Ambulante Langzeittherapie bei Tramalsucht?

  • Hallo zusammen, ich bin seit ca. 13 Jahren Tramalsüchtig, mit Pausen jeweils. Keiner weiß davon, auch mein Hausarzt nicht.

    Grundsätzlich hatte ich aus beruflichen Gründen immer einen sehr leichten Zugang zu den Medis. Mittlerweile war ich jedenfalls bei 3000mg (!) angekommen und hatte auch einen Krampfanfall. Auch hier - keinen über den extremst Konsum informiert und nun habe ich die Diagnose Epilepsie am Hals :face_with_rolling_eyes:.

    Lange Rede kurze Sinn, ich möchte es mal wieder probieren und bin Zuhause alleine quasi von 3000 auf Null gegangen. Das ist natürlich sehr unschön, das kannte ich bereits, daher habe ich mir Gabapentin und Loperamid besorgt.

    Die Frage ist nun für mich, was kommt danach. Ich möchte das ehrlich gesagt nicht nochmal mitmachen. Der Krampfanfall sollte ein Schuss vor den Bug sein. Überall lese ich, dass die Therapie nach der Entgiftung sooo wichtig sei, um dauerhaft dran zu bleiben.

    Berufswechsel ist bereits veranlasst, nun würde ich halt nur auch noch gerne etwas für meine Psyche machen, wenn ich hier raus bin. Kann man solche Dinge auch mit einem ambulanten Psychologen besprechen? Oder gibt es Literatur dazu?

    Problem ist: mich zu outen kommt für mich überhaupt nicht in Frage, allerhöchstens beim Hausarzt. Selbst das möchte ich am liebsten vermeiden. Wie gesagt: Keiner weiß davon und ich führe meinen eigenen Haushalt mit Tieren.

    Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen. Man findet so wenig über solche Leute wie mich…

    Viele liebe hochfunktionale Grüße

    Anna

  • Hallo Anna,

    Ich glaube der Großteil Abhängigkeitserkrankter, ob legale oder illegale Substanzen, ist erstmal hochfunktional. Bis zu einem gewissen Punkt halt...

    Wie kam es denn bei dir zu dem Missbrauch und der Abhängigkeit? Du kannst zu einer Suchtberatungsstelle gehen und dich mal beraten lassen. Es gibt ambulante Suchttherapie. Die stellen auch den Antrag mit dir. Läuft hier so ab, dass es 2 Termine pro Woche sind. Einmal Einzel und einmal Gruppe. Du kannst auch versuchen einen Therapeuten selbst aufzutreiben aber einige wollen mit Sucht nichts zu tun haben und es gibt ziemlich Wartezeit. Auch haben sich beim Thema Sucht Gruppen sehr bewährt. Andere Anlaufstelle wäre vielleicht erstmal eine Selbsthilfegruppe. Ohne Offenheit geht das aber nicht, aber ist alles vertraulich, wie beim Hausarzt eben auch.

    LG Thymia

  • Bei so einem Level von Medikamenten halte ich Selbstversuche für absolut gefährlich!

    Offenbarte dich deinem Hausarzt und nimm dir den Rat von Thymia zu Herzen.

  • Vielen Dank zuerst einmal für eure Rückmeldungen!


    Hallo Anna,

    Ich glaube der Großteil Abhängigkeitserkrankter, ob legale oder illegale Substanzen, ist erstmal hochfunktional. Bis zu einem gewissen Punkt halt...

    Wie kam es denn bei dir zu dem Missbrauch und der Abhängigkeit? Du kannst zu einer Suchtberatungsstelle gehen und dich mal beraten lassen. Es gibt ambulante Suchttherapie. Die stellen auch den Antrag mit dir. Läuft hier so ab, dass es 2 Termine pro Woche sind. Einmal Einzel und einmal Gruppe. Du kannst auch versuchen einen Therapeuten selbst aufzutreiben aber einige wollen mit Sucht nichts zu tun haben und es gibt ziemlich Wartezeit. Auch haben sich beim Thema Sucht Gruppen sehr bewährt. Andere Anlaufstelle wäre vielleicht erstmal eine Selbsthilfegruppe. Ohne Offenheit geht das aber nicht, aber ist alles vertraulich, wie beim Hausarzt eben auch.

    LG Thymia

    Hallo Thymia, ja, ist dem wirklich so? Ich kenne da keine Zahlen und da drüber habe ich ehrlich gesagt nie nachgedacht. Aus meinem privaten Umfeld (in meiner Jugend) kenne ich eher so die absolut nicht Funktionalen :smiling_face: Ansonsten habe ich mittlerweile das Glück, in ein Umfeld zu haben, in dem stoffgebundene Süchte wirklich nicht präsent sind, also von mir selbst abgesehen natürlich.

    Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du Recht hast...Ich denke Leute wie ich werden halt nicht gesehen (wie auch, man sieht es einem ja nicht an). Der "Junkie auf der Straße" bleibt einem da natürlich eher in Erinnerung.

    Wie es dazu kam, kurze Zusammenfassung: Im Rahmen von drogenaffinen Jugendsubkulturen (Kiffer, Punks, Grunge...) schon früh alles mögliche an illegalen Drogen ausprobiert, hat mich irgendwie immer angemacht. Und das hab ich dann jahrelang gemacht, aber eher so am Wochenende und ohne großartige Probleme. Mit 21 dann angefangen, im medizinischen Bereich zu arbeiten, hier sehr leichter Zugang zu sämtlichen Medikamenten mit Missbrauchspotential. Auch hier alles mögliche durchprobiert, da dann auch das erste Mal Opiate und meinen Favorit Tramal. Das dürfte so um 2008 gewesen sein.

