Hallo,
ich habe noch nie in so ein Forum geschrieben, aber ich möchte das jetzt tun, weil ich gerne wissen würde, ob es Leute gibt, denen es so ähnlich geht wie mir oder die meine Gedanken und Geschichte nachvollziehen können. Zu mir: Ich bin 61 Jahre alt und lebe allein in meiner Wohnung.
Ich muss ein bisschen weiter ausholen:
Vor ???? 30?! Jahren hat eine schwere Depression bei mir angefangen. Vom einen auf den anderen Tag, hat es mich völlig aus der Bahn geworfen.
Ich war in einigen Kliniken und keine Antidepressiva haben gewirkt. In einer Klinik wurden mir Benzodiazepin, damals Tavor, verschrieben: Wow. Ich fühlte mich nach langer Zeit mal wieder gut.
Zur Suchtgefahr hat mich damals niemand aufgeklärt, im Gegenteil: Ich wurde entlassen mit einer Nummer eines Arztes, der das verschreiben würde. Dieser Arzt hat damals schon betont, dass man die irgendwann wieder absetzen müsste, aber ich wusste noch nicht, was das bedeuten würde.
Jetzt 25 Jahre später: Ich habe Tavor durch, dann Lorazepam, jetzt bin ich auf Diazepam. Die Dosis stieg immer weiter. 2024 war ich auf 50mg Diazepam täglich. Es ging so weit, dass ich mir die Pillen sogar auf dem Schwarzmarkt beschaffen musste, dafür schämte ich mich sehr und ich wusste, dass es so nicht weitergehen kann.
Ich bin 2024 dann in die Entzugsklinik. Erst wollte ich 4 Wochen dortbleiben, daraus wurden dann 3 Monate. Die haben mich dann auf 0 mg runtergepeitscht. Ich fühlte mich froh und stolz und spürte kaum Entzugserscheinungen. Die sollten erst später anfangen. Ich wollte mich belohnen und andere Probleme angehen und plante für einige Wochen in eine Privatklinik zu gehen. 4 Wochen nach dem Entzug ging es mir richtig dreckig. Ich fühlte mich schlapp, konnte kaum aus dem Bett, konnte nicht mehr laufen, hatte keinen Appetit mehr, konnte nicht mehr Essen und nicht mehr trinken. Ich habe dort gelernt, dass das ein protrahierte Entzugserscheinungen waren, also zeitverzögert und dass diese teilweise Jahre anhalten können. In der Klinik haben sie mir dann wieder Benzos gegeben: Erst 30 mg Diazepam, davon habe ich nichts gemerkt. Dann 40mg und schließlich 75mg Diazepam. Das war genug, dass ich überhaupt funktionieren kann.
Darauf bin ich jetzt aktuell, nehme 75mg täglich tatsächlich auch manchmal mehr.
Ich bin nach wie vor depressiv, kraftlos, antriebslos, hoffnungslos und freudlos. Manchmal habe ich Suizid Gedanken, aber einfach, weil ich will, dass mein ganzes Leid aufhört. Wirklich machen würde ich das nicht. Ich nehme Antidepressiva (Amineurin 150mg), das hilft mir ganz gut.
Dazu kommen noch einige körperliche Leiden. Z.b. habe ich eine Magenparese, der Magen arbeitet kaum noch, deswegen kann ich nur sehr leicht verdauliche Nahrung zu mir nehmen, habe kaum Appetit und muss mich häufig übergeben.
Ich bin beim Psychologen, Psychiater angebunden und bekomme Unterstützung durch einen Alltagsbegleiter.
Die aktuelle Idee in Absprache mit meiner Psychiaterin ist, dass ich pro Monat 1mg entziehe. Dadurch seien die Entzugserscheinungen geringer. Die verschreibt sie mir auch weiter, aber gleichzeitig habe ich Angst, dass sich meine Dosis weiter erhöht und ich wieder in die Kriminalität rutsche.
So viel zu mir.
