Geplanter Cannabisentzug nach 18 Jahren

  • Hallo zusammen,

    ich bin 40 Jahre alt. Nach 18 Jahren Dauerkifferei möchte ich übermorgen meinen letzten Joint rauchen. Ich hab Angst davor, nicht durchzuhalten. Aber ich habe es mir nun erstmals ernsthaft fest vorgenommen.

    In den letzten Jahren hatte ich immer im Sommer eine 2 wöchige Pause während unseres Sommerurlaubs. Daher weiß ich, dass mich Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit und noch mehr erwarten. Im Urlaub hatte ich kein Problem, mich auf die Pause einzustellen. Natürlich hab ich dann immer den Countdown gezählt… wie viele Tage, bis ich endlich wieder kiffen kann…

    Ich habe oft drüber nachgedacht aufzuhören. Doch immer dachte ich, dass ich es nicht schaffe und wenigstens dann am Wochenende zur Belohnung noch kiffen möchte.

    Mittlerweile weiß ich, dass das nicht funktioniert. Es kann nur klappen, wenn ich es ganz sein lasse.

    Vor ein paar Wochen ist in der Familie wieder etwas vorgefallen, was mich komplett zusammenbrechen lassen hat. Ich hatte einen Nervenzusammenbruch, war seitdem nicht mehr arbeiten. Da ich in den letzten Jahren immer depressiver wurde, dachte ich, ich versuche es mal mit einem Antidepressivum. Ich war beim Psychiater. Er hat mir Mirtazapin verschrieben.

    Nachdem ich 5 Tage wie ferngesteuert total sediert durch das Leben irrte, hab ich das Teufelszeug wieder abgesetzt. Nach weiteren 3 Tage, in denen ich mich elend fühlte, erholte ich mich langsam wieder. Ich dachte mir, dass ich so ein Teufelszeug nicht nehmen will, auch kein anderes ausprobieren will. Und ich dachte, dass es doch eine Möglichkeit geben muss, mich selbst zu retten.

    Und erstmals kam ich auf die Idee, dass es mir dauerhaft ohne Cannabis besser gehen könnte.

    Das hielt ich in den letzten Jahren nicht für möglich. Immer war ich der Meinung, dass ich es unbedingt brauche, um meine Nerven zu beruhigen. Sonst würde ich all die familiären Sorgen gar nicht überstehen… Dann fing ich an darüber nachzudenken wie ich früher war, mit Anfang 20, als ich noch nicht kiffte.

    Ich weiß es wird sehr hart. Ich habe jeden Tag ca 1 bis 2 Gramm geraucht. Sofort nach der Arbeit ging es los, am Wochenende direkt nach dem Aufstehen.

    Während meiner Schwangerschaft hab ich nicht gekifft, jedoch direkt danach wieder angefangen.

    Mein Sohn ist nun 11. Mein Mann kifft zum Glück nicht. Hat mich nie unter Druck gesetzt. Doch ich weiß, dass es ihn riesig freuen würde. Nur kennt er mich gar nicht anders.

    Ich habe nun den festen Willen, ab übermorgen nicht mehr zu kiffen.

    Morgen Abend werde ich alle Reste wegspülen und meinem Mann davon erzählen.

    Ich habe Angst es nicht zu schaffen. Aber ich glaube wenn ich es jetzt nicht schaffe, dann wird es nie was.

    Ich würde mich sehr über Motivation freuen, wenn ihr das bereits durchgestanden habt.

    Liebe Grüße :smiling_face:

  • Hallo,

    Erstmal Glückwunsch zu deinem Entschluss nach so langer Zeit aufzuhören :thumbs_up: Ich denke die Entscheidung muss von Innen, aus eigenen Beweggründen, kommen, um wirklich langfristige Erfolgsaussichten zu haben! Auch wenn du noch viel vor dir hast, der erste Schritt ist bereits getan.

    ich glaube der Prozess aufzuhören ist, ähnlich wie das Konsum-/Suchtverhalten, ziemlich individuell. Deine Lebenssituation ist ganz anders als meine, insofern solltest du mit Rückschlüssen vorsichtig sein. Ich bin auch erst seit 2 Monaten clean, kann also nur bedingt Ratschläge geben, auf einige Dinge würde ich trotzdem kurz eingehen.

