Trennung vom süchtigen Partner trotz Liebe.. Wie geht das?

  • Hallo zusammen, ich bin ziemlich ratlos, da ich mein Kopf mir sagt, dass ich mich von meinem kokssüchtigen Freund muss. Leider ist mein Herz völlig anderer Meinung und ich weiß nicht wie ich das in Einklang bringen kann. Hat einer eine Idee wie das funktionieren kann? kennt jemand das Problem? Wie kann ich damit umgehen? Vielen Dank schon mal für eure Tipps

  • Vielleicht erzählst du einfach mal etwas genauer was so abgeht ...

    Herz und Kopf sind in solchen Lagen meist unterschiedlicher Meinung :wall:

    Was sagt der Kopf genau?

    Du musst natürlich keine Sucht in Einklang bringen, vielmehr ist dein Freund derjenige der was machen muss.

    Leider ist es mir dieser Droge noch etwas tückischer, aber dazu vllt mehr nach deinen Infos :baby:

  • Erstmal vielen Dank für deine Antwort. Mein Freund und ich sind jetzt seit 7 Jahren zusammen. In dieser Zeit hat er nach einem Entzug eine langzeittherapie von 3 Monaten gemacht. Anschließend hat über Rehamaßnahme eine neue Ausbildung begonnen und angeschlossen. Seit 2 Jahren arbeitet er im neuen Beruf und wir sind inzwischen zusammen. Die erste Zeit lief es gut. Seit ca. Einem 1/2 Jahr hat Rückfälle, welche nun 2 wöchentlich sind. ich denke er ist wieder mitten in der sucht. Ich selbst mache seit seinem ersten Entzug auch eine Therapie, damit ich besser für mich sorgen kann. So abgedroschen sich das anhört... ich liebe ihn sehr und habe sehr gehofft eine Zukunft mit haben zu können. Mein Kopf sagt mir, dass dies nicht möglich ist. Das ich mich trennen sollte, um meine eigene Wünsche gefüllen zu können( Familie, Kinder, zuverlässigkein in einer Beziehung). Mein Herz hingegen hängt sehr an ihm und ich möchte mit ihm zusammen sein. Ich wünschte meine Gefühle wären nicht mehr da und suchte nach einer Möglichkeit diese abzuschalten... ich weiß natürlich, dass das eigentlich nicht möglich ist und bin deshalb ziemlich ratlos.vielleicht hast du ja eine Idee bzw. Erfahrungen die mir weiterhelfen.

  • Servus,

    was sagt dein dein Therapeut zu deiner Situation?

    Jemanden zu lieben ist sicher nicht abgedroschen, nur manchmal muss man ehrlich zu sich und der Beziehung sein und eben danach handeln.

    Es wäre zu einfach wenn man meinen würde, mit einem Süchtigen können man keine Beziehung führen ...

    Man muss sich aber bewusst sein, Rückfälle passieren und belasten eben das ganze System - Beziehung, Zukunft und dein ICH!


    Aber man kann die Liebe nicht einfach abstellen, das ist klar, trotzdem sollte die immer mal auf den Prüfstand.

    Wenn die negativen Auswirkungen für dich zu viel werden, wird dir nichts bleiben und du musst eine Trennung trotz damit verbunden Schmerz in Kauf nehmen.

    Leider scheint die Therapie bei deinem nicht zu 100% Erfolg gebracht zu haben, das passiert, aber normal sollte man nach Rückfall wirklich sofort wieder ansetzen und erneut was gegen die Sucht tun.

    Was meint denn er überhaupt zu seinen Rückfällen?

  • Inzwischen hat sich die Situation verändert. Er hat erneut wiedekonsumiert, sich in dieser Zeit gedroht umzubringen, hatte eine reifenplatzer auf der Autobahn und ist nun in der Psychiatrie. ob dies eine Selbstmordversuch oder ein Hilferuf war weiß ich nicht, ist aber letztendlich auch unerheblich.

    Er wird jetzt einen erneuten Entzug und eine erneute Therapie machen.

    Mein Herz ist ehrlich gesagt völlig bescheuert, weil ich ihn trotz allem immer noch liebe.

    Ich bin aber sehr froh, dass er jetzt in der Psychiatrie ist und ehrlich gesagt auch das ich jetzt erstmal meine ruhe habe, auch wenn ich ihn sehr vermisse.