Warum ich hier rein schreibe? Ich fühle mich oft so einsam in meinem Leiden. Ich habe das Gefühl, das es kaum Menschen gibt, denen es so ähnlich geht wie mir. Hat jemand schon mal so eine ähnliche Geschichte erlebt?
Hat jemand hier schonmal nach so langer Einnahmedauer und Hochdosis erfolgreich Benzos entzogen oder es probiert?
Hat jemand anderes auch so einen protrahierte Entzugssymptome gehabt? Habt ihr Tricks wie man den Entzug erträglicher machen kann?
Denkt ihr es macht Sinn zu entziehen? Ich meine ich bin 61 Jahre alt, lohnt es sich überhaupt mich so zu quälen.
Oder habt ihr noch Fragen?
Jahrzehntelanger Benzodiazepin Hochdosiskonsum Erfahrungen
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ines2
12. August 2025 um 16:10 Hat den Titel des Themas von „Jahrzehntelanger Benzodiazepin Hochdosiksonsum Erfahrungen“ zu „Jahrzehntelanger Benzodiazepin Hochdosiskonsum Erfahrungen“ geändert. -
Servus ines2
Es macht immer Sinn, wenn du ein Problem hast und das irgendwie verbessern willst.
Ich glaube, zu Beginn könnte man etwas schneller runtergehen, also wen 75 mg aktuell ist.
Sonst wärst du ja bei 75 Monaten, bis es ganz abdosiert istDu bist sicher auch nicht allein, doch nach wie vor ist eine Suchterkrankung ein großes Tabu ...
Tipps und Tricks, ich meine, das muss man für sich finden, jeder tickt anders.
Grundsätzlich ist Sport (da reicht auch spazieren gehen oder etwas Jogging), Hobbys (vlt. welche von früher?) und vor allem gesunde Ernährung hilfreich.Gutes Gelingen
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Vielen Dank, es ist gut zu wissen, dass es scheinbar mehrere Hochdosis Langzeitkonsumenten von Benzos gibt. Leider kenne ich persönlich keinen. Natürlich versuche ich, (am Anfang etwas schneller, später dann ganz langsam mg für mg) von den Pillen wegzukommen. Es ist nur so unglaublich schwer. Die Entzugserscheinungen sind die Hölle. Es müsste ein Gegenmittel für die Entzugserscheinungen geben. Vielleicht gibt es ja so etwas? Antidepressiva und Neuroleptika nehme ich schon. Mit dem Sport - das ist für mich etwas schwierig, aber ich mache jeden Tag meinen kleinen Spaziergang. Hat jemand noch einen ganz besonderen Tipp?
Besten Dank an dich, Franz!
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Hallo zusammen,
ich bin neu hier und mache seit Mai 2025 einen sehr langsamen Diazepam-Entzug (aktuell 9,6 mg).
Es ist ein langer Weg, aber ich will ihn unbedingt gehen.Was mir im Moment am schwersten fällt, ist die Angst vor Schlaflosigkeit und das Auf und Ab der Gefühle.
Ich wünsche mir Austausch mit Menschen, die das kennen, und auch kleine Ermutigungen – denn ich weiß, dass Geduld und ein sanftes Tempo der Schlüssel sind.Danke, dass ich hier sein darf. 💙
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Hallo,
ich mache das gerade auch mit und weiß mir keinen Rat. Ich stecke in der Toleranz und weiß nicht was ich machen soll. Die Dosis halten? Ich habe bereits trotz Einnahme Entzugserscheinungen. Es ist fürchterlich was diese Medikamente mit einem machen.
Vg
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Hallo du Liebe!
