Was tun, gegen Einsamkeit?

  • Nun, dann will ich doch auch mal was dazu sagen:
    Ich habe vor einigen Jahren ein Austauschjahr gemacht und mich am Anfang wie ihr gefühlt. Zwar hatte ich eine liebe Gastfamilie, aber die konnten nun auch nicht so viel für mich machen, noch dazu wo meine Gastmutter Krebs hatte.
    Ich saß oft tagelang am PC, ging nur zum Essen, Schlafen und für die Schule weg. Das hat mich sehr deprimiert und irgendwann musste ich einfach was tun. Denn am PC konnte ich auch in Deutschland hängen. Nun, was tat ich? Ich setzte mich in einen Bus, irgendeinen, und fuhr herum. Einfach so. Irgendwo stieg ich aus und schaute mir die Umgebung an. Manchmal quatschte ich auch wildfremde Leute an, um sie nach irgendeiner Straße zu fragen (dabei hatte ich einen Stadtplan in der Tasche). Ich hatte den Ausländervorteil, weswegen sich manchmal ein richtiges Gespräch entwickelte.
    Aber man sieht immer wieder Menschen in Kaufhallen, die mich einfach anreden. Ich verstehe sie irgendwie, ich lächle dann lieb und rede mit ihnen. Gut, sie sind meist ein Bisschen älter, aber ich weiß, dass ich ihnen eine Freude mache, wenn ich so handle. Versucht doch einfach, Menschen Hilfe anzubieten, helft ihnen beim Tragen, wenn sie schwere Taschen haben (insoweit es euch selber möglich ist).
    Oder was haltet ihr davon, in einer Volksküche oder einem anderen gemeinnützigen Verein zu helfen? Ich weiß ja nicht, wie gut ihn in sowas seid, aber ihr macht damit Menschen eine Freude und für mich persönlich ist das eine der schönsten Gefühle, die ich kenne.

    Lange Rede kurzer Sinn: Ich wünsche euch viel Glück auf eurem Weg. Ich habe es damals auch geschafft und ich weiß, wie hart das ist. Aber ihr schafft das, geht es langsam und Schritt für Schritt an!

    Liebe Grüße

  • Hallo Faceless,
    Es ist schön, daß du es geschafft hast, auf diesem Wege wieder unter Menschen zu kommen.
    Aber so leicht dürfte das nicht jedem fallen. Zumindest bei Igeline und mir sind noch ganz andere Probleme die Ursache für die Isolation.
    Bei mir sind es die Schmerzen, und die Medikamente dagegen, die mich immer mehr isolierten, ja regelrecht Menschenscheu gemacht haben, weil es wirklich eine große Anstrengung ist, mit Dauerschmerz und mit von Medis vernebeltem Hirn sich auf andere Menschen einzulassen, auf sie einzugehen, und ganz normal mit ihnen umzugehen.
    Dazu kommt noch, daß sehr viele MEnschen beim Umgang mit Kranken/Behinderten sehr Gehemmt sind und uns selber sehr merkwürdig gegenüber treten.
    Zum Beispiel finden fast alle einen Rollstuhlfahrer oder einen Gliederamputierten bedauernswert, einen chronisch Schmerzkranken können sie nicht verstehen, sich nicht in die Lage versetzen.
    Jedes Wort, das ich mit fremden wechsle, ist eine absolute Kraftanstrengung, da ich mich auf das Höchste konzentrieren muss.
    Und wie bitte schön, sollen wir jemandem Hilfe anbieten, wenn wir selber auf fremde Hilfe angewiesen sind?
    Wenn es so einfach wäre, sich sozial zu engagieren, meinst du nicht, daß wir das alles schon getan hätten? Meine Isolatin hat vor 40 Jahren angefangen, und ist schubweise immer drastischer geworden. Würde ich mich mit einem Mal in einen Verein eintragen, in dem schon wieder Erwartungen und Forderungen an mich gestellt würden, würde ich mich selber hoffnungslos überfordern, was dann zur Folge hätte, daß ich mich wieder noch tiefer in der Höhle vergrabe.
    Wenn das der Weg einzelner PErsonen ist, so drücke ich denen alle verfügbaren daumen, daß sie damit erfolgreich sind.
    Chronisch Kranke und Behinderte mit einer Jahrzehntenlange Leidensgeschichte müssen aber erst einmal wieder lernen, überhaupt Kontakt mit fremden Menschen zu haben.

  • Hey Dunge,
    es tut mir schrecklich Leid, dass ich es gewagt habe, mich in diese Diskussion einzubringen. Ich bin nun einmal jünger, ich bin körperlich gesund und habe keine Schmerzen. Ich kann also nicht einschätzen, wie es euch geht (wie du es ja selber auch sagtest) und dennoch dachte ich, ich hätte das Recht, mich unter euch zu mischen und einfache Ansatzpunkte zu geben, um euch zu helfen. Ich wusste nicht, dass es so schwer für euch ist, euch in einen Bus zu setzen, da ich gerade dachte, dass das machbar wäre. Die Sache mit der Hilfe anbieten galt natürlich für die, für die es möglich ist.
    Nun, ich nehme all meine Worte zurück, auch wenn ich nie behauptet habe, dass es einfach ist oder ich in derselben Situation steckte, ich kannte lediglich das Gefühl der Einsamkeit und die Schwierigkeit, sich aufzuraffen.
    Viel Spaß noch und denk dran: immer schön freundlich bleiben, dann ist es dein Gegenüber auch!

  • Hallo Faceless,
    wenn ich mich vielleicht etwas im Ton vergriffen habe, so tut es mir leid. Es war auch nicht gegen dich persönlich, nur was meinst, wie oft ich die Argumente, die du vorgebracht hast, schon als Vorwurf gehört habe? Wie gesagt, es tut mir leid, daß ich so ruppig geantwortet habe.
    Natürlich hast du das Recht, dich in die Diskusion einzubringen. Genau dafür sind Foren ja da. Ich sehe auch deine Intention, uns einen Denkanstoß zu geben.
    Nein, einfach in einen Bus setzen, ist mir nicht möglich. Schon die Vorbereitung dazu nimmt größte Anstrengungen ein.Allein für das waschen und anziehen brauche ich 1,5-2 Stunden. Meist brauche ich dann auch noch Hilfe, zum Beispiel beim Schuhe anziehen und zubinden.
    Die nächste Bushaltestelle liegt in etwa 250 Meter von meiner Wohnung entfernt, für die schon 25-30 Minuten brauche. Ich überlege mir also schon sehr gut, wann und warum ich das Haus verlasse.
    Ich schreibe das, weil ich möchte, daß du wenigstens etwas verstehst, wo die Probleme liegen.
    Aber ich habe mich schon auf die Suche nach aktiver Hilfe gemacht, beim Gesundheitsamt, und bei Sozialorganisationen. Mit deren Hilfe könnte ich es vielleicht schaffen, wieder etwas öfter unter Menschen zu kommen.
    Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr gekränkt, und du beteidigst dich weiter an unseren Unterhaltungen.
    Viele liebe Grüße und ein dickes Sorry
    dunge

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