Entzug von Tramadol / Benzos - meine Erfahrungen und: Wer hat es geschafft und wie?

  • Hallo Ihr Lieben,

    ich habe hier schon sehr viele Beiträge gelesen und bin sehr dankbar für die Offenheit und die vielen Ratschläge von Euch.

    Ich habe mich heute angemeldet, weil ich aktuell wieder mal im Entzug bin und es diesmal unbedingt schaffen muss. Ich fange am 1.2. einen neuen Job an. Es ist so etwas wie die letzte Chance. Mein Lebenslauf ist die Hölle. Ein Glück, dass die Firma mich genommen hat. Ich MUSS clean werden. Mein ganzes Leben steht auf der Kippe. Meine Frau hat sich von mir getrennt. Ich kann die Wohnung gerade noch so bezahlen.

    Ich möchte hier eigene Erfahrungen teilen. Und ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr noch den einen oder anderen Tipp für den erfolgreichen Entzug habt.

    Ich habe vor 8 Jahren das erste Mal Tavor bekommen. Und dann Zolpidem. Und dann Tramadol. Und Tilidin. Und Alprazolam. Und Valium. Und seitdem geht mein Leben den Bach runter. Ich habe nie extrem viel genommen. Und immer wieder aufgehört. Eigentlich war im immer im Entzug, ohne dass ich es wusste. Ich wollte die Medikamente nicht regelmäßig nehmen.

    Wegen der Schmerzen, die ich dann (im Entzug) bekommen habe, war ich bei dutzenden Ärzten (incl. 2 Wochen Krankenhaus und 4 Monate Schmerzklinik). Das Spektrum der Diagnosen reichte von Polyneuropathie über Bandscheibenvorfällen bis zu Rheuma und verschleppte Borreliose oder Burn-Out. Es ist der totale Wahnsinn. Du hast eigentlich „nur“ Entzugsschmerzen und KEIN Arzt checkt es.

    Wenn ich das so lese, wird mir ganz schlecht. Ich habe einfach versucht, zu überleben. Irgendwie zu funktionieren. Alkohol habe ich natürlich auch getrunken.

    Seit EINEM Jahr bin ich in der ambulanten Suchttherapie. Das kann ich jedem nur empfehlen. Wie gesagt, ich habe keine riesen Mengen genommen. Max. 1 mg Tavor. 1 mg Alprazolam. 4 mg Diazepam. 200mg Tramal. Und die Ärzte in der Suchtambulanz sind ganz anderes gewohnt. Aber ich bin abhängig. Werde es immer sein. Und gerade versucht im x-ten Anlauf, ohne die Medikamente zu leben.

    Ich habe 5 oder 6 Entzüge hinter mir und war im September und im November zwei Mal auf Null bei allen Substanzen. Das cleane Gefühl war wunderschön. Und keinerlei Schmerzen. Aber ich bin jedes Mal wieder rückfällig geworden. Weil ich gedacht habe, dass ich ohne nicht funktioniere. Weil ich immer wieder Zolpidem und Tavor genommen habe, weil ich nicht schlafen konnte.

    Seit einem Jahr führe ich eine tägliche Excel-Tabelle über alles, was ich genommen habe. Das war im Rückblick extrem wichtig. Die Ehrlichkeit vor mir selber. Und der Überblick. Und das Verständnis, warum mancher Entzug gar nicht funktioniert hat.

    Ich versuche es gerade wieder. Ich habe begriffen, dass ich niemals mehr eine Tablette oder einen Tropfen nehmen darf. KEINE EINZIGE TABLETTE. KEINEN EINZIGEN TROPFEN TRAMADOL.

    Aber ohne Medikamente schaffe ich es nicht.

    Ich bekomme aktuell gegen das Ziehen in den Beinen Lyrica und nehme 3x25mg. Das hilft super. Und Novalgin. Hilft auch sehr gut.

    Ich bekomme zum Schlafen Quetiapin. Erst 25mg, dann 50 mg. Ich kann fast immer schlafen. Sollte ich mal nicht schlafen können, nehme ich Melatonin und ein Antihistaminikum (Sedotussin oder Dorm oder Schlafsterne). Dazu trinke ich 2-3 Bier. (Oh mein Gott, wenn ich das lese.)

    Seit 25.12. (= 1 Woche) nehme ich keine Benzos mehr. Und habe auch kein Verlangen danach. Ich habe ewig mit mir gerungen, ob ich die Benzos wegwerfen soll. Sie sind (nach vielen Anläufen) alle im Mülleimer gelandet und die Müllabfuhr war schon da.

