Zusammenbleiben mit (potentiell) süchtigem Partner?

  • Hallo liebe Forenmitglieder,

    ich habe mich extra für diesen Beitrag hier angemeldet, da ich im "echten Leben" nur wenig über dieses Thema sprechen kann und mir vor allem Meinungen von Betroffenen wichtig wären.

    So, dann fange ich gleich mal an. Ich bin 35 (w) und mit meinem Partner (45 m) seit fast 7 Jahren zusammen.Was ich damals nicht wusste und erst mit der Zeit immer mehr herauskam: er konsumiert seit er 13 Jahre alt war, Cannabis. In seinen 20ern hat er auch mit vielen anderen harten Drogen experimentiert, dies jedoch nach einigen Jahren eingestellt. Am Anfang der Beziehung hat er kein Cannabis konsumiert, wir hatten da auch eine super Zeit zusammen.

    Die Probleme uns Steitereien begannen, als er nach knapp 10 Monaten wieder angefangen hat, zu kiffen (angeblich wegen eines Streits den wir hatten und weil ich ihn gestresst hatte). Er erklärte mir, dass er das zum Schlafen braucht und auch eigentlich aufhören möchte und selbst nicht wisse, warum er das mache.

    Abgesehen von dem Cannabis-Thema hatten wir meist eine gute Beziehung mit den gleichen Zielen, aber dieses Thema hat immer wieder und teils auch sehr häufig heftige Streits in unser Leben gebracht. Er hat immer wieder beteuert, teils unter Tränen, dass er aufhören wird. Er bat mich dann immer, einfach "nichts mehr darüber zu sagen, er würde das dann mit der Zeit von allein lassen." Er hat aber auch schon oft ziemlich scharf gesagt, dass ich mich "um meinen eigenen Kram kümmern soll" das ist seine Sache. Generell sieht er das kiffen als sein Hobby an. Er weiß nicht, was "normale" Menschen am Wochenende so machen und findet all das auch langweilig. Unzählige Male hat er bereits versucht, aufzuhören, durchgehalten hat er längstens drei Wochen. Entzugssymptome hat er, er schwitzt dann immer sehr extrem (Bett ist nass), er wird anhänglich und will, dass ich mich dauernd mit ihm beschäftige um ihn abzulenken. Das war immer sehr anstrengend für mich, deshalb habe ich vor einem Jahr gesagt, dass ich mich nicht mehr um seinen Entzug mitkümmere.

    Seit einem Jahr kommen vermehrt Aussagen wie "er hätte selbst gerne Pflanzen daheim", "er möchte eigentlich nicht aufhören zu kiffen, sondern eigentlich mit den Zigaretten" und wenn wir spazieren gehen und jemand kifft, dann kann er die Sorte am Geruch erkennen... er nennt die dann als ob das was tolles wäre. Er verflicht auch die "Beschaffung" teilweise mit unseren Aktivitäten, zum Beispiel hat er sich schon was geholt, wenn wir zusammen essen waren, praktisch denn wir waren ja sowieso schon unterwegs. Es war Winter und eiskalt und ich musste die ganze Heimfahrt das Fenster auflassen, da das Auto so sehr nach Gras gestunken hat. Er fährt übrigens täglich Auto.

    Wir leben nicht nur zusammen, ich arbeite auch mit ihm zusammen, was künftig ein Problem darstellen könnte (ich bewerbe mich aber bereits). Zudem haben wir einiges durchgemacht: vor 4 Jahren haben wir erfahren, dass er unfruchtbar ist (ich gebe durchaus den Drogen und dem Cannabis die Schuld!) und waren in Kinderwunschbehandlung.Während der gesamten Behandlungsdauer hat mein Partner Cannabis konsumiert, obwohl er wusste, wie schwer es für uns werden kann, überhaupt schwanger zu werden und was ich körperlich durchmachen musste. Ich habe ihm das damals zwar vorgeworfen, aber ich war nicht stark genug, den Kinderwunsch hinten anzustellen. Ich wurde auch drei Mal schwanger, doch die Kinder habe ich einmal in der 22. SSW, einmal in der 21. SSW und einmal in der 12. SSW verloren. Auch was die Fehlgeburten angeht, denke ich still darüber nach, ob es vielleicht mit den Drogen zusammenhängt. Man weiß das ja nicht...und sein täglicher Cannabisduft hat mich gerade in den Schwangerschaften extrem gestresst. Durch die Verluste der Kinder wurde natürlich die Sache mit dem Cannabis nicht weniger, im Gegenteil. Da gab es dann sehr extreme Zeiten.

