Tilidinabhängigkeit

  • Liebe alle :smiling_face:

    Ich bin ganz neu und möchte euch gerne etwas zu mir erzählen.Ich bin 38 Jahre alt, berufstätig und eigentlich müsste ich glücklich sein.Vor 7 Jahren begannen bei mir sehr starke nächtliche Rückenschmerzen, die mich mehrfach ins Krankenhaus befördert hatten..dann kamen nach und nach Darmentzündungen dazu...vor ein paar Jahren kam dann endlich die Diagnose: Morbus bechterew...das hat alle Schmerzen erklärt..dann war allerdings das Problem dass mich mein Schmerztherapeut schon vor 4 Jahren auf Tilidin gesetzt hat...mir hat nichts anderes mehr geholfen...irgendwann nach 2 Jahren ist dann der ärztlich verordnete mediplan gekippt und die Dosierung würde immer höher...ich möchte davon unbedingt weg...ich möchte wieder ein Leben haben ohne dass sich alles und Medikament dreht und wo es herkommt...ich habe auch nur noch für 2 Tage etwas dann muss ich "kalt" entziehen. Ich würde quasi von heut auf morgen aufs trockene gesetzt...irgendwie muss ich das jetzt schaffen aber was kommt auf mich zu? Ich habe keine Chance abzudosieren ...was kann mir helfen über die Zeit? Ich habe wenigstens einen psychotherapieplatz...das ist schon mal was...wie lange dauert der körperliche Entzug? Wann geht es wieder aufwärts? Wer hat's schon geschafft? Ich freue mich über viele Nachrichten und bin optimistisch ...habe aber auch Angst was da auf mich zukommt

    Liebe Grüße und schönen Abend an euch alle

  • Servus,

    erstmal bräuchte man Angaben zu deiner Dosierung, dann kann man vlt etwas mehr dazu sagen.

    Nach deinen Angaben nimmst du Tilidin seit 2 Jahren nicht mehr nach Plan, aber was heißt das genauer?

    Grundsätzlich solltest du von einem Entzug von 2-3 Wochen ausgehen, natürlich anfangs wesentlich heftiger als vlt nach 2 Wochen.

    Um ehrlich zu sein, ich verstehe nicht warum man es soweit kommen lässt oder was ist die Geschichte dahinter?

    Damit meine ich, warum kümmert man sich 2 Tage vor Medi-Ende um sein Leben?

    Wurde Tilidin bis jetzt verschrieben oder wie muss man sich das vorstellen?

    Warum überhaupt Tilidin zum Einsatz kam, verstehe ich zwar nicht, aber es war vermutlich auch nicht auf Dauer gedacht.

    Grade bei Krankheit die du hast, bräuchte es doch eine andere Medikation ...

    Und vorsorglich, kalter Entzug ist nie zu empfehlen, wenn man eh schon krank ist, schon mal gar nicht.

    Jeder hat die Chance abzudosieren, man muss sich halt drum kümmern - der Weg ins KH ist aber immer offen, für einen ehrlichen Entzug!