    Tramal habe ich runterdosiert. Nicht nach der 10%-Methode, sondern etwas schneller. Ich habe max. 3mg Tropfen genommen, mich dann beim Entzug für zwei Wochen auf 1mg eingependelt (mal durchschnaufen) und dann täglich 5% weniger.

    Seit 3 Tagen bin ich auf Null. Es ist sehr ekelig. Die Schmerzen sind schlimm. Aber vor allem quält mich eine schreckliche Depression mit Suizidgedanken. Das kenne ich so von mir überhaupt nicht, habe ich aber bei allen Tramadol-Entzügen immer wieder erlebt. Ich bin auf NULL und plopp „— unsagbare Traurigkeit, ich halte es einfach nicht aus, heftigste Weinkrämpfe, warum nicht Selbstmord? –". Dagegen hilft mir seit gestern Opipramol, das ich noch entdeckt habe. Habe heute 75mg genommen.

    So, lange Vorrede, ich fasse es noch mal zusammen: Als Entzugssymptome habe ich

    • Schlaflosigkeit – dagegen hilft Quetiapin
    • Ziehen in den Beinen – Lyrica
    • Depression mit Suidzidgedanken – Opipramol
    • Erschöpfung
    • Angst vor der Zukunft

    Früher habe ich zum Schlafen Zolpidem bekommen. Das macht einen zum Zombie. Genauso wie die Benzos. Plötzliches Weinen. Aggressionen. Super viel Energie und dann totale Erschöpfung. Du bist nicht mehr Du selber. --- Kein Wunder, dass mich meine Frau verlassen hat.

    Diesmal werde ich es schaffen. Meine Frage an Euch:

    • Glaubt Ihr, ich kann ab 1.2. wieder arbeiten (anspruchsvoller Bürojob).
    • Mache ich einen Fehler, die Entzugssymptome mit Medikamenten zu bekämpfen?
    • Gibt es sonst noch Tipps? (außer Badewanne, Spazierengehen und Netflix).

    Ich brauche bitte auch so etwas wie ehrlichen Zuspruch. "Das wird." - "Noch x Tage, und dann bist Du wieder klar im Kopf. " - "Dann kommt die Energie wieder." - "Du schaffst das mit dem Job."

    Oder das gegenteilige Feedback. "Nach 8 Jahren Abhängigkeit brauchst Du ein Jahr, um wieder der Alte zu werden." Oder was weiß ich.

    Eins habe ich in den 8 Jahren gelernt: 19 von 20 Ärzten (auch in der Suchtberatung) können mir nicht weiterhelfen. Ich würde mich sehr über Deine Antwort freuen.

    Liebe Grüße, wirklich ganz liebe Grüße aus tiefstem Herzen.

    Jens

  • Servus Jens,

    Gibt es sonst noch Tipps? (außer Badewanne, Spazierengehen und Netflix).

    Netflix würde ich nicht als Tipp empfehlen, hat auch Suchtfaktor 10 :winking_face:

    Ganz ehrlich, mir fehlt da Sport, Ernährung, wobei Spazierengehen auch wie Sport ist.

    Übertreiben sollte man es da auch nicht, aber für die Zukunft sollte Sport schon einen größeren Platz einnehmen - in München dürfte es auch genug Angebote geben.

    Mache ich einen Fehler, die Entzugssymptome mit Medikamenten zu bekämpfen?

    Das kann dir vermutlich keiner beantworten - manchmal geht es nicht ohne, aber man muss da schon sehr konsequent und ehrlich mit sich sein!

    Was meinen die Ärzte denn dazu? Vermutlich wird es unterstützt, ich gehe mal davon aus, du bekommst das ganze Zeug verschrieben.

    Ich bin auf NULL und plopp „— unsagbare Traurigkeit, ich halte es einfach nicht aus, heftigste Weinkrämpfe, warum nicht Selbstmord?

    Hier ist zu berücksichtigen - Tramadol fabriziert noradrenerge und serotonerge Wirkungen, ähnlich wie einige Antidepressiva.

    Daher kann man das fast als normal einstufen ...

    Vorab noch ne Frage, wie muss/kann man sich deine Suchttherapie vorstellen?

    Ambulant, ok, aber wie ist der genaue Ablauf, was passiert, wie oft hast Termine und wie kannst du neue/schnelle Termine erreichen?

    Zudem ist mir nicht klar warum du nicht klinisch entziehst, das würde doch normal schneller gehen und eben auch unter Beobachtung funktionieren - wurde doch bei der Therapie sicher empfohlen, oder?

