Wie verarbeitet man?

  • Ja, man kann sich hier auskotzen, man hat es niedergeschrieben. Was mir fehlt ist, was mache ich dann damit. Wie beim Therapeuten. Man erzählt es und dann? Bin ich etwas los. Wie funktioniert das dann,das es einem dann auch hilft. Man spricht immer von Verarbeitung. Mit diesem Begriff kann ich immer nichts anfangen. Schlimme Erlebnisse verarbeiten. Ich schreibe es ja auf und erzähle es dem Therapeuten, doch es ändert sich dadurch nur, daß ich noch mehr an all das denke.

    Ich habe die Nacht fast nicht geschlafen, so hing ich jetzt in der Vergangenheit fest. Gefühlt habe ich nichts, aber viele Kindheitserinnerungen sind hochgekommen. Und immer die Frage, wie soll ich mit diesem schlechten Kram umgehen. Ich kann jetzt diese Tür nicht wieder zumachen. Es quält mich. Ist das schon Verarbeitung, daß es mich nochmal so quält und was mach ich dann, damit es mich nicht mehr so quält. Im Moment bin ich auf niemanden böse, außer auf mich, weil ich es alles zugelassen habe, nicht, daß in der kindheit, dafür konnte ich nichts, aber in der 1. Ehe, da hätte ich vieles anders machen können, damit mir nicht immer wieder so weh getan wird.


    edit von sunlight: Aus diesen drei ersten Beiträgen wurde auf Wunsch der Userin nun ein eigenständiges Thema eröffnet, denn es entstand unsprünglich in diesem Thema: Darf man kranke Menschen hassen? wo es von der Thematik doch etwas abwich. Hier kann nun ausführlich darüber geredet werden :smiling_face:

  • Moin Tine!

    Bespreche das auf jedenfall mit Deinem Therapeuten.
    Zuviel aufeinmal solltest Du Dir nicht zumuten.
    Ich denke, es ist ganz wichtig, die wegdissoziierten Gefühle hochzuholen, also nachzuholen. Dir da auch Zeit zu geben.
    Mir hat Reden geholfen, damals mit 20; bei Dir ist es wohl das schreiben hier..... Und wie gesagt das ist ein Prozess, stell Dir eine Zwiebel vor, nach und nach fällt eine Haut nach der anderen. Du solltest Dich nicht drängen und von jetzt auf gleich eine Veränderung erwarten. Das geht nur allmählich.

    Zitat

    .....aber in der 1. Ehe, da hätte ich vieles anders machen können, damit mir nicht immer wieder so weh getan wird.8


    Wie hätte das gehen sollen?
    Du hast nie gelernt damit umzugehen, hast Dich nie jemandem richtig anvertraut. Du hast es verdrängt, das war damals wohl der einzig mögliche und damit auch richtige Weg, um Dich selber zu schützen.
    Jetzt ist wohl der richtige Zeitpunkt. Versuche das so anzunehmen und mach Dich nicht wieder mit unrealistischen Erwartungshaltungen klein und hilflos. Das ist vielleicht Dein gewohntes Muster. Man greift gerne auf 'Altbewährtes' zurück, egal wie schlecht es für einen im Endeffekt ist.''
    Aber nun gilt es alte Verhaltensmuster aufzubrechen und da wird Dir Dein Therapeut hilfreich zur Seite stehen.
    Das wird schon, zumal Dir theoretisch ja schon 'ne Menge klar ist.

    Nur Mut,
    LG,
    Kassi

  • Morgen Kassi, das mache ich. Es verändert sich im Moment viel bei mir. Aber ich schaffe meinen gewohnten Ablauf immer noch. Ich denke nur viel nach, aber es geht mir dadruch nicht schlechter. Ich habe nur das Gefühl, ich bin wach geworden und sehe so viel,was ich noch nicht einordnen kann. Es brauch sich also keiner Sorgen machen. Es ist alles nur so komisch, aber ich zerbreche nicht daran. Das mit der Zwiebel hast du gut beschrieben. Und wenn ich das nächste Mal so traurig bin, werde ich deutlicher schreiben, daß ich euch brauche und ich geh an meinen Boxsack vorher, bevor ich mich dann bei Euch melde. Ich muss ja lernen, das mit mir alleine auszutragen. Vielleicht ist es dann bald so, daß ich es Euch nur noch erzählen muss was los war. Denn im Grunde könnte ihr mir ja auch nur Zuspruch geben und Trost. Den muss ich mir irgendwie selber geben.

