• Hallo, ich nehme seit 20 Jahren Tramaltropfen und will das Zeug jetzt unbedingt loswerden. Habe schon um die Hälfte reduziert. Aber jetzt wird es kompliziert. Reduziere ich weiter, bekomme ich sehr starkes Restless leg Syndrom und schlimme Panikattacken. Hat jemand schon solche Erfahrungen beim Entzug damit gemacht?

  • Vielleicht beschreibst du alles noch etwas genauer?

    Also ein nimmst du so lange Tramadol, welche Mengen bisher und jetzt?

    Wie bist du bisher genau vorgegangen?

    Warum eilt es jetzt so?

    Schön Mal an einen klinischen Entzug gedacht?

    Bekommst du die Tropfen verschrieben?

    So oder so, es ist machbar, in Eigenregie aber wirklich nur, wenn man absolut körperlich gesund ist :13:

  • Hallo Frank,

    Danke für deine schnelle Antwort.

    Ich habe bis jetzt 4x 80 Tropfen am Tag genommen und bin jetzt bei 4x40 Tropfen. Habe aller 3 Tage 5 Tropfen reduziert. Seit einem Jahr komme ich nicht mehr einfach an das Tramal ran. Da wurde mir meine Abhängigkeit richtig bewusst. Überall muss man das Zeug mit hinschleppen. Immer hab ich Angst erwischt zu werden, z. B. auf Reisen oder beim Autofahren. Ich kann schon an gar nichts anderes mehr denken. Hab riesige Angst, dass ich es nicht schaffe das Zeug loszuwerden. Ein stationärer Entzug kommt wegen meiner Arbeit leider nicht in Frage. Ich muss es allein schaffen. Aber wie? Hast du schon einen Entzug hinter dir? Kennst du diese Entzugserscheinungen restless leg und Panikattacken? Ich überlege, ob ich mit einem Psychiater drüber sprechen sollte.

  • Servus schniesa69

    Umgerechnet heißt das, du hast bisher 4 mal 200 mg genommen :winking_face:

    Jetzt bist du bei 400 mg, immer noch über der empfohlenen Höchstdosis!

    Nur mal so nebenbei ...

    Ich würde nicht so schnell reduzieren, wenn du weiter arbeiten musst/willst und eben ohne Klink, entziehst.

    Bisher habe ich mit der 10%-Regel gearbeitet ==> Medikamente abdosieren - 10 Prozent-Regel

    So kann man mit relativ wenig Entzugssymptomen rechnen, ganz ohne wird es vermutlich nicht klappen.

    Das dauert aber seine Zeit ...

    Bei dir würde es bedeuten:

    • jetzt 100 mg (40 Tr.) 4-mal täglich
    • nächster Schritt 400 - 10 % = 360 mg / 90 mg (36 Tr.) 4-mal täglich
    • nächster Schritt 36 mg - 10 % = 324 mg / 80 mg (32 Tr.) 4-mal täglich
    • usw. ...400mg.pdf

    Das aber würde ein Jahr dauern, scheint also eher nicht infrage zu kommen :winking_face:

    Generell sollte man mit deiner Dosis schneller runtergehen können.

    Das aber erfordert körperliche Gesundheit, die muss vom Doc bestätigt sein und dazu muss der auch wissen, was du vorhast!

    Vermutlich wird dir ja nichts verschrieben, aber trotzdem besteht Schweigepflicht bei Arzt!!

    Wenn man schneller reduziert, dann kann schnell mal ein Problem auftauchen, Krämpfe, bis hin Bewusstlosigkeit.

    Sollte also auch nicht allein vollzogen werden.

    Panikattacken kenne ich selbst nicht, aber ist oft beschrieben, Symptom Restless-Leg kennt wohl jeder Süchtige, der schon mal entzügig war.

    Hier sehe ich das nächste Problem, Panik ist ja eher psychischer Natur, gibt es sonstige psychische Erkrankungen der (ehemalige) Diagnosen?

    Ein weiterer Ansatzpunkt, generell die Tropfen!

    Eigentlich solltest auf Retard umstellen, dann verschwindet dieser Einnahmekick!

    Zudem bräuchte es nicht 4 Tagesdosen, da reichen normal 2, weil eben eine Abdeckung von ca. 12 Stunden durch Retard gegeben sind.

    Sprechen ist immer gut, aber Hilfe wird eher ein Suchttherapeut oder eine Institutsambulanz bieten können.

    Das wäre noch ein weiterer Punkt, du bist süchtig, es braucht auch eine (psychische) Entwöhnung.

    Der Entzug ist nur ein Schritt, meiner Meinung der eher kleinere, auch wenn du dir das aktuell nicht vorstellen kannst :winking_face:

    Ohne Entwöhnung, ist der Rückfall schon fast mit programmiert und dann kann es richtig gefährlich werden, weil viele dann einfach die gewohnte Dosis nehmen und so dann überdosiert sind.

    Das soll kein "Angst-machen" werden, das ist nur die Realität.

    Und zum Ende noch, ganz ehrlich, ist der Job wichtiger oder dein Leben?

    Es ist nur eine Frage von Zeit, dann platzt dein Geflecht, kleiner Unfall mit Polizei (die kennen solche Augen) oder an der Grenze ...

    Warum eigentlich Tramal?

    Du hast bisher keinen Grund für Schmerzmittel genannt, gibt es den?

  • Danke Franz, für deinen Bericht. Ich bin das gar nicht gewöhnt mit jemandem darüber zu reden. Es weiß ausser meiner Mutter keiner.