    Mit deiner mg Angabe bei Tramal komme ich noch nicht ganz mit, ein Tropfen Tramal hat doch 2,5mg, also wie ist deine aktuelle Dosierung?

    Die 10%-Regel ist eine Möglichkeit, wer es schneller schafft sollte sich freuen, aber wie du schreibst - es braucht Pausen und Erholungsphasen, zu schnell ist meist kontraproduktiv.

    Wenn ich deinen Beitrag so lese, kommt mir alles sehr technisch vor, das hat natürlich seine Richtigkeit - aber ich frage mich, was in Hinsicht von Entwöhnung angedacht ist!?

    Entzug ist das eine, aber was kommt dann?

    Grade wenn man schon öfter entzogen hat und eben wieder rückfällig wurde, dann sollte das frühzeitig Thema sein/werden!

    Um ehrlich zu sein, innerhalb von 4 Wochen so ne Menge an Medikamenten abzudosieren, das ist schon ne große Aktion.

    Dazu aber einen neuen, vermutlich anspruchsvollen, Job anzufangen, ist auch nicht ohne ...

    Natürlich verstehe ich welche Chance du darin siehst, aber ist das nicht schon wieder die erste Überforderung?

    Ziele sind wichtig, Druck ist aber nur zum Teil förderlich - hier sehe ich schon eine nicht grad kleine Gefahr :frowning_face:

    Abschließend noch, Bier und deine aktuelle Medikation, also ehrlich - das sollte sofort wegbleiben!

    Es mag zum Schlafen helfen, aber warum dazu noch Alk?

    Ich bin persönlich ja schon skeptisch bei Lyrica, ich sehe einfach nicht den Unterschied zu Opioiden - also suchttherapeutisch, das Zeug muss ja auch wieder entzogen werden und viele tun sich damit sehr schwer.

    So oder so, dein Entschluss alles in die richtige Bahn zu bringen ist top, dafür allen Respekt und viel Erfolg dazu :smiling_face:

  • Guten Morgen Franz,

    vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

    Zitat von Franz

    Vorab noch ne Frage, wie muss/kann man sich deine Suchttherapie vorstellen?

    Ambulant, ok, aber wie ist der genaue Ablauf, was passiert, wie oft hast Termine und wie kannst du neue/schnelle Termine erreichen?

    Ich bin immer zur offenen Sprechstunde gegangen und jetzt mache ich individuelle Termine aus.

    Zitat von Franz

    Zudem ist mir nicht klar warum du nicht klinisch entziehst, das würde doch normal schneller gehen und eben auch unter Beobachtung funktionieren - wurde doch bei der Therapie sicher empfohlen, oder?

    Das hat persönliche Gründe. Ich kann nicht mit anderen Männern in einem Zimmer übernachten.

    Zitat von Franz

    Mit deiner mg Angabe bei Tramal komme ich noch nicht ganz mit, ein Tropfen Tramal hat doch 2,5mg, also wie ist deine aktuelle Dosierung?

    Aktuell bin ich seit 3 Tagen auf Null.

    Zitat von Franz

    Wenn ich deinen Beitrag so lese, kommt mir alles sehr technisch vor, das hat natürlich seine Richtigkeit - aber ich frage mich, was in Hinsicht von Entwöhnung angedacht ist!?

    Entzug ist das eine, aber was kommt dann?

    Grade wenn man schon öfter entzogen hat und eben wieder rückfällig wurde, dann sollte das frühzeitig Thema sein/werden!

    Das ist ein guter Punkt. Ich bin bis jetzt davon ausgegangen, dass mein WIlle so stark sein wird, dass ich nie wieder etwas nehme. Mein Vater war extremer Alkoholiker und hat von heute auf morgen aufgehört. Das ist die einzige Leistung von ihm, bei der er mir als Vorbild dient. Es hat bei mir sehr lange gedauert, bis ich begriffen habe, dass ich süchtig bin. Und dass ich nur EINE CHANCE habe: NICHTS mehr zu nehmen.

    Warum habe ich die Medikamente genommen? Gegen die Angst und gegen die Schmerzen. Ich bin ja mittlerweile davon überzeugt, dass die Schmerzen größtenteils Entzugsschmerzen waren. Bleibt also die Angst. Ich mache eine Therapie und denke, dass ich die Angst ohne Medikamente aushalten kann. Bzw. gar keine Angst mehr bekomme.

