Ich möchte meine Entzugsgeschichte über Hydromorphon teilen, auch um etwas Optimismus und Hoffnung zu verbreiten. Es geht (bis jetzt)!
Ich bin Anfang 2016 mit Multiplem Myelom diagnostiziert worden. Das ist ein (leider immer noch unheilbarer) Knochenmarkkrebs, der mit einer Stammzellentransplantation behandelt wird. Aber darum geht es jetzt nicht. Einfach beschrieben, verwandelt sich beim MM das Knochenmark in eine Art ätzende Säure, die die es umgebenden Knochen zerfrisst. Zusätzlich produziert dieses veränderte Knochenmark anstatt normaler Blutzellen ein Art Gift, das Nieren, Herz und Leber schädigt.
Durch die Zerstörung der Knochensubstanz hatte ich insgesamt 6 pathologische (also anlasslose) Rippenbrüche und danach 4 zusammengebrochene Wirbel, 3 BWS und 1 LWS. Durch die mit den Wirbelbrüchen verbundenen Schmerzen konnte ich mich faktisch nicht mehr bewegen, und wurde also parallel zu den Krebs-Chemos palliativ behandelt. Bei einer Dosis von 2x 24mg retardiertem Hydromorphon (plus Palladon akut für Schmerzspitzen) war dann die Dosis erreicht, die die Schmerzen erträglich machte.
Das Palladon habe ich dann in den folgenden Monaten vielleicht drei- oder viermal nehmen müssen, den Rest der Großpackung habe ich letztes Jahr wegen Ablauf des Haltbarkeitsdatums entsorgt. Im Spätsommer 2016, während der Anschlussheilbehandlung, habe ich dann nach Rücksprache mit meinen Ärzten, aber ohne deren Begleitung, die Hydromorphondosis von 2x 24mg auf 2x 16mg reduziert. Ich hatte dabei einige physische Probleme, vor allem Krämpfe und Schmerzen in den Füßen und Restless-Leg-Syndrom, aber das ließ sich relativ leicht ertragen. Im Frühjahr 2017, also etwa ein Jahr nach dem ich auf 24mg eingestellt war und ein gutes halbes Jahr nach der Reduktion auf 16mg, habe ich die Dosis dann nochmal von 2x 16mg auf 2x 8mg reduziert, wieder mit ärztlicher Genehmigung, aber ohne deren Begleitung. Die Probleme waren vergleichbar mit denen der vorherigen Reduktion, für mich gut ertragbar. Bei beiden Reduktionen hat es etwa 2 Wochen gebraucht, bis ich keine Entzugssymptome mehr hatte.
Jetzt habe ich ungefähr 2 Jahre lang täglich 2x 8mg genommen und diese Dosis vorgestern auf 2x 4mg reduziert, vor allem auch um auszutesten, ob ich überhaupt noch soviel von dem Zeug brauche, um meine Schmerzen im Griff zu halten. Ich glaube nämlich, dass die Schmerzsituation im Rücken mittlerweile weitgehend ausgeheilt ist und ich möglicherweise gar keine Schmerzmittel mehr brauche. Ich habe den Eindruck, dass die Entzugssymptome etwas stärker sind als früher (Magen- und Gelenkschmerzen sind neu) aber bislang immer noch gut ertragbar.
Sofern die Schmerzsituation es zulässt, ist es mein Plan, bis Ende des Jahres Hydromorphon ganz abzusetzen. Ich werde weiter berichten, wie es mir dabei so ergeht.