieben bekommen, weil ich nicht mehr schlafen konnte. Man sagte mir, dass das auch nicht abhängig macht und es hat gut funktioniert, damit konnte ich wieder schlafen. Leider hat sich aber in der Zwischenzeit auch eine Depression dazu gesellt, so dass ich mein Doxepin nicht so schnell wieder hergeben werde. Vielleicht hat mein Hausarzt damals die Depression aber auch schon vermutet. Mittlerweile muss ich gegen die Depression morgens auch noch Escitalopram nehmen.

    Der heutige Stand ist der:
    Letzte Tramal Einnahme am Freitag 200mg
    letzte Tili Einnahme am Sonntag 600mg
    letzte Codein Einnahme gestern 30mg

    Seitdem nur noch Novalgin oder Ibu. Das Codein hab ich nur zufällig in einer meiner Taschen gefunden, ich hatte damals einen Blister vergessen.

    Die Entzugssymptome halten sich in Grenzen. Ich hab zwar Bauchweh und Ziehen in den Waden und in der Nierengegend und könnte nur schlafen, aber das alles ist nur noch 10 Prozent von dem, was am Wochenende war. Meine Motivation durchzuhalten ist mein Kind. Ich habe panische Angst davor, dass irgendein Arzt mal rausfindet, dass ich Opi-abhängig bin und sich dann ans Jugendamt wendet und ich wie eine Drogenabhängige behandelt werde. Außerdem wünsche ich mir mal wieder dauerhaft fit zu sein, nicht ständig Tabletten rumschleppen zu müssen und vielleicht sogar ein zweites Kind. Und eine Schwangerschaft würde ich nur "clean" wagen (traurigerweise war ich im April trotz Kupferkette schwanger, habs aber ganz früh wieder verloren - ich geb den Opis die Schuld). Zusätzlich bin ich früher viel und gerne gereist und möchte das irgendwann wieder machen. Aber Opis in einige exotische Länder einschmuggeln, trau ich mich nicht. Dann lieber jetzt einmal durch ein tiefes Tal und Zähne zusammenbeißen und mein altes Leben so gut es geht zurück bekommen. Wenn der Entzug dann komplett gelaufen ist und ich in einigen Monaten (hoffentlich schneller) keine Entzugssymptomatik und auch kein Verlangen mehr habe, hoffe ich, dass auch die Depression weggeht, denn die kam erst unter dem Codein.

    Und so möchte ich nach und nach mein Leben wieder normalisieren. Leider verschlimmern sich gerade die Bauchschmerzen und ich hätte schon Lust jetzt was zu nehmen, aber es wird auf keinen Fall ein Opi sein.

  • Puh, es ist hart. Sehr hart. Heute bin ich ständig kurz davor bisschen Tili zu nehmen. Ich habe furchtbare Magenschmerzen und weiß, dass die weg sind, wenn ich 200mg Tili einwerfe. Aber ich habs bisher geschafft stark zu bleiben. Habe mir in der Apotheke Maaloxan gegen Magenschmerzen geholt und heute Mittag noch Novalgin und Ibu genommen. Das hat wenigstens 30 Minuten Erleichterung gebracht.
    Und obwohl mein Kreislauf nicht gut ist, hab ich mir heute neue Nägel im Nagelstudio gegönnt. Einfach um weitere 90 Minuten abgelenkt zu sein und mich hinterher bisschen besser zu fühlen.

    Ich hab das Gefühl heute bin ich wieder "entzügiger" als gestern. Wie lange hält das noch an, dass es so schwankt? Muss ich vorgestern als letzten Opi-Tag rechnen oder letzten Freitag als der Entzug vom Tramal begann?

  • Ein weiterer Tag neigt sich dem Ende. Tendenz aber abwärts. Warum auch immer fühl ich mich sogar NOCH entzügiger als gestern. Noch dazu meldet sich meine CED mit Wucht. Ich schätze ich hatte die Krankheitsaktivität die letzten Monate einfach nicht wahrgenommen durch die vielen Schmerzmittel.

    Ich nehme jetzt gegen Schmerzen Novalgin und Ibu, obwohl Ibu eigentlich für mich tabu sind. Dann noch Escitalopram und Doxepin. Und wenns ganz schlimm wird noch Vomex und Bromazepam.

    Habt ihr noch einen Tipp, wie ich die Entzugsschmerzen in Armen und Beinen lindern kann? Da sind sie besonders heftig. Wärmflasche hab ich schon drauf und creme mit Pferdegel ein. Trotzdem ist es ein Gefühl als würden sich sogar meine Sehnen in den Beinen verkürzen.

  • Wow, ich fühle mich heute wie ausgewechselt. Ich habe heute noch KEIN EINZIGES Schmerzmittel genommen. Weder Novalgin noch Ibu oder gar ein Opi. Noch gestern habe ich mich wirklich furchtbar gefühlt. 100% schlecht. Heute sind es vielleicht noch 10% davon. Ich konnte heute ohne Übelkeit, Durchfall oder Magenschmerzen essen (sogar alles durcheinander, weil ich so Hunger hatte). Was mir aber noch schwerfällt, ist das Wegwerfen des Mists. Ich würde gernn alles in die Tonne hauen, damit ich bloß nie wieder in die Versuchung komme davon was zu nehmen. Aber ich hab immer im Kopf "Was ist, wenn ich dann doch mal was davon brauche?". Daher könnte ich es auch meinem Mann geben zum verstecken. Und er darf mir nur im absoluten Notfall was davon geben. Aber ich denke das triggert die psychische Abhängigkeit.