    Zitat

    Um ehrlich zu sein, innerhalb von 4 Wochen so ne Menge an Medikamenten abzudosieren, das ist schon ne große Aktion.

    Dazu aber einen neuen, vermutlich anspruchsvollen, Job anzufangen, ist auch nicht ohne ...

    Natürlich verstehe ich welche Chance du darin siehst, aber ist das nicht schon wieder die erste Überforderung?

    Ziele sind wichtig, Druck ist aber nur zum Teil förderlich - hier sehe ich schon eine nicht grad kleine Gefahr

    Ich traue es mir eigentlich auch nicht zu. Ich bin jemand, der immer zwischen den Extremen gependelt ist. Überforderung mit super Leistungen, dann totale Erschöpfung. Ich würde auch lieber nur noch 30h arbeiten. Oder sogar ganz aufhören und aus München wegziehen. Aber ich habe einen kleinen Sohn, den ich zu 50% betreue, und er ist mein ein und alles. Deswegen muss ich in München bleiben.

    Ich könnte aktuell noch 1 Jahr lang Krankengeld beziehen, das sogar höher wäre als mein neues Gehalt! Danach käme noch 15 Monate AL-Geld. Aber was ist dann? Dann bin ich 53 und bekomme vielleicht Zeitarbeitsjobs.

    Dann müsste ich aus meiner Wohnung ausziehen und die Mieten in München sind so pervers hoch, dass ich mir dann nur noch ein WG-Zimmer leisten könnte.

    Ich will einfach versuchen, wieder ein "normales" Leben zu führen. Ich war früher ein Mensch mit sehr viel Energie und sehr starkem Willen (habe mehrfach die Alpen überquert, mir mein Studium selber finanziert, viel im Job geleistet). Und auch heute habe ich immer noch Momente, in denen ich mich sehr stark fühle. Ich hoffe, dass ich einfach durchhalten kann.

    Der große Unsicherheitsfaktor ist: Wie schnell werde ich wieder "normal" im Kopf ohne die Medikamente? Das kann mir kein Arzt sagen. Die meinen nur: "Das schaffen Sie schon". Aber es klingt sehr schematisch. Aber das ist wahrscheinlich auch individuell und ich kann es nur auf mich zukommen lassen.

    Und werde ich es dauerhaft ohne Alkohol schaffen? Das muss ich!

    Tja, und nun? Es hat mir sehr gut getan, das alles mal aufzuschreiben. VIelleicht sollte ich mir eine Selbsthilfegruppe suchen. Ich rede über das Thema ja nur mit Ärzten und meiner Therapeutin. Ich habe nur Sorge, dort auf Typen wie meinen Vater zu treffen. Da drehe ich durch.

    Liebe Grüße

    Jens


    Noch ein Punkt zu den Medikamenten: Klar bekomme ich alles verschrieben. Das ist ja das Problem. Ich habe früher NIE Medikamente genommen. Mein Arzneischrank bestand aus Nasenspray und Aspirin. Aber als ich vor 8 Jahren einen totalen Zusammenbruch hatte, habe ich das erste Mal Benzos bekommen. Und auf einmal war alles wieder gut. Ich habe nicht begriffen, dass die mir genauso gut hätten Heroin verschreiben können.

    Und ich habe Angst, dass das Quetiapin auch abhängig macht. Wahrscheinlich ist es das Beste, auf ALLES zu verzichten. Ich habe ja noch 4 Wochen, bis der Job losgeht (brutal, dieser Druck, aber ich will es schaffen).


    Hallo Franz.

    Ich merke gerade, wie gut mir das tut, darüber zu reden. Ich danke Dir sehr!

  • Servus Jens,

    danke dir selbst, du hast ja das Thema eröffnet und dir die Seite gesucht :winking_face:

    Zudem, wenn wer so ehrlich schreibt und sich mit seiner Sucht auseinandersetzt, dann hilft es mitunter auch anderen - um den Schritt zu wagen :smiling_face:

    Ganz typisch und das meine ich nicht negativ, möchtest du deine Probleme schnell und unbürokratisch erledigen.

    Das zeigt sich auch in deiner Lebensbeschreibung - entweder alles oder nichts, Job voll oder nicht, Bergsteigen voll oder nicht ...

    Schnell sollte aber gar nichts gehen, vielmehr kontinuierlich sollten die Schritte gegangen werden und dies wohlüberlegt!

    Aber du hast je bereits ganz wichtige Schritte gemacht, also z.B. Hilfestelle gesucht und daran festgehalten :top:

    Um ehrlich zu sein, wenn ich deine Möglichkeiten lese, dann würde ich es befürworten und erstmal in Richtung Krankengeld gehen.

