Zeit danach und wie gehts weiter

  • Nun möchte ich auch einmal etwas beitragen und beginne gleich wohl mit einem Thema was viele beschäftigt nach der Zeit des Trockenwerdens.

    Ich schreib wohl am besten ersteinmal etwas über mich. Ich bin 27 Jahre und trockener Alkoholiker. Ich hab wohl jetzt seit ca 15 Monaten nichts mehr getrunken. Ich hatte alles mitgenommen auf meinen Weg zum trocken sein. Entgiftung,Langzeittherapie,Adaption und heut betreutes Wohnen. Nur um ein Ziel zu erreichen das ich endlich wieder ein normales Leben führen kann. Nur frage ich mich in letzter Zeit was ist ein normales Leben. Was hab ich eigentlich noch zu erwarten? Ich weiß es leider nicht. Durch meine Sucht hatte ich ja alles verloren was mir jemals lieb war. Jetzt ist die Sucht zwar nicht mehr aktiv da, doch es kommt nichts vom alten Leben zurück. Ich fühle mich leer, wo ich noch vor ein paar Monaten voller neuer Erkenntnisse in die Welt rannte ist heute nur noch ein Loch. Ich schaff es nicht die Sachen zu erfüllen die die anderen jetzt von mir erwarten. Ich glaub wenn das jemand nachvollziehen kann ist das einer von euch. Man fängt an wie vorher. Macht jeden um sich rum etwas vor wie gut es einen doch jetzt geht weil ich es geschafft habe. Die anderen sagen, Mensch, du kann aber stolz sein auf dich was du erreicht hast. Was hab ich denn bis jetzt erreicht danach ich lebe in ner 28qm Wohnung wo nichts davon was drinne steht mir gehört. Ich hab keine Arbeit und mache jeden und vorallen mir vor das es schon prima so ist. Es kommen Nachts wieder die Alpträume zurück weswegen man angefangen hat zu trinken. Ich schlafe inzwischen 12std am Tag und möchte mich nur noch verstecken das kein Mensch auf dieser welt mich findet. Ich isoliere mich wieder bewusst von meiner Umwelt. Ich erfinde Lügen warum ich mich nicht mehr melde warum ich nicht mehr aus dem Haus gehe. Ich mache das alles in dem Bewusstsein das es mir nicht gut tut und trotzdem kann ich es nicht abstellen. Ich weiß was ich ändern muss kann es trotzdem nicht tun. Es lähmt mich irgendetwas und ich weiß nicht was es ist :frowning_face: Ich meine was och dazu kommt ist das ich mich Wahnsinnig einsam fühle. Ich möchte wieder geliebt werden und nicht mehr allein mit dem ganzen Mist dastehn. Wisst ihr nicht das ich in dieser Zeit aber auch nur einen Gedanken wieder daran verschwendet habe etwas zu trinken. Ds hab ich ja recht gut im Griff nur weiß ich genau daas es mich jeder zeit wieder erwischen kann. IWe ist das denn bei euch nach dem Trockenwerden gewesen ihr seit doch auch nicht wieder nach hause gekommen und alles war wieder spitze. Kann ich mir zumindest nicht vorstellen und wenns so ist hab ich wohl echt ein größeres Problem als ich mir selber eingestehen mag. In diesen Sinne

  • hallo Raziel,

    hör damit auf, anderen etwas vorzumachen. Sag doch, wie es dir wirklich geht. Du hast doch in Therapie gelernt, wie wichtig es ist, zu sagen, wie es dir geht. Du hast einen kompletten Neustart gemacht, erwarte doch nicht zu viel auf einmal von dir. Arbeite stückchenweise weiter in die Richtung, die du dir wünschst. Du hast auch keine Erwartungen von anderen zu erfüllen. Mach das, was dir gut tut. Wie lang bist du jetzt eigentlich trocken?

    Ich bin seit über 3 Jahren clean und kenne das, was du beschreibst, sehr gut. Nach meiner Therapie hab ich auch einen kompletten Neustart gewagt. Die erste Zeit war es auch grässlich für mich. Ich hatte keine Arbeit, kaum Geld, ich habe in einer WG gelebt, in der ich mich total unwohl gefühlt hatte und war sehr Depressiv. Allerdings habe ich immer daran geglaubt, dass es besser werden würde. Und damit hatte ich Recht. Mittlerweile lebe ich in einer WG, in der ich mich total wohl fühle, habe einen Job, der mir viel Spaß macht und sehr liebe Menschen kennengelernt. Das hat auch alles ne ganze Weile gedauert. Sei geduldig mit dir selbst. Du kannst nicht erwarten, dass von heute auf morgen alles anders wird. Nimm dein Leben in die Hand, schau, welche Dinge dir gut tun, werde aktiv und steck nicht den Kopf in den Sand. Es wird auch bei dir bald besser werden, wenn du daran glaubst.

