Die Geschichte meines Bruders

  • Guten Abend,

    ich bin neue hier...Ich suche dringend nach Antworten, Unterstützung, einen Platz um meine Geschichte zu teilen...

    Wer hat wirklich Lust ellenlange Nachrichten zu lesen? Sich die Probleme anderer anzutun?

    Ich

    Ich bin 31 Jahre alt und eine kleine Schwester.

    Mein großer Bruder, hier D. genannt, experimentiert schon die Hälfte seines Lebens mit Drogen umher... zunächst in der Pubertät. Wir haben immer großes Vertrauen gehabt zu unserer Mutter und so wurde auch immer alles offen kommuniziert. Meine Mutter wusste also von den Joints. Niemand hätte sich wegen der paar "Tüten" Sorgen gemacht. In seiner Ausbildung "Krankenpfleger" ist er mit Kurskameraden zusammengezogen. Der Kontakt wurde weniger, er wollte nichts mehr mit seiner kleinen Schwester zu tun haben.Er hat ein Mädchen kennen gelernt, L... Ihr verdanke ich wohl die jetzige Misere!

    D. hat sein Examen gerade so bestanden, danach ging er an eine gute Klinik und machte direkt eine Fachweiterbildung zum Anästhesie-und Intensivpfleger, das schloss er mit Bravur ab. Vor 10 Jahren dann rief L. mich an, meine Mutter hatte Spätdienst (auch Krankenschwester) und berichtete mir, D. hatte einen Unfall und er wäre auf der Intensivstation, man hätte ihm 5mg Morphin gespritzt um seinen Krampfanfall zu lösen... Ich habe mich sofort auf den Weg gemacht. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch keinen Führerschein, es hat mich also etwas Zeit gekostet. Bis ich dann schließlich an der Klinik angekommen war, rief meine Mutter mich an und erklärte mir das D. sich bereits entlassen habe.

    Wow... Ich war wütend...Mehr als wütend. Danach hatten wir nur Kontakt über die sonntäglichen Mittagessentreffen bei unserer Oma. Manchmal sind wir zusammen feiern gegangen, über den Durst haben wir schon immer gerne getrunken. Wobei mein Bruder nie viel vertragen hat.

    Ab 2010 habe ich mich mehr um mich selbst gekümmert. Mein Leben nahm keinen guten Lauf, nahm es nie...Ich bin von zu Hause weg, musste mich selbst finden. D. war mental immer bei mir. Irgendwann in dieser Zeit muss wohl mit L. Schluss gewesen sein. Warum? Keine Ahnung... Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Manchmal kam D. mich auf meiner Reise besuchen. Bei seinen Besuchen habe ich oft bemerkt das er Drogen nimmt, mir aber nie Gedanken deshalb gemacht. Ich war auch nicht immer allem abgeneigt, hab "meine Erfahrungen" gemacht.

    2012 bin ich vollends nach Schleswig-Holstein gezogen, meine Familie wohnt weiterhin in NRW. D. hat ein neues Mädchen kennen gelernt, N. Sie hatte vernarbte Arme, wie ich... War sehr zurückhaltend, freundlich, ängstlich... Anders!

    Ich bekam in den nächsten Monaten immer wieder Anrufe meiner Mutter, die sich um D. sorgte. Ich war zu weit weg, konnte nichts dazu äußern. Sie sagte immer wieder er wäre weg, würde nächtelang weg sein, Drogen nehmen, seinen Rausch ausschlafen, irgendwo im Wald. Ich war wütend auf ihn, wütend das er unserer Mutter und N. das antat. Immer wieder war er vollgedröhnt, riskierte sein Leben.

    2014 wurde ich von meinem damaligem Partner schwanger, N. wurde es 2 Monate später von meinem Bruder. Ich war noch wütender. Eine Frau schwängern, in dieser Zeit. In einer Zeit in der ich bei jedem Handyklingeln fürchtete meine Mutter würde mich über den Tot meinen Bruders informieren. Ein kurzes "C. dein Bruder ist tot. Wir haben ihn gefunden. Aber mach dir keine Sorgen, wir kommen klar." Unsere Mutter verharmlost die Dinger gerne... Alles halb so wild... Im Nachhinein habe ich so viel mehr erfahren, weil sie mich in meiner Schwangerschaft schonen wollte.

