• Hallo alles zusammen, es grüßt euch ILoveMyLife,

    seit vielen Jahren schon lese ich interessiert in diesem Forum und spreche zu allererst ein großes Lob an die Betreiber sowie die zahlreichen Mitglieder aus, die sich gegenseitig mit Erfahrungen, Wissen und Zuspruch zur Seite stehen.

    Eine tolle Sache, sich aussprechen zu können und gelesen zu werden!

    Mein Name ist Markus, ich bin 26 Jahre alt und habe seit meinem 15. Lebensjahr mit dem Konsum von Cannabis zu tun, die ersten Erfahrungen mit Alkohol machte ich leider schon eher.

    Ich komme aus einem unstrukturiertem Elternhaus, habe persönliche Förderung selten erfahren und habe mich ab dem 21. Lebensjahr, nach Rausschmiss des Stiefvater, ohne Schulabschhluss und so ziemlich ohne soziales Umfeld alleine durchschlagen müssen.

    Meine Stationen seit 2013:

    -Frühjahr 2013: Verlassenworden von langjähriger Freundin.

    Verfall in eine periode von drei monatigem, permanenten Alkoholmissbrauch, 3-4 maliger Kokainkonsum sowie Amphetamine, Cannabis nach Verfügbarkeit permanent, anschließend (nur wegen Alk) erste stationäre Entgiftung

    -Anfang 2014: Rückfall, mal mehr mal weniger, Entgiftung mitte des Jahres

    -Ende 2014: aktuelle, schon immer abstinent lebende Lebensgefährtin kennen gelernt.

    -2015: ungeregeltes Leben weiterhin, Freundin bringt erste Strukturen.

    Beginn des Nachholens der Schulabschlüsse.

    -2016: Alkoholkonsum wesentlich eingeschränkt, Cannabis wurde mehr wichtig, da alltagstauglicher (so meinte ich)

    -2017: seltenster Alkoholkonsum (3-4 mal im Jahr), Cannabis noch und nöcher

    -2018: praktisch kein Alkohol mehr, Quartalsweise heftiger Cannabiskonsum,

    diesen eingestellt seit 14 Tagen.

    Und jetzt kommt es: Meine Lebensgefährtin brachte von einer ihrer Hausbesuche eine Flasche Tramadol mit, unwissend, um was es sich damit eigentlich handelt. Ich habe immer ein großes Interesse an pharmazeutischen Erzeugnissen gehabt und wusste es einzuordnen.

    Also nahm ich immer regelmäßiger, erst therapeutische Dosen, dann mehr und mehr hochdosiert. Als die Flasche dem Ende zuging, kam Panik hoch. Es ließ sich so einfach wegbeamen damit.

    Es folgte der Entzug, der sehr unangenehm war und erzählte ihr erstmalig davon. Sie war ungläubig, leicht empört. Ich ließ „Gras über die Sache wachsen”. Irgendwann sah sie auf meinem Smartphone, wie ich mich über Tilidin rezeptfrei im Internet informierte, denn ich las im Internet, dass die Euphorie um einiges mehr sein sollte. Sie sagte, dass wenn ich das machen sollte, sie sich, und das, obwohl sie sich mir sehr verbunden fühlt, trennen würde.

    Ich bestellte niemals etwas. Sie fing vor drei Monaten bei einem ambulanten Pflegedienst an. Ein recht unorganisierter, da Medikamente in den Räumlichkeiten nicht sachgerecht verstaut sind, sondern einfach im Regal lagern. Kurze Sache: Eines nachts, als sie schlief, fuhr ich dorthin.

    Ich nahm Benzodiazepine als auch Tilidin mit.

    So, das ist jetzt 17 Tage her. Und ich habe fast täglich konsumiert. Ich habe eine scheiß Angst. Das sind andere Süchte, als ich zuvor kannte!

    Herzlichen Dank für das Lesen bis hierhin.

    Ich weiß, es ist sehr viel.

    Jedoch tut es ungemein gut, das nieder zu schreiben.

    Ich möchte da wieder raus.

    Welche Chancen räumt Ihr mit ein, glimpflich davon zu kommen?