  • du hast recht...ich habe etwas wenkg zur Vorgeschichte geschrieben...also angefangen hat es bei mir vor ca 5 Jahren...ich bekam sehr starke nächtliche Rückenschmerzen...konnte morgens kaum gerade stehen und könnte mich nicht bücken...teilweise so schlimm dass ich nachts den Notarzt bräuchte weil ich vollkommen bewegungsunfähig war...ich bin von Arzt zu Arzt...hausarzt Orthopäde Schmerztherapeut usw...nach 2 Jahren wurde dann erstmals ein mrt angeordnet...der Orthopäde vermutete Ben Bandscheiben Vorfall mit dem "aber" dass die Schmerzen in Ruhe besser sein müssten und nicht nachts am schlimmsten.Ich bin durch die schmerzen nachts wach geworden.Da ich noch einen Säugling hatte, könnte ich diesen nachts nicht mal mehr stillen, da ich mich nicht auf die Seite drehen könnte..Im mrt sah man einen kleinen Bandscheiben Vorfall aber auch dass die sehnenansätze in der lws und 3 wirbelkörper entzündet waren...ebenso das ileosakralgelenk...deswegen konnte ich nicht laufen...der Orthopäde hat das allerdings gekonnt ignoriert und meinte das wäre nichts...irgendwann bin ich dann in die schmerzklinik für diese CT gesteuerten Spritzen...half nichts und erst dieser Arzt der Schmerzklinik sagte , ich solle mal dringendst zum Rheumatologen.Da man in Rheumaambulanzen lange Wartezeiten hat und mein Hausarzt mir auch nicht wirklich helfen wollte und mich ständig mit Ibuprofen und diclofenac abgespeist hat(nach 2 Jahren mit Resultat schwere darmentzündung) hab ich den Arzt gewechselt.Mein neuer Arzt sagte dann wir versuchen die Wartezeit mit Tilidin erträglich zu machen...ich kannte das Medikament bis dato nicht mal..aber es hat geholfen...nur mit dem "problem" dass ich das Gefühl hatte, die Wirkung lässt nach...und so wurde die Dosierung höher..begonnen hatte ich mit 2 mal 100mg ... nach 4 Monaten wurde erhöht auf 2 mal 200mg...ärztlich verordnet...ich hab dann den Fehler gemacht weiter zu erhöhen weil ich wieder dachte es wirkt nicht.. so bin ich bei 700 am Tag gelandet und die eben nicht ärztlich verordnet..als ich den Termin in der rheumaambulanz hatte würden alle Untersuchungen nochmal gemacht und dann bekam ich die Diagnose Morbus bechterew mit Wahlbeteiligung, also wirbelsäulenrheuma , welches meine Schmerzen endlich erklärte..ich wurde dann auf immunsuppressiva eingestellt und damit geht's mir eigentlich gut...also dachte ich mir kann ich ja das tilidin weglassen ...was dann schon mal nicht so schön war und ich erst mal merkte dass ich mir damit echt ein Problem eingehandelt habe..entweder zu schnell abdosiert oder wie auch immer..mein Hausarzt sagte ich kann jeden Tag einfach 50mg runter und dann einfach weglassen...hat aber so nicht funktioniert und ich war über die Zeit jetzt so frustriert dass ich mir dachte ich lass es einfach weg, so schlimm wird es .net sein...pustekuchen...ich muss dazu sagen ich habe keinerlei opioiderfahringen oder musste sowas jemals ausschleichen...von dem her dachte Ich, ich bekomme hier vielleicht Hilfe wie ich's am besten anstelle...im übrigen war ich dann doch so vernünftig und hab mir ein neues Rezept geholt ...ich hab's mir einfacher vorgestellt das gebe ich zu...aber so easy und locker wie mein Arzt meint man könne das absetzen ist es auch nicht...so ich hoffe ich hab meine Geschichte nun anständig formuliert damit man etwas nachvollziehen kann wie es dazu kam...lieben Dank für deine Antwort


    Ach so des weiteren zur Erklärung...mein Arzt wollte mir eigentlich kein neues Rezept ausstellen...das sagte er schon letztes mal vor 6 Wochen...er meinte ich kanns dann einfach in 50mg Schritten jeden Tag absetzen...das hat aber wie gesagt auch beim 2.anlauf nicht geklappt..und ich hatte Angst nach einem neuen Rezept zu fragen...ich habe dann gestern angerufen und um Rückruf gebeten, der auch gestern Abend kam...das Gespräch war dann doch verständlicher aber er meinte auch nur dann soll ich's halt langsamer machen und das war's...aber wie gesagt ich habe null opioiderfahrung Geschweige denn hatte ich jemals Medikamente die man abdusorien muss, abgesehen von einer cortisonstoßtherapie bei meiner Darmentzündung...ich hab also absolut null Ahnung wie man sowas richtig macht...ich bin da absolut erfahrungslos und so ne Erfahrung will ich auch nie wieder machen um ehrlich zu sein..deawegen dachte ich mir, ich frag mal da nach wo sich Menschen aufgrund ihrer eigenen Erfahrung vielleicht auskennen und mir bessere Tips geben können...