    N. rief oft an, hatte Angst um D. Er war zugedröhnt fast vom Balkon gefallen, die Nachbarn haben die Polizei gerufen. Nachts lag er kotzend auf dem Küchenboden und drohte zu ersticken...

    Nochmal zu meinem Bruder: Er ist mittlerweile 33 Jahre alt, hat immer sehr auf sich und sein Auftreten geachtet. Er drückt sich sehr gewählt aus, trägt immer Markenkleidung, arbeitet in Leitungspositionen, möchte sich von uns abheben...Wir, die "Nur" Pflegekräfte sind (Ja, ich auch). Dieser Mann liegt kotzend auf dem Küchenboden... Ich glaube sogar das sein Sohn da schon geboren war. Wir hatten die Hoffnung sein Sohn würde ihm einen Grund geben clean zu werden, eine Therapie zu machen... Eine Therapie hat er gemacht, wie er uns glauben lies auch erfolgreich.

    2017 wurde mein Sohn 2 Jahre alt. D. kam zur Feier. Ich habe mich gefreut, wie eine kleine Schwester sich eben freuen kann, wenn ihr großer Bruder sie besucht. Wir haben 2 wundervolle Tage miteinander verbracht. Waren am Meer, haben Kuchen gebacken, gelacht... Auf dem Weg nach Hause wollte mein Bruder sich umbringen. Ich erfuhr später von ihm das er in seine alte Klinik einbrach und Unmengen an BTM stahl (keine Ahnung wie)die er sich injizierte, außerdem trank er mehrere Flaschen Wodka... Er schlief ein... war bewusstlos...wurde wieder wach! Er wollte nach Hause, fuhr mehrere Verkehrsinseln um, kam zu Hause an. Eine weiterer Entzug mit anschließender Langzeittherapie folgt.

    Heutiger Stand... Mein Bruder ist Alkoholiker. Im letzten Jahr lag er im Krankenhaus mit dem Verdacht auf eine alkoholtoxische Hepatitis, ich fuhr sofort nach NRW, ein weiterer Entzug folgt... Immer wieder bekomme ich Anrufe meiner Mutter, er trinkt wieder.

    D. war Ostern bei mir und den Kindern (Ich habe mittlerweile 2) , wir waren am Meer, er spielt und lacht mit meinen Kindern, ich rieche Alkohol.

    Vor 4 Wochen ruft meine Mutter mich an, Nervenzusammenbruch, "Er möchte sich töten, dein Bruder möchte nicht mehr leben!" Ich lasse alles stehen und liegen, setze mich ins Auto. Ich rede mit ihm, er wird entzügig, ich rede weiter. Er erzählt mir von L., seiner Ex. Sie hat ihn verprügelt, immer wieder. Er hat getrunken, Oxy gespritzt, gekifft, nur damit er die Schmerzen nicht mehr spürt. Immer wieder wurde er unterdrückt und geschlagen....

    Unsere Eltern sind geschieden, unser Vater wollte uns nicht. D. hat sich um mich gekümmert, auf mich aufgepasst. Mich gewaschen wenn ich ins Bett gemacht habe, mir Pflaster auf meine Schürfwunde gegeben... Mein Bruder ist der wichtigste Mensch in meinem Leben! Mein Bruder möchte sterben...!

    Es ist Weihnachten. Ich fahre mit den Kindern nach NRW, mein Bruder lädt uns ein. Ich kann ihn nicht erreichen, stehe stundenlang im Kalten mit den Kindern (sie spielen auf dem Spielplatz). Meine Mutter kommt, stinksauer. "Ich hab einen Schlüssel, ich gehe da jetzt rein!" sagt sie... Ich gehe mit...

    Als ich an der Wohnung ankomme schreit und weint meine Mutter im Flur, ich habe den Kleinen auf dem Arm, als ich ins Wohnzimmer schaue sehe ich meinen Großen (4 Jahre alt) auf dem Boden neben seinem Onkel liegen. D. weint, schwitzt, zittert... Ich beruhige meine Mutter, sag ihr sie solle mit den Kindern zu meiner Oma gehen, ich regel das hier. "Verbringe Zeit mit deinen Enkeln, lass mich bei ihm"

    Mein Bruder sitzt, weint, "Hätte ich nicht getrunken, hätte ich mich umgebracht" Ich drücke ihn. Er zittert mehr. Ich möchte ihm was zu trinken holen, stehe im Flur. Er steht hinter mir...