    Mal sehen, wie der Tag morgen wird. Heute hab ich es auf jeden Fall schon mal geschafft kurz in die Stad6 zu fahren.

  • Also die körperliche Verfassung schwankt nach wie vor. Heute bin ich wieder mehr auf den Beinen (weil ich einfach mal wieder auf die Beine kommen muss) und die Gliederschmerzen sind wieder deutlich stärker als gestern. Ich bin heute morgen auch wieder gefühlsmäßig "auf Entzug" aufgewacht. Wobei dieses schlimm zittrige Gefühl morgens innerhalb von 30 Minuten besser wird.

  • Ist glaube ich ganz normal, dass du morgens die schlimmsten Symptome verspürst und am Abend.

    Du bist auf dem richtigen Weg - mach weiter so!

  • Ich hab es bisher geschafft weiterhin clean zu bleiben. Gestern hatte ich einen Moment, in dem ich fast 200mg Tramal eingeworfen habe, weil einfach diese Tabletten noch in meiner Schublade liegen. Die Tilidin hat mein Mann weggeschafft. D.h. ich könnte nur noch einmal diese Tramal "naschen". Aber dann wäre mein stolzes Gefühl weg, glaube ich. Die letzte Opi-Einnahme ist nun 10 Tage her! Und ich hätte Angst, dass ich danach dann doch wieder Entzugssymptome habe.
    Ab Montag muss ich wieder arbeiten. Das wird auch noch mal ein harter Schritt. Denn bisher war mein erster Griff auf der Arbeit immer in meine Tasche, um was einzuwerfen.

  • Liebe Rennmaus,

    danke für deinen Pfad hier und dass du deine Erfahrungen so teilst. Ich fühle mit dir und erinnere mich sehr gut an meinen Entzug und die darauffolgenden. Ich war von Opioide nie körperlich abhängig aber das ändert nichts an meinem Mitgefühl für dich. :red_heart:
    Für mich ist heute in meinem cleanen Leben wichtig, dass ich keine Drogen, keinen Alkohol und keine Medikamente zuhause habe -ich kann nicht mit der "Option" was zu nehmen leben. Das beherrscht mich dann gedanklich. Ich habe also nichts zuhause.
    Deine Situation ist natürlich schwierig wenn du eine Krankheit hast, die die Einnahme von Schmerzmittel bedarf :tired_face: allerdings habe ich eine Sache gelernt in den letzten Jahren: Sucht ist auch eine Krankheit. Ich muss Verantwortungsvoll mit dieser Krankheit umgehen weil ich das Potenzial habe mich umzubringen. Entweder ich nehme so viel ein, dass ich mich überdosiere, oder ich bringe mich ganz langsam über Jahre hinweg um.
    Hast du einen Arzt dem du vertraust? Vielleicht ein neuer Arzt wo du etwas anonymer bist und du von deiner Lage erzählen kannst? So könntet ihr vielleicht eine Lösung finden um deine CED zu behandeln ohne deine Sucht zu füttern...
    Super, dass du auf dem Weg bist!!! :thumbs_up:

  • Liebe Zeitlos, es ist bei mir exakt so wie du es geschrieben hast. Ich bin leider nämlich kurz rückfällig geworden, weil ich das Zeug einfach "da" habe. Ich hatte am Mittwoch Abend Bauchschmerzen und hab dann einfach den Rest meines Paracetamol Comp. Blisters genommen. Das waren 120mg Codein auf ca. 16 Stunden verteilt. Und gestern hab ich noch ein paar Tramadol in einer Schublade gefunden und die dann auch auf ca. 8 Stunden verteilt genommen. Allerdings merke ich hier, dass meine Toleranz wieder abgenommen hat. Noch vor 3 Wochen konnte ich diese Menge ohne ein Problem nehmen. Diesmal war mir fuchtbar übel, schwindelig und Kreislaufprobleme. Außerdem blieb dadurch dieses Glücksgefühl weg und ich hab mich einfach heute bisher den ganzen Tag mies gefühlt. Also genau das, was ich gebraucht habe. Ne Erdung. Ich hab nämlich gerade keine Lust mehr auf die Opis. Meine Bauchschmerzen sind zwar ohne diese Schmerzmittel da, aber ich fühle mich im Kopf viel fitter. Nun hab ich immer noch 1,5 Blister Tramadol. Die werde ich auch meinem Mann geben zum verwalten.

    Einen Arzt, dem ich vertraue, habe ich nicht. Im Moment fühl ich mich aber auch recht stark (naja bis auf diese zwei Ausrutscher) und ich bin heute noch überzeugter es zu schaffen als die letzten Tage.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!