    Keine Ahnung wie das alles weiter gehen soll

  • Nun, ohne nähere Infos mal so viel, wenn sich wer umbringen will, dann macht der das oft ohne große Ankündigung ...

    Aber letztlich spielt das ja nun keine Rolle, er ist jetzt mal in einem gesicherten Umfeld und dann wird man sehen.

    Eine weit verbreitete Meinung, Menschen die ihren Suizid ankündigen, die wollen nur Aufmerksamkeit und tun sich eh nichts an - das halte ich für gefährlich und kann auch nicht so einfach angewandt werden.

    Trotzdem bin ich gespannt wie das jetzt weitergeht, leider wollen/können Kliniken Patienten nicht immer so lange behalten, bis dann direkt im Anschluss eine stationäre Therapie beginnt.

    Das Entzug und Therapie erfolgen soll, hat er gesagt?

    Ja, dir bringt es mal für den Moment Ruhe, Besuchte sollte ja möglich sein :winking_face:

    Dein Herz halte ich nicht für bescheuert, es wäre zu einfach, wenn man das einfach so abstellen könnte.

  • Wie heißt es so schön - lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

    Es ist zwar schon über 40 Jahre her, aber ich werde es nie vergessen: Ich habe damals die Beziehung zu meiner ersten Lebensgefährtin beendet, weil sie Drogen so toll fand und sich entschied, dass diese für sie wichtiger sind als mein Wunsch eine Lebensgefährtin zu haben, die ich nicht mit Drogen teilen muss. Ausschlaggebend war, dass sie begann mich im Kontext der Drogen zu belügen. Eine Beziehung, in der Lügen eine akzeptable Umgangsform ist, war schon damals für mich nicht vorstellbar. Es war nicht einfach, aber ich bin sicher, dass es für mich richtig war. Ich habe danach den Kontakt zu ihr völlig abgebrochen, weil das nur so für mich zu ertragen war. Ich frage mich aber doch manchmal, was aus ihr geworden ist.

  • Weiß nicht, Rabert. Klar wirkt es nach außen so, dass Dem- oder Derjenigen Drogen wichtiger sind als eine Beziehung, aber ich hab nicht den Eindruck, dass da immer bewusste Entscheidungen pro Droge und contra Lebensgefährte/in dahinter stecken. Irgendwann kommen halt die Zwänge der Sucht, und unter denen wird es natürlich schwierig, einem Partner gerecht zu werden. Aber insofern bleibt es sich natürlich letztlich gleich.

    Das Ende mit Schrecken angesichts von Lügen ist nachvollziehbar. Macht es nicht unbedingt besser, aber ich sehe das auch als Ausweichstrategie, um irgendwie mit der Situation besser klar zu kommen, sich das Ganze schön zu reden, auch den Konsum zu verstecken oder an den nächsten zu kommen. Aber ist schon elend, klar....

    annatati, wie geht es denn Deinem Freund inzwischen? Und konntest Du etwas zur Ruhe kommen?

    Viele Grüße,

    RunningFree

  • Ich weiß, dass mein Vorschlag hart klingt. Aber es ist meine Antwort auf die Frage im Titel dieses Threads, und zwar nicht theoretisch, sondern praktiziert. Nach über 40 Jahren meine ich sagen zu können, dass es die richtige Entscheidung war, zumindest für mich. Ob dies auch für meine ehemalige Lebensgefährtin gilt, kann ich nicht beantworten. Möglicherweise nicht.

  • LIebe Annatati, erstmal tut es mir sehr leid, dass du in so einer Situation bist. Jemanden zu lieben, der so große Probleme hat, zerreißt einen fast. Ich war nie lange mit meinen Partnern zusammen, habe aber oft mit dem Thema Sucht bei meinen Partnern gekämpft. Erst kürzlich habe ich mich von meinem Freund getrennt, der cannabisabhängig ist. Wir waren nur ein halbes Jahr zusammen, aber "soo verliebt" und es hat mir das Herz gebrochen, das zu beenden. Ich liebe ihn noch immer und träume noch immer davon, dass wir vielleicht "irgendwann" wieder zusammen sein können. Ein Teil von mir weiß aber, dass ich ihn mit dem ganzen Chaos (Geldprobleme, Launenhaftigkeit, Führerscheinentzug, Unzuverlässigkeit, Unselbständigkeit...) nicht aushalten kann.