Mir ging es genauso . Ich habe täglich 2 mg Tavor genommen und lechzte nach mehr. Ich konnte überhaupt nicht die Dosis 1mg halten - so wie der Arzt empfohlen hat. Das GEHT NICHT! Leider sagen die das einem nicht. Bei 3 mg Tavor und 3 Zolpidem täglich bin ich in die Klinik gegangen. Die haben mich in 10 Tagen entzogen. Es war das Schlimmste, was ich je erlebt hatte. Null Schlaf und 3 Panikattacken innerhalb 2 Tagen. Ich bin nach Hause gegangen. Ich habe versucht mit 2,5 mg Diazepam klar zu kommen, dann mit 3mg. Nach einer weiteren Panikattacke habe ich auf 13mg erhöht. Jetzt dosiere ich nach dem Ashton Protokoll (googeln!) ab. GANZ langsam. Ich werde noch bis 2027 brauchen, um clean zu sein. Und danach ist es auch noch nicht ganz super. Aber einen anderen Ausweg habe ich nicht. Niemand versteht, was ich durchmache, meine Kinder nicht, meine Freunde nicht. Und auch die Ärzte nicht. Schnell, schnell heraus, sagen sie. Du hast nur eine Chance: auf Diazepam umstellen und ganz langsam runter. Ich habe Entzugserscheinungen, der Schlaf geht manchmal gar nicht. Ich weine, bin total dünnhäutig. Ist alles normal. Leider habe ich ein schweres Kindheitstrauma. Deshalb habe ich ich mit Tavor angefangen. Ich habe immer funktioniert, Familie und Beruf, meine narzisstische Mutter.... Vor 5 Jahren ist alles hochgekommen. Ich will aber gesund werden und kämpfe wie eine Löwin. Mein Mann unterstützt mich sehr, aber verstehen kann auch er es nicht.
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Hallo Tem,
bekommst du denn den Alltag noch geregelt?
Was hast du denn für Symptome? Auch schwitzige Hände, zittern usw…Lg
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Liebe Juju.blume!
Am schlimmsten ist die Schlaflosigkeit. Ich habe Unruhe, Zucken in den Beinen, Augenbrennen und ganz schlimmes Brennen am Harnleiterausgang. Wie Feuer. Außerdem bin ich total dünnhäutig, weine und und bin oft depressiv obwohl ich ein Antidepressivum nehme. Ich nehme alles zu ernst, oft eskaliert alles. Am meisten leide ich, weil meine Kinder es nicht verstehen. Wir haben 4 Enkel, und meine Töchter wollten zusammen Weihnachten feiern mit uns. Ich packe vier kleine Kinder an Heiligabend NICHT. Das war schon Stress mit meinen eigenen Kindern früher (ich habe drei Töchter). Ich habe ein schweres Kindheitstrauma und war als Kind sehr einsam. Ich habe keine Geschwister. Meine Mutter war narzisstisch und unreif. Sie hat oft geweint und mich verantwortlich gemacht. Meine jüngste Tochter hat dreimal versucht sich umzubringen. Ich bin kaputt. Ich hoffe trotzdem auf Heilung. Mein Mann unterstützt mich, aber er hat selbst ein Trauma. Will er aber nicht sehen. Ich bin bei 9,6 mg und werde noch vielleicht 2 Jahre brauchenne bis alles überstanden ist. Ich reduziere mega langsam, weil ich sonst abstürze. Es gibt auch bessere Tage, aber meist ist es ein Dauerleid. Ich musste meinen Beruf an den Nagel hängen. Ich fühle mich oft als Last. Viele Freunde haben sich abgewandt. Ich hatte viele Freunde und einen Beruf, den ich liebe. Irgendwann war meine Identität weg. Ich lese und mache Handarbeit. Aber das ist zu wenig. Den Tag kriege ich hin, aber ich bin ab Mittag völlig fertig. LG!
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Hallo Ten,
das kenne ich aber auch noch viele andere Symptome wie Kopfschmerzen Muskelkrämpfe Sehstörungen Empfindungsstörungen Geräuschempfindlich und zittern.
Lg
Hallo,
und leider finde ich keine Dosis mit der ich halbwegs stabil bin.
Hinzu kommt ein Fremdheitsgefühl als wäre ich garnicht mehr ich.
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Hallo Juju. Blume!