    Einmal editiert, zuletzt von Timeless (30. Juni 2020 um 08:46) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Timeless mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Das sind jetzt Daten mit denen man was anfangen kann :smiling_face:

    Respekt, es ist nicht immer einfach, wenn man selbst erhöht und dies auch zugeben soll ...

    Leider haben Hausärzte kaum Ahnung von abdosieren, verschreiben können die, aber halt oft nicht mehr.

    Schon der Beipackzettel besagt, langsames abdosieren und das ist täglich 50 mg bei Leibe nicht :kotz:

    Du hast nun 2 Möglichkeiten, schnell runter gehen oder so, dass man eben kaum was merkt.

    Ersteres heißt aber eben nicht 50mg täglich, eher wöchentlich, wobei es am Anfang schneller gehen kann - zum Ende zu aber dann langsamer.

    Zweite Möglichkeit ==> Medikamente abdosieren - 10 Prozent-Regel

    Das dauert zwar, aber so kann man arbeiten und ist nicht andauernd im Entzug!

    Da du ein kleines Kind hast, sollte es ja für alle verträglich sein.

    Arbeitest du auch?

    Vermutlich nimmst du Retard, oder?

    Zum Ende können Tropfen helfen, damit kann man feiner dosieren, aber das hat ein erheblich höheres Suchtrisiko und erfordert ein BTMG-Rezept.

    Deswegen spinnen da Ärzte auch öfter mal rum, aber da solltest nicht locker lassen.

    Man muss aber auch echt ehrlich mit sich umgehen können, auch der Arzt muss erkennen können, da kann man drauf vertrauen ...

    Klappt das nicht, dann sollte man wirklich klinisch entziehen und das sollte man auch so seinem Doc sagen.

    Einfach kein Rezept mehr ausstellen ist verantwortungslos, aber jetzt bist halt du am Zuge und musst beweisen, dass du wirklich abdosieren kannst.

    Mein letztes abdosieren kannst hier sehen ==> RE: Klar hab ich ein Postfach ...

    Es geht also und man kann es aushalten, die Frage ist aber immer, kann man auch wirklich völlig auf Schmerzmittel in der Zukunft verzichten?

    Bei mir geht das leider nicht, aber in deinem Fall dürfte vlt ein Medikament mit entzündungshemmung eher passen - wenn es sich denn mit deinem Immunsuppressiva verträgt.

    Das sollte mit einem Rheumatologen oder Schmerztherapeuten abgeklärt werden.

    Ich verschiebe dein Thema mal zu Medikamenten, da gehört es eigentlich hin, wenn es natürlich auch eine stoffgebundene Sucht ist :winking_face:

  • vielen lieben Dank!!

    Ja ich habe retard..an entzündungshemmend hatte ich vorher alles durch...alle coxibe und NSAR...folge waren dann die Darmentzündungen und 1 Jahr Lang ne dicke gastritis...das war ne sehr harte Zeit...so dermaßen schlecht ging es mir noch nie...

    Und ja ich arbeite 30 bis 35 Stunden die Woche...deswegen wollt ich nicht gleich aus den Latschen kippen...aber wie du sagst, verschreiben können sie aber dann helfen? Fehlanzeige...mir hat auch nie jemand gesagt dass das süchtig machen kann...es hieß immer nur schmerzpatienten werden nicht süchtig und wenn man abdosiert kann man es leicht loswerden...es ist so schade wenn man da nicht ernst genommen wird. da sagt man schon als Patient, Hey ich möchte das gerne absetzen aber dann wird man alleine gelassen...oder eben einfach sagen: nö gibt nichts mehr...ich werd mir jetzt mal beides durchlesen, was du mir geschickt hast ...vielen vielen dank dafür

  • Tilidin wird halt meist recht gut vertragen, ich hab z.B. mit Tramal Probleme, bekam nach Langzeiteinnahme extreme Kopfschmerzen.

    Wenn andere Medikamente nicht gehen, dann hilft es nix ...