    Der Alltag besteht unter der Woche aus Arbeit, sobald wir heimkommen, geht er "chillen". Es ist für mich schwer zu schätzen, wie viele Joints es pro Tag sind, aber ich würde sagen, unter der Woche 2-3 je Abend, am Wochenende jeweils 3-5. Ob das viel ist oder wenig, wie die Wirkung ist - das kann ich überhaupt nicht einschätzen. Ich merke es nicht nach einem Joint, aber manchmal sieht er mich schon ziemlich schief an und kann sich oft auch nichts merken, ich muss mich oft wiederholen. Er raucht zwar ausschließlich draußen, trotzdem zieht es fast täglich so sehr in den Waschkeller, dass ich da nicht mal Wäsche trocknen kann. Man muss echt lange lüften, damit der Geruch weg ist, und dann geht er ja schon für die zweite oder dritte Runde raus.

    Im Urlaub läuft es so, dass er oft bis 3,4 Uhr nachts überhaupt nicht schlafen kann, alle 30 Minuten aufsteht und Zigaretten rauchen geht. Er ist dann permanent unausgeschlafen und schlecht gelaunt. Außerdem will er im Urlaub immer sehr viel Alkohol trinken, da er dann ja kein Cannabis dabei hat. Ich bin dann die Spielverderberin, da ich nicht mittrinken möchte. Ein Glas Wein mal zum Genuss - das geht bei ihm nicht. Er meinte erst kürzlich, sein Plan für 2025 sei es, "vom Cannabis zum Wein umzuschwenken"... irgendwie hat das bei mir einen Nachgeschmack hinterlassen.

    Sexuell geht es leider immer mehr bergab. Ich ekle mich schon vor seinem Geruch, wenn er Cannabis geraucht hat, da möchte ich keine Nähe mehr. Küssen gibt es schon länger nicht mehr und wir haben auch getrennte Schlafzimmer seit ca. zwei Jahren, da er irgendwie "ausdünstet". Jedenfalls riecht sein Schlafzimmer fast jeden Morgen nach abgestandenem Cannabis, falls jemand weiß, was ich meine. Mir wird einfach übel davon und schlafen möchte ich so nicht mehr neben ihm. Auch ist er wenig einfühlsam, fast ein wenig abgestumpft in dieser Hinsicht.

    Wir hatten schon so viele Gespräche, dass ich irgenwie "ausgeredet" bin. Ich habe schon Wohnungen angeschaut, um mal reinzuspüren, wie das für mich wäre. Ich habe mich ein paar engen Freundinnen geöffnet und meiner Mutter, da mich das alles belastet. Auch mich haben ein paar Leute schon angesprochen, ob alles in Ordnung sei, da sie meinen Partner auf Feiern irgendwie "weggetreten" wahrgenommen haben bzw. sein starkes Schwitzen bemerkt hatten, wenn er gerade im Entzug war. Davon ahnt er nichts, für ihn passt fast alles so wie es ist. Das letzte Gespräch war vor ca. 1 Jahr, seitdem habe ich mich extrem zusammengerissen und wirklich nichts mehr gesagt, da ich hoffte, dies würde ihm helfen, aufzuhören. Mein Partner weiß, dass ich keine weitere Kinderwunschbehandlung möchte, solange er kifft. Er weiß auch, dass ich ihn nicht heiraten würde, weil er so viel kifft. Er kennt meine Grenzen, würde er ein paar mal im Jahr kiffen, könnte ich damit leben. Er selbst wünscht sich angeblich sehr ein Kind und möchte auch irgendwann noch heiraten. Aber so wirklich kann das ja auch nicht sein, wenn all das für ihn kein Antrieb ist. Ich stehe jetzt also wirklich an dem Scheideweg, ob ich überhaupt nochmal mit ihm sprechen soll oder mein Leben neu sortiere, ohne ihn und ohne Gras.

    Vielleicht möchte jemand einfach seine Meinung teilen oder hat ähnliche Erfahrungen für mich, das würde mir sehr helfen.

