Ich bin gerade sehr fassungslos und muss es irgendwo loswerden.
Meine ganze Familie ist an Corona erkrankt. Mein Mann zuerst, dann ich und auch meine Tochter hatte einen positiven PCR-Tests.
Wir kamen in Isolation. Seit neuestem verhängt unsere Stadt Quarantäne grundsätzlich für 3 Wochen, man kann sich aber nach 2 Wochen "freitesten". Bei meinem Mann war das frühestens ab letzten Mittwoch möglich, bei mir letzten Freitag und bei unserer Tochter seit heute (Montag).
Erste Unlogik: mein Mann sollte zum Freitesten einen PCR-Test machen lassen. Diese sollen nach RKI-Empfehlung nur bei schweren Erkrankungen gemacht werden (Krankenhausaufenthalt, Intubation). Der Test war positiv, keine Reaktion vom Gesundheitsamt, gefrusteteter Mann (der keine Symptome mehr hat).
Heute haben wir nun zu dritt versucht, uns freizutesten. Das Drive-in-testzentrum ohne Termin macht, entgegen Infos aus dem Internet, erst um 14 Uhr auf, nicht um 9. Alle anderen Testzentren brauchen Terminvereinbarungen, die sind aber erst ab Spätnachmittag verfügbar. Mein Mann flippt gerade hier aus, weint und schreit, meine Tochter sitzt verschreckt im Auto und ich versuche, eine schnelle Lösung zu finden.
Ach ja, mein Mann hat, ebenso wie ich, eine chronische Depression.
Ich zittere am ganzen Körper.
Bei Lichte betrachtet ist alles nicht schlimm. Wir fahren eben heute Nachmittag nochmal zu dem Testzentrum ohne Termin (es ist viel zu kompliziert, drei Testtermine für Schnelltests zusammenhängend zu bekommen, das überfordert mich total). Das (hoffentlich negative) Ergebnis schicken wir an eine spezielle Emailaddi unserer Stadt, dann befragt uns ein Arzt vom Gesundheitsamt (theoretisch, wann der aber anruft, steht vermutlich in den Sternen) und wenn der grünes Licht gibt, dürfen wir wieder raus.
Eine vernünftige Betreuung ist das nicht gewesen, allein ich habe drei Schreiben bekommen, die sich widersprechen (bis wann ich in Quarantäne sein soll, ab wann ich mich wie freitesten kann...), das gleiche für die Tochter.
Da weiß die Rechte nicht, was die Linke tut...
Ich verliere den Glauben an ein einigermaßen funktionierendes staatliches System. Ich habe alle Regeln eingehalten, mich verantwortlich verhalten und teilweise freiwillig isoliert um nun gefühlt im Regen stehen gelassen zu werden.
Gerade habe ich mit einer Frau vom Gesundheitsamt gesprochen und ihr die häusliche Lage geschildert (wir sind mittlerweile wieder zu Hause angekommen und haben uns erneut eingeschlossen) und Alarm geschlagen. Jetzt hat jemand vom psychiatrischen Dienst angerufen, der coronatechnisch keine Ahnung hat aber angehört hat, wie ich vor mich hinzittere. Der will sich nochmal melden.
Tochter hab ich jetzt erstmal vor den Fernseher geparkt. Mann liegt auf dem Bett und weint.
Ich muss stark sein.