    D.: "Wieso könnt ihr mich nicht sterben lassen?"

    Ich: "Weil sie deine Mama ist!"

    D.:"Und du? Du weißt es doch! Wieso lässt du mich nicht einfach springen?" (Balkon)

    Ich:" Und was macht sie dann mit mir??? Was macht Mama dann mit mir?"

    Er drück mich, weint, drückt mich noch mehr... Da ist er... Mein großer Bruder!

    Mein Bruder der mich vom Fenster aus anlachte und springen wollte, wir waren 5 und 7. Der Junge der mit 12 Jahren auf der Eisenbahnbrücke stand und in den Tod fliegen wollte. Mein großer Bruder, der für alle stark war und sich um alle gekümmert hat! Sich dabei immer hinten angestellt hat.

    Ich besorge Wodka, er schämt sich, "Wenn es dich vom springen abhält kaufe ich dir alles was du willst". Er trinkt, dreht sich dabei weg, schämt sich. "Kannst du mir was vorlesen? Wir gehen in sein Bett, kuscheln uns aneinander, ich lese ihm vor, er schläft ein.

    Die Leiterin seiner Selbsthilfegruppe löst mich ab. Ich muss zu meinen Kindern. 2 tage später musste ich nach Hause fahren.

    Er trinkt weiter, möchte sterben.

    Ich kann nicht mehr arbeiten gehen, fühle mich nicht fähig... Ich kämpfe selbst mit meinen Dämonen. Mache eine Ausbildung, habe 2 Kinder, einen Nebenjob, ein Haus, 2 Hunde, einen Ehemann... und meinen Bruder... 450 km von mir entfernt.

    Meine Ausbildung ist bereits gefährdet. Aber er ist mein Bruder. Der wichtigste Mensch in meinem Leben.

    Ich möchte nicht Co-abhängig sein, ich möchte ihm helfen. Ich möchte nicht das er stirbt. Nicht so.

  • Hallo PerSeLU,

    Wer hat wirklich Lust ellenlange Nachrichten zu lesen? Sich die Probleme anderer anzutun?

    wir sind doch alle hier, weil wir Probleme haben und uns gegenseitig helfen, so gut es eben geht.

    Ich möchte nicht Co-abhängig sein, ich möchte ihm helfen. Ich möchte nicht das er stirbt. Nicht so.

    Es hört sich bitter an und ist auch bitter, aber ich wüsste nicht wie du ihm helfen kannst. Ich wüsste überhaupt nicht, wer ihm helfen kann, wenn er nicht will. Er müsste dringend wieder in eine Klinik.

    Ich kann nicht mehr arbeiten gehen, fühle mich nicht fähig

    Die 450 km haben keinen inneren Abstand geschaffen und das ist dann eben doch die Verstrickung in dem "Familiendrama", die noch nicht gelöst wurde.

    Meine Ausbildung ist bereits gefährdet.

    Hast du denn schon einmal über Hilfe für dich nachgedacht?

  • Hallo Summa,

    danke für deine Nachrichten.

    Ich bin selbst jahrelang instabil gewesen.

    Ich habe mir in den letzten 7 Jahren etwas aufgebaut. Habe Haus, Kinder, Hunde und Gott sei dank einen wundervollen Ehemann der so viel Leid von mir abprallen lässt.

    Nun bin ich an dem Punkt an dem ich mir sogar ziemlich sicher bin Hilfe zu benötigen. Mein Arzt allerdings hört nicht zu. Ein anderer Arzt hat herausgefunden das meine Schilddrüse nicht richtig funktioniert. Gibt ein Pillchen und gut ist. Zugehört hat auch dieser mir nicht.

    Seit 8 Jahren habe ich mich nicht selbst verletzt. Doch immer wieder daran gedacht... Im Moment liegt so viel Last auf meinen Schultern das ich das Gefühl habe ich müsste mir die Haut vom Leib reißen... Aber ich muss stark sein... für die Kinder, für meine Patienten, für meinen Bruder, für meine Mutter. Allen Ballast auf mich nehmen, damit es allen anderen gut geht. So wie immer! Ich habe keine Zeit um Hilfe in Anspruch zu nehmen... Ich habe keine Zeit an mich zu denken...