    Grüße, Pink Zebra

  • Hallo.

    Ich bin heute neu beigetreten und ich kann dich sehr gut verstehen. Ich habe eine ähnliche, aber auch gleichzeitig etwas andere Situation. Ich fühle mich so in der Zwickmühle, so gefangen...mein logischer Menschenverstand sagt mir zwar, was ich tun sollte, aber es ist alles nicht so einfach, leider...

    Ich bin 45, weiblich. Mein Mann hat mehrere Suchtproblematiken (Alkohol, Zigaretten), aber hauptsächlich und am belastenden das Koks bzw. Freebase, nennt sich das glaube ich, er raucht es. Ich bin mit meinem Mann schon seit 2001 zusammen und wir sind seit 2009 verheiratet, eine sehr lange Zeit. Wir haben zwei Kinder (12 & 14) zusammen, ein Haus, Haustiere, das ganze Programm. Ich habe mich damals unsterblich in meinen Mann verliebt und war ihm quasi hörig. Er hat mich oft nicht gut behandelt, aber ich habe es ertragen, weil ich ihn so geliebt habe. Er hat schon immer nicht wenig Alkohol (Bier) getrunken, hat aber gearbeitet und wir konnten uns ein Leben aufbauen. Seit ca. 2 Jahren raucht er Koks als Freebase, soweit ich weiß seit 2 Jahren, wenn nicht vielleicht schon länger...davor die Jahre hat er manchmal beim Feiern Koks geschnüffelt, ich wusste davon, habe es selbst ein paar Mal gemacht, aber nur weil er mich jedesmal überredet hat und unter Druck setzen, weil er sehr manipulativ ist. Ich war grundsätzlich immer sehr gegen Drogen, weil ich da einfach Respekt vor habe und meine beste Freundin sich aufgrund ihrer Drogensucht mit 20 Jahren umgebracht hat. Seitdem war ich was Drogen angeht, traumatisiert. Aber wie gesagt habe ich mit meinem Mann ein paar Mal selbst konsumiert, nur Koks, kein Freebase oder Crack! Seitdem ich weiß, dass er es regelmäßig konsumiert, haben wir so viel Auf und Abs hinter uns. So viel Streit, Gespräche, Trennungsäußerungen...wir waren sogar schon bei der Drogenberatung, aber nach dem ersten Termin wollte er nicht mehr hin. Er meint immer noch, erkannt es selbst schaffen. Aber das kann er nicht! Er macht mich jedesmal für seinen Konsum verantwortlich, wegen eines Streits mit mir oder weil ihm irgendwas an mir nicht gefällt, wie ich mit ihm umgehe usw. Er ist seit über einem Jahr arbeitslos. Ich gehe Teilzeit arbeiten und wir haben Schulden und Kredite. Es ist extrem finanziell belastend und seine Drogen sind auch teuer. Ich weiß nicht mehr ein und aus. Ich will das alles nicht mehr. Vor allem kriegen die Kinder vieles mit. Ich habe schon oft an Trennung gedacht und es sogar schon ein paar Mal ausgesprochen, aber er lullt mich immer wieder mit neuen Versprechungen und Beteuerungen von meinem Vorhaben zurück. Vor allem sagt er mir, er würde es ohne mich nicht packen, dann würde er zugrunde gehen und ihm wäre dann sein Leben scheißegal. Ich weiß im Grunde, möchte er aufhören, dass will eigentlich jeder Drogensüchtige, aber es soll bitte einfach sein, ohne Anstrengung...und von selbst. Aber leider ist es nicht so einfach, man muss sein Problem eingestehen und sich auf Hilfe einlassen. Leider ist er noch nicht soweit...und ich habe das Gefühl, unsere Beziehung ist vorbei. Da ist keine Liebe mehr. Er hat alles zerstört. Er tut mir einfach sehr leid und da sind natürlich noch die gemeinsamen Kinder und die ganzen Verpflichtungen...und er weiß es und nutzt es aus, um mich bei sich zu behalten. Ich habe das Gefühl, ich bin nicht stark genug für einen Trennungskampf, denn es wäre ein Kampf. Er würde mich niemals tatenlos gehen lassen. Er ist sehr stolz und temperamentvoll und sehr narzisstisch veranlagt. Bevor er mich gehen lässt, würde er mich zerstören...und davor habe ich Angst. Andererseits kann ich so nicht weiter leben...Wir haben seit unserer Heirat ein gemeinsames Konto. Vorher hat er immer gearbeitet,ich war viel mit den Kindern zu Hause. Jetzt gehe ich arbeiten und er ist arbeitslos, unternimmt auch nicht so viel Arbeit zu suchen, nur auf mein Drängen...wie gesagt, es reicht so schon vorne und hinten nicht, aber durch seine Sucht, kommen wir gar nicht mehr über die Runden...ich würde gern ein eigenes Konto eröffnen, aber das gemeinsame Konto kann ich nicht einfach schließen, weil es total überzogen ist. Ich fühle mich in einer Sackgasse...