    Deine Kräfte werden noch gebraucht, es werden harte Zeiten kommen und da denke ich, wird eine neue Arbeitsstelle nicht unbedingt gut sein.

    Aber das kommt natürlich auf den Job an, kannst du dabei auf Rücksicht hoffen, kurzfristig fernbleiben usw. ???

    Wichtig ist, dein genereller Lebensunterhalt ist gesichert und du kannst dich auf Entzug sowie Entwöhnung konzentrieren.

    Wie alt ist dein Sohn?

    Teilt ihr den Aufenthalt oder wie muss man sich die 50% vorstellen?

    Gleich noch ne Frage, wer betreut dich ärztlich?

    Was nimmst du jetzt genau noch für Medikamente?

    Wer stellt die Liste zusammen?

    Zum Bier ...

    Ich meine, es sollte unbedingt ohne gehen, lieber sollte an der Medikation etwas geschraubt werden und der Alk eben wegbleiben!

    Wie du schon schreibst/vermutest, alle Stoffe machen irgendwie abhängig - aber manchmal muss man eben damit umgehen und zu gegebener Zeit dann nach und nach alles absetzen.

    Wie lange das dauert, das schreibst du ebenfalls, kann keiner sagen ...

    Meiner Meinung ist aber aktuell das größte Problem der Druck, das nun bis zum 1.2. schaffen zu müssen - abgesehen vom Alk :face_with_tongue:

    Hast du schon mal an Reha gedacht?

    Dort sollte das Problem mit Mehrbettzimmern nicht vorhanden sein, ich hab ja schon so einige Rehas hinter mir, es waren immer Einzelzimmer :smiling_face:

    Oft ist es sehr förderlich, wenn man mal raus kommt, nicht im gewohnten Umfeld ist und sich auf die Reha voll und ganz konzentrieren kann.

    Ich kenne den Unterschied zwischen halb-ambulanten (also Tagesklinik) und vollstationären Rehas - da wäre letzteres vorzuziehen.

    Man sollte nicht dran denken was in 1 oder 2 Jahren ist, jetzt ist nur eines wichtig - clean werden und bleiben!
    Bedenke, wenn es nicht klappt, dann gibt es auch keine Planung, weil man einfach nicht absehen kann wie sich eine Sucht entwickelt.

    Eines ist aber gewiss, jetzt hast du noch Privilegien mit Kindesumgang, welche vlt irgendwann nicht mehr möglich sind.

    Und ja, München is teuer, wem sagst du das, wie du vlt gesehen hast, bin ich selbst ein Münchner Kindl :5:

  • Hallo Franz,

    herzlichen Dank für Deine Antwort.

    Um ehrlich zu sein, wenn ich deine Möglichkeiten lese, dann würde ich es befürworten und erstmal in Richtung Krankengeld gehen.

    Deine Kräfte werden noch gebraucht, es werden harte Zeiten kommen und da denke ich, wird eine neue Arbeitsstelle nicht unbedingt gut sein.

    Aber das kommt natürlich auf den Job an, kannst du dabei auf Rücksicht hoffen, kurzfristig fernbleiben usw. ???

    Wichtig ist, dein genereller Lebensunterhalt ist gesichert und du kannst dich auf Entzug sowie Entwöhnung konzentrieren.

    Was meinst Du mit "es werden harte Zeiten kommen"? Das ist genau der entscheidende Punkt, wo ich total ahnunglos bin. Die Ärzte sagen: "Medikamente absetzen und dann ist alles gut." Oder "Der Entzug dauert 2 Wochen und dann ist alles vorbei."

    Dauert der Enzug länger? Dann brauche ich nicht mit einem anstrengenden Job anfangen. Da werde ich auf keinen Fall mal kurzfristig fehlen können.

    Und was meinst Du mit "Entwöhnung!"? Meinst Du damit den innerlichen Abschied von den Medikamenten? Damit habe ich mich jetzt 2 Jahre auseinandergesetzt. Ich war 1 Jahr in der Suchtambulanz. Ich will ohne Medikamente leben. Und werde das auch. Mir fällt es gerade total leicht, "nein" zu sagen. Ich denke weder an Benzos noch an Tramal. Aber ich weiß auch nicht, inwieweit das Lyrica auch wieder nur eine Suchtverlagerung ist.

    Zitat von Franz

    Gleich noch ne Frage, wer betreut dich ärztlich?