    Zitat

    Immer war ich der Meinung, dass ich es unbedingt brauche, um meine Nerven zu beruhigen

    Ja und nein. Ich kenne die beruhigende Wirkung natürlich allzu gut, andererseits verlässt man sich total darauf und verlernt, sich auf natürliche Weise zu beruhigen. Welche entspannenden Aktivitäten hast du denn gerne breit gemacht? Du wirst möglicherweise feststellen, dass sie nüchtern genau so entspannend sein können, möglicherweise sogar deutlich wirkungsvoller. Ich Nachhinein finde ich auch, dass dieses ständige Gras beschaffen, Joint drehen, Papers kaufen, etc ziemlich stressig sein kann. Es hat etwas unglaublich chilliges sein Leben einfach so zu führen, ohne ständig an diese ganze Kifferei und alles, was dazu notwendig ist, denken zu müssen.

    Zitat

    Ich weiß es wird sehr hart. Ich habe jeden Tag ca 1 bis 2 Gramm geraucht. Sofort nach der Arbeit ging es los, am Wochenende direkt nach dem Aufstehen.

    So verrückt das klingt, mir ging es die ersten Wochen nach dem Aufhören erstmal super gut. Ich hab mich total energetisch und motiviert gefühlt =) und tatsächlich auch viele Dinge in Angriff genommen, die ich schon längst hätte tun sollen. Ich hoffe dir wird es genau so ergehen.

    Allerdings ist diese Phase nach 4-5 Wochen vorbei gewesen und dann fing es bei mir wirklich an, hart zu werden. In dieser Phase bin ich momentan leider immer noch, ich bin total motivationslos, dauernd müde und hab eigentlich kein Bock auf gar nichts. Ich hoffe das wird mit der Zeit besser...

    Womit du auf jeden Fall rechnen kannst, ich glaube das betrifft fast jeden, sind massive Schlafstörungen und verrückte Träume. Da musst du einfach durch...mir haben Melatonin und gewisse Einschlafrituale ganz gut geholfen, allerdings auch nur bedingt. Meine persönliche Lösung war mich nicht zu stressen, wenn ich nicht schlafen konnte. Ich habe das dann akzeptiert und nachts gelesen oder Gitarre gespielt, wenn ich nicht schlafen konnte.

    Zitat

    Mein Mann kifft zum Glück nicht. Hat mich nie unter Druck gesetzt. Doch ich weiß, dass es ihn riesig freuen würde. Nur kennt er mich gar nicht anders.

    Dein Mann wird bestimmt eine große Unterstützung dabei sein, das ist doch schonmal eine super Voraussetzung. Ich halte es für gut möglich, dass eure Beziehung sehr davon profitieren wird.:thumbs_up:

    Bezüglich "Nur kennt er mich gar nicht anders": du wirst immer noch die selbe sein, glaub mir. Wahrscheinlich sogar eine bessere Version deiner selbst, also mach dir da mal keine Sorgen!

    Zitat

    Morgen Abend werde ich alle Reste wegspülen und meinem Mann davon erzählen.

    Ich habe Angst es nicht zu schaffen. Aber ich glaube wenn ich es jetzt nicht schaffe, dann wird es nie was.

    Ich würde mich sehr über Motivation freuen, wenn ihr das bereits durchgestanden habt.

    Du schaffst das, ich glaube an dich :smiling_face:

    Der Anfang ist übrigens gar nicht so schwer, zumindest war das meine Erfahrung. Wirklich schwer wird es erst, wenn in deinem Leben Frust aufkommt und deine Psyche nach ihren gewohnten Kompensationsmethoden schreit...Ich würde dir empfehlen da deinem Mann gegenüber offen zu kommunizieren und dich unterstützen zu lassen, das hilft bestimmt immens.

    Ich wünsche dir viel Erfolg :thumbs_up:

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