    Wie geschrieben, man muss auch an die Zeit nach dem Entwöhnen denken - wird es dann ohne Schmerzmittel gehen?

    Da wäre vlt auch eine Schmerztherapie eine Möglichkeit!

    Du musst den Unterschied zwischen Sucht und Abhängigkeit verstehen!

    Wenn man ein Opioid/Opiat nimmt, dann gewöhnt man sich natürlich dran, wird also körperlich (und vlt auch seelisch) abhängig.

    Dies sollte natürlich durch den verschreibenden Arzt mitgeteilt werden, leider checken Hausärzte das oft nicht und reagieren wie du es beschrieben hast.

    Aber auch der Patient ist mündig und sollte immer genau lesen was er einnimmt :face_with_tongue:

    Der Beipack hätte aufgeklärt, da steht es genau so drinnen ...

    Wenn man aber ein Medikament zweckentfremdet und das ist ja auch eine eigenständige Erhöhung der Dosis, dann muss man auch die Sucht ins Auge fassen.

    Jetzt aber ist es nicht wichtig wer das verbockt hat, jetzt gehts ja nur um eine erträgliche Lösung!

    Entweder es klappt mit dem abdosieren oder du musst dir passende Hilfe suchen.

    Hier böte sich ein Schmerztherapeut, eine Schmerztherapie und begleitend Psychotherapie.

    Wenn du aktuell bei 700mg warst, dann solltest von mehreren Wochen abdosieren ausgehen und das sollte mit dem Hausarzt besprochen werden.

    Wie gesagt, können auch Tropfen helfen und da spinnen manche Docs eben rum, weil es ein Betäubungsmittel-Rezept ist.

    Das sollte nicht abschrecken, es soll ja mit möglichst wenig Entzugserscheinungen ablaufen.

  • ja da hast du recht...ich hab mich etwas über 1 Jahr an die ärztliche Dosierung gehalten...warum und wieso es dann gekippt ist weiss ich ehrlichgesagt nicht mal so genau...ich bekomme ja immunsuppressiva und die unterdrücken die überschießende immunreaktion bei Rheuma..die haben sehr gut bei mir angeschlagen...ich bin eigentlich schmerzfrei ...wenn man das unter 700mg tilidin sagen kann...es wäre eben auch an der Zeit das mal raus zu finden...ich habe natürlich auch den beipackzettel gelesen aber bei abdosieren erinner ich mich zb an cortison oder damals mein mirtazapin was ich ausschleichen musste über 3 Wochen..das es so hart wird hätte ich nicht erwartet...zumal ich schon mal abdosiert hatte und das nicht wenig...innerhalb 10 Tage auf 50 morgens 50 abends...hätt ich's da nur abgesetzt...ich war so dumm die Gelegenheit nicht zu nutzen...aber schon komisch dass es einmal völlig ohne Entzugserscheinungen und Ging und wenn ich jetzt was weglasse wirft es mich ins Eck...nunja...seis drum...ich werd mich zusammenreissen müssen...es sagt keiner dass es einfach wird aber ich muss selbst lernen mich im Griff zu haben und nicht nachzulegen...und ich hoffe dass es klick gemacht hat..ich möchte es einfach schaffen...auch mir selbst zuliebe...einen Psychotherapie Platz habe ich ja...und das Thema wird auch angegangen...ich denke ich habe auch Biel versucht zu überdecken mit den Medikamenten..psychosch gesehen...ich war jahrelang gebeutelt von Schmerzen und keiner wusste woher..zudem befinde ich mich in einer sehr schwierigen Ehe...ich wollte die Traurigkeit loswerden...und anfangs gab es Unmengen Energie und gute Laune...genau das was mir lange gefehlt hat und ich glaube genau da muss ich ansetzen..