    Was nimmst du jetzt genau noch für Medikamente?

    Wer stellt die Liste zusammen?

    Was ich momentan nehme?

    • Quetiapin 50mg zum Schlafen
    • Lyrica für den Entzug, aktuell 100mg.
    • Novalgin gegen die Schmerzen.
    • Diese Medikamente sind mit der Suchtambulanz abgestimmt. Wie lange ich Lyrica nehmen soll, weiß ich nicht. Ich hoffe, da komme ich schnell von los.
    • Und Opipramol gegen die Depression. Die habe ich zufällig noch gefunden. Die sind mit niemanden abgestimmt, aber haben sofort gewirkt und die Depression im erträglichen Rahmen gehalten. Den nächsten Termin bei der Ambulanz habe ich erst wieder in einer Woche.

    Momentan werde ich von der Suchtambulanz und von einer Psychotherapeutin betreut. Mein Ziel ist es, ohne Ärzte zu leben und dank der Therapie angstfrei durchs Leben zu gehen.

    Zitat von Franz

    Man sollte nicht dran denken was in 1 oder 2 Jahren ist, jetzt ist nur eines wichtig - clean werden und bleiben!

    Genau das ist mein Problem. Ich werde nicht noch mal so einen Job angeboten bekommen. Da bin ich sicher.

    MIt Krankengeld und AL-Geld käme ich zwei Jahre über die Runden. Aber was dann?

    Ich möchte es einfach so gerne schaffen, wieder ein normales Leben zu führen. Ist das naiv? Blauäugig? Kann ich noch klar denken, da ich immer noch unter Drogen (Lyrica) bin?

    Und zur Frage nach meinem Sohn: Das werden jetzt sehr persönliche Fragen. Kann man hier auch private Nachricht schicken?

    Zitat von Franz

    Zum Bier ...

    Ich meine, es sollte unbedingt ohne gehen, lieber sollte an der Medikation etwas geschraubt werden und der Alk eben wegbleiben!

    Wenn ich arbeite, schaffe ich es ganz gut, kontrolliert "nur" 2 Bier zu trinken. Aber das ist wahrscheinlich auch eine Illusion, dass ich das noch schaffe, wenn ich keine Medikamente mehr nehme. Also werde ich komplett aufhören müssen. Das wird hart: Ich trinke jeden Abend, seit ich 16 bin. Meistens "nur" 2 Bier.

  • Zitat


    Eines ist aber gewiss, jetzt hast du noch Privilegien mit Kindesumgang, welche vlt irgendwann nicht mehr möglich sind.

    Wie meinst Du das? Das ist keinen Kinderumgang mehr haben darf, falls ich wieder in die Sucht abgleite? Ich gehe aktuell zu 100% davon aus, dass ich clean bleibe. Die Trennung von meiner Frau war der letzte Warnschuss.

  • Ich bin ja gerade voll im Entzug und eigentlich müsste es mir doch schlecht gehen. Ich habe aber heute meine Küche gestrichen. So mit Abkleben und alles ausräumen und Schränke abbauen.

    Kann das an dem Lyrica liegen? Dann wäre das fatal.

    Wenn ich es mir so überlege: Lyrica habe ich immer wieder mal genommen. MIch haben auch schon 25mg gekickt. Da hatte ich für zwei Stunden wieder Energie. Oh Mann, ich habe echt ein Problem.

    Zitat von Franz

    Zum Bier ...

    Ich meine, es sollte unbedingt ohne gehen, lieber sollte an der Medikation etwas geschraubt werden und der Alk eben wegbleiben!

    Wie könnte das aussehen? Ich habe mir vorgenommen, am Dienstag das letzte Mal Lyrica zu nehmen. Im Sommer war ich auch mal drei Tage frei von allem (auch kein Bier) und konnte auch ohne Quetiapin schlafen. Bis mir meine Frau ein Bier hingestellt hat. Und ich es getrunkenn habe. Dann ging alles wieder los. Nicht schlafen können wegen Kribbeln in den Beinen vom Alkohol. Tavor genommen. Das konnte ich jetzt nachschauen in meiner Tabelle. So eine Tabelle ist wirklich gut. Man bescheißt sich so leicht selber. Ach, nur eine 1 Tavor. Und dann nie wieder was. Und ZACK, IST DAS SUCHTMONSTER WIEDER DA.

    Ich bin Dir sooo dankbar, dass Du Dir die Zeit nimmst. So viel und so konstruktiv habe ich noch nie über meine Sucht nachgedacht.

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