    Bsp. Menge gestern:

    -20 mg Diazepam

    -300 mg Tilidin

    Liebe Grüße

    ILoveMyLife

  • Hallo Franz,

    ich meine damit, dass wenn ich es von jetzt auf gleich absetze, ob mein Konsum zeitlich zu kurz war, um wirklich starke Entzugserscheinungen zu bekommen.

    Viele Grüße

  • Was mir an diesen Geschichten Sorgen macht, ist vor allem die Zwangslage, in die du deine Freundin bringst. Damit meine ich nicht nur, dass du ihr Anstellungsverhältnis vernichtest, denn wie soll sie mit der Situation an der Arbeit eigentlich je zurecht kommen.

    Sondern auch, auf welch brutale Weise du ihr Vertrauen schändest. Ich habe solche Sachen auch gebracht, deswegen versteh das nicht als Verurteilung.

    Aber das ist nicht tragfähig.

    Für deine Freundin wäre es offensichtlich besser alleine zu sein, als jemand mit deinen Problemen am Hacken zu haben. Oder gibt es eine andere Möglichkeit, die Ereignisse einzuordnen?

    Ich kann keine andere sehen!

    Auch aus deiner Sicht empfinde ich es als problematisch, dass du eine Freundin als "stabilisierenden Faktor" zu benötigen scheinst. Irgendwie kommt mir das sehr verschoben vor. Außerdem scheint es nicht zu funktionieren.

    Sie stabilisiert dich nicht. Aber du destabilisierst sie.

    Man sieht bei dir, dass deine Suchtstruktur sich bereits mit einem hohen Potenzial an krimineller Energie paart. Also die Befriedigung des Suchtdrucks ist bedeutend. Der Erhalt von sozialen Bindungen, oder die Wahrung von Interessen oder auch nur hier geltenden Rechten Dritter verkommt bis zur Bedeutungslosigkeit.

    Bist du noch steuerungsfähig?

    Ich kenne das so, dass man im günstigsten Fall in solchen Zuständen von der Obrigkeit aus dem Verkehr gezogen wird, wenn man auf die Schiene der Beschaffungskriminalität gekommen ist.

    Das kann vielleicht helfen. Wenn man selber nichts mehr auf die Reihe kriegt und eine Gefahr für den Besitz und die psychische Gesundheit anderer wird.

    Falls du in der Lage bist, begib dich in Therapie. Sei möglichst so fair, dich von deiner Freundin zu trennen, bevor du sie weiter und noch extremer in die Scheiße rein reitest. Ich kann dir nichts angenehmeres sagen als genau das.

  • Du bist halt 26, und vielleicht durch die Vorgeschichte (z.B. Kiffen in jungen Jahren, Mangel an Vorbildern und Stabilität) nicht dem Alter entsprechend ausgereift.

    Kommst da von einer Droge auf die nächste, und greifst mehr oder weniger nach allem, was dir in die Finger kommt, bzw. verlagerst deine Sucht, vielleicht experimentierst du auch, welches Suchtmittel das Beste sei.

    Bevor du auf diese jetzt asoziale und destruktive Art mit Beschaffungskriminalität anfängst ist es echt besser, du strebst eine geregelte Substitutionsbehandlung an, wenn du ohne die Krücke nicht klar kommst, wo du deinen Stoff vom Arzt kriegst. Mir hat das einige Jahre "geholfen". Wobei ich nicht sage, dass es keine Nebenwirkungen hat.

    Heute hole ich mir meine Kicks anders, was nämlich sehr wohl (und besser) möglich ist, wenn man sich nur genug kennengelernt und experimentiert hat, und jedenfalls ohne stoffliche Suchtmittel (Essen ausgenommen).

    Ich gönne dir, dass du (vielleicht in einem auch langen Weg des Nachreifens) auch mal anders deine Gefühle, dein Erleben und soziales Leben regulieren und ausleben kannst, als mit dieser Vielgiftgeilheit/Suchtverlagerung.

    Jedenfalls ist das gerade ein sehr böser Holzweg, und ich möchte nicht nochmal in so einer Haut stecken. Am besten besorg auf dem Schwarzmarkt, was du gestohlen hast, stell es deiner Freundin hin, und klärt das. Ich denke aber nicht, dass eine Beziehung so ein Verhalten überstehen kann, und selbst wenn, dann käme es mir ungesund vor.