  • Seit 8 Jahren habe ich mich nicht selbst verletzt.

    Und so soll es bleiben. Deswegen ist es jetzt umso wichtiger, dich innerlich abzugrenzen, dich zu schützen vor dem was in NRW passiert. Auch deine Mutter kann dich nicht laufend anrufen, weil sie es nicht mehr aushält. Sie muss für sich selbst sorgen. Sich Hilfe vor Ort suchen. Familie heißt nicht, dass sich alle gegenseitig kaputt machen dürfen. Das was sich im Laufe der Zeit unbewusst bei euch eingeschlichen hat, tut niemanden gut.

    Aber ich muss stark sein... für die Kinder, für meine Patienten, für meinen Bruder, für meine Mutter. Allen Ballast auf mich nehmen, damit es allen anderen gut geht. So wie immer! Ich habe keine Zeit um Hilfe in Anspruch zu nehmen... Ich habe keine Zeit an mich zu denken...

    Und das ist der große Irrtum. Du bist nicht in der Position alles über dich ergehen lassen zu müssen. Du darfst und musst dich schützen. Wahrscheinlich hast du gelernt, immer nur für andere da zu sein. Dann fühlt es sich einfach fremd an, wenn man das nicht mehr tut. Und dabei geht es nicht gegen die Familie, sondern für die Familie und in allererster Linie geht es um dich.

  • wow... Ich bin gerade Sprachlos.

    Du hast sicherlich Recht. Natürlich hast du recht. Aber für mich klingt es so fremd, mich nicht zu kümmern. Das hat immer ganz gut von mir selbst abgelenkt.

  • Aber für mich klingt es so fremd, mich nicht zu kümmern. Das hat immer ganz gut von mir selbst abgelenkt.

    Ja, es hört sich fremd an und fühlt sich fremd an und genau das ist das Schlimme - man verliert sich selbst. Du hast dir schon so viel Neues und Gutes aufgebaut. Bleib dran und lass es dir nie mehr nehmen. Dein Bruder und auch deine Mutter haben dieselbe Möglichkeit - wenn sie wollen! Das liegt in deren Hand, nicht in deiner und du bist auch nicht dazu da, in NRW Feuerwehr zu spielen.

  • Hi,

    ich kann mich dem was Summa schreibt nur anschließen. Du sagst selbst, dass du Hilfe brauchst, dann solltest du dir diese Hilfe auch holen. Irgendwann ist es dafür zu spät. Hol dir die Hilfe die brauchst, damit du weiter für deine Kinder da sein kannst. Wenn deine Ärzte dir nicht zuhören, dann kannst du auch erstmal so bei einer Therapeutin oder einem Therapeuten anfragen. Und ich denke, dass auch deine Mutter eine Therapie bräuchte. Wenn die Distanz nicht wäre, hätte ich gesagt, dass euch eine Familientherapie nicht schaden könnte.

    LG

    Einmal editiert, zuletzt von WitheredWater5941 (3. Januar 2020 um 02:46)

  • Erstmal danke für eure Worte... Ihr hat mit Sicherheit Recht!

    Ich wohne in einem Dorf. Vor kurzem habe ich mich erst erkundigt über Therapieangebote oder eine SHG...

    Eine SHG ist gar nicht zu finden und Therapeuten sind so überlastet, das sie lange Wartelisten haben. Am liebsten würde ich hier alle Zelte abreißen und wieder nach Hause gehen. Mein Mann steht hinter mir, geht jeden Weg mit mir. Soweit haben wir schon gesprochen. Aber ich bin gebunden hier. Mein Großer hat einen anderen Vater, der würde dem nicht eben zustimmen

    Meine Ausbildung bindet mich eben so an diesen Ort, der einfach nicht mein zu Hause ist. Ja ich hab mir hier viel aufgebaut... Aber es fühlt sich nicht mehr wie zu Hause an. Mich zieht es nur noch zu meinem Bruder, in seiner Nähe sein, zusammen gegen all das anzukämpfen.

