Erfolgreicher Diazepamentzug

  • :rabbit_face:Guten Morgen, ich bin 59 Jahre alt und habe 3,5 Jahre täglich Diazepam zu mir genommen. Hatte bis zu meinem 36. Lebensjahr eine schwere Drogenproblematik zu bewältigen. Danach wurde ich clean und trocken, habe eine wunderbare Frau geheiratet und eine noch viel wunderbare Tochter gross gezogen. Leider hat mich meine Frau nach 10 Jahren Ehe verlassen und ich bin wieder, so ganz langsam, vom Weg abgekommen. Alkohol und vor viereinhalb Jahren kamen Diaz dazu. Teilweise bis zu 70 mg am Tag. Das letzte Jahr habe ich mir einen Arzt gesucht, mit dem ich das Diazepam gemeinsam und ambulant, runter dosieren wollte. Leider kam ich diesbezüglich nicht unter 20 mg am Tag. Ich bin dann im Mai letzten Jahres in eine Entzugsklinik gegangen, in der mir Diazepam innerhalb von drei Wochen, stationär runter dosiert wurde. War trotzdem ziemlich heftig. Ich hatte bei meiner Entlassung aus dem Krankenhaus überhaupt keine Kraft mehr. Das sollte man wörtlich nehmen. Ich wohne in einer 80 qm grossen Wohnung und als ich dort ankam, sah es sehr unaufgeräumt aus. Ich habe meine Tasche erstmal im Flur fallen lassen und mich auf meine Couch gesetzt. Mehr war nicht drinn. Ich habe einen 14jährigen Labrador Retriever und der braucht natürlich etwas zu essen und mindestens drei Spaziergängen pro Tag. Ich dachte, auch wenn es mir unmöglich erschien, mir täte es für meine Genesung gut, wenn ich drei mal am Tag mit dem Hund spazieren gehe. Gemacht, getan, soweit so gut. Anfänglich hat mir ein Freund aus seiner Wohnung heraus Essen online bestellt, weil ich gar nicht in der Lage war einkaufen zu gehen. Kann mich noch gut daran erinnern, dass ein afroamerikanisch erscheinende Pizzalieferant in meiner Wohnung stand und zu mir sagte: "Should I call an ambulance?". Ich hatte, nur durchs Klingelgeräusch in meiner Wohnung, eine Hardcore Panikatacke. Das war wirklich schlimm. Sehr problematisch war, dass ich, nach 25 Jahren Mietdauer eine Eigenbedarfskündigung erhalten hatte und das in Hamburg. Hier ist es fast unmöglich eine adäquate Wohnung zu finden. Leider bin ich durch diesen, sich nach elf Monaten langsam auflösenden, Entzug absolut zu fast nichts in der Lage gewesen. Normalerweise Dusche ich täglich und putze mir auch täglich die Zähne. Durch diesen Entzug habe ich nur noch einmal in der Woche Zähne geputzt. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie es mir in diesen elf Monaten ging. Man kann es als eine Hardcore Depression bezeichnen, nix geht mehr. Ich habe mir verschiedene Medikamente besorgt um, nicht zuletzt der damit verbundenen Schlaflosigkeit, zu begegnen. Sehr gern informiere ich darüber, sollte es jemanden interessieren. Zusätzliche Entzugssymptome waren schwere Suicidgedanken, ein nicht zu überhörender Tinnitus, erhöhter Blutdruck, gelegentliche sehr harte Panikattacken, völlige Antriebsarmut, heftiger Nachtschweiss, absolute Lustlosigkeit, totale Hoffnungslosigkeit und ich hatte null Energie. Mittlerweile, im elften Entzugsmonat, werden die Symptome merklich weniger. Mein Chi strömt langsam wieder in mich hinein und das ist ein absolut fantastisches Gefühl. Ich fühle mich, auch wenn ich noch keine neue Wohnung gefunden habe und am 25.05 hier ausziehen muss, langsam aber sicher wieder glücklich. Ich wusste gar nicht, daß es so ein Lebensgefühl überhaupt noch gibt. Wahnsinn. Ich kann nur jedem, der im Benzoentzug steckt, raten durch zu halten. Es lohnt sich definitiv. Ich darf noch einmal auf dem Eiffelturm stehen und auf die wunderschöne Stadt, Paris im Mai, herunter blicken. Ich darf noch einmal meiner Tochter den wunderbaren und einsamen Strand, mit den schönen Sanddünen im Norden von Sylt, zeigen. Das Leben ist schön :smiling_face:

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