  • heute hatte ich frei und ich hab mir wirklich mal die Zeit genommen und versucht, mich selbst zu reflektieren...es gab eine Zeit der Einnahme, da war es mir wirklich egal wie oft ich das Zeug einwerfen Hauptsache mir geht's gut...ich hatte dann auch überwiegend immer Einnahmen wenn es mir nicht gut ging....streit, Stress, irgendwas klappt nicht usw...irgendwie alles was mit negativen Gefühlen zusammenhing. Ich muss lernen das wieder auszuhalten...es wird immer schlechte Phasen im Leben geben...die gab es vorher auch und wird es auch danach geben...da ich meine 700mg immer irgendwie über den Tag verteilt einzeln nachgelegt habe, hab ich nun meine Einnahmen auf 3 mal gelegt..morgens 300 mittags 200 abends 200...ich war auch echt froh dass das heute gut geklappt hat...ich werde mir heute mal den absetzplan ansehen und dann mal meinen eigenen erstellen...auf jeden Fall hab ich mich entschlossen dass langsam durchzuhalten...ich hab das jahrelang in mich reingepumpt und es braucht eben Zeit bis es wieder weg ist...auch meine Psyche muss mit entwöhnen nachkommen...ich hab hier heute ganz ganz viele Beiträge gelesen und die Psyche scheint ein ganz großer Faktor zu sein...ich habe beschlossen es muss gehen..und ich werd am Ball bleiben...bestimmt werd ich zwischendrin was schreiben denn es hilft mir...ich hoffe ich darf das hier machen?

  • Hallo zusammen

    Hab mich paar Tage nicht gerührt...am Sonntag hab ich meinen Tag im Krankenhaus verbracht mit einer starken gallenkolik...Ich hab keine Gallenblase mehr und wusste gar nicht, dass man dann noch Steine bekommen kann...der Stein hat den Gang verschlossen und die Galle starte sich zurück in die Leber...so starke Schmerzen hatte ich noch nie.. ich lag Wimmernd auf dem boden und konnte kaum atmen...mir hat es alles abgeschnürtder Notarzt kam und hat erst Novalis und buscopan gespritzthat nichts gebracht..ich war kaltschweissig, weiß wie ne Wand und hab mir gewünscht abzuklappen um das nicht mehr aushalten zu müssen..der notarzt hat mir schlussendlich fentanyl gegeben..aber auch da ne hohe dosis weil 0,4 nicht ausreichen mir den Schmerz erträglich zu machen...das schloss er auf meine opioidtolernz...was mir wieder zeigte dass ich weiter dran bleiben muss mit abdosieren. Ich hab keine Lust dass mir irgendwann vielleicht nichts mehr hilft ..Ich bleibe dran ...hab jetzt zwar gerade mal bis 600mg geschafft aber ich gebe mein bestes...es ist lange geblieben und braucht zeit es wieder loszuwerden..das war der neuste Stand von mir und ich hoffe euch geht es gut...

  • Hi Timeless!

    Erstmal glückwunsch, dass du erkannt hast, dass du ein Problem hast, und dass du versuchst, es anzugehen. Wie man rauslesen kann, bist du, wie so viele, an Ärzte geraten, die aufs Geratewohl Medikamente verschreiben, ohne richtig aufzuklären (und die beipackzettel nicht richtig gelesen).

    Wie dem auch sei: Ich würde dir, nachdem ich mir deine Geschichte mal durchgelesen habe, wärmstens empfehlen, mal zu einer Drogenberatung zu gehen - das ist unverbindlich, es sind meistens kompetente Leute und du musst dich zu nichts verpflichten. Aber vielleicht hilft das mal, um eine vernünftige Beratung zu deiner Thematik zu bekommen. Vielleicht können die dir ja auch eine(n) gute(n) Schmerztherapeuten/in empfehlen, der sich deiner Sache annimmt.

    Schließlich stehst du, wenn du den Entzug gut überstehst, wieder ohne Schmerzmittel und dafür leider wieder mit Schmerzen da. Da muss man dann natürlich eine Lösung finden, die für dich gut ist. Ich wünsche dir jedenfalls viel Erfolg!