    Ich weiß ihr habt Recht. Für mich fühlt es sich soweit weg an.

  • Hi,

    ich bin sozusagen der "große Bruder" gewesen - also übel auf Pulver & zwischen den Kontinenten unterwegs.

    Meine Familie wußte oft nicht mal, ob ich in Europa bin oder in Asien.

    Irgendwann gab es einen Familienrat und ich wurde sozusagen aus der Familiengemeinschaft (in Abwesenheit) ausgeschlossen, da die Situation das Leben meiner Angehörigen

    extrem vergiftete.So kamen sie zumindest zeitweise etwas zur Ruhe.

    Mir war zu dem Zeitpunkt eh nicht zu helfen, das tat ich dann irgendwann selbst, wobei ich verdammt viel Glück hatte.

    Ich musste mir dann den Eintritt in die Familie sozusagen wieder erarbeiten; fing an wöchentlich anzurufen (ohne etwas zu wollen außer Kontakt), man traf sich mal zum reden etc

    Inzwischen sind wir wieder eine vereinte Familie, haben gerade Weihnachten entspannt zusammen verbracht & im Rückblick war es genau das Richtige, was meine Leute da gemacht haben:

    Wenn man eh keinerlei Einfluß mehr hat, nichts bewirken kann, weil derjenige einfach nicht aus seinem Loch rauskommt, ist es angesagt, sich um sein eigenes Leben zu kümmern,

    damit das nicht auch noch vor die Hunde geht.

    Viel Glück auf euren Wegen.LG.Klaus

  • Lieber Klaus,

    danke für deine ehrlichen Worte.

    Ich weiß, ich habe es versucht meiner Mutter beizubringen. Natürlich sehne ich mich danach bei ihm zu sein, ihn zu unterstützen. "Glücklicherweise" kann ich über die Entfernung eh nicht viel anstellen.

    Wir haben ihm Hausarrest erteilt. Ihm den Schlüssel und das Auto weggenommen. Sein Handy lag aufgeladen neben ihm, er sollte sich melden wenn er endlich Hilfe möchte. Er hat sich 2 Tage nicht gemeldet, wir haben uns gesorgt das sein "kalter Entzug" ihn körperlich fertig macht. Seine SHG Leiterin ist zu ihm, er lacht sie aus. Er war voll. Er hat einfach einen schuh in die Tür gestellt um wieder in die Wohnung zu kommen.

    Also... bis auf das Auto hat er alles wieder bekommen, soll er trinken. Sein Geld wird irgendwann alle sein. (So lange er trinkt, lebt er). Ich habe meiner Mutter versuch zu erklären das sie nichts machen kann. Sie fühlt sich schlecht, sie glaubt sie hätte ihn verraten, ihn im Stich gelassen. Ich sage ihr das sie das nicht tut. Sie ist abrufbereit, wir alle. Wenn er sich entschließt dagegen anzugehen sind wir da.

    Gestern Abend hat meine Mutter mir geschrieben sie sei bei ihm, sie habe es nicht mehr ausgehalten... Ich verstehe sie, aber ich bin sauer. Es bringt so nichts! Er wird vllt wieder einen Entzug machen, vielleicht wieder eine Therapie... aber nicht für sich. Für uns, weil wir leiden. Das ist nicht der richtige Weg.

    Gerade bin ich ziemlich gefestigt. Ihr macht mir Mut... Danke dafür!

  • Wir haben ihm Hausarrest erteilt.

    :fearful_face: Macht ihn nicht kleiner als er ist.

    Seine SHG Leiterin ist zu ihm

    Es gibt also einen "Profi" in seinem Leben?

    Ich habe meiner Mutter versuch zu erklären das sie nichts machen kann. Sie fühlt sich schlecht, sie glaubt sie hätte ihn verraten, ihn im Stich gelassen.

    Sie muss sich selbst kümmern. Ist nicht dein Job.

    Sie ist abrufbereit, wir alle.

    24 Stunden Notdienst?:12:

    Es bringt so nichts!

    Genau!:top:

  • sorry Summa... Mittlerweile fühle ich mich ehrlich gesagt verar****

    Wenn du einfach gerne auf Menschen trittst die am Boden liegen, dann tu das woanders!

  • Das war überhaupt nicht meine Absicht. Es tut mir leid, wenn du das so verstanden hast.