  • Hallo, Pink Zebra oder DarkFlower, und vielleicht passt es auch zum zweiten Beitrag,

    hier hat noch niemand auf die Fragen geantwortet, und ich dachte vielleicht hilft es wenn jemand mit sehr ähnlicher Geschichte ein paar Gedanken teilt. Erstmal tut es mir furchtbar leid, ich will mir gar nicht vorstellen was mehrere Fehlgeburten und dann noch zu so späten Zeiten mit einem machen. Du solltest wirklich Unterstützung von deinem Partner bekommen, und nicht noch mehr Ärger aufgeladen.

    Ich habe eine sehr schwere Beziehung mit einem süchtigen Partner hinter mir, und lebe mittlerweile glücklich getrennt in meinem eigenen Haus, ich bin vor 2 Jahren ausgezogen, das war die beste Entscheidung die ich jemals getroffen habe. Bei meinem Partner war es auch "nur" ein paar Joints täglich, und wenige Biere. Allerdings wenn er mal nicht gekifft hat wurde der Alkohol mehr. Und so wie du habe ich mich irgendwann ziemlich verzweifelt hier angemeldet. Ich lese hier immer noch mit, was wohl bedeutet dass ich mich schwer damit tue das zu verarbeiten. Es fühlt sich so unnötig an dass Drogen wichtiger sind als eine Beziehung oder eine Familie.

    Alles was du sagst kommt mir bekannt vor, und habe ich so oder so ähnlich erlebt. Und wenn du dich hier durchliest wirst du feststellen dass sich alle Geschichten ähneln. Ein paar wichtige Erkenntnisse die ich hatte helfen dir vielleicht. Eine Freundin hat mich bei meiner Erzählung mal darauf aufmerksam gemacht dass was er macht ganz klar gaslighting ist. Ich kannte den Begriff so bis dahin gar nicht, und habe dann gaslighting und Drogenkonsum gegoogelt. Das ist genau was er jahrelang mit mir gemacht hat. Mir das Gefühl zu geben mit mir stimmt etwas nicht. Ich ihn stresse und er deswegen kifft. Er kein Problem hat sondern ich nur depressiv bin und nicht glücklich sein kann und einen Grund suche um mich zu streiten. Sobald ich das durchschaut habe hatte er deutlich weniger Macht über mich. Das schlimme ist ja, in den Anschuldigungen war immer ein Funken Wahrheit eingebaut, und dadurch war ich verunsichert ob meine Wahrnehmung vieleicht tatsächlich falsch ist. Ich habe ewig gebraucht um mich zu trennen und mir das klar zu machen dass sich nichts ändern wird.

    Er hat bis heute nie seine Sucht eingestanden, obwohl es ganz offensichtlich ist. Und das ist genau das Problem, ich denke es gibt Hoffnung wenn sich der Partner von alleine Hilfe such und versucht etwas zu ändern. Aber für mich ist es bis heute schwer zu akzeptieren dass er sich nicht ändern wird. Ich dachte immer ich muss es ihm nur besser verständlich machen, weil es doch so offensichtlich problematisch ist. Aber er hat mir gar nicht zugehört, und mich immer nur angegriffen verbal und emotional. Wir waren sogar in der Paartherapie, und die Therapeutin hat ihm die Dynamik von Sucht in der Beziehung erklärt. Nichts davon ist bei ihm angekommen. Und irgendwann hat er sie abgebrochen. Ich weiß nach wie vor nicht was daran so problematisch ist für ihn sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Was ich lernen muss zu akzeptieren ist dass es nciht passieren wird.