    Lg

  • Hi,

    Ich wollte mal was zu den Vorschlägen zur Drogenberatung was sagen, sei vorsichtig was sie dir anbieten ich bekam bei meiner Tillidinsucht den Rat einen Arzt aufzusuchen und mir Subutex verschreiben zu lassen. Das Zeug ist der Wahnsinn die Entzugserscheinungen verschwinden für 2 Tage kommen aber sicher wieder. Die Substitution mit Ersatzstoffen sehe ich kritisch da der Entzug meist viel länger dauert. Tillidin lässt sich aber schlecht absetzen weshalb du das wahrscheinlich abrupt machen müsstest, würde mich aber nochmal informieren. Im Endeffekt ist der Entzug von Tillidin härter aber deutlich kürzer. Bin kein Experte aber das weis ich mit Gewissheit. Ersatzstoffe halten dich den ganzen Tag auf den Beinen der körperliche Entzug zieht sich aber nicht selten länger als 21 Tage wobei an Tag 6 7 8 Mann eine Besserung verspürt. Ich hoffe einfach das beste für dich und wenn du einen Schmerztherapeuten aufsuchen kannst dann mach das die meisten nehmen nur Privatpatienten. Gibt auch auch welche die Kassenpatienten nehmen. Viel Glück 🍀

  • Tillidin lässt sich aber schlecht absetzen weshalb du das wahrscheinlich abrupt machen müsstest

    Und wie begründet sich das?

    Warum sollte man Tilidin nicht abdosieren können?

    Einfach absetzen dürften die wenigsten einfach so schaffen und ich halte das auch für sehr gefährlich!

  • Nicht so gut wie ein Ersatzstoff z.b Metha oder Subutex. Tillidin ist nicht grade Potent da merkt Mann die Schritte nach unten stärker und es geht ja beim abdosieren meistens noch darum zu funktionieren. Wer kann sich einen 3 monatigen Entzug leisten heutzutage wo es dir beim abdosieren schon schlecht geht. Ich kann hier aber auch nur aus eigener Erfahrung sprechen und muss sagen das ich es schnell gemerkt habe wenn ich versucht habe Tillidin zu reduzieren. Die Wirkung lässt schneller nach du musst am Tag 2-3 mal diese einnehmen was es auch nicht einfacher macht. Aber es wäre der bevorzugte Stoff zum entziehen was die Dauer angeht.

  • Hallo Zusammen

    Länger nicht gemeldet...es ist zäh mit auf und abs....momentan liege ich bei 400mg also morgens 2 und abends 2 ...an schlechten Tagen kanns auch 1 mehr sein ...dennoch bin ich zufrieden...es wird weniger. Standard war ja 700mg ...und 300mg in 2 Monaten ist doch auch was oder? Also ein ersatzstoff kommt für mich nicht in Frage...das sind sowieso dann meist Dinge, wo dösich der entzug noch schwieriger gestaltet(zumindest was ich so gelesen habe) ich bleibe weiter am Ball und sehe es aber mittlerweile auch nicht mehr so verbissen...in der ruhe liegt die Kraft...hoffe ich zumindest

  • Hallo Timeless,

    ich bin neu hier und habe Deinen Thread verfolgt. Deine letzte Nachricht war vom 05.09.2020. Ich wollte mal fragen, wie es Dir nach etwas mehr als einem halben Jahr so geht? Hast Du Fortschritte gemacht?

    Viele Grüße

    Morpheus

  • Hallo Timeless, hallo Forum,

    leider hat sich Timeless hier im Thread nicht mehr gemeldet. Ich hoffe es geht ihm/ihr gut.

    Ich wollte Dir/Euch jetzt, wo ich es geschafft habe, mal mitteilen, dass die Aussicht auf einen kompletten Entzug von Tilidin, auch ohne Therapie etc. funktionieren kann. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Und hier ist meine Geschichte dazu:

    Ich nahm ca. 30 Jahre lang jeden Tag Tilidin (von meiner Jugend bis vor ca. einem Jahr). Ganz am Anfang noch die kleinen roten Kapseln, später dann die Tropfen und seit gut 10 Jahren die Retardtabletten. An manchen Tagen bis zu einem Gramm (1000mg) und mehr.