Sage mir bitte was genau du entziehst? Tavor? Und wie viel? Ich habe 3 Tavor und 3 Zolpidem täglich genommen. Das würde auf 25 mg Diazepam umgerechnet. 10 mg ist etwa eine Tavor. Ich bin jetzt auf 9,6 mg. Du musst ultra langsam machen. Ich stehe schon 2 Wochen auf der Dosis. Reduziert wird erst dann, wenn ich einigermaßen stabil bin. Die Symptome sind da. Bei mir ist der Schlaf das Wichtigste. Zurzeit habe ich 4 Nächte hintereinander ohne Zolpidem geschlafen. Aber ich warte noch. Du kannst mal Ashton Protokoll googlen. Oder KI befragen. Übrigens Geräusch--und Lichtempfindlichkeit habe ich auch. LG 🌷
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Hallo Ten,
bei mir ist es kompliziert. Ich bekam Rivotril zu absetzen. Als ich nicht mehr weiter kam verschrieb mir der Arzt(Suchtmediziner) noch Flurazepam dazu. Also hatte ich 1 Tablette Flurazepam und über den Tag verteilt ich eben Clonazepam Tropfen.
Nun stehe ich bei 1 Flurazepam und 2,3 mg Clonazepam. Aber es wirkt nicht mehr. Als ich mit den Tropfen weiter unten war habe ich leider Alkohol getrunken um die Entzugserscheinungen zu Deckeln, großer Fehler…so wurde ich auch noch Alkoholabhängig - Entzug von Alkohol folgte.
Scheiße und auch schrecklich. Bist du auch bei einem Suchtmediziner? Oder wer hat dir das umgerechnet? Verträgst du das Diazepam denn ? Und wie war die Umstellung? Lg -
Hallo Ines2,
wo warst du denn in der Klinik? Kannten die sich dort aus mit Benzoentzug?
War es eine Entzugsklinik oder Psychiatrie?Über jede Hilfe wäre ich dankbar.
Lg
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Hallo juju. blume!
Hartes Zeug, was du nimmst. Brauchst du es zum Schlafen? Ich habe niemanden, der mich begleitet, ärztlich. Mein Psychiater hat mir das Scheißzeug Tavor verschrieben. Jetzt verschreibt er mir Diazepam. Ich vertrage es gut, macht aber Verstopfung. Ich habe mir alles bei KI zusammenrecherchiert. Umgerechnet haben die mir Tavor in der Klinik. Da haben sie mich fast zerstört, weil sie alles in 10 Tagen entzogen haben. Ich kann dich nur vor einer Klinik warnen! Du musst allein ganz langsam entziehen. Und kein Alkohol! Lass dir deine Medikamente von deinem Arzt umrechnen. Oder von KI. Diazepam hat eine sehr lange Halbwertszeit, deshalb kann man es langsam entziehen. Ich wünsche dir viel Kraft. Kannst gerne alles fragen. Liebe Grüße, TEM
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Hallo,
bei was für einer Ki?
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Künstliche Intelligenz. Chat GPT zum Beispiel.
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Hi Ten,
dann kamst du mit weniger Diazepam aus oder? Hast du langsam umgestellt? Konntest du mit dem Diazepam direkt schlafen oder hat das gedauert? Lg
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Hi juju. blume!
Schlaf ist mein Hauptproblem. Ich habe alles probiert, nichts hilft. Jetzt endlich schlafe ich mit 7,5 mg Mirtazapin ein. Ich nehme abends noch 100 mg Pregabalin, soll gut gegen Angst und Unruhe sein. Ist aber eine niedrige Dosis. Dann nehme ich eine Menge Nahrungsergänzungsmittel wie Magnesium, Omega 3, Vitamine usw.. Gegen Depression nehme ich Escitalopram 10 mg am Morgen. Wenn es mir schlecht geht, brauche ich eine Zolpidem. Ansonsten geht es. Das Diazepam macht nicht mehr den Schlaf, es puffert nur die Entzugserscheinungen ab. Liebe Grüße! TEM
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