9 Jahre Benzodiazepin Abhängig - Lormetazepam

  • Hallo Zusammen,


    freut mich ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Ich finde es wunderbar, dass man dieses Forum nutzen kann. Ich baue es in meine "Selbsttherapie" ein, welche ich neben meiner eigentlichen Therapie ( Arzt, Therapeut usw. ) einbaue.

    Ich bin 34 Jahre alt und war 9 Jahre davon schwerst Medikamentenabhängig. die ersten Monate habe ich die Benzos nur bei Bedarf genommen. Sehr schnell dann täglich und die Dosis steigerte sich in den Jahren auf 8-10 mg Lormetazepam täglich.

    Im letzten Jahr kam es dann dazu, dass ich eine Entscheidung treffen musste. Die Beschaffungsmöglichkeiten war bei dieser Menge sehr beschränkt und mir ging es im Allgemeinen auch nicht gut. Ich hätte gegen die Wand rennen können und zu sehen wie alles zusammen fällt oder ich gehe zur stationären Entgiftung und probiere es. Ich entschied mich glücklicherweise für die stationäre Entgiftung und das war auch gut so.

    Ich habe positive und negative Dinge im Krankenhaus erlebt, das würde jetzt aber den Rahmen sprengen. Ich kann hier gerne bei Bedarf nochmal drauf eingehen.

    Alles in allem muss ich aber sagen, dass die stationäre Entgiftung der sicherste und beste Weg ist. Der geschützte Rahmen und die Kompetenz der Ärze/Psychiater sind essentieller Bestandteil einer Entgiftung. Eine ambulante Entgiftung habe ich mir auch gewünscht aber ich musste hier ehrlich zu mir selbst sein. Ich habe es jahrelang nicht geschafft mich zu kontrollieren und habe immer wieder Ausreden gesucht um einen Grund zu haben die Dosis nochmal zu erhöhen. Ich war zu instabil.

    Ich war 17 Tage auf der Station und mir wurde Diazepam in Tropfenform gegeben zum Ausschleichen. Die letzten 2 Tage war ich auf "0" und konnte es am Ende nicht glauben was in den 17 Tagen mit mir passiert ist. Viele fragen sich immer wieder, ob ein Entzug denn sinnvoll ist, bezogen auf die Aussicht, die Jahre danach nur negativ drauf zu sein. Ganz klar ja! Mir geht es jetzt 2 Monate nach der Entgiftung nicht immer gut. Meistens pendele ich mich zwischen gut und schlecht ein. Jeder Tag ist ein Kampf aber ich bin jetzt Medikamentenfrei!


    Es gab viele Dinge die sich in der Zeit verändert haben.


    Positiv

    - ich habe 12 kg abgenommen, ich habe in der Entgiftung 7 Tage gefastet( ich hatte gelesen wie gut das Fasten sich auf Körper/Psyche auswirken kann, bei mir hat es geholfen)

    - ich habe gelernt geduldig zu sein und auf sich selbst zu vertrauen

    - nach den ersten 5 Horrortagen hatte ich das Gefühl, dass mein Gehirn sich neu ordnet, es hat sich angefühlt als würde ein Nebel vor meinem Augen verschwinden. Ich konnte mich besser konzentrieren und klar denken.

    - Meine Aussprache hat sich verbessert, ich hatte immer gelallt

    - meine Familie hat die körperliche Veränderung über die Tage gesehen und sie haben geweint als sie mich sahen. Ich hatte wieder Farbe im Gesicht und war im allgemeinem viel ruhiger und aufmerksamer

    - Ich trinke täglich mind. 2 Liter Tee und gehe mind. 1 Stunde spazieren. Ich hätte nie gedacht wie ruhig man wird wenn man einen tollen Tee trinkt!

    - ich hatte vor der Entgiftung fast täglich Sodbrennen sowie Probleme beim Abführen -> alles weg! Ich kann wieder normal auf die Toilette gehen.

    Habt keine Angst vor der Klinik. Das sind kompetente Menschen und sie wissen was sie da tun. Habt vertrauen und bedenkt einfach eine Sache. Die Entgiftung ist kein Urlaub und die Klinik ist kein Ferienparadies. Ich wollte am Anfang auch nur raus und habe Gründe gesucht um mal für eine Stunde raus zu können. Konzentriert euch erstmal auf Euch und die Entgiftung. Da werdet ihr genug zu tun haben und nutzt alle Angebote in der Klinik.


    Es ist machbar und es lohnt sich auch wenn der Preis hoch erscheint.

    Viele Grüße!

  • Servus Entzuegig

    Erstmal Respekt, du hast eine große Leistung gebracht und dazu will ich dich beglückwünschen, dass du nach wie vor clean bist! :thumbs_up:

    Warum hast du Bezos überhaupt genommen, anfangs wurden die ja scheinbar verschrieben, oder?

    Also gab es ja vermutlich auch Diagnosen, wie steht es mit denen heute?

    Wie geht es nun weiter, du schreibst ja von Arzt und Thera - also bleibst du weiter in Nachsorge, oder?

    Mich würden natürlich auch die negativen Auswirkungen interessieren, aber im Moment ist schon dieser Beitrag für einige sicher hilfreich.

    Wenn du also mal Lust und Kraft hast, würde ich mich freuen, wenn noch weiter ausholst :smiling_face:

    Ansonsten, weiter alles Gute!

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