    Für mich kam der Wendepunkt und die entgültige Trennung als ich nochmal ein Gespräch mit der Paartherapeutin gesucht habe, aber alleine. Ich wollte gerne von ihr hören ob sie denkt dass es eine Möglichkeit gibt die Beziehung zu retten. Und sie war sehr diplomatisch, das ist ja ihre Aufgabe, Aber irgendwann hat sie sich vorgebeugt und mich eindringlich angeschaut. Und meinte sie sind doch eine intelligente Frau. Hören sie sich doch mal von außen zu was sie mir gerade erzählen. Sie sind mit jemandem zusammen der sich ihnen mit Drogen entzieht, zu dem sie keine Nähe haben, den sie nicht riechen können (der Geruch war ein schlimmer Trigger für mich irgendwann), was würden sie sich denn von außen raten. Und sie hat auch noch einen wichtigen Satz gesagt, und im nachhinein weiß ich wie wahr er war. Es ist nicht normal sich so zu fühlen. Sie fühlen sich schon sehr lange so und haben es als normal akzeptiert, aber es ist nicht normal sich permanent so schlecht zu fühlen und mit der Sucht eines anderen zu kämpfen. Und jetzt nach 2 Jahren Trennung könnte ich dem nicht mehr zustimmen. Es ging mir so schlecht in dieser Beziehung, und weil das über so lange Zeit ging habe ich es angefangen als normal zu akzeptieren.

    Und noch ein letzter Gedanke. Ich verstehe absolut dass du ihm die Schuld für die Fehlgeburten gibst. Es gibt ja tatsächlich auch Studien die zeigen wie negativ sich kiffen auf die Fruchtbarkeit auswirkt. Aber selbst wenn das nicht die Ursache ist. Es ist nicht deine Schuld dass du denkst sein Kiffen könnte der Grund dafür sein. Es ist seine Drogensucht die macht dass du so etwas annehmen musst. Mein Ex hat sich immer beschwert ich würde alles auf das Kiffen beziehen. Und er hat recht, ich tue ihm oft unrecht. Er vergisst nicht jedes Mal die Jacke der Kleinen oder andere Details weil er bekifft ist, aber weil ich weiß dass er jeden Abend kifft ist nun mal meine erste Annahme dass er deswegen abgelenkt war. Und vielleicht war das tatsächlich nicht der Fall, aber es ist seine Schuld dass generell meine erste Annahme ist dass er bekifft und unzurechnungsfähig ist. Weil er das nun mal fast jeden Tag irgendwann ist.

    Und jetzt wird es etwas kitschig, aber es ist tatsächlich so gewesen. An dem Tag an dem ich meinen Mietvertrag unterschrieben habe um auszuziehen bin ich mit dem Fahrrad auf die Arbeit gefahren. Und das klingt merkwürdig, aber ich hatte plötzlich das Gefühl mit meinem Gesicht ist etwas anders. Ich habe zum ersten Mal seit sehr langem einfach so vor mich hingegrinst und war glücklich. Das hatte ich vorher monatelang nicht getan, weil es mir so schlecht ging in dieser Beziehung und diesem permanenten Streit über den Drogenkonsum. Es war wirklich hart und schwer mich loszulösen, und auch finanziell und organisatorisch auszuziehen. Aber es war definitiv das beste für mich davon loszukommen.
    Und es ist vollkommen ok sich dabei Hilfe zu holen. Ich habe mit dem Jugendamt gesprochen, mit anonymen Drogenberatungen, mit der Paartherapeutin. Und mittlerweile auch mit einer eigenen Therapeutin. Das hilft mir sehr, vor allem auch um mich gegen das gaslighting und die sinnlosen Behauptungen von ihm zu schützen.

    Ganz liebe Grüße, und viel Kraft.