  • Ich freu mich, daß dieses Thema nun eigenständig eröffnet wurde. Mich interessiert wirklich, wie man Erlebtes verarbeitet. Was muss ich da genau tun und wann ist es denn verarbeitet. Ich habe so viele schreckliche Dinge erlebt. Was sind Eure Erfahrungen mit diesem Thema. Wie gehen Eure Therapeuten damit um. Was wird in Krankenhäusern gemacht. Ich merke nur, daß mich Themen von früher nerven und ich kriege immer um die Ohren gehauen, schon seit Jahren. Das musst du verarbeiten. Aufschreiben oder drüber erzählen helfen bei mir nicht. Würde mich freuen, dazu Eure Meinungen zu bekommen.

  • Ich glaube, man kann das Verarbeiten nicht anhand von Techniken und Methoden festmachen. Ich verfalle auch immer gerne in die gleiche Schiene und versuche alles über den Kopf zu regeln, vor allem die Gefühlsangelegenheiten. Aber das funktioniert nicht, weil nicht der Kopf es begreifen muss sondern die Seele oder das Herz. Verarbeiten braucht Zeit und die Psyche nimmt sich diese Zeit selber, ohne dass wir es wirklich beeinflussen können.

    Dir mag es vielleicht nicht so vorkommen, als ob es dir etwas bringen würde, wenn du über deine Probleme sprichst und deine Erlebnisse erzählst. Aber tief in dir drinnen fängst du an, an deine Probleme heranzugehen und die Gefühle zu zu lassen. Manchmal braucht es länger, um ein Gefühl zu zu lassen oder erst einmal an es heranzukommen, und manchmal geht das schneller. Das hängt auch immer etwas von dem 'Alter' des Gefühls ab.
    Irgendwann kommt dann der Moment, an dem man plötzlich feststellt, dass man schon lange nicht mehr an diese oder jene Erinnerung gedacht hat. Oder das bestimmte Dinge einem gar nicht mehr so wichtig sind, weil man damit abgeschlossen hat. Das ist eher ein unbewusster Prozess und geschieht einfach, wenn man selber dafür bereit ist.
    Ich selber habe bei mir davon selten etwas mitbekommen. Manchmal kam's dann ganz plötzlich beim Kartoffelschälen oder Putzen oder irgend einer anderen Tätigkeit, dass ich merkte, dass ich schon lange nicht mehr mit einer bestimmten Sache gehadert habe. Heute zum Beispiel habe ich in meiner Klausur gesessen und ganz plötzlich gedacht: Wow, du drehst nicht durch, weil du keinen Plan von der Antwort zu dieser Aufgabe hast. Da habe ich dann gemerkt, dass es mittlerweile nicht mehr so eine große Bedeutung für mich hat und ich endlich einen großen Schritt weiter gekommen bin. Ehrlich gesagt ist mir die Tragweite gerade erst bewusst geworden und ich hab's mir jetzt erst so wirklich bewusst gemacht, was es für mich bedeutet. Gut, dass du das Thema angefangen hast. :smiling_face:


    Eine Art und Weise, um an Gefühle heranzukommen und zu verarbeiten, habe ich aber dennoch in einer Klinik kennen gelernt. Es nennt sich Schlafentzug und ist auch genau das. Man darf 36 h am Stück nicht schlafen, was nicht nur positive Auswirkungen auf den Schlaf hat. Bei mir hat's zum ersten richtigen Kontakt mit meinen Gefühlen und dem Zulassen geführt. Ich persönlich würd's aber nie ohne ärztliche/therapeutische Aufsicht machen, wenn man wirklich in die Gefühle reingehen will. Ein Therapeut wird da dann auch noch mal ganz gezielt Gefühle kitzeln, damit man richtig an seine Grenzen kommt. Deshalb ist's auch wichtig, dass jemand da ist und man hinterher keine Dummheiten macht. Sonst wird's sehr schnell wirklich gefährlich!