    LG, alive

  • Hallo Raziel,

    ich habe zwar kein Problem mit einer Sucht, dennoch kenne ich das was du beschreibst. Ich war Anfang diesen Jahres vier Monate in einer Klinik, habe viel dort gelernt und so manches Muster geändert. Doch als ich zu Hause war, habe ich mir auch gedacht: Und nun? Was hat sich denn nun wirklich verändert? Meine Umschulung hab ich abgebrochen, mit 29Jahren habe ich also noch immer keine abgeschlossene Ausbildung, lebe weiterhin von Hartz IV und bin immer noch alleine und einsam.
    Aber so stimmt das nicht! Und so stimmt das auch bei dir nicht! Klar, es ist NOCH nicht alles so, wie es sein sollte, aber die Klinik (und in deinem Fall das Trocken werden) ist eben nur der erste Schritt auf einem langen Weg.
    Wie alive schon gesagt hat: Rede über das was dich belastet: mit deinen Betreuern, deinem Therapeuten und dann vielleicht auch mit Menschen, die dir noch irgendwie nahe stehen. Versuch, dich verständlich zu machen. Es ist ein altes Muster, das du jetzt wieder fährst und du weißt es! Es ist schon mal sehr gut, dass es dir bewusst ist. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, sich da selbst raus zu ziehen, aber im Moment bist du der einzige, der das kann. Es wird keiner kommen und dich bei der Hand nehmen, das musst du selbst tun. Aber ich bin mir sicher, dass du es kannst, denn schließlich hast du es auch geschafft, trocken zu werden! Also, tritt dich selbst in den Hintern und durchbreche diesen Teufelskreis! Ich weiß, dass das leichter gesagt als getan ist, aber es ist nicht unmöglich!

    Liebe Grüße
    rose

  • Ich bin jetzt seit Anfang 2006 trocken , um deine Frage zu beantworten. Klar muss ich mich da selbst rausholen. Das alles weiß ich ja und ich mache ja auch schon was akktiv dagegen. Ich mein ich geh jetzt nochmal zu Schule um Abi zu machen. Hab meinen Studienplatz auch schon sicher und ne Arbeitsstelle ebenfalls. Man könnte meinen es läuft alles sehr gut bei mir. Tut es ja auch nur ich weiß wirklich nicht was ich gegen die Leere in mir machen soll. Das ist das ganze Problem. Ich lass aber auch keinen an mich ran der mir da vielleicht helfen könnte. Wisst ihr es ist echt Mist einfach nichts mehr zu fühlen. Keine Freude, keine Liebe, keinen Schmerz. Es ist wie ein großes schwarzes LOch und man schwebt mittendrin. Einerseits über allen erhaben und doch anderer Seits hlflos wie ein kleines Kind. :frowning_face:

  • Hi Raziel,

    erstmal willkommen im Forum.

    Also hm, wie sag ichs nun...kann es sein, dass Du viel zu schnell viel zu viel von Dir erwartest? Ich meine, 15 Monate, hey, was willst Du in so kurzer Zeit eigentlich alles erreichen? Überleg Dir mal wie lange Du vorher getrunken hast, wird ja nicht nur n paar Tage gewesen sein. :winking_face: Das Du Dich erst mal leer fühlst und Dir bewusst wird, was Du alles durch die Sucht verloren und verdrängt hast, ist doch ein völlig nachvollziehbarer Prozess. Es dauert einfach, bis man sich wieder gefunden hat nach so ner Zeit und es dauert, bis man neue Ziele findet und sich mit diesen auch wieder wohl fühlt. Das geht halt eben nur Stück für Stück.

    Immer wenn ich an so nem Punkt war/oder bin, wo sich alles nur noch leer anfühlt, versuch ich mir zu sagen, dass jetzt "nur" Vernunft walten lassen angesagt ist, die Gefühle ziehen dann irgendwann auch wieder mit.

    Ich glaube Geduld mit sich selber ist da ein Zauberwort. :winking_face:

    Liebe Grüße Minun

  • Hallo Raziel,

    wie es weiter geht bestimmst nur du selbst, denn nur du weißt, was für dich gut ist! Es dauert vielleicht eine Weile, bis du herausgefunden hast was genau das im einzelnen ist, doch du wirst diese Antworten in dir finden. Lass dir Zeit und halte durch. Diese Zeit ist hart (ich weiß...), doch dann kommt dir ein Gedanke und du tust einfach diesen einen Gedanken in die Tat umsetzen...hör auf zu grübeln nach dem "warum" :winking_face: Geh einfach weiter, jeden Tag und du wirst Erfolge ernten. Glaub wieder an dich und tritt dir in den A... :grinning_squinting_face: (bei mir hat`s immer geholfen 8))

    Genug der Weisheiten- hier bist du richtig und du wirst Gedankenanstöße finden, die dir deinen Weg ebnen.

    Viel Kraft dabei
    LG
    Feefame

  • Danke für die Ratschläge. Ich denke ich werd das schon packen. War vielleicht die letzten Tage etwas neben der Spur. Ich finds aber gut das es sowas wie hier gibt. :thx: :6: an alle die mir helfen wollten.

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