    Ist aber nur meine eigene Meinung.

  • Hallo Franz,

    ich meine damit, dass wenn ich es von jetzt auf gleich absetze, ob mein Konsum zeitlich zu kurz war, um wirklich starke Entzugserscheinungen zu bekommen.

    Viele Grüße

    Wenn möglich solltest du es langsam ab dosieren ...

    Entzugserscheinungen sind aber nicht immer nur von der Einnahmedauer/-menge abhängig, vieles ist auch psychisch bedingt.

    Die Dias sind aber auch nicht wenig, wenn man die nicht gewohnt ist ...

    Bin gespannt ob du dich nochmal meldest, deine Aktionen sind nämlich schon echt krass!

    Auf der anderen Seite geht es ja erstmal um deine Fragen - schimpfen kann man später immer noch :face_with_tongue:

  • Hallo zusammen,

    Vielen Dank Strider, für deine Einschätzung.

    Franz, auch dir vielen Dank für deine Antworten.

    Na klar melde ich mich nochmal, alleine weil du schriebst, dass du gespannt bist, ob ich es tue..

    Nun ja, ich habe vor dieser Zeit niemals etwas mit opioiden oder Benzos zu tun gehabt und kann euch sagen: das ist ein anderes Kaliber als kiffen zb. Hardcore! Von der Gewöhnung bis zur Wirkung.... Hoch abschreckend, da auch extrem schnell Süchtig machend, wenn man, wie icg, zur Sucht tendiert.

    Ich habe in einem Monat Einnahme rasend abgebaut, und das "nur" von nieder potentem Tili und einer Packung diazepam, 50 x 5 mg.

    Ich melde mich nochmal.

    Lg,

    ILoveMyLife

  • Hmmm.... Strider, deinen Rat in allen Ehren, eine Substitutionsbehandlung halte ich bei meiner eher kleinen Erfahrung mit Trama und Tili auch als Laie für wenig angebracht. Ich möchte doch weg davon :smiling_face:

    Ich habe bereits einiges von dir gelesen,

    u. a. in anderen Threads und bin sicher, du hast vieles durch und auch dein schreiben von der Obrigkeit, die dich schlussendlich ja zu deinem Glück "aus dem Verkehr gezogen hat ",

    ist sehr überwältigend zu lesen.

    Nun hat es bei dir ja ein glückliches Ende bis zu zum heutigen Tag genommen, ich ziehe meinen Hut.

    Franz, wie sieht in einem Satz gesagt deine Suchtgeschichte aus?

    Ich bin sehr interessiert.

    Lg,

    ILoveMyLife

  • Servus,

    so ganz teile ich deine Ansicht nicht, dass grundsätzlich Tilidin schlimmer sei als z.B. Kiffen!

    Sicher ist der Stoff potenter, aber das muss nicht unbedingt was mit einem Suchtgrad zu tun haben.

    Ich kenne Kiffer, die sind genauso schwer abhängig wie mancher Junkie ...

    Ohne Strider vorgreifen zu wollen, ich meine es ging ihm um die Aktion wie du zu diesen Stoffen kamst ...

    Alles andere kann man ja auch nicht mit ein paar Beiträgen bewerten - und ganz ehrlich, die Nummer war einfach extrem und das bringen in der Regel nur Schwerstabhängige.

    Wenn es keine Grenzen mehr gibt, wie man seinen Stoff bekommt, dann ist halt die Grenze erreicht, wo man wirklich über eine therapeutische Unterstützung nachdenken muss!

    Dabei gehts nicht um Substi, viel mehr eben sucht-therapeutische Begleitung in Form Gesprächstherapie und Gruppe usw. ...

    Und wenn ich ein Leben über 53 Jahre in einem Satz beschreiben könnte, dann würde ich es mir zu einfach machen :face_with_tongue:

    Ok, vlt so ==> in jungen Jahren Alk und Kiff, dann von Koks zu H, nach Thera viele Jahre clean, Rückfall und Unfall mit H und seitdem Gehbehindert, aber bereits wieder knapp 13 Jahre clean ...

    Hmm, na was solls, so lass ich das mal hier stehen.