    Aber wie gesagt, zum Verarbeiten gehört erst einmal das Begreifen und Zulassen! Hast du das geschafft, hast du schon einen sehr großen Schritt gemacht und viel gewonnen! :smiling_face:

  • Hi Tine,

    wie verarbeitet man Erlebtes? Das ist schwierig zu beantworten, weil es nichts ist was man tut, sondern etwas man zuläßt. Seine Erinnerungen zu be- oder verarbeiten bedeutet, vor ihnen nicht wegzulaufen, sondern sie auszuhalten. Das ist oft schmerzhaft, wenn Erinnerungen an schreckliche Erlebnisse plötzlich auftauchen und schmerzhafte Gefühle in uns auslösen. Wir möchten gern vor den Gefühlen und den Erinnerungen flüchten, uns ablenken, Musik hören, irgendetwas tun, nur die Gedanken nicht zulassen. Doch solange wir weglaufen werden sie immer wieder kommen. Erst wenn wir all unseren Mut zusammennehmen und die Gefühle und Erinnerungen aushalten, nicht mehr vor ihnen wegrennen, dann werden sie irgendwann schwächer, leichter auszuhalten und auf einmal tun sie nicht mehr weh.

    Gerade in der ersten Zeit ist es nicht leicht und es ist nicht jedermanns Sache, das allein auszuhalten. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, daß mein Gedächtnis sehr gnädig mit mir war. Es hat mir immer nur so viel zugemutet, wie ich gerade so aushalten konnte. An manches aus meiner Vergangenheit konnte ich mich zu Anfang meines Weges nicht erinnern. Erst später, als ich stärker geworden war, da fiel mir immer mehr ein, was alles losgewesen war. Nicht nur ich habe diese Erfahrung mit der "Gnade" der fehlenden Erinnerungen gemacht, ich kenne etliche Abhängige, die ähnliches erlebt haben.

    Es ist meiner Erfahrung nach notwendig, sich irgendwann seinen Erinnerungen und den Gefühlen dabei zu stellen. Sie lassen sich nicht ewig unterdrücken und ich kenne niemand, der ohne diese Bearbeitung langfristig zufrieden leben konnte.

    Der Rat, das mit dem Therapeuten zu besprechen, ist sicherlich gut. Ich hoffe, ich habe mich diesmal nicht wieder zu kompliziert ausgedrückt.

    Grüße

    det

  • Ich wuenschte ich haette eine Antwort auf Deine Frage..... Ich weiss ja selber nicht was ich mit dem ganzen Mist machen soll. Manchmal schaue ich zurueck, zu dem an was ich mich so erinnere und dann frage ich mich.... "Und was jetzt damit?" "Was soll ich mit dieser ganzen Wut jetzt machen?"

    Den Therapeuten den ich damals in Deutschland gesehen habe hat immer gesagt... man kann nicht alles auf die Kindheit schieben. Stimme ich schon zu, aber warum kann mir keiner helfen diese Gefuehle zu verarbeiten, ich weiss einfach nicht wie ich es anstellen soll!!!

    Die dumme Therapeutin die ich in Louisiana gesehen habe, na die war die doofste die ich jemals erlebt habe. Wollte dass ich Mitleid mit meiner Mutter habe, dass diese nur so war weil ich diejenige gewesen bin als Kind... da ich ja so unmoeglich war...., und praktisch ich soll mich doch zusammen reissen und nett zu meiner Mutter sein, dann auch irgendwas weil ich ein Einzelkind bin....
    Wenn ich nur daran denke was diese doofe Kuh da alles losgelassen hat muss ich nach Luft schnappen. Wie kann man ein Kind fuer die Handlungen der Mutter zur Verantwortung ziehen? Ich habe meiner Mutter nicht mit 4 Jahren gesagt, dass diese mich mit in die Bar nehmen soll und dass ich ihr beim Maenner einfangen zusehen moechte und sie dann mit denen ins Bett geschickt habe. Dieser dummen SChnalle von Therapeutin wuensche ich, dass die Menschen sie eines Tages so sehen wie sie ist... eine ganz dumme Kuh die von ihrem Fach keine Ahnung hat! Ausserdem habe ich erst hinterher erfahren dass diese dumme Schnecke noch nicht mal eine Psychologin ist, sondern nur eine die einen Masters Degree in psychologischer Kunst hat... hatte ich vorher noch nie von gehoert. Ihre Aufgabe sollte sein, den Patienten mit Bilder malen usw zu helfen. UGH!!!!

