Guten Tag,
heute habe ich den ganzen Vormittag nix gemacht. Bin um halb sechs zusammen mit meiner Frau aufgestanden. Sie muss ja zur Arbeit.
Als sie um 7 Uhr losgefahrenen ist, zack, direkt abgelegt.
Ich habe nich die Waschmaschine ausgeräumt, nicht den Hof zu Ende sauber gemacht.
Den ganze Vormittag vorm Fernseher gelegen und breaking bad geschaut.
Gegessen habe ich nur eine Banane und getrunken nichts.
Aber auch nur, damit meine Tochter, die zuhause fleißig fürs Abi lernt, nicht bemerkt, wie ich mich schon wieder gehen lasse. Wenn der Fernseher läuft, lässt sich der Eindruck erwecken, dass man auch wirklich was anschaut.
Dann irgendwann aufgerafft, schnell den Hund gefüttert und mit ihm ne Runde gegangen, damit er sein Kacks macht.
Dann ab mit dem wohnmobil in die Mittagspause zu meiner Frau. Wir essen am Dienstag gerne zusammen in unserem kleinen Lieblingsrestaurant.
Dann wieder gelogen. Habe mich nicht abgelegt. Habe gegessen. Bin mit meinen Aufgaben angefangen.
Sie hatte allerdings zwischendurch mit unserer Tochter geschrieben und schon gewusst, dass es nicht stimmt.
Ich glaube, ich bin ein fauler Lügner, der überhaupt nicht bereit ist, sein Leben zu verändern.
Wenn ich konsumiere, mache ich auch so gut wie nix. Dann sitze oder liege ich nur nicht andauernd rum. Das nötigste wird dann von mir gemacht. Aber auch immer viel gelogen. Ich habe mich doch eigentlich schon entschieden, dass das cleane Leben nix für mich ist.
Ständig verlasse ich mich auf andere, auf mich kann sich niemand verlassen.
Keine eigenen Ideen oder Impulse.
Hauptsache schön dicht, dann ist mir alles recht.
Es sind jetzt etwas mehr als 5 Wochen vergangen seit dem letzten Joint.
Entzug ist das nicht mehr. Nur Sturheit und Trotz.
Wenn anderthalb Jahre schon unbefiedigend waren, was soll ich mich denn hier noch so abmühen?
Beim Mittagessen sagte meine Frau auch, dass ich mich doch eigentlich schon wieder entschieden habe, dass Cleansein nix für mich ist. Dann sollte ich doch allen Beteiligten das ganze ersparen und wieder anfangen. Ich bin dann zwar immer noch faul und lüge, aber es gibt dafür ein bisschen mehr Alltag, der funktioniert.
Die Wäsche hatte dann gehangen und eine wunderbare ausrede, warum der Hof noch nicht sauber ist, hätte ich auch parat gehabt.
Sogar jetzt sitze ich hier in der Garage, rauche Zigaretten und schreibe euch voll. Nur um nix anderes zu tun. Anderes bedeutet in diesem Fall was arbeiten.
Sinnvollen Aufgaben nachgehen.
Ätzend.
Ich denke, ich verstehe meinen Konsum nun als Flucht vor dem Alltag und den Verpflichtungen, die es für jeden gibt.
Bin ich wirklich depressiv? Oft habe ich da meine Zweifel.
Wenn ich wieder nachts um drei oder vier Uhr aufwache, plagt mich mein Gewissen, nicht mehr aus meinem Leben zu machen. Das ist wirkliche Arbeit, sich damit zu befassen. Es ist viel leichter, bekifft die Mindestenstanforderungen der Frau und der Familie zu erfüllen, wenn man high ist.
Ich habe keine Lust mehr auf mein Experiment! 
Euer Bud
Wie kann meine Frau das nur aushalten?
Was hält sie bei mir?
Ich glaube, ich wäre schon gegangen.
Längst!