  • Hallo Jenny und Pink Zebra,

    ich muss sagen, dass es mir sehr leid tut was ihr beide durchmacht. Ihr seid 2 Frauen mit einem völlig berechtigten Wunsch nach einem erfüllten Leben. Mit einem süchtigen Partner ist das nur schwer oder eher gar nicht zu erreichen.

    pInK Zebra: Auch wenn es sich bei dem Suchtmittel deines Partners "nur" um Cannabis handelt, ist es für dich extrem belastend. Dass die Unfruchtbarkeit, oder besser Zeugungsunfähigkeit, vom Gras herrührt, bezweifle ich. Zumal du ja auch von Schwangerschaften berichtest. Aber eigentlich möchte ich dir sagen, dass nur mit der eigenen Überzeugung, nicht mehr konsumieren zu wollen, eine dauerhafte Abstinenz gelingen kann. Und danach sieht es bei deinem Partner leider nicht aus.

    Ich will euch beiden mal aus meiner Perspektive berichten. Es gibt hier ein Thema zu meiner Geschichte, es lautet: "Dieses Mal für immer"

    Darin beschreibe ich sehr ausführlich meine Auseinandersetzung mit der Cannabis-Abhängigkeit.

    Und viel zu selten oder viel zu wenig habe ich an meine Frau und meine Familie gedacht. Wenn ich konsumiert habe, war ich launisch, ungerecht, egoistisch und wollte immer nur meine Ruhe. Es gab nur gaaaaanz wenig Platz für die Bedürfnisse und Belange meiner Liebsten. Im Laufe der Jahre gab es häufiger den Versuch, den Konsum von Cannabis zu beenden. Es ist mir jedes einzige Mal seeeeeehr schwer gefallen. Der Entzug und der anschließende Absturz in depressive Verstimmungen hat dann meine Familie nur noch zusätzlich aufs Neue belastet. Auf jeden Fall drehte sich auch dann wieder alles nur um mich.

    Ich will euch damit sagen, dass es so oder so eine schwere Zeit werden wird und dass die Sucht immer bleiben wird. Man kann halt abstinent leben, aber Sucht ist nun mal eine Krankheit.

    Ich bin natürlich sehr dankbar, dass meine Frau immer zu mir gehalten hat. Und auch meine Kinder haben noch Achtung vor mir.

    Seid euch im klaren darüber, was das Zusammenleben mit einem Abhängigen wirklich bedeutet. Es können liebenswerte Menschen sein. Meine Frau hat diese Anteile in mir auch immer gesehen (zum Glück!) und viel Kraft aufgebracht, um mich jedes Mal aufs Neue wieder zu erretten! Dafür werde ich ihr auf ewig dankbar sein. Ich lebe jetzt seit dem 02. März mal wieder abstinent vom Cannabis und es fällt mir auch sehr schwer. Nicht das Verzichten auf den Konsum, sondern eher das Klarkommen im tatsächlichen Leben.

    Vor allem dir, Jenny, möchte ich raten, die Drogenberatungsstelle wieder zu kontaktieren. Die bieten auch Unterstützung und Beratung für Angehörige. Kokain ist aus meiner Sicht auch ne Spur heftiger als "nur" Gras! Außerdem sind in eurer Beziehung/Ehe auch Kinder vorhanden. Die verdienen und bedürfen besonderen Schutz.

    Und dich, Pink Zebra, möchte ich darauf hinweisen, dass dein Partner schon sehr früh zu kiffen angefangen hat. Das macht den dauerhaften Verzicht natürlicher noch schwerer. Ähnlich wie bei mir. Ich war sechzehn, bzw. knapp siebzehn Jahre alt, als das Gras mich in seinen Bann gezogen. Es fällt mir ja bis heute schwer, bzw., es ist mir bis heute nicht gelungen, dem Leben eine Farbe zu geben. Eine Farbe, die mich langfristig vor erneutem Konsum bewahrt. Und ich halte es für ausgeschlossen, dass ein moderater (kontrollierter) Konsum in der Regel für Menschen mit so starker Abhängigkeit über einen so langen Zeitraum funktioniert. Also, wenn solche Vorschläge gemacht werden bitte schön skeptisch und vorsichtig sein!

    Loulou bringt es auf den Punkt. Einfacher und unkomplizierter ist das Leben ohne einen abhängigen Partner. Sicher ist man dann erst wieder alleine. Sicher trägt man dann die Verantwortung für die Kinder alleine (sofern es nicht jetzt auch schon so ist). Eine Perspektive kann sich aber dann wieder entwickeln.