    Nu... und hier muss ich sehen dass ich frei bekomme dass ich diesen Psychologen sehen kann. Sollte ihn morgen um 13:00 Uhr sehen, wurde mir doch glatt die Schicht von der anderen Kollegin gegeben und ich habe nicht bis 14:30 Uhr frei. UGH!!!!!

  • @ fritz, nein du hast dich nicht zu kompliziert ausgedrückt. Wie du jetzt schreibst, ist es mir sehr gut verständlich. Bei mir ist es ähnlich wie bei Dir. An vieles kann ich mich gar nicht erinnern. So sehr ich michauch anstrenge, es sind ganze Jahre als Kind weg. Muss so nebenbei aufgewachsen sein,sonst hätte sich doch irgend was eingeprägt oder es war so schlimm, das ich alles verdrängt habe. Aber so langsam fange ich an zu fühlen. Gestern beim Therapeuten bin ich auch gefühllos hingegangen, habe dissoziiert und dann haben wir geredet und er hat noch eine Übung mit mir gemacht, wo ich zum Schluss auch noch lachen konnte und mein Kopf dann frei war.

    @ Chemy, ich kann dich so gut verstehen. Ich bin auch an die verschiedensten Therapeuten gelandet, die nichts getaugt haben. Oder in dem einen Krankenhaus, wo man mir immer weiß machen wollte, daß ich schuld bin und nur mehr üben muß, damit die Therapie greift. Wenn ich da nach ein paar Wochen wieder auf der Matte stand, damit ich mich nicht umbringe, haben die noch gesagt, was denn, schon wieder da. Da fühlt man sich richtig scheiße. Ich bin glaube ich auch noch Therapiegeschädigt von diesem Krankenhausaufenthalten. Auch da bekam ich den Verwurf, na, jetzt müssen sie das doch endlich mal verarbeitet haben. Da wusste ich noch gar nicht, was ich da verarbeiten sollte. Das wäre aber noch mal ein anderes gutes Thema, die Erfahrungen in den Krankenhäusern, speziell auf der Geschlossenen. Schreckliche Erfahrungen mußte ich da ein paar Jahre machen. Bis ich endlich in ein anderes krankenhaus ging. Das hatte mir das Leben gerettet.

    @ wurmel
    Danke für Deine Worte, ich denke du hast Recht, wenn Du schreibst, wenn man an gewisse Sachen nicht mehr so oft denkt und sie nicht mehr so quälen, dann hat man schon verarbeitet.
    Aber Würmchen, mal was anderes. Ich finde, du lernst zu viel. Es hört sich immer so an, als ob du gar nicht lebst dabei. Paß auf, daß du das Leben nicht verpaßt. Du bist sehr ehrgeizig, finde ich auch gut, aber ich lese immer nur lernen, lernen, lernen. Ich vermisse nur das Leben bei Dir.

  • Hi Tine,

    schön daß es mir endlich gelingt, mich verständlich auszudrücken. Zu deiner Antwort an Wattwurm möchte ich noch etwas anfügen. Verarbeiten und vergessen ist nicht das Gleiche. Das Vergessen ist das Ergebnis von erfolgreichem Verarbeiten. Wir alle kennen es ja, daß uns immer wieder Erinnerungen, Gedanken und Gefühle plagen, die wir überhaupt nicht haben wollen. Offensichtlich sind sie so stark, daß sie sozusagen die Kontrolle über unser Denken haben und plötzlich da sind, obwohl wir sie so gern weg hätten. Solche Erinnerungen kann man meist nicht einfach vergessen, dazu sind sie zu intensiv. Man kann sie verdrängen, aber das ist nicht sinnvoll, das habe wir alle viel zu oft und zu lange getan. Oder man kann seinen Mut zusammennehmen und ihnen ins gesicht schauen. Wenn man das immer wieder tut, dann verlieren sie Stück für Stück ihren Schrecken, werden leiser und sind irgendwann weg - oder zumindest nicht mehr bedrückend. Jetzt hat man den Punkt erreicht, an dem man erfolgreich vergessen kann.

    Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Ich hoffe, ich habe den Unterschied verständlich beschrieben. Wenn nicht, dann frage ruhig noch einmal nach. Lieber fünfmal fragen als einmal zu wenig.

    Zu den "vergessenen" Jahren: es geht mir auch so, daß mir Jahre aus Kindheit und Jugend fehlen. Warum das so ist, weiß ich auch nicht, es ist halt so. Ich meinte eher wirklich schreckliche Erinnerungen, die ich verdrängt hatte und die Stück für Stück wieder zurückkamen. Immer noch sehr schmerzhaft, aber nie mehr, als ich verkraften konnte. Auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, es nicht mehr auszuhalten. Zurückschauend weiß ich, daß es richtig und gut war, so wie es gelaufen ist.

    Grüße

    det

  • @ fritz: Ich glaube, das Vergessen ist gar nicht so wichtig. Ich zum Beispiel habe nichts von dem vergessen, was gewesen ist, aber es ist einfach nicht mehr so präsent für mich. Ich empfinde es nicht mehr als so weltbewegend-schlimm und es ist einfach nur noch eine ungute oder manchmal auch schlimme Erinnerung, die ich zwar nicht vergessen kann und will, die aber mein Leben auch nicht mehr täglich beeinflusst.
    Vielleicht hab ich mich ein wenig unverständlich ausgedrückt. Ich meinte auch nicht, dass man schlimme oder unangenehme Erlebnisse vergessen soll, sondern dass sie das alltägliche Leben nicht mehr beeinflussen. Sie kommen zwar immer wieder mal hoch, wenn einem etwas ähnliches passiert oder man durch einen Zeitungsartikel oder etwas anderes an eigene Erlebnisse erinnert wird. Aber sie sind einfach nicht mehr allgegenwärtig und beeinflussen oder sogar bestimmen das Leben nicht mehr.

    @ Tine: Ja, das weiß ich auch, hab's mir auch oft genug von Therapeuten sagen lassen müssen. Ich weiß auch, dass ihr alle Recht habt, kann aber trotzdem nicht anders, weil ich den Glauben an mich selber verlieren würde, wenn ich keine halbwegs guten Leistungen mehr bringe. Tja, und da ich leider nicht als Genie auf die Welt gekommen bin, muss ich mich eben mehr reinknien.
    Aber mein Studium lässt es im Moment auch nicht anders zu, weil ich sonst die Klausuren nicht schaffe und dann das Studium gleich hinschmeißen könnte. Tja, sind ja nur noch 1.5 Jahre und dann habe ich zumindest nen Honours Bachelor und damit einen Abschluss. Das überlebe ich auch noch und in den Ferien kann ich ja auch noch 'leben'.
    Aber danke, dass du dir Sorgen machst. Ist schön, dass es auch Menschen gibt, die mir immer wieder sagen, dass ich das Leben nicht vergessen sollte. Vielleicht kommt's dann irgendwann auch mal in meiner Psyche an. :smiling_face:

    Zum Thema:
    Vielleicht hilft's dir auch, dir selber klar zu machen, wie dein Leben aussehen würde, wenn du es verarbeitet hättest. Wo willst du hin, was sind deine Ziele, so in der Art.
    Ohne ein klares Ziel ist es schwer auf etwas hinzuarbeiten, weil man nie weiß, wo man hin will. Es ist auch dir Frage, was heißt für dich 'verarbeitet'.
    Ich habe auch erst anfangen können, wirklich an mir zu arbeiten und meine Depressionen erfolgreich zu bekämpfen, als ich wusste, wie wunderbar es sich anfühlt zufrieden zu sein und mal wieder 'Tageslicht' zu sehen anstatt der ständigen seelischen Dunkelheit. Da wusste ich dann auch, wo ich hin will und konnte ganz gezielt darauf hin arbeiten.
    Wenn man schon einmal weiß, was man nicht will, ist man ein ganzes Stück weiter.