    Ich war weiterhin immer mit 'Drogenleuten' befreundet und so ging es On-Off immer weiter. Auch andere illegale Opiate habe ich dann mal probiert. Irgendwann habe ich jedenfalls das Tramal dann sehr regelmäßig genommen, also längere Zeit täglich. Allerdings immer noch in therapeutischen Dosen. Mir war die Tragweite überhaupt nicht klar... dadurch, dass ich es vorher so oft immer mal wieder genommen habe ohne Probleme (was für mich heute fraglich ist).

    Nachdem dann meine erste große Liebe mit meiner besten Freundin durchgebrannt ist, ich denke das müsste so um 2015 gewesen sein, ging es mir psychisch extrem schlecht. Ich würde sagen, dass war dann definitiv der Zeitpunkt, an dem ich bemerkt hab, dass ich das Tramal gezielt einsetzen kann, um emotional klarzukommen. Ich bin auch nicht sicher, ob in dieser Zeit zusätzlich zu der vmtl reaktiven Depression auch schon Entzug die negativen Gefühle verursacht hat. Wir hatten ja eben längere Zeit täglich konsumiert und dann mal wieder nicht usw. Ich habe damals nicht so auf die Zusammenhänge geachtet und auch kein Gefühl für den körperlichen oder psychischen Entzug gehabt.

    Im Laufe der Jahre habe ich hier dann schon eine körperliche Abhängigkeit bemerkt (v.A. beim Schlafen, Rest war damals absolut machbar) und immer mal wieder Pausen gemacht aus verschiedenen Gründen (von schlechter Planung und nix im Haus bis Abstinenzgedanken). Die Pausen waren aber nie länger als ein paar Monate glaube ich. Teilweise habe ich auch mit Kratom aus dem Internet überbrückt. Aber letztendlich immer wieder beim Tramal gelandet. Bis hin zu eingangs erläuterter Situation.

    Deine Antwort hat mir sehr weitergeholfen, ich habe am Dienstag einen Termin bei einer Suchberatungsstelle und hoffe, man kann da eine gute Lösung für mich finden. Ich versuche auch an dem Thema mit der Offenheit zu arbeiten, bzw habe in meiner Beziehung schon vorsichtig damit begonnen.

    Bei so einem Level von Medikamenten halte ich Selbstversuche für absolut gefährlich!

    Offenbarte dich deinem Hausarzt und nimm dir den Rat von Thymia zu Herzen.

    Lieber Franz, vielen Dank auch für deine Rückmeldung. Sicherlich hast du recht gehabt mit deiner Einschätzung, bei mir hat des zum Glück trotzdem ganz gut geklappt und ich habe nun, an Tag 16, keinen nennenswerten körperlichen Symptome mehr.

    Auch nehme ich keinerlei verschreibungspflichtigen oder illegalen Substanzen mehr.

    Ich hoffe ich schaffe es, mit professioneller Unterstützung, diesmal dran zu bleiben.

  • Hey Anna, freut mich das du den Termin gemacht hast, gute Sache. Berichte gerne wie es war und was sie vorschlagen.

    Ich habe auch so eine Karriere mit On-Off und auch seit der Jugend gehabt, nur ohne körperliche Abhängigkeiten, daher kenne ich mich damit nicht aus, ich wünsche dir das da nichts mehr kommt. Ich habe auch erst dieses Jahr so eine Reha gemacht, allerdings Tagesklinik und es war die beste Entscheidung. Wichtig ist das du nun komplett abstinent bleibst. Du kannst wahrscheinlich in der Beratung regelmäßig Termine wahrnehmen, bis es losgeht, zumindest hier ist es so. Ich drück dir die Daumen für Dienstag. Sie sind normal offen und zugewandt, kannst einfach Klartext reden, das wird dir auch guttun. 👍

    LG Thymia

  • Beitrag von Einmalclean (20. Februar 2024 um 10:19)

    Dieser Beitrag wurde von Franz aus folgendem Grund gelöscht: Werbung in einer Art von Betrug, unterste Schiene und daher servus, machst guad! (20. Februar 2024 um 13:20).
  • Hey,

    ich wollte mal ein kurzes Update geben und mich vor allem nochmal bei Thymia für den konstruktiven Ratschlag bedanken.
    Das mit der Suchtberatungsstelle war ein voller Erfolg. Ich habe mich dort beraten lassen, bin regelmäßig zu Einzelgesprächen und in die Motivationsgruppe gegangen und habe dann im Februar die sogenannte Kombibehandlung angetreten - 8 Wochen stationär und nun aktuell noch ambulant (Gruppen - und Einzelgespräche).

    Ich bin 239 Tage abstinent von sämtlichen Opiaten und Opioiden. Also bald 8 Monate, das ist ein unglaublich langer Zeitraum für mich.

    Ich fühle mich sehr gut damit, natürlich gibt es auch nicht so gute Tage. Alles in allem geht es aber immer weiter aufwärts und ich bin froh, diesen Schritt endlich gewagt zu haben.


    Viele Grüße 🐈

  • Liebe Anna, vielen Dank für die Rückmeldung, es freut mich total, dass mein Beitrag dir geholfen hat und vor allem, dass du nun schon 8 Monate clean bist. Ganz große Klasse! Das erste Jahr winkt schon! Ich habe auch dieses Jahr alle bisherigen Cleanzeiten übertroffen und bin sehr froh und erleichtert und du hast Recht, es wird immer noch besser. :red_heart:

    Wünsche dir weiter viel Erfolg und einen ganz tollen Sommer!

    LG Thymia

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