    Wir hatten das Thema auch mal richtig gut im Griff, als ich dem konsequent Grenzen gesetzt habe und gesagt hatte, Familiengründung kommt für mich so nicht in Frage und außerdem möchte ich nicht, dass wir Zeit verbringen, wenn er bekifft ist. Da muss er dann irgendwo alleine hingehen oder mit anderen Leuten zusammen sein. Das Thema hatte sich fast schlagartig erledigt und er schien uns beiden bewiesen zu haben, dass er nicht abhängig ist und es nur so eine Angewohnheit ist, die er auch wieder abstellen kann.

    Dann war er im Urlaub bei seinen Kumpels und hat natürlich viel gekifft. Von da ab ist sehr vieles schief gelaufen.

    Ich denke jeder, der Sucht in Beziehungen erlebt, kennt dieses Auf und Ab: Bei den Aufs hat man so viel Hoffnung, dass alles bald gut wird und die Abs ziehen einen tiefer in den Keller, als man für möglich hielt. Für mich war es das, was mich letztlich zur Trennung trotz Liebe getrieben hat: Dass mein Gefühlsleben so abhängig ist von meinem Partner ist und seinem Verhalten. Und seines wiederum abhängig ist von seinem Cannabiskonsum. (Am Ende also ich auch indirekt abhängig bin von Cannabis.)

    Leider hilft die Beschäftigung mit dem Partner nur wenig. Die Wurzel liegt in einem selbst und wir müssen uns vor allem fragen, warum wir uns einen Partner suchen, der suchtkrank ist/wird.

    Obwohl ich ihn immer noch liebe, hat mir die Trennung zu meinem Partner einiges gezeigt:

    - Tief in mir drin fühle ich mich schuldig und glaube, eine Art von Schuld abtragen zu müssen, um Liebe und Zuwendung zu bekommen. - Ich leide unter einer permanenten Angst, abgelehnt zu werden (auch wenn das in meinem Umfeld niemand von mir denken würde!) und kann mir bei einem suchtkranken Partner sicher sein, dass er mich nie verlässt (weil er mich braucht). - Das "Verlassen" findet mit einem suchtkranken Partner sehr viel subtiler statt, er bricht ständig weg oder aus und ist dann nicht für uns da, aber wir laufen nicht Gefahr, als Person "so wie wir sind" verlassen zu werden und müssen mit einem suchtkranken Partner diese Angst vor Abgelehnt werden nicht anschauen. - Ein gesunder Partner könnte sich ja bewusst gegen uns entscheiden und diese Gefahr ist uns zu groß.

    Seit der Trennung von meinem Freund ist es eine tagtägliche Herausforderung für mich, mich meinen tieferliegenden EInsamkeits- und Verlassenheitsängsten zu stellen. Ich wusste nicht, dass ich mich in mir drin SO leer, einsam und alleine fühle.

    Ich weiß nicht, wie Trennung trotz Liebe nach sieben Jahren Beziehung ist, da ich nie so eine lange Beziehung hatte. Aber ich habe keine Beziehung mit starker Abhängigkeit beobachtet, die sich in eine normal-liebevolll-gegenseitig-zugewandte Beziehung verwandelt hat. Entweder hat sich der nicht-abhängige Partner getrennt, oder es blieb bei einer lebenslangen Asymmetrie, in der der eine immer mehr braucht und der andere immer mehr gibt.

    Weil du so speziell über "Kopf" und "Herz" sprichst und das auch erstmal mein Kampf war: Inzwischen stellt sich für mich heraus, dass mein "Kopf" weitaus mehr war, als mein Denken oder mein Gehirn. Eher so etwas wie mein Höheres Selbst, eine Art Schutzengel oder einfach nur meine eigene innere Weisheit/Intuition, die eben nicht meinen Ängsten ausgeliefert ist, sondern dazu da ist, mich zu schützen und mir gut zu tun. Völlig und 100 % unabhängig von irgendwelchen anderen Leuten. Schuld und Scham und "Liebe" zu anderen Menschen sind für diesen Teil in mir quasi nicht-existent. Es geht ihm einzig und allein darum, für mich da zu sein und für mich zu sorgen.

    Ich vermute mal, dass das was du "Kopf" nennst, auch in dir viel mehr ist, als dein Denken, sondern sehr wohl ein Gefühlsanteil in dir, aber eben der, der NUR FÜR DICH da sein WILL und dir verbietet, dich selbst für jemand anderen zu opfern. Dem schenkst du vermutlich auf Grund deiner tiefer sitzenden Schuldgefühle nicht so viel Beachtung, wie deinem Herzen.

