Hi!
Zu den Schlafproblemen: Da musst du wohl leider "einfach" durch… also, ich denk, da bleibt dir nix anderes übrig, als es so zu akzeptieren, wie es ist: Du machst einen psychischen Entzug durch und dazu gehören Schlafprobleme. Aber sie gehen vorbei!!!
Zum Suchtdruck: Das ist ja irgendwie das Grundproblem bei dem ganzen… Ich denk, das ist halt ziemlich individuell, wie man damit umgeht… zum einen, was tun, um möglichst wenig Suchtdruck aufkommen zu lassen (siehe, was Franz vorschlägt), und zum anderen, wie mit dem Suchtdruck umgehen, wenn er dann eben da ist.
Also Suchtdruck vermeiden: Grundsätzlich, es sich irgendwie möglichst gut gehen lassen; Dinge tun, die einem Spaß machen/ gut tun/ die Endorphine ankurbeln. Bei mir war das z.B. Sport (vielleicht findest du ja auch Gefallen an einer neuen Sportart? Inline-skaten? Schwimmen? Ich mach einen Kurs in Wirbelsäulengymnastik, da geht's voll ab, ist eher ein Fitnesstraining zu lauter Musik. Gibt's bei euch einen größeren Sportverein? guck mal was die so im Programm haben). Sauna kann ich auch nur empfehlen! Also nicht mal zum einschlafen, sondern einfach um sich gut zu fühlen; regelmäßig 1x pro Woche oder so. Sich im Sonnenschein in ein Straßencafe setzen. Was leckeres kochen. Mal neue Klamotten kaufen. So Kleinigkeiten halt… Ich hab angefangen Socken zu stricken… hab's mit Meditation versucht... was auch immer. Du musst für dich was rausfinden. Ich hab damals über Tage ein Brainstorming gemacht und eine lange Liste geschrieben mit solchen Dingen; auch Sachen, die mir erst eher abwegig schienen.
Und wenn er dann da ist der Suchtdruck: Ich glaub, da waren 2 Dinge wichtig für mich. Erstens: Mich motivieren standhaft zu bleiben, indem ich mir klar machte, wie schlecht es mir mit dem Kiffen ging und wie viel besser es mir in einem abstinenten Leben geht/ gehen wird. Das muss einfach erstmal ganz tief im Kopf verankert sein; man muss sich darüber wirklich im Klaren sein: Mit Kiffen geht’s mir auf Dauer schlecht, ohne Kiffen wird's mir auf Dauer besser gehen. Und zweitens: Die Gewissheit, dass dieser Suchtdruck-Zustand vorbei geht! Dieses Kiff-Verlangen tritt irgendwann auf, steigert sich dann meistens noch, wird immer schlimmer, man ist total am Boden und alles ist unendlich schrecklich… aber… wenn man das durchhält, "einfach" da durch geht, hört es auch wieder auf! Du wirst merken, dass es dir langsam wieder etwas besser geht, wirst die eine oder andere Aktivität starten und der kleine Teufel hat sich (erstmal…) verzogen. Er wird natürlich immer wieder auftauchen. Aber das ist eigentlich gewiss und kann dir, glaube ich, jeder bestätigen, der über länger Zeit (Monate oder Jahre) abstinent ist: Die Abstände zwischen diesen Suchtdruck-Attacken werden größer und sie werden mit der Zeit immer schwächer.
Zu Depression und schlechter Laune: Je nach dem wie du veranlagt bist, ist das evtl. auch nur in der ersten Entzugsphase so extrem und lässt nach ein paar Tagen oder Wochen merklich nach. Im Prinzip kann da auch alles helfen, was ich zum Thema Suchtdruck geschrieben hab; also sich selbst gutes tun und wissen, dass es ein vorübergehender Zustand ist, der vorbei geht und sich mit der Zeit insgesamt bessert. Vielleicht ist das bei dir aber auch ein gravierenderes Problem; dann kannst du dir evtl. noch mal psychotherapeutische Hilfe suchen (eine Psychotherapie mit einem Suchtmittelfreien Kopf ist sehr viel effektiver als mit Suchtmittel!)
Was mir geholfen hat aufzuhören: Leidendsdruck. Mir ging's so dermaßen sch*** nach jahrelangem dauerkiffen, dass ich so einfach nicht mehr wollte.
Was mir half, abstinent zu bleiben: Klar, alles, was ich zu Suchtdruck schrieb. Ansonsten meine echt gute Selbsthilfegruppe, die ich hier in meiner Stadt gefunden hab! 1x pro Woche mit Leuten zusammen sein, die das gleiche Problem haben, und sich austauschen, reden können, Erfahrungen anderer hören, sich verstanden fühlen, d.h. wissen, dass man verstanden wird, Zuspruch oder Ratschläge bekommen… usw. Und mir half auch eine Psychotherapie, die ich mit der Abstinenz anfing; half mir, im Leben wieder Fuß zu fassen und eine Richtung zu finden und überhaupt besser mit mir und der Welt klar zu kommen.
Zu "wie lange dauert es…": Das ist halt sehr individuell. Hängt von so vielen Faktoren ab. Aber eins ist dabei auf jeden Fall wichtig: Es geht um ZUFRIEDENE Abstinenz! Je besser du es hinkriegst, dass es dir in deinem abstinenten Leben möglichst gut geht, desto eher wird der Suchtdruck schwächer und schwächer. Meistens hat das ganze auch mit irgendeiner Veränderung in deiner Lebensführung und/ oder Teilen deiner Persönlichkeit zu tun (das ist mMn ein sehr sehr wichtiger Punkt, würd hier aber jetzt zu weit führen) … Bist du dauerhaft unzufrieden in deinem abstinenten Leben, hat der Suchtdruck leider leichtes Spiel…
Wie lange es dauert, bis man gar keine Probleme mehr hat… Ich bin jetzt seit 1 ¾ Jahren kifffrei. Und ich kann nicht sagen, dass ich "gar keine Probleme mehr" hab. Obwohl ich echt froh über mein abstinentes Leben bin; es ist 1000mal besser als mein bekifftes Leben war. Aber auch bei mir taucht der Bock aufs Kiffen immer wieder mal auf. Gott sei Dank nicht massiv oder drängend, meistens nur ganz leicht und für kurze Momente. Aber es spukt immer wieder mal in meinem Kopf … und ich träum auch jetzt noch phasenweise öfter davon. Aber das ist nicht wirklich belastend; ist irgendwie klar und normal für mich; gehört zu mir. Der Teufel bleibt mein Leben lang mein Begleiter, aber er ist mittlerweile so schwach geworden, dass meine gelegentlichen "Kämpfe" mit ihm kein wirklich belastender Teil meines Lebens mehr sind. So würd ich's für mich sehen. Und ich hoff, diese Perspektive wär auch für dich eine akzeptable…
lg
echt