hi watte!
ich kann dein inneres gedrängtes gefühl sehr nachvollziehen. auch ich brauche veränderungen. in der pupertät hab ich veränderungen gehasst wie die pest. aber seit ein paar jahren brauche ich diese veränderungen, sonst fühl ich mich als würde ich stehn bleiben im leben. ich bin schon als kind 3 mal umgezogen. neben dem abi bin ich dann in zwei verschiedene wgs gezogen. hatte innerhalb von 2 jahren drei jobs. bin dann von österreich nach deutschland gezogen um meinen traum zu verwirklichen. nach einem halben jahr bin ich dann wieder für ein halbes jahr nach österreich um zu arbeiten. bin nun wieder in deutschland, krempel mein leben wieder total um. hab jetzt ein monat lang wo gearbeitet und musste mir einen neuen job suchen der mich fordert. wo ich was neues lernen kann. ich bin erst 23, bin schon 8 mal umgezogen, bin ausgebildet in zwei berufen und möchte im frühjahr wieder eine ganz andere ausbildung angehen. und habe meine arbeit schon 7 mal gewechselt.
ich finde das ganz ok muss ich sagen. dadurch dass ich so oft wo anders gearbeitet habe, habe ich so viele erfahrungen in der gastronomie gekriegt dass ich im winter schon als barchefin einen job bekomme. dieser Zwang immer mehr dazuzulernen, nicht stehenzubleiben hat viele vorteile finde ich. ich hab für mich selbst einfach erkannt dass ich derzeit einfach nicht jahrelang in einer stadt wohnen kann und den gleichen beruf ausüben kann. der alltag wird dann mit der zeit einfach zu alltäglich. oder wenn ich mir vorstelle dass ich den job nach dem abi jahrelang gemacht hätte... ich hätte nix neues dazugelernt, ich würde noch immer für wenig geld arbeiten.
meine mutter hat sich auch schon oft umschulen lassen, hat schon viele berufe gemacht, mein vater hat einen job wo er mal in china, in amerika oder sonstwo ist.
hab dadurch auch meine beziehungen immer wieder aufgegeben, weil ich eben umziehen wollte. ich bin eine reisende, ich hab den trieb eines zigeuners, würd ich jetzt mal behaupten. deswegen möchte ich auch journalismus studieren, mir einen lkw mit koffer zulegen, und dann spätestens nach der ausbildung in der weltgeschichte umherreisen.
es gibt einfach menschen die nicht stehenbleiben wollen, die einen innerlichen trieb haben.
meine familie hat fast einen herzinfakt gekriegt als ich vor zwei jahren bekannt machte dass ich in einem monat nach deutschland auf einen wagenplatz ziehe. mit sack und pack bin ich dann mit dem zug hierher umgezogen. war total spannend, weil ich nicht genau wusste was auf mich zukommt. aber ich brauche das im leben, nicht zu wissen was morgen ist.
klar könnte ich jetzt auch mir ne wohnung suchen, einen gefässtigen job, doch so wie ich mich kenne würde ich da nur sehr unglücklich werden.
für mich sind diese dinge im leben das was mich glücklich machen:
-neue leute kennenlernen
-andere kulturen, andere landschaften, städte kennenlernen
-im job stets was neues dazuzulernen
-herausforderungen wahr zu nehmen, sie anzunehmen und zu meistern
-forderung des denkens, des handelns, des lebens
ich hab die erfahrung gemacht dass das leben einfacher ist wenn man eine gefestigte existenz hat. meine schwester zb arbeitet in ihrem job schon seitdem sie die lehre gemacht hat. wenn es um spontane sachen geht oder einfach nur darum geht wo anders hinzufahren kriegt sie schon ne kriese. für sie wäre es unvorstellbar einfach mit dem zug und nem koffer in ein anderes land auszuwandern.
natürlich gestalte ich mein leben auch nicht einfach so mit links. wenn ich mir vorstelle dass ich mir im frühjahr einen lkw kaufen möchte, den ausbauen möchte, und ich mich mit dem rumschrauben am motor auseinandersetzen muss, wird mir schon etwas bange. aber ich sage mir immer: ausprobieren kann man es ja. wenns nicht klappt, dann weiß man wenigstens dass man es versucht hat, und man kann sich anderswärtig orientieren.
es gibt höhen und tiefen, enttäuschungen und erfolge im leben. ganz gleich welche erfahrungen man macht, man lernt aus allem!
natürlich find ich das leben hier im moment auch schön, der neue job macht mir auch spass. doch für mich weiß ich dass ich spätestens im winter wieder weiterziehen werde.
ich flüchte auch nicht vor problemen, denn die probleme begleiten einen ständig. veränderungen fordern den mut und das selbstbewusstsein.
das leben besteht aus vielen projekten. wenn du das gefühl hast dass dein projekt beendet ist dann erfinde ein neues. heutzutage fordert man kinder ja unerlässlich. warum sollen sich erwachsene dann nicht selbst fordern?
veränderungen fallen mir auch oft schwer weil ich Angst davor habe, ob ich es überhaupt schaffe was ich mir vornehme. und weil das was ich mir aufgebaut habe, sei es wohnungsgemäß oder beruflicher natur, mir eine art sicherheit gibt, und ich diese sicherheit dann wieder von vorne definieren muss. aber wie gesagt, ich wäre totunglücklich wenn ich stehen bleiben würde, und würde ich meine veränderungen nicht durchmachen würde ich mit 80 mein ganzes leben bereuen. diese phase macht gerade meine oma durch, die aber damals auch nicht die möglichkeit hatte veränderungen in ihrem leben vorzunehmen. und vielleicht auch weil ihr der gewisse mut dazu fehlte.
mein vater war lange zeit selbstständig, hat dann ein jobangebot bekommen wo er eben alle zwei wochen ca. für jeweils ne woche in einem anderen land arbeitet. er war sich nicht sicher ob er das machen sollte. gereizt hat es ihn schon sehr. er hat ein haus, eine frau, uns kinder. viel verantwortung. ich hab zu ihm gesagt: mach es einfach! wenn es dir nicht gefällt kannst du dir noch immer einen anderen plan bereithalten. aber ohne dass du es nicht versuchst, weisst du nicht ob es dir gefällt. und wenn du es nicht probierst bereust du es wahrscheinlich irgendwann. letzte woche rief er mich an und hat sich bei mir bedankt, er ist froh dass er es gewagt hat den neuen job anzunehmen. mein vater hat mit 50 den job angenommen... also... nichts ist unmöglich!
meine mutter hatte auch einen gefestigten job der ihr spass machte. aber sie wollte was neues ausprobieren. hat eine weiterbildung gemacht, ihren beruf mit einem anderen verbunden, und hat jetzt eine beratungsstelle für behinderte menschen eröffnet. sie ist jetzt 43.
watte, wenn du das gefühl hast stehenzubleiben, dann verändere etwas. erfinde ein neues projekt! vielleicht macht dir das neue projekt mind. genauso spass wie dein jetziges, vielleicht sogar mehr! du weißt es erst wenn dus ausprobierst.
alles liebe
nao (die eindeutig zu viel schreibt)