    Dein großes Herz, das auch für anderen da sein will und sich gerne herschenken will, bleibt in der Verbindung zu deinem Partner. Und das ist eben auch ein Teil von dir, den du nicht einfach abschneiden kannst. Aber vielleicht hilft genaues Hinsehen und Beobachten.

    Vielleicht kannst du mal beide Teile von dir vor dich hinsetzen und hören, was sie dir zu sagen haben...

    Gut, dass du eine Therapie machst. Ich habe zusätzlich zu Therapie jetzt angefangen in eine CoDa-Gruppe (Co-Abhängige Deutschland) zu gehen. Vielleicht gibt es so etwas auch bei dir in der Nähe.

    Alles Liebe!

  • Das hast du sehr gut beschrieben, Mirala. Vielleicht hatte ich damals einfach auch das Glück, das meine erste Freundin, ganz im Gegensatz zu mir, drogenaffin war und Cannabis so toll fand. Denn aus dieser Erfahrung habe ich gelernt und einen Entschluss gefasst, der mich mein ganzes restliches Leben begleitet hat. Ich hatte mich entschieden ab sofort einen großen Bogen um alle Suchtkranken zu machen, weil diese Menschen nicht gut für mich sind. Je näher ein Mensch an mich herankam, desto konsequenter habe ich das durchgezogen. Bis heute habe ich keine Menschen in meinem näheren Umfeld, die ich als meine Freunde bezeichne und die Alkoholabhängig sind oder rekreationale Drogen nehmen. Einzig abhängige Tabakraucher habe ich zugelassen, weil ich nicht Eindruck hatte, dass das Tabakrauchen persönlichkeitsverändernd ist.

    Was ich damit sagen will ist, dass man sich entscheiden kann, sich nicht mit Menschen einzulassen, die nicht gut für einen sind. Es gibt Liebe auf den ersten Blick, das weiß ich, weil das mit meiner jetzigen Frau so war (jedenfalls bei mir). Aber diese Liebe auf den ersten Blick ist nicht viel mehr als Sehnsucht und Verlangen, und der Schmerz dem zu Entsagen ist ungleich geringer als der Schmerz, den eine Trennung von einem geliebten aber süchtigen Menschen nach langer Zeit des Zusammenlebens verursacht.

    Das klingt vielleicht merkwürdig oder hart, aber ich habe das jetzt vier Jahrzehnte lang praktiziert. Drei dieser vier Jahrzehnte habe ich als ziemlich erfolgreicher Unternehmensberater gearbeitet. In diesem Job lernt man sehr viele Menschen kennen, weil man ständig das Unternehmen wechselt in dem man tätig ist. Ich habe dabei sehr viele kluge, nette und hübsche Frauen getroffen, die offenkundig Interesse an einem "näheren" Kennenlernen gehabt hatten. Aber ich kannte das Risiko: ich hätte mich sehr leicht verlieben und damit meine Ehe gefährden können. Darum habe ich mich entschieden, diesen Versuchungen niemals nachzugeben. Letztendlich hat mir diese Entscheidung mein Leben gerettet, denn ohne meine Frau hätte ich meine Erkrankung wahrscheinlich nicht überlebt. Mein Bruder ist in diese Falle getappt und hat Frau und Haus verloren.

    Jeder hat die Freiheit sein Leben so zu gestalten wie er/sie es möchte (im Rahmen der verfügbaren ökonomischen Möglichkeiten). Wie heißt es so schön: Jeder ist seines Glückes Schmied. Also, ganz praktisch: Wenn man jemanden trifft, der einem unheimlich sympathisch ist, es sich aber dann herausstellt, dass dieser Mensch ein akutes Suchtproblem hat, dann schließe die Augen, atme tief durch, und sage dir selbst "NEIN!" und begründe nochmals vor dir selbst, warum das eine sehr schlechte Idee wäre, bei dieser Möglichkeit zuzugreifen. Wenn du emotional und psychisch sehr stark bist, kannst ja dennoch versuchen, diesem Menschen ein Freund zu sein und vielleicht zu helfen, aber entscheide dich bewusst gegen das Verlieben. Das geht, ich mache das jetzt seit ungefähr 40 Jahren, nicht nur um mich vor Süchtigen zu schützen, sondern in erster Linie um meine Ehe zu schützen. Das Ziel ist etwas anders, die Methode die Gleiche.

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