  • Hallo Franz,

    Vielen Dank für deine Antwort.

    Ich habe gerade nur sehr wenig Zeit, deswegen werde ich nochmal ausführlicher auf deinen Post eingehen und nun erstmal auf einen Punkt antworten.

    Dass die Aktion ziemlich krass war, dem stimme ich absolut zu.

    Ich habe es weniger aus Abhängigkeit als viel mehr aus Lust am Probieren getan, denn ich habe zu diesem Zeitpunkt das erste Mal Tilidin konsumiert und befand mich auch in keiner Abhängigkeit, zumindest was diese Stoffgruppe betrifft.

    Strider schrieb ja konkret von einer Substitution, deswegen meine Antwort darauf.

    Dass dieses Verhalten nicht tragbar ist und ich damit zig Grenzen übergangen habe, spricht für therapeutische Behandlung, das verstehe ich.

    Wie dem auch sei.

    Jetzt werde ich doch ausführlicher ?

    Zu dem, dass du nicht grundsätzlich sagen würdest, Tilidin sei schlimmer als Kiffen, das lässt sich ja auch differenzierter betrachten.

    Ich meine damit nur die beim Tilidin zusätzliche körperliche Komponente, die mir so zu Zeiten des "nur" Kiffens noch unbekannt war.

    Suchtmittel lassen sich, um es mit meiner bisherigen Erfahrung zu sagen, sowieso nicht miteinander vergleichen im Sinne von "das ist schlimmer als.. ".

    Ist ja auch recht subjektiv, denn auch das Kiffen kann eine Existenz zerstören,

    bei besonderer Anfälligkeit, schriebst du ja auch ein paar Zeilen weiter oben.

    Wow, dass du es bei deiner Geschichte geschafft hast, so lange Clean zu bleiben, verdient alle Achtung.

    Mich würde deine "Karriere" noch weiter interessieren.

    Ich denke, du hast es schon sehr häufig hier im Forum nieder geschrieben und ich werde da mal etwas suchen.

    Gruß

    ILoveMyLife

  • Ich möchte doch weg davon :smiling_face:

    Das schätze ich anders ein.

    Du fragst hier Leute nach ihren Suchtkarrieren aus, nicht weil du dem Thema den Rücken zuwenden willst.

    Du hast dir das Tilidin (liebevoll Tili genannt) auf diese Weise beschafft, ohne abhängig zu sein. Aus "Lust am Probieren".

    Für mich war das damals auch charakteristisch, dass mich Drogen intensiv angezogen haben, bereits bevor ich sie probiert hatte.

    Wahrscheinlich, weil sie verboten waren, anders, weil man sich außerhalb stellte, aber auch als anders darstellte, und als Rebell. Weil die Polizei in die Schule kam, und Flyer verteilte, wo Fotos dieser "Gefahr" in allen Arten abgebildet waren (für mich eine Art attraktiver Werbeflyer). Und weil man irgendwas brauchte um das Befinden zu regulieren.

    Leider ist es nicht leicht möglich (aber schon gar nicht als Kind und Jugendlicher), die Gründe von allgemeinen Unbehagen in Familie und Schule und in sich selbst wahrzunehmen. Und sich dann womöglich noch irgendwie gegen einen übermächtigen Mainstream der gerade vorherrschenden Gepflogenheiten abzugrenzen, oder sich sinnvoll alternativ aufzustellen. Drogen sind da ein sich anbietender Weg der Rebellion, und dann auch noch vermeintlich unterhaltsam.

    Mein Eindruck ist eher, dass du gerade dabei bist, richtig mit dem Anfangen anzufangen.

    Wovor ich warnen will, sind Benzodiazepine. Man beachte, wie man sich damit genau gefühlt hat. Man hört eher auf zu fühlen und emotional wahrzunehmen. Das ist kein schöner Rausch. Sehr eklig dabei: der Kontrollverlust, der auf eine Art schlimmer ist als beim Alkohol. Man weiß hinterher nicht mehr, was sich alles abgespielt hat. Für mich im Schwarzmarkt eine Droge für Mehrfachabhängige, die sowieso alles unterschiedslos in sich hineinstopfen, egal wie (un)angenehm (so in der Art lief das bei mir phasenweise ab).

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