    Andererseits ist es auch möglich eine Sucht zu überwinden, wenn man es wirklich möchte. Aus tiefster und EIGENER Überzeugung. Dazu braucht man Unterstützung. Ohne meine Frau hätte ich schon längst wieder aufgegeben, aber es kann hilfreich sein, wenn man als Abhängiger seine Komfortzone verlassen muss. Ich will damit sagen: Ist die Partnerin oder der Partner erst einmal weg (wenn auch nur vorübergehend), muss man sich dafür anstrengen, ihn oder sie zurückzubekommen. Und um seinen Partner beim Entzug zu unterstützen, muss man nicht direkt mit ihm zusammenleben. Es muss ja nicht immer direkt ne eigene Wohnung sein. Manchmal kann man auch vorübergehend zu einer guten Freundin oder zu den eigenen Eltern ziehen. Spätestens dann wird die Suchtproblematik aber auch öffentlich.

    So oder so: Ich empfehle euch beiden, Beratung und Unterstützung anzunehmen. Professionell durch ne Drogenberatungsstelle aber auch eine Vertrauensperson mit einzubeziehen. Ebenso wird es vermutlich zu Beschwichtigungen, Rückfällen, Lügen, etc. kommen. Das ist leider Teil des ganzen teuflischen Suchtdings.

    Nur in der jetzigen Situation auszuharren, wird nichts verändern. Der Konsument muss ja hier nichts tun und hat es bequem. Kein Grund zur Veränderung der Gewohnheiten. Er kann konsumieren und Partnerin, bzw. Partnerin und Kinder sind trotzdem da. Ständige Konflikte wegen des andauernden Konsums kann man prima mit Drogen ignorieren!

    So die Sicht eines Süchtigen, der seit 33 Jahren Cannabis konsumiert.

    Alles Gute für euch beide und lasst hier was von euch hören!

    BUD

  • Hallo ihr Lieben,

    Eure Geschichten sind sehr traurig und man spürt die Belastung und Hilflosigkeit beim Lesen.
    Die Frage die ihr euch stellen solltet ist, wie viel Kraft habt ihr gerade, wie viel könnt ihr noch aufbringen, und wie lange könnt ihr diese aufrechterhalten.
    Wenn ihr schon an der Grenze seid dann nehmt alles was ihr habt und geht. So wie Loulou es getan hat.
    Selbst wenn PartnerInnen sich die sucht eingestehen kommen danach weitere Phasen (Entzug) die viel Energie brauchen. Das Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt. Depressionen können die Beziehung belasten, eine Veränderung der Persönlichkeit kann folgen, das soziale Umfeld kann sich drastisch ändern und gemeinsame Aktivitäten bleiben aus etc. Wenn ihr diesen Weg begleiten wollt und auch noch mental in der Lage dazu seid, denke ich, solltet ihr eure PartnerInnen so gut wie möglich unterstützen. Vor allem bis ins kleinste Detail die Sucht durch Gespräche kennenlernen.
    Professionelle Hilfe ist selbstverständlich auch wichtig. Nicht nur für den Süchtigen sondern auch für euch persönlich.

    @Darkflower: Der Alkoholkonsum wenn er kein Gras hat ist eine Suchtverlagerung. Das ist leider bei vielen so.
    Diese Antriebslosigkeit kenne ich nur zu gut. Weil man sein Leben ja ohne hin nur bis zum nächsten Konsum planen kann. Man sieht aber auch die Schulden, Briefe, Termine und alltägliche Dinge als Belastung. Und Belastung kann man mit Drogen zu mindestens kurzzeitig ausblenden.
    Ich wünsche dir ein gutes Leben mit jemanden der deine Zukunft nicht nur Theoretisch umsetzen will sondern auch Praktisch. Wenn dieser Jemand dein aktueller Partner sein soll muss er sich so schnell wie möglich seiner sucht bekennen und clean werden. Ansonsten such dir dein Glück woanders.

    jenny: Du musst da raus, sofort. Ein Narzisst wird dich so oder so irgendwann Zerstören. Du musst alle Kraft sammeln für eine Trennung. Scheiß auf sein Drogenproblem das ist nur die Spitze des Eisberges. Gehe mit den Kindern erstmal zu jemand Vertrautes. Jemand der dich auch Schützen kann.
    Lass dich nicht manipulieren.