    Der Gedanke, endlich mal von dem Zeug runter zu kommen, kam über die Jahre immer mal wieder auf, aber es hat viele Jahre gedauert, bis er in meinem Kopf gereift ist. Vor ca. 1 1/2 Jahren war ich wohl so weit und habe angefangen mit runterdosieren. Ich war zu Anfang total überrascht, dass das runterdosieren trotz der langen Zeit so gut wie kein Problem war. Ich habe mir allerdings sehr viel Zeit dabei gelassen. So ca. alle 3-4 Tage gut 100mg weniger. Das ging ganz gut, bis ich irgendwann bei 100mg für einen ganzen Tag angekommen bin.

    Und da ging es los mit den Problemen, die so oft beschrieben werden. Man fühlt sich unwohl, besonders Nachts, wenn man zur Ruhe kommen will durchfährt den Körper so ein nerviges Ziehen und Pieken. Vor allem in den Beinen und Armen. Schlimmer wurde es allerdings nie. Also keine Schweißausbrüche, Krämpfe, Schmerzen etc. Dieses Ziehen hört allerdings recht schnell (wenige Tage bis eine Woche) wieder auf, wenn man die Dosierung für ein paar Tage beibehält. Man darf nur nicht wieder anfangen die Dosis zu erhöhen, weil es zu unangenehm ist. Ich wusste für mich, dass ich da jetzt mal durch muss.

    Da ich diese unangenehmen Gefühle vorwiegend nur Nacht hatte, war ich die ganze Zeit über in der Lage, auch meinem Job nachzukommen. Gut, vermutlich hat mir Corona da in die Karten gespielt, weil ich die Möglichkeit hatte, im Homeoffice zu arbeiten. Da kann man, wenn es einem nicht so gut ging, auch mal schnell was anderes machen, oder sich die Beine vertreten und man muss nicht darauf achten, dass Kollegen etwas merken und Fragen stellen, ob es einem schlecht geht. Sowas konnte ich über die Jahre überhaupt nicht leiden, wenn ich mal mit Tilidin unterversorgt war. Sicher meinten es die Kollegen immer gut. Aber ich wusste ja was mit mir los war und das hat mich selbst immer sehr genervt.

    Ich habe dann schnell gemerkt, dass 100mg pro Tag so eine magische Grenze bei mir gewesen zu sein scheint. Als ich dann die nächste Stufe auf 50mg runter gehen wollte, waren die Entzugserscheinungen auch am Tag so unangenehm, dass ich weiter erst mal bei 100mg geblieben bin. Eine schwere Phase, weil der Griff zur Schachtel ja so einfach gewesen wäre. Aber ich konnte gut mit den 100mg Leben.

    Ich habe dann nach weiteren 2-3 Wochen angefangen weiter die Dosierung Schrittweise zu verringern. Allerdings in viel kleineren Schritten, als zuvor. Ich habe die Tabletten so zerkleinert, dass ich immer so ca. 10-15 mg weiter runter konnte. So genau kann ich das nicht sagen, weil die Tabletten ja immer etwas anders brechen, wenn man sie zerteilt. Das ging auch sehr gut und das dann auch wieder über mehrere Wochen hinweg bis ich schließlich irgendwann bei Null angekommen bin. Ich war glücklich und froh, dass ich es endlich geschafft habe, Tilidin komplett weg lassen zu können.

    Nach ein paar Tagen ohne Tilidin hatte ich zwar keine körperlichen Symptome mehr, aber der Kopf spielte jetzt eine wichtige Rolle. Es gibt viele Sucht-Trigger im Kopf, die einem über den Tag verteilt so auffallen. Also Zeiten, in denen man es in der Vergangenheit immer gewohnt war entweder zur Tropfen-Flasche oder später dann zur Tabletten-Schachtel zu greifen. Man muss sich in diesen Situationen klar machen, dass man kein Tilidin mehr nimmt und auch nicht mehr braucht. Dann ist es eigentlich auch erst mal wieder gut. Ablenkung ist das Stichwort. Zumindest war es bei mir so. Bis zum nächsten Trigger usw. usw. Das ist auch heute noch so. Es wird aber immer seltener.

