Hallo liebe Leute,
ich habe mit 17 Jahren mit kiffen angefangen. Es war so ein wundervolles Gefühl damals, mit meinem ersten Freund, bekifft rumzuliegen und alles zu vergessen und mich endlich mal so richtig wohl zu fühlen.
Danach war ich knapp zwei Jahre mit ihm zusammen und wir haben täglich konsumiert. Irgendwann hab ich gemerkt, dass meine Ziele und Träume schwinden und ich mir ein Leben ohne Gras nicht mehr vorstellen kann.
Nach dem zweiten Anlauf habe ich es geschafft mich von ihm und auch erstmal vom Gras zu trennen.
Ich zog ein halbes Jahr lang zurück zu meinen Eltern und dann in meine erste WG. Ich habe gelegentlich gekifft, weil ich kein Kifferumfeld hatte. Jedes mal wenn ich konsumierte war es wieder wie eine Befreiung und ich hab komplett abgeschaltet und mich im Zimmer verkrochen. Ich hätte auch nichts anderes auf die Reihe bekommen.
In den darauffolgenden 6 Jahren hat sich mein Umfeld nach und nach in Richtung Graskonsum “entwickelt“. Ich habe trotzdem meine zwei Ausbildungen geschafft, meine Fachhochschulreife nachgeholt und mich ganz gut entwickelt. Da es häufig so war, dass ich nichts auf die Reihe bekam wenn ich gekifft habe und auch keinerlei Interesse an sozialen Kontakten hatte (was mich störte), habe ich immer wieder Pausen eingelegt.
Ich war die ganze Zeit Single und sehnte mich sehr nach einem Freund und nach Zärtlichkeit und jemandem, der da ist.
Freundschaften kamen und gingen, oft verbunden mit krassen Enttäuschungen.
Ich bin auch immer wieder in neue WGs gezogen, weil ich dadurch dachte, dann komm ich endlich an und es geht mir gut und weil ich immer wieder dachte, ich fühle mich nicht mehr wohl in meinem Zuhause und brauche Veränderung.
Vor gut zwei Jahren kam ich mit meinem Freund zusammen, ein Kiffer und habe selbst wieder mit dem täglichen Konsumieren angefangen. Es war erstmal wunderschön in seine offenen Arme zu laufen, mit ihm zusammen die Welt zu vergessen und geliebt zu werden wie ich bin. In den zwei Jahren davor habe ich auch regelmäßig gefeiert, mit allem drum und dran (mdma, speed, koks). Dabei war ich aber immer vorsichtig. Als ich mit meinem Freund zusammen kam, hab ich damit aufgehört und auch gar keine Lust mehr auf Leute und Party gehabt. Nur noch er und ich und kiffen. Vor einem guten Jahr sind wir aus der WG ausgezogen und in eine eigene Wohnung gezogen.
Nun zum Thema:
Ich habe letztes Jahr meine Ausbildung beendet und ich wohne nicht mehr in WGs. Zwei große Veränderungen, plötzlich eine eigene Wohnung und einen Job zu haben. Über 10 Jahre lebte ich in WGs und war Azubine/Schülerin. Ich habe täglich gekifft und es überhaupt nicht mehr geschafft Pausen einzulegen. Nach und nach fing ich an, die Arbeit zu vernachlässigen, weil ich mich morgens nicht mehr aufraffen konnte. Ich habe ca. alle drei/vier Wochen krankgemacht.
Im Juni bekam ich dann heftige Panikattacken und bin sehr darüber erschrocken. Ich hab mich direkt um einen Platz in einer Psychosomatischen Klinik bemüht und durch Glück auch einen bekommen. Dort habe ich zwei Monate verbracht und auch meinen unkontrollierten Konsum der letzten zwei Jahre thematisiert.
Mittlerweile bin ich 4 Monate clean und im Dezember beginnt meine Suchtreha (Tagesklinik).
Normalerweise, wenn ich nicht kiffe, bin ich ein aktiver, lebensfroher und offener Mensch. Ich kann aus einem Tag sehr viel machen, bin gerne unter Leuten und draußen.
Seit ich nach zwei Jahren Dauerkonsum und Desozialisierung (das Wort gibt es glaube ich nicht wirklich^^) nun aufgehört habe, ist mein Leben leer und ich bin wie gefangen in mir und unserer Wohnung. Ich freue mich nicht mal, dass ich so stark bin und clean bleibe, obwohl mein Freund noch kifft (wäre früher absolut nicht möglich gewesen).
Ich bin seit den Panikattacken krankgeschrieben, habe das erste mal nichts zu tun und keine Struktur. Mittlerweile penn ich jeden Tag bis 12/13 Uhr, ,wache wie gerädert auf und außer einkaufen, kochen und die Wohnung schön machen tu ich nichts und ich hab weder gute Laune, noch Freude oder Bock aus Leute.
Ich kann mir nicht vorstellen, jemals wieder ein Leben mit Arbeit und sozialen Kontakten auf die Reihe zu bekommen.
Mein Leben ist so leer und ich hab keine Ahnung, wie und ob ich das ändern kann.
Bin ich zu so einem Menschen geworden und sollte mich dran gewöhnen oder kommen meine lebensfrohe Persönlichkeit und meine Arbeitsfähigkeit wieder zurück?
Hat jemand Erfahrung damit, dass er/sie erstmal nichts mehr hat, nachdem er/sie aufgehört hat zu kiffen? Ich lese so oft, wie das Energielevel krass ansteigt und Leute wieder so viel Bock auf alles mögliche haben, so war es bei mir in den Pausen auch immer. Aber jetzt... LEERE!
Ich wollte absolut nicht so viel schreiben, bin aber grad voll reingekommen und danke an alle, die sich das reinziehen!
Liebe Grüße LiLou