Bin ich bereits abhängig? Benzos

  • Liebe Alle,

    Seit ca. 3 Wochen leide ich unter einer Angststörung und bin in einer Psychosomatischen Klinik.


    Da ich massive Schlafstörungen hatte, nahm ich jetzt insgesamt 6x 1mg Tavor jeweils zum Schlafen, jetzt das 3. Mal Oxazepam 10mg.


    Ich habe festgestellt, dass es immer ab ca. 00:00 Uhr anfängt mit starker inner Unruhe, die ich nicht kontrollieren kann. Vorher nicke ich ab und zu alleine ein.

    Aber dann geht gar nix mehr. Im Gegensatz zu Tavor, hält 10mg Oxazepam nur 3h an, dann hab ich kalten Schweiß und bin wieder hellwach und kann nicht schlafen.


    Ist das ein Hinweis auf eine Abhängigkeit?


    Ich leide auch an Geschmacksveränderungen. Andere Medikamente nehme ich derzeit noch nicht, werde aber zeitnah auf AD eingestellt.


    Wie komme ich da am besten wieder raus?


    Einfach weglassen funktioniert nicht.


    Über eure Hilfe bin ich sehr dankbar!


    LG Anna

  • Hallo,


    solltest du das nicht zuerst deine behandelnden Ärzte fragen?

    Du bist doch in einer Klinik, richtig?

    Die von dir genommen Medikamente wurden dich Gott verordnet, oder?


    Und nach so kurzer Einnahme, leichte Gewöhnung, aber eher(noch) keine Abhängigkeit.


    Warum wurde das AD nicht gleich verordnet?

    Ist ja oft sich schlaffördernd, je nach Art ...

  • Hallo Franz,


    Nachdem ich 6x zur Nacht 1mg Tavor nahm, hatte man diese, aufgrund des Abhängigkeitspotentials abgesetzt und mir Oxazepam 10mg zum Bedarf angesetzt. Diese, so habe ich das Gefühl, verlangt mein Körper spätestens ab 00.00 Uhr, weil ich dann plötzlich hellwach bin und sehr unruhig werde. Sie wirken dann allerdings nur 3h und dann wache ichvöllig kaltschweißig wieder auf und bin wieder hellwach.


    Ich dachte, ich könnte hier Menschen fragen, die bereits leider Erfahrungen in diesem Bereich sammeln mussten. Vor allem, wie man ausschleicht, bei einer geringen Dosis.


    Ich habe natürlich zusätzlich einen Termin am Nachmittag mit meinem Arzt dazu. Man läuft nur Gefahr, dass vieles auf die Grunderkrankung geschoben wird und eine low Dose Abhängigkeit übersehen wird.


    Vielen Dank, LG Andrea



  • Servus Andrea,


    natürlich kannst du hier fragen, dafür ist so ein Forum ja da :)


    Fachlich kann man Oxazepam so beschreiben:

    • es zählt eigentlich zu den langsameren Benzodiazepinen - also braucht eine gewisse Zeit bis es wirkt
    • Halbwertszeit wird von 5 bis 15 Stunden angegeben, normal ist es nach etwa 3 Stunden als Höchstwert im Blutspiegel zu messen

    Wenn also bei dir nach 3 Stunden gefühlt die Wirkung bereits aufhört/abflacht, dann stimmt da irgendwas nicht so ganz.
    Also sollte vielleicht ein weiteres Medikament versucht oder eben die AD-Gabe vorgezogen werden.
    Und bitte nicht böse sein, es könnte schon auch mit der Grunderkrankung zusammenhängen.

    Letzteres zu überprüfen, ist natürlich jetzt Aufgabe deiner Ärzte und in einer Klinik sollte das auch funktionieren.


    Es scheint aber so, wenn die Klinik eben schon auf Abhängigkeit bei Tavor hinweist, dass die das im Auge haben.

    Oder kann es sein, dass du dich dort nicht besonders aufgehoben fühlst oder eher wenig Vertrauen aufbauen konntest?

    Gut ist aber deinerseits, dass du die Medikation hinterfragst, es geht schließlich bei beiden Medis um Benzos und die sind natürlich nicht ungefährlich! :thumbup:


    Ich wünsche dir, dass dein Termin am Nachmittag da etwas mehr Licht ins Dunkel bringt.