    Loulou: du hast alles richtig gemacht.

    Ich weiß aber auch, dass es einfach ist hier seine Meinung runter zu tippen. Ohne euch zu kennen und nur einen Bruchteil eurer Geschichte zu kennen antworte ich hier.
    Ich bin selber seit 10 Jahren Koksabhängig und versuche hier etwas von den Gedanken eines Süchtigen zu Teilen, zu Reflektieren und mich auf diese weise selbst zu therapieren.
    All das was ich euch rate, würde ich auch von meiner Partnerin raten/erwarten, wenn sie von meinem Problem wüsste. Sie sollte nicht ihre Energie in meine Suchtbewältigung stecken.

    Ich wünsche euch alles Gute.

  • Hallo ihr Lieben.

    Vielen Dank für eure Kommentare. Es ist so hilfreich sich offen austauschen zu können, ohne verurteilt zu werden! Ich habe meinem Mann vorgestern gesagt, dass wir uns am Besten trennen sollten, weil ich so nicht leben kann, weil sich nichts ändert/ bessert. Daraufhin hat er mir alles Mögliche versprochen, dass er an sich arbeitet, dass er mit dem Koks aufhört und weniger trinken wird... Ich war eigentlich schon fest zur Trennung entschlossen, aber er hat mir so leid getan und ich habe ihm gesagt, dass es seine letzte Chance ist. Bei dem nächsten Konsum/ Rückfall oder Absturz ist es vorbei. Da er keine Therapie machen möchte oder eine Beratungsstelle, Selbsthilfegruppe besuchen möchte, das habe ich ihm vorgeschlagen und wirklich sehr ans Herz gelegt, bin ich natürlich sehr skeptisch. Aber er beteuerte, dass er es jetzt endgültig verstanden hat, dass alles auf der Kippe ist, wenn er so weiter macht. Da er nicht täglich konsumiert und lediglich, wenn es schlecht läuft, alle 2-3 Tage oder, wenn es gut läuft, in Abständen von 1-2 Wochen, meint er, er sei nicht in dieser heftigen Sucht. Er fände es unfair, sich mit Süchtigen zu vergleichen, die täglich konsumieren. Daher denkt er, er kann es selbst schaffen und braucht keine Hilfe von außen. Ich bin da echt überfragt und skeptisch. Bin aber auch wieder total durcheinander, was ich glauben soll ...

  • Hallo Pink Zebra/ @DarkFlower7704,

    ich möchte dir und den anderen mein Mitgefühl für eure belastenden Lebenssituationen aussprechen und meine Anerkennung für eure Stärke aussprechen! Ich hoffe ihr könnt hier gegenseitig von euren Geschichten etwas für euch mitnehmen.


    Anknüpfend an Bud möchte ich auch noch einmal die Möglichkeit der Suchtberatung betonen. Diese ist nicht nur für Personen mit einer Suchtproblematik, sondern eben auch für die Angehörigen da. Die Beratung ist kostenlos, unterliegt der Schweigepflicht und kann meist auf Wunsch hin auch anonym stattfinden. Es kann hilfreich sein, eine externe Person hinzuzuholen und einen Blick von außen auf die Situation gespiegelt zu bekommen, ähnlich wie Loulou es bei ihrer Therapeutin beschrieben hat.

    In jedem Fall wäre es gut, wenn du Pink Zebra, aber auch du JennySch euch Unterstützung holt. Falls ihr euch bereit fühlt, könnt ihr in die Suchtberatungsstelle in eurer Region gehen oder aber auch Online-Angebote wahrnehmen:
    https://app.suchtberatung.digital/beratung/regis…72-cef8da13be12 (Anmeldung ist anonym und kostenlos).

    Ich wünsche allen hier noch viel Kraft und viel Glück für eure weiteren Wege.


    Noch eine kurze Info zu mir: Ich gehöre zu einem Team professioneller Sozialarbeiter:innen, die aufsuchend im Netz unterwegs sind. Dabei versuchen wir User:innen unterstützend und beratend zur Seite zu stehen, im Besonderen zum Thema Sucht und Konsum. Unser Angebot ist selbstverständlich kostenfrei und anonym.

    Viele Grüße

    Emina vom DigiStreet-Team der Drogenhilfe Schwaben gGmbH

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