    Dann werde ich mich mal nach einem Suchttherapeuten umschauen. In München müsste es doch solche Ambulanzen geben. An die Tabletten werde ich nicht rankommen. Sollte es noch ein Jahr dauern und ich weiß, ich hab es dann geschafft, dann ist das schon eine tolle Aussicht für mich nach 20 Jahren.

    Ich hab das Tramal , wie alle hier mal gegen Rückenschmerzen bekommen, und gemerkt, dass ich keine Depressionen mehr hatte. Kein Antidepressivum hat so gut geholfen wie Tramal. Da hab ich es dabei belassen. Aber jetzt kriecht mir die Angst in den Nacken.

    Entzug hatte ich bis jetzt sonst noch nicht so wie man sich das vorstellt. Ich denke da an Zittern und Schwitzen und Krämpfe. Ist das restless leg echt bei allen Entzügen? Pendelt sich das wieder ein?

    Ich probiere es jetzt mit der 10% Regel. Ist mir egal wie lange das dauert. Meine Angst ist, dass ich gar nicht mehr ohne leben kann.

    Weisst du was in einer Klinik anders als zu Hause ist. Haben die da unterstützende Maßnahmen?

  • [border][/border]Ist das restless leg echt bei allen Entzügen?

    Also ich kenn es nur so, egal ob von Tramadol, Tilidin oder auch Heroin ...

    Weisst du was in einer Klinik anders als zu Hause ist.

    da kannst du oft warm entziehen, also mit Unterstützung anderer Medikamenten. Das geht um einiges schneller, Decke 2 bis 3 Wochen und du bist durch!

    Aber wir gesagt, Entzug ist das eine, dann braucht es noch eine Entwöhnung, eine Therapie. Sonst bist schneller wieder drauf, als der Entzug gedauert hat.

    Zudem ist zu bedenken, eventuelle Depressionen werden wieder auftreten, es braucht ein Konzept.

    Let Me Google That
    letmegooglethat.com
  • Ein stationärer Entzug kommt wegen meiner Arbeit leider nicht in Frage. Ich muss es allein schaffen.

    Deine Arbeit zu verlieren stellt meiner Meinung nach keinerlei erwähnenswertes Problem in Relation dar. Du bist seit 20 Jahren opioidabhängig, das ist mal ein Problem.

    Du bist und bleibst auf jeden Fall auf absehbare Zeit suchtkrank. Ich würde nicht darauf wetten, dass du in fünf Jahren das Problem halbwegs gelöst bekommst. Das wäre vorbildlich.

    Ich hab keine Ahnung, wie lange du von so einer Mega-Opiatsucht brauchst, um einigermaßen verträglich zu entgiften, aber ich würde da nicht versuchen, ein Jahr oder kürzer warm zu entziehen. Eben weil die Entwöhnung neben der physischen Entgiftung gebacken gekriegt werden muss. Außerdem würde ich versuchen, aus der Illegalität rauszukommen. Das ist inakzeptabel. Auch die Angst vor Polizei wegen anhaltender illegaler Opiatbeschaffung ist überflüssig, braucht kein Mensch. Ich würde empfehlen, knallhart einen Substitutionsarzt nehmen. Falsche Eitelkeit hat keinen Platz dort. Schmink dir den Gedanken ab, dass du die Sache ich ein paar Wochen unter den Teppich gekehrt bekommst, und das keiner was merkt. Wie von Franz angedeutet, an einem unsachgemäßen Opiatentzug kannst du per Krampfanfall sterben. Das halte ich auch für plausibel. Psychisch stell dich ein auf die härteste Zeit deines Lebens, auf gar nichts sonst. Du brauchst moralische Unterstützung. In Form von regelmäßiger therapeutischer und sozialer Anbindung.

    Restless legs ist normal, ungekannte psychische Labilität ist normal. 20 Jahre Opiatabhängigkeit, das muss erstmal ein Menscht schaffen und überleben. Schlimmer wird es nicht, als das.

    Diese Abhängigkeit hinter dir zu lassen, halte ich aber für ein tolles und lohnendes Ziel. Und mit adäquat langsamem warmen Entzug bei Entschlossenheit und hinreichenden flankierenden Maßnahmen könnte das auch mit Glück möglicherweise überraschend geschmeidig ablaufen.

  • Vielen Dank für deine Antwort.

    Das mit der Substitution ist ein ganz neuer und lohnenswerter Ansatz für mich. Ich habe weiter reduziert, hänge aber ganz schön in den Seilen. Die Depressionen sind ja noch auszuhalten und die Schwäche auch, aber die Panik, die mich jeden Tag überkommt, nicht. Aber das Ganze, was eine Abhängigkeit mit sich bringt, treibt mich an.

    An wen wende ich mich denn wegen einer Substitution? An einen normalen Psychiater? Einen Therapeuten werde ich hier im Ort finden, wenn es auch dauert.

    Wie läuft denn das bei einer Substitution? Muss man da auch ins Krankenhaus?

  • Hallo schniesa69 ,

    Eigentlich wollte ich dir eine Nachricht schreiben, allerdings geht das ja noch nicht. Wie geht es dir aktuell? Hast du einen Termin bei einer Suchtberatung oder einem Substi Arzt ausgemacht? Wenn du Fragen hast, gerne, komme aus dem Münchner Umland und bin in München substituiert.

    Liebe Grüße, Valeria

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