    Vielleicht magst du danach ja berichten ...

  • Hallo Franz,


    Danke für deine Antwort...


    Meine Überlegung ist ja, dass ich evtl. vom Tavor abhängig bin und das Oxazepam 10mg nun nicht ausreicht, um dies zu überbrücken...


    Obwohl mir gerade einfällt, ich hatte 1x Nachts 2x 10mg eingenommen, weil ich nach 3h wieder wach war... selbst da war ich klitschnass geschwitzt.

  • ... Also der Arzt geht nach 6maliger Einnahme von Tavor nicht von einer Abhängigkeit aus.


    Er wollte auch das Oxazepam gleich absetzen, aber ich habe ihn gebeten, es wenigstens auszuschleichen, bzw. zu reduzieren.


    Am Wochenende könnte ich nochmal 10mg am Abend abrufen, ab Montag dann 5mg und so weiter...

  • Hallo Anna,


    jeder Körper ist natürlich anders, aber ich war von 6x 1 mg Tavor am Tag nicht körperlich abhängig, habe aber da durchaus gemerkt, dass mir die Wirkung gefällt und ich vorsichtig sein muss bei dem Mittel. Ich gehe davon aus, dass die Angststörung da mit rein spielt bei dir.

    Aber der Arzt scheint dich dort auch ernst zu nehmen und kompetent zu sein. Viel Erfolg beim Ausschleichen vom Oxazepam!


    LG

    lemon

  • Hi AnnA77,


    erstmal finde ich es total super, dass du dich mit dem Thema auseinandersetzt und die Medikation so intensiv reflektierst. Nicht leichtfertig damit umzugehen, ist total wichtig.

    Kurze Info zu uns: Wir sind professionelle Sozialarbeiter*innen, die aufsuchend im Netz unterwegs sind. Dabei versuchen wir User*innen unterstützend und beratend zur Seite zu stehen, im Besonderen zum Thema Sucht und Konsum. Unser Angebot ist selbstverständlich kostenfrei und anonym.


    Zur ersten Selbsteinschätzung könnte dir folgende Information weiterhelfen:

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Sucht 1957 folgendermaßen definiert: Sucht ist "ein Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge und gekennzeichnet durch 4 Kriterien:

    • Ein unbezwingbares Verlangen zur Einnahme und Beschaffung des Mittels,
    • eine Tendenz zur Dosissteigerung (Toleranzerhöhung),
    • die psychische und meist auch physische Abhängigkeit von der Wirkung der Droge,
    • die Schädlichkeit für den einzelnen und/oder die Gesellschaft."

    Nach der Definition im ICD-10, das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebenen wird, soll die Diagnose Abhängigkeit nur gestellt werden, wenn mindestens drei der folgenden Kriterien gleichzeitig während des letzten Jahres vorhanden waren:

    • Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, psychotrope Substanzen zu konsumieren.
    • Verminderte Kontrollfähigkeit in Bezug auf den Beginn, die Beendigung oder die Menge des Konsums.
    • Ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums, nachgewiesen durch substanzspezifische Entzugssymptome oder durch die Aufnahme der gleichen oder nahe verwandter Substanzen, um Entzugssymptome zu vermindern oder zu vermeiden.
    • Nachweis einer Toleranz gegenüber der Substanz, im Sinne von erhöhten Dosen, die erforderlich sind, um die ursprüngliche durch niedrigere Dosen erreichte Wirkung hervorzurufen.
    • Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügungen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums sowie ein erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen.
    • Anhaltender Substanzkonsum trotz des Nachweises eindeutig schädlicher Folgen.

    Quellen :

    Klaus Wanke und Karl Ludwig Täschner, Rauschmittel, Stuttgart 1985, S.1

    abhaengigkeit - drugcom


    Ich denke, dass dir vor allem der erste Teil helfen könnte, da die Medikation ja noch nicht so lange besteht.



    Wenn du dazu noch fragen hast, melde dich gerne.

    Ich kann dir auch vor allem empfehlen, mit deinen behandelnden Ärzt*innen über das Thema und deine Sorgen zu sprechen!


    Liebe Grüße

    Hannah von der Drogenhilfe Schwaben gGmbH

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