  • Ich habe den ganzen tag nichts von meiner Familie gehört, ich sitze hier wie auf Kohlen... 450 km weit weg vom Geschehen. Meine Gedanken sind nur da.

    Ich frage meine Mama "was ist los?" Sie ruft mich an "Schatz, was soll los sein? Es ist alles gut. Wir sitzen bei D. und trinken Kaffee und essen Kuchen!"

    Wir, das sind meine Mutter und meine Oma... Kaffeeklatsch bei meinem Bruder.

    Gestern Abend schreibt meine Mutter "Bitte bleib zu Hause. Komm nicht extra hier. Das willst du nicht sehen. Du kennst es doch von Arbeit. Ein Entzug ist nichts schönes!"

    Ich bin sauer, fühle mich verarscht! Ich weine, lasse es an meinem Mann aus, ich kann das Quäken der Kinder nicht ertragen beim Essen. es wird gemeckert und geningelt wegen Kleinigkeiten. "Die Butter ist zu weich." "Ich wollte aber die Leberwurst"

    Ich esse alleine im Wohnzimmer... weine. Meine Oma ruft mich an, ich drücke sie weg... Heute habe ich keine Lust mehr auf "Gute Miene zum bösen Spiel"

  • Hallo PerSeLu,

    hmm,.. ich mach mir ein bisschen Sorgen, wie ich dir etwas sagen kann, ohne dass du weiter in Not gerätst.

    Bei mir kommt gerade gaaaanz viel Leid und Dynamik an, wenn ich dich lese. Es macht auch ein bisschen hilflos, weil bei mir ankommst, dass du nach hilfe rufst, aber gleichzeitig ein bisschen abwehrst, weil so viel Dynamik da ist. Kann es sein, dass du dich gerade absolut hilflos fühlst? Ist oft so, dass man (zumindest nach Psychologielehren) unaushaltbare Gefühle an andere weitergibt - containern nennt man das. Ist nur das, was mir meine Emotionen gerade sagen - muss natürlcih nicht stimmen. Nur ein Gefühl.

    Gibt es etwas, wie du dich jetzt stabilisieren kannst? Wie kannst du dafür sorgen, dass du heute und morgen etwas innere Sicherheit bekommst? Alle Menschen sind gerade irgendwie gegen dich... gefühlt - so liest es sich. Sobald du wieder etwas weniger Anspannung hast, kannst du bestimmt auch besser differenzieren und musst das nicht so als geballte Sache wahrnehmen. Das triggert ja dann zusätzlich die Anspannung.

    Du hast es gerade sehr schwer und bist sehr verletzt und... was noch wütend? Traurig?

    Du kannst deine Familie gerade nicht ändern, und scheinbar auch nicht die Situation. Aber du kannst die Verantwortung für dich übernehmen und schauen, was du jetzt wirklich brauchst. Brauchst du Ruhe? Willst du hier mehr schreiben und rauslassen? Differenzieren? Bauchatmung? Spaziergang?... was braucht es? Was hilft dir, wenn du angespannt bist, früher?

    Und falls es dir etwas besser geht, kannst du ja überlegen, ob du beschreiben magst, wieso du dich so verarscht fühlst. - Das Gefühl setzt sich ja zusammen. Bist du veletzt? Nicht ernst genommen? Und wenn ja, worin genau?

    Ich habe dein Leid gesehen und wünsche dir, dass du es schaffst, dich kurz von den Gefühlen und "veraschtwerden/sein"-Gedanken distanzieren kannst, um wieder sicherer mit dir selbst zu sein.

    Wenn du mich jetzt dafür lynchen willst :smiling_face: .. okay :winking_face: ich bin das Risiko eingegangen, weil ich dich sehe und dich nicht alleine lassen wollte. Auch wenn ich dafür einen Tritt gegen das Schienbein riskiere.

  • grany du machst mich sprachlos... so richtig... Ich lynche dich nicht, für nichts. ich danke dir!

    ich war immer nur die kleine Schwester.... Ich werde "bevorzugt" behandelt, weil ich doch die Kleine bin...

    niemand, außer meinem Bruder, weiß wie es in mir aussieht, dass ich weiß wie es meinem Bruder geht, weiß was er durchmacht, weiß wieso er Todessehnsucht hat...

    Ich möchte ihn nicht aufgeben!!!! Ich liebe ihn so sehr das es weh tut!!!!

    Ich trinke... es lässt mich vergessen. Ich habe nie Probleme mit dem Alkohol gehabt. Heute trinke ich! Es tut gut.... ich verstehe ihn!

  • Ich werde "bevorzugt" behandelt, weil ich doch die Kleine bin...

    Bevorzugt behandelt werden, wäre ja eigentlich nicht verkehrt. Warum habe ich hier das Gefühl, dass Bevorzugung hier gar nichts gutes ist?

    Was hat das mit dir gemacht? Fühlst du dich dafür irgendwie schuldig? Wie hat das dein Verhältnis zu deinem Bruder beeinflusst?


    außer meinem Bruder, weiß wie es in mir aussieht, dass ich weiß wie es meinem Bruder geht, weiß was er durchmacht, weiß wieso er Todessehnsucht hat...

    Das liest sich, als wäre da noch einiges mehr dahinter. Und dass dein Bruder dein wirklicher Vertrauter ist. Ich hätte an deiner Stelle wahnsinnige Angst. Um ihn, aber auch um mich selbst. Wenn es hilft, etwas da- oder rauszulassen, dann lass es raus. Es gibt ja offensichtlich einen "geheimen" Hintergrund. Vielleicht wird es Zeit, diese Sachen aufzubrechen? Weil sie dich sonst innerlich zerbrechen?

    Das muss ungeheuer wehtun, zuschauen zu müssen. Ich verstehe, dass du trinkst. Aber ich denke auch, dass dir bewusst ist, dass du dir dadurch weh tust und den Schmerz zwar vielleicht kurzfristig betäubst, aber Alkohol die Emotionen verstärken und die Wahrnehmung weiter einengt. Und eine "Verarbeitung" verhindert, d.h. der Schmerz wird krankhafter.

    Was macht man bei so viel Schmerz? Was würdest du für eine gute Freundin tun, wenn sie in deiner Situation wäre? Was machst du mit deinen Kindern, wenn sie traurig sind? Du hast einen gaaaanz fürsorglichen, kompetenten Teil in dir - vielleicht kannst du den nur für einen Moment auch für dich nutzen. Dir etwas Trost und Sicherheit geben?

    Nur meine inituitiven Gedanken dazu.

  • Bevorzugt behandelt werden, wäre ja eigentlich nicht verkehrt. Warum habe ich hier das Gefühl, dass Bevorzugung hier gar nichts gutes ist?

    Was hat das mit dir gemacht? Fühlst du dich dafür irgendwie schuldig? Wie hat das dein Verhältnis zu deinem Bruder beeinflusst?

    Mein Bruder und ich, wir sind eins. Wir lieben und lachen zusammen... früher zumindest. Wir sind uns so nah, wie kein Mensch uns nahe sein könnte.

    Von meiner Mutter und meiner Oma (die letzten Überlebenden) werde ich immer ausgeschlossen. Sie meinen ich bin noch zu jung und zu klein um das zu verstehen was da passiert. Ich bin 31 Jahre alt. Ich habe Kinder, bin das 2. mal verheiratet. Ich bin Krankenschwester in einem psychiatrischem zentrum! Ich weiß sehr wohl was da passiert... Aber in der familie bin ich immer noch die "Kleine"


    Ich fühle mich schuldig, weil ich arge Probleme in der Pubertät hatte. Wir waren damals vom Harz in den Ruhrpott gezogen und ich kam mit dieser Veränderung nicht zurecht. Ich habe geschrieen, habe mir die Arme aufgeschlitzt... Ich habe nach Hilfe gerufen... Mein Bruder hat scheinbar stumm gelitten... Ja, darin mache ich mir Vorwürfe. Ich habe ihn nicht gesehen!

  • was mache ich für eine Freundin? Für meine Kinder, wenn sie traurig sind??

    Ich nehme sie in den Arm. Ich drücke sie, zeige ihnen das sie nicht alleine sind... Möchte das sie wissen das ihnen niemand etwas tut, so lange ich da bin!

    Ich habe leider gerade niemand der das mit mir macht... Ich fühle mich in der Luft schwebend....

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