Ich hatte eine schlimme Kindheit. Als Kind hatte ich selektiven Mutismus. Ich habe Jahre lang dagegen angekämpft und es überwunden. Das hat mir als Kind schon alle Kraft geraubt. (4-12 Jahre)
Parallel dazu habe ich einen cholerischen und narzisstischen Vater. Der hat mich von klein auf schon fertig gemacht und gequält. Also stundenlang angeschienen und grün und blau geschlagen.
In der Schule wurde ich dann gemobbt. Im Sportverein war ich auch immer der Außenseiter. In meiner Ausbildung wurde ich auch schikaniert und gemobbt.
Dann bin ich schwergradig depressiv geworden und war selbstmordgefährdet. Ich hab mich dann ohne Medikamente wieder aus der Depression gekämpft.
Mein Leben ist aber trotzdem einfach komplett am Arsch. Ich komme mit dem Leben nicht mehr klar und bin einfach fertig. Ich habe zudem PTBS.
Jedes mal, wenn ich Leute oder Kinder schreien höre, oder irgendwo laut Türen zufallen, werde ich getriggert.
Und jetzt nachdem ihr meine Vorgeschichte kennt, zum eigentlichen Thema. Ich kann keine Normalität mehr ertragen. Am besten beschreibt der Film Hurt Locker meine Situation.
Relativ am Schluss des Films kommt er vom Einsatz wieder nach Hause. Alles erscheint ihm unwirklich. Er steht vor übervollen Supermarktregalen und ist komplett überfordert.
Am Schluss geht er wieder zurück in Kriegseinsatz in den Irak, weil er mit dem "normalen" Leben nicht mehr klar kommt.
Genau so ist es auch bei mir. Ich ertrage die Normalität nicht. Ich komme in dieser Welt nicht mehr klar. In dieser Welt, in denen es den Meisten gut geht, wo man alles im Überfluss hat. Kaum einer hat ernsthafte Probleme.
Wie in einem falschen Film. Alle sind super optimistisch und naiv/dumm. Glauben jeden Scheiß, den man erzählt. Und während alle anderen in dieser tollen Welt leben, fühle ich mich, als hätte ich seit meiner Kindheit den Syrienkrieg durchgemacht.
Und mir gehen diese naiven, immer gut gelaunten, sich mit Lappalien rumschlagenden Leute so dermaßen auf die Nerven.
Ich bekomme da richtige Aggressionen, wenn diese Leute aus ihrem Leben erzählen, und meinen, dass sie Probleme hätten, weil sie leider bei ihrer neuen Wunschstelle eine Absage bekommen haben und jetzt nicht mehr wissen, wie es weiter gehen soll. Sry, wegen der Ausdrucksweise, aber ich denke mir bei sowas einfach nur "Fickt euch doch alle ins Knie und geht elendig verrecken". In mir kommt in solchen Situationen ein richtiger Hass hoch.
Und ich fühle mich auch unheimlich fremd in dieser Welt. Ich passe da einfach nicht rein. Wie gesagt, es fühlt sich an, als wäre ich im Krieg aufgewachsen, während alle um mich herum in Frieden aufgewachsen sind.
Und ich bin ein Leben lang immer nur mit Ausnahmesituationen klar gekommen, nie mit der Normalität. Jetzt wo langsam Normalität einkehrt, komme ich mit ihr nicht klar, weil ich nie auf die normale Welt vorbereitet wurde.
Im Chaos, wenn alles augenscheinlich scheiße ist, fühle ich mich wohl. Das ist mir vertraut, und damit kann ich umgehen...
Ich will hier keine Lösung. Denn die wird es nicht geben. Aber etwas Zuspruch oder Beistand/Verständnis würde schon helfen.
Geht es euch ähnlich? Habt ihr das überwunden? Und wenn ja, wie?
Danke schon mal für eure Antworten