    Ich muss auch dazu sagen, dass es für mich nur sehr kurz einen medizinischen Grund gab, Tilidin nehmen zu müssen. Ich bin damals von meinem Hausarzt als junger Mensch quasi angefixt worden, weil ich kurzzeitig körperliche Probleme hatte, die ich hier aber nicht weiter erläutern möchte. Jedenfalls hat Tilidin mir damals gut geholfen. Ich habe aber auch schnell gemerkt, dass mir Tilidin auch bei anderen Sachen helfen kann. Dinge, die besonders in der Pubertät schwer sind, aber mit Tilidin kein Problem mehr darstellten. Aber das ist ja auch schon lange her und heute gottseidank kein Thema mehr. Was blieb über die vielen Jahre war eigentlich nur die Suche nach dem angenehmen Gefühl. Das gab es aber schon nach wenigen Jahren nicht mehr. Sondern ich nahm das Zeug nur noch ein, weil ich es gewohnt war es zu nehmen und natürlich zur Vermeidung von Entzugserscheinungen und auch um überhaupt zu funktionieren. Die hohen Dosen über die vielen Jahre ärgern mich heute, weil ich nun weiß, dass ich auch mit viel weniger, und möglicherweise ganz ohne auch funktioniert hätte.

    Ich habe während meines ganzen Entzugs auch immer eine gewisse Menge Tilidin im Haus gehabt, die für mich vor allem psychologisch wichtig war. Ich kannte das Gefühl von früher wenn Tilidin zu neige ging. Welchen Stress das verursacht hat. Ich dachte mir bei meinem Entzug, dass ich mich diesem Stress nicht auch noch aussetzen will. Wenn es ganz schlimm geworden wäre, dann hätte ich ja was im Haus gehabt. So konnte ich die Angst vor noch schlimmeren Entzugserscheinungen vermeiden. Ich hätte ja jederzeit was nehmen können, wenn die Entzugserscheinungen zu groß geworden wären. Wurden sie aber nicht. Ich war selbst sehr verblüfft davon. Ich denke, dass die Angst vor schlimmen Entzugserscheinungen ein wichtiger Faktor bei einem Entzug sind. Wenn des Nachts das Ziehen immer schlimmer wird und man nichts mehr im Haus hat, fällt es deutlich schwerer die Gefühle zu kontrollieren. So war es bei mir jedenfalls. Es gehört allerdings auch viel Disziplin dazu, nicht gleich wieder zur Packung zu greifen. Disziplin, die ich 29 Jahre lang offenbar nicht hatte.

    Ich habe versucht meine Geschichte so ausführlich wie möglich zu beschreiben. Von daher schon mal sorry, dass sie so lang wurde.
    Ich weiß auch, dass meine Geschichte bei vielen Menschen mit Tilidin-Sucht vermutlich nicht helfen wird. Zum Beispiel, wenn es driftige medizinische Gründe gibt, warum man überhaupt Schmerzmittel nehmen muss.


    Erstaunlich finde ich auch, dass ich über die vielen Jahre offenbar keine mir bis heute bekannten gesundheitlich Probleme davongetragen habe. Ich habe mich erst vor kurzen von Kopf bis Fuß untersuchen lassen. Alles in Ordnung. Was die Spätfolgen allerdings sein könnten, dass weiß keiner.

    Ich wünsche allen, die den ernsthaften Willen haben, mit Tilidin aufhören zu wollen, es auch schaffen können. Es ist möglich, wenn man die Möglichkeit hat, sich sehr sehr viel Zeit (mehr als 1 Jahr) dabei zu lassen und auch viel Disziplin mitbringt. Geholfen hat mir auch mich ablenken zu können. Zum Beispiel habe ich Sport getrieben und Dinge getan, die mich von dem Gedanken Tilidin nehmen zu müssen, abgebracht haben. Das muss jeder für sich selbst rausfinden.

    In diesen Sinne, alles Gute und vor allen Dingen Gesundheit. Wer Fragen hat, bitte gerne her damit.

    Morpheus

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