    Hast du mit deiner Therapeutin eigentlich am Anfang einmal Ziele aufgestellt? Also, was du von der Therapie erwartest und wo du hin willst?
    Ich habe mit meinem letzten Therapeuten am Anfang klare Ziele aufgestellt und wir haben dann ganz gezielt darauf hin gearbeitet. Er hatte die Ziele ganz vorne in seiner Akte von mir und hat von Zeit zu Zeit immer wieder einmal einen Blick mit mir zusammen drauf geworfen. Es war auch ein einfach tolles Gefühl, als wir dann das erste Ziel gemeinsam abharken konnten und ich festgestellt habe, dass ich meinen Zielen etwas näher gekommen bin.

  • Teil 1

    Vielen Dank für die tolle Gedankenanstösse zum Thema!

    Ich würde aus meinen Erfahrungen und meinem Wissen noch ein paar Anmerkungen machen bzw. würde ich mich freuen, wenn ihr schreibt, falls ihr danach noch neue Gedanken zum Thema habt.

    Das Thema Dissoziation wurde schon kurz angesprochen. Ich finde, das mit dem Vergessen ist unklar abgehandelt in den bisherigen Beiträgen zum Thema.

    Beim Vorliegen eines psychischen Traumas oder mehrerer spaltet die Seele aus Selbstschutz Erinnerung sozusagen ab. Man kann sich an Erlebnisse bzw. Zeiten nicht mehr erinnern.

    Meine Erfahrung ist, dass "normale" und Trauma-Psychotherapie erheblich unterschiedlich sind. Und erschreckend viele "normale" Psychologen/innen sind nicht fähig ein Trauma zu erkennen. Meine vielfältigen psychischen Probleme (Ängste, Zwänge, ...) waren mit der "normalen" Psychotherapie nicht alle lösbar bzw. habe ich auch aufgegeben gehabt... Durch bestimmte Umstände bin ich darauf gekommen, mich auf ein psychisches Trauma anschauen zu lassen - also mit langer Wartezeit bei einer Trauma-Psychotherapeutin einen Termin gemacht... Ich habe mehrere :winking_face: ... Schließlich auch einen Therapieplatz (ambulant) bekommen und nun bin ich bereits 2 Jahre dabei ... von vorausgesagten 7-8 Jahren (ohne Unterbrechungen durch lebensfremde Krankenkassen-Regelung mit 2 Jahren Wartezeit, wenn die definierten Sitzungen rum sind). :-/ Es ist sehr hart, aber es scheint sehr hilfreich zu sein.

  • Teil 2

    Jedenfalls ist dieses Vergessen aufgrund eines Traumas und das Vergessen, weil man verarbeitet hat, zwei völlig verschiedene Sachen.

    In der Therapie bei mir werden solche "vergessenen" Erinnerungen wieder erinnerbar gemacht und damit können sie dann "verdaut"/verarbeitet und hinter sich werden unter Mithilfe von anderen/klassischen Methoden der Psychotherapie - soweit die Theorie. Die Methode des Erinnerns ist so, dass ich "gut" Möglichkeit habe, anzuzweifeln, ob meine Erinnerungen so stimmen -kritisch sein ist gut, aber ich mache es auf eine destruktive Art ... und verdauen muss ich die Sachen, die mir zur Kenntnis kommen, trotzdem ... Und das finde ich alles ziemlich schwer. Zumal - was wohl normal ist - in der Verarbeitungsphase manche psychischen Störungen erstmal schlimmer werden.

    Das mit dem auf das Ziel schauen fand ich z.B. gut - aber es ist eben auch noch lange hin ...

    Wie gesagt: Vielleicht habt ihr noch hilfreiche Gedanken